09
Sep. 2024

Fantasy Filmfest 2024 (19): MALDOROR

Themen: Fantasy Filmf. 24, Film, TV & Presse, Neues |

Belgien, Frankreich 2024. Regie: Fabrice du Welz. Darsteller: Anthony Bajon, Alba Gaïa Bellugi, Alexis Manenti, Sergi López, Laurent Lucas, David Murgia, Béatrice Dalle

Offizielle Synopsis: Belgien, Mitte der 1990er-Jahre: Zwei Mädchen verschwinden am helllichten Tag. Die Suche nach ihnen füllt lange die Schlagzeilen, doch liefert kein Ergebnis. Der idealistische junge Ermittler Paul Chartier wird Teil einer verdeckten Spezialeinheit, die über Wochen hinweg den vorbestraften Sexualstraftäter Marcel Dedieu beschattet. Aber Bürokratie und Überarbeitung führen trotz belastender Hinweise zum Ende der Operation „Maldoror“. Paul kann und will das nicht akzeptieren und arbeitet unermüdlich auf eigene Faust weiter, um Dedieu zu überführen. Dabei steigert sich der Polizist immer stärker in seine eigene Vorstellung von Gerechtigkeit – und läuft Gefahr, nicht nur seine junge Familie, sondern auch sich selbst endgültig zu verlieren …

Kritik: Das hier ist harte Kost, keine Frage. Satte 155 Minuten nimmt sich Fabrice du Welz, um die Geschehnisse um Marc Dutroux in den 90ern als fiktionalisiertes True Crime-Drama zu rekonstruieren. Von der ersten Minute an ist MALDOROR dabei nicht die Geschichte eines Fahndungserfolges, sondern eines systemischen Versagens der belgischen Sicherheitsbehörden, die oft genug nicht konnten, aber meistens einfach nicht wollten, was ihre verdammte Pflicht gewesen wäre. Inkompetenz gepaart mit Schuld und Abhängigkeit, die unzählige Menschenleben gekostet oder zumindest ruiniert hat.

Dass MOLDOROR trotz allen Nihilismus' nicht in Quälerei ausartet, verdankt er der fiktionalen Figur Paul Chartier, einem babygesichtigen Nachwuchscop, der selber im "Milieu" aufgewachsen ist und sehen will, wo andere die Augen zumachen. Er ist unsere Stimme der Empörung, er ist unser moralischer Kompass, der uns an die Hand nimmt und das Geschehen überhaupt erträglich macht.

Da MOLDOROR auch technisch bewusst bieder erzählt wird und sich Belgien durchgehend von seiner hässlichsten Seite zeigt, kann man den Film sicher nicht für ein breites Publikum auf der Suche nach einem launigen Abend empfehlen. Wer aber die Abfolge von Skandalen rund um Dutroux damals fassungslos miterlebt hat, findet hier eine sehr gute Aufarbeitung, die trotz der Laufzeit an keiner Stelle langweilt.

Wer die Quintessenz des Film etwas kürzer haben will – bitteschön:

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Fazit: Ein True Crime-Drama über ein hässliches Thema, das keine bequeme Antworten sucht oder findet. Harte, aber lohnenswerte Kost. 8 von 10 Punkten,



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