Fantasy Filmfest 2024 (14): BLOOD STAR
Themen: Fantasy Filmf. 24, Film, TV & Presse, Neues |GB 2024. Regie: Lawrence Jacomelli. Darsteller: John Schwab, Britni Camacho, Travis Lincoln Cox, Wyomi Reed, Sydney Brumfield, Felix Merback
Offizielle Synopsis: Roberta braust mit ihrem klapprigen Ford Mustang durch die Wüste New Mexicos. Sie will nach Hause. Doch der ehrenwerte Sheriff Bilstein hat andere Pläne mit ihr. Der einzige Ordnungshüter im County weiß um seine Allmachtsposition und wie er seine psychopathischen Triebe ausleben kann. Beuteschema: alleinreisende junge Frauen in alten Autos. Es beginnt eine nervenzerreißende Katz-und-Maus-Jagd.
Kritik: Ich werde den Film jetzt erstmal streng besprechen, dann aber eine Kehrtwende einlegen. Bleibt dran, es lohnt sich.
BLOOD STAR ist eins dieser B-Movies, die man auf dem FFF gerne sieht. Klare Story, flirrende Wüstenhitze, ein Kampf um Leben und Tod, der den Beteiligten alles abverlangt. Ich könnte ohne längeres Nachdenken mindestens sechs Vertreter dieses Sub-Genres nennen, die teilweise sogar die gleichen Locations nutzen (das Diner meine ich in diesem Jahr schon in LAST STOP IN YUMA COUNTY gesehen zu haben). Da ist nichts neu, da klammern sich die Macher an Klischees – der unheilige Bulle aus dem Nichts gehört dazu.
BLOOD STAR macht nichts neu, aber was er macht, macht er wenigstens gut. Die Darsteller hängen sich rein, die Verwicklungen sind relativ nachvollziehbar, und erst zum Finale wird die Glaubwürdigkeit der Story etwas überdehnt. Man könnte auch kritisieren, dass der Film im Mittelteil die Spannungsschrauben nicht konsequent genug anzieht und sich mit einer unnötigen "exposition dump"-Sequenz selber ausbremst.
Aber das ist alles zweitrangig, weil Regisseur Jacomelli in seiner Grußbotschaft etwas verriet, das mir nachträglich die Kinnlade aufs Knie fallen lässt: Trotz diverser Probleme mit schlechtem Wetter und schadhaftem Equipment wurde BLOOD STAR in zehn Tagen gedreht.
In. Zehn. Tagen.
Es mag für Menschen außerhalb der Branche nichts bedeuten, aber das ist NICHTS. Größere Filme drehen gerne mal zwei Monate, im Low Budget-Bereich sind vier Wochen ein vertretbarer Standard. Zehn Tage für einen spielfilmlangen Thriller würde ich nicht als ambitioniert, sondern als unrealistisch bezeichnen. Dabei kommen allenfalls Kammerspiele raus, die in einer Location gedreht werden können – oder "shot on video"-Käse, der im Amateurghetto dümpelt.
Tatsächlich sieht BLOOD STAR erstaunlich gut aus, erlaubt seiner Kamera viele Spielereien (drone shots, Spiegelungen, extreme Nahaufnahmen), die weit über die reine Pflichterfüllung hinausgehen und den Film edler und teurer scheinen lassen, als er ist. An keiner Stelle wirkt BLOOD STAR, als habe man ihn irgendwie in den Kasten kriegen müssen.
Ich verneige mich.
Fazit: Ein für die kurze Drehzeit absolut überzeugendes B-Movie nach bekannten Motiven, das auf einem bisher lethargischen Festival eine ideale Unterhaltung für die späten Stunden darstellt. Kann man je nach Standpunkt verschieden einordnen, aber ich vergebe ein Fleißkärtchen und damit 7 von 10 Punkten.