Fantasy Filmfest 2024 (5): AZRAEL
Themen: Fantasy Filmf. 24, Film, TV & Presse, Neues |USA 2023. Regie: E.L. Katz. Darsteller. Samara Weaving, Vic Carmen Sonne, Katariina Unt, Nathan Stewart-Jarrett, Sebastian Bull Sarning
Offizielle Synopsis: In dieser von Frauen dominierten Welt, in der man das Sprechen verlernt hat, regiert die Stärkste. Eine junge Frau soll einem Kult als Opfergabe dienen, in letzter Sekunde kann sie in die Wälder fliehen. Die Anführerin bläst zur brutalen Jagd – doch die Verfolgte schlägt gnadenlos zurück, prügelt, sticht und schießt sich zum radikalen Finale. In einer verkommenen Gesellschaft ohne Stimmen sprechen einzig die Waffen.
Kritik: Regisseur Katz, dessen CHEAP THRILLS ich vor 11 Jahren ziemlich klasse fand, erzählte vorab in einer Videobotschaft, dass die Idee für AZRAEL dem Konsum bewusstseinserweiternder Drogen und der Erkenntnis zu verdanken sei, dass der Horrorfilm breiten Raum biete, filmisches Neuland zu betreten, in diesem Fall komplett dialogfrei.
Das Problem: Er redete nur von einem technischen Gimmick, keinem inhaltlichen. Die Tatsache, dass AZRAEL quasi "stumm" bleibt, gibt in etwa so viel Mehrwert, als hätte man ihn komplett mit Rotfilter gedreht oder auf den Kopf gestellt. Ein dramaturgisches Werkzeug ist schließlich wertlos, wenn es nicht eingesetzt wird.
Im Fall von AZRAEL kastriert der Ansatz die Spannungskurve zudem, weil es schwierig ist, ohne Dialoge irgendwelche Beziehungen oder einen Kontext zu etablieren. Ganz banal gesagt: es gab ja einen Grund, warum wir vor fast 100 Jahren auf den Tonfilm umgestiegen sind. Der Mensch spricht, der Mensch braucht Sprache, und sei es Filmsprache.
Tritt man also von dem Gimmick einen Schritt zurück, ist AZRAEL dünne Suppe. Postapokalypse? Können die Macher und die Festivalbetreiber gerne tapfer behaupten, aber "religiöse Hinterwäldler" würde das Setting ganz genau so gut erklären. Samara Weaving rennt, wird geschnappt, flüchtet, rennt, wird geschnappt, etc. Unsere Scream Queen ist dann gut, wenn sie "larger than life"-Charaktere spielt – so naturalistisch wie hier fällt sie weder positiv noch negativ auf. Das bedient nicht ihre Stärken
Und die Wendung zur religiösen Allegorie im Finale? Hat sich der Film an keiner Stelle erarbeitet und sieht eher so aus, als hätten der Regisseur und sein bester Kumpel bekifft gedacht, es wäre eine geile Idee für den letzten Shot.
Fazit: Survival-Thriller in einem gesichtslosen Wald, der komplett auf einen Gimmick setzt, der nicht annähernd stark genug ist, um ihn zu tragen. Wenigstens kurz. 3 von 10 Punkten.
"In dieser von Frauen dominierten Welt, in der man das Sprechen verlernt hat…"
Good one.
Och nö. Auf den hab ich mich schon sehr gefreut. Werde ihm aber dank Samara Weaving trotzdem eine Chance geben, in der Hoffnung, dass er für mich zumindest ein bisschen besser funktioniert.