Fantasy Filmfest 2024 (29): STEPPENWOLF
Themen: Fantasy Filmf. 24, Film, TV & Presse, Neues |Kasachstan 2024. Regie: Adilkhan Yerzhanov. Darsteller: Berіk Aitzhanov, Anna Starchenko
Offizielle Synopsis: Chaos regiert das Land. Guerillas bekriegen die korrupte Polizei, Banden terrorisieren die bettelarme Bevölkerung. Überall Krawalle, Unruhen, Hinrichtungen. Tamara vermisst ihren Jungen: Gerade saß Timka doch noch auf seiner Schaukel! Der Einzige, der ihr gegen horrende Bezahlung hilft, ihren Sohn zu finden, ist Folterexperte Brajyuk. Er ahnt: Es kann nur Kinderhändler Taha dahinterstecken! Der steht eh auf seiner Abschussliste.
Kritik: Aus Kasachstan hatten wir bisher nur den launigen SWEETIE, YOU WON’T BELIEVE IT. Der ist als Ausgleich zu STEPPENWOLF auch bitter nötig, um nicht zu glauben, dass das ganze Land nur eine steppige Ödnis ist, die MAD MAX wie einen Urlaub im Luxus-Resort aussehen lässt.
Es ist schwer beschreibbar, wie trostlos und menschenfeindlich der Film das Land darstellt. Es gibt keine Ordnung, nur Waffen. Es gibt keine Gerechtigkeit, nur Willkür. Es gibt keine Normalität, nur Täter und Opfer. Brajyuk ist ein Täter, einer der schlimmsten. Tamara ist ein Opfer, eines der hilflosesten. Zwischen ihnen wird sich kein Vertrauen entwickeln, keine zarte Romanze, kein Verständnis.
Die Odyssee durch die Überreste einer gescheiterten Zivilgesellschaft wird zu einem dystopischen Roadmovie ohne Gnade. Den kleinen Timka zu retten ist der Versuch, einen letzten Strohhalm glimmen zu lassen in einem Land, in dem längst das Feuer ausgegangen ist. Sinnstiftend, aber letztlich sinnlos.
Das ist langsam, aber nie langweilig, und fasziniert mit dem Einblick in ein Land, das tumb Bruchstücke der Zivilisation verwendet, aber ansonsten auf dem Niveau der Steinzeit stehengeblieben ist. Da ist das Faustrecht, das auch Brajyuk lebt, wahrlich kein Wunder. Aber wir sehen auch, wie dieses Leben selbst die Stärksten ermüdet, weil ein Leben ohne Liebe, Sicherheit und Freude keinen Sinn macht.
Das klingt jetzt vielleicht alles sehr theoretisch, aber als Roadmovie mit klar gesetztem Ziel ist STEPPENWOLF sehr kurzweilig, sehr brutal und sehr überzeugend inszeniert. Es gelingt ihm, selbst das hartgesottene Publikum noch zu schockieren. Dazu tragen auch die großartigen Hauptdarsteller bei.
Fazit: Eine echte Perle für Leute, die beim FFF exotische Delikatessen statt des üblichen Einerleis suchen. Warum sieht Berіk Aitzhanov wie William T. Riker aus? 9 von 10 Punkten.