Fantasy Filmfest 2024 (4): PEG O‘ MY HEART
Themen: Fantasy Filmf. 24, Film, TV & Presse, Neues |Hongkong 2024. Regie: Nick Cheung. Darsteller:Nick Cheung, Fala Chen, Terrance Lau, Rebecca Zhu
Offizielle Synopsis: Dr. Man nimmt seinen Job sehr ernst. Der Psychiater will die Probleme seiner Patient:innen an der Wurzel packen, wodurch er jedoch immer wieder tiefer als erlaubt in deren Privatleben eindringt. Bei dem von heftigen Schlafproblemen geplagten Taxifahrer Choi San-keung soll ihm dies schließlich zum Verhängnis werden. Denn Chois Dämonen sind denen des Doktors gar nicht so unähnlich.
Kritik: Der Regisseur und Hauptdarsteller meinte vorab in einer Videobotschaft, der Zuschauer solle sich nach dem Film mit seinen eigene verborgenen Geheimnissen auseinander setzen. Fat Chance. Ich habe eine reine Weste.
Filme wie PEG O‘ MY HEART sind notorisch schwer zu besprechen. Man kann ihm eine mangelnde Beherrschung der filmischen Mittel nicht vorwerfen, er ist hoch professionell und mit bemerkenswerter Eleganz inszeniert. Die Traumata sind ein bisschen zu aggressiv geschnitten und filterlastig. und "fast ein Autounfall!" wird als Schockmoment irgendwann dünn, aber technisch spielt das in der Oberliga.
Da reihen sich auch die Darsteller ein, die sich wirklich Mühe geben, Verständnis für die gebrochenen Psychen der Figuren zu generieren. Ein Cameo von Hongkong-Legende Andy Lau wird dabei gerne mitgenommen.
Aber letztlich ist PEG O‘ MY HEART zu persönlich, zu sehr der Biographie von Cheung verbunden (?), um für den Zuschauer irgendeine nachvollziehbare Botschaft zu ergeben. Manche Menschen tragen schwer an erlittenem Leid und man ist besser dran, wenn man mit seinen Traumata aufräumt. War’s das schon?
Hinzu kommt, dass Cheung seine eigene Rolle und ihr Umfeld in einem Maße klinisch (pun intended) sauber und moralisch einwandfrei präsentiert, als käme das Setting aus dem Handbuch "Die Überlegenheit der modernen kommunistisch-chinesischen Medizin, Band 1".
Es bleibt ein Film, der zwar von den ausgetretenen Pfaden des Hongkong-Kinos abweicht, dabei aber keinen wirklich eigenen Weg findet.
Fazit: Gut gespieltes Drama über die Dämonen in unserer Seele, das aber zunehmend in eine Sackgasse läuft und irgendwann einfach aufhört, statt zu enden. Je nach Affinität zum HK-Kino 4 oder 6 Punkte, auf jeden Fall gelb.