KRAVEN: Die Geschichte zwischen zwei Trailern
Themen: Film, TV & Presse, Neues |2022 wurde KRAVEN – THE HUNTER, ein weiterer Spin-Off des Spider-Man-Universums, von Sony gedreht. Geplant war der Kinostart für den Januar 2023, dann wurde der Film auf August 2023 verschoben, schließlich auf Dezember 2024.
Vor einem Jahr hat Sony einen halbwegs fertigen Trailer dazu veröffentlicht. Achtet mal auf die Tonalität, das Tempo, die Action, die Darstellung des "Helden":
Das ist sehr urban, erkennbar im SSU angesiedelt, und zeichnet Kraven als Quasi-Superhelden, der seinen moralischen Kompass noch finden muss. Ich war nicht sonderlich begeistert, weil ich immer noch nicht glaube, dass das SSU irgendeine Lebensberechtigung jenseits der Ausschlachtung von Zweite Liga-Charakteren besitzt, die keinen eigenen Film tragen können und deren "character arc" bis ins Lächerliche hingebogen werden muss, damit sie als "Helden" funktionieren,
Das scheint Sony mittlerweile auch zu schwanen. Nach dem Flop von MORBIUS, spätestens aber seit der globalen Häme angesichts von MADAME WEB ist klar: Die Richtung stimmt nicht, das Publikum geht nicht mit, es wartet auf KRAVEN (und den dritten VENOM) eine blutige Nase in Form einer Betonmauer am Ende einer Sackgasse. Das elende Ende des dritten großen Superhelden-Universums.
Als Reaktion ist man bei Sony seit einem Jahr massiv an Schadensbegrenzung interessiert. Größere Nachdrehs sollen KRAVEN unabhängiger von den anderen Franchise-Flops machen, aber das ist NATÜRLICH kein Grund zur Besorgnis. Der Wikipedia-Eintrag zum Film besteht aus einer ganzen Reihe an offensichtlich der PR dienenden Phrasen, die das Fandom beruhigen sollen:
Chandor felt that the delays allowed him to "sharpen" the characters and "tighten" the plot, deeming the reshoots filmed during this period, where he got along with studio executives Tom Rothman and Sanford Panitch, strategic and effective.
Tolmach also attributed the release delay as a strategic reflection of Sony’s excitement for the film.
Sony felt optimistic that Kraven the Hunter would be more in line with the Venom films, with Chandor opining that the film would surprise the audience once it releases.
Solche Sätzen lassen bei mir alle Alarmglocken klingeln, und das hier auch:
Wenk received sole credit for the story and shared credit for the screenplay with Marcum and Holloway, while off-screen additional literary credit was given to Donny Cates, Chris Bremner, Chandor, Adamma Ebo, Adanne Ebo, Zak Olkewicz, and Oren Uziel.
Das sind zehn Autoren, wenn ich mich nicht verzählt habe.
Nun wurde vor ein paar Tagen ein neuer Trailer veröffentlicht – und ich habe seit WANTED keinen so krasse Neuausrichtung eines Films mehr gesehen:
Das geht komplett aus der Großstadt raus, ist erheblich düsterer, archaischer, brutaler, schneller, fokussierter. Kraven scheint nicht mehr auf Gedeih und Verderb ein Held sein zu müssen. Aaron Taylor-Johnson ist weiterhin ein "dark horse" und könnte in den nächsten Jahren zum neuen Blockbuster-Star heranwachsen.
Besser. Viel besser. Aber obwohl ich Sony für die deutliche Steigerung gratulieren möchte, erreicht der Trailer wieder nicht, was er soll: mein Interesse an KRAVEN – THE HUNTER zu wecken. Ohne die konkrete Einbindung in das SSU ist Kraven einfach nur ein Typ, der auf sehr alpha-männliche Art seine Gegner metzelt. Sollte der mich scheren? Warum sollte der mich scheren?
So fürchte ich für den Dezember den nächsten großen Sony-Flop in einem Jahr, das erstmals (mit einer Ausnahme) ohne die großen Comic-Blockbuster auskommen musste, die seit 15 Jahren die Kinosäle dominieren. Ob das gut oder schlecht ist, wird man an den Lehren sehen, die daraus gezogen werden.
Eure Meinung?
Bin voll bei dir. Wie bei Venom und Morbius wird hier mit der Brechstange versucht, aus einem irren Massenmörder irgendwie einen Held zu zimmern. Das funktioniert nur bei Venom so halbwegs, weil der zumindest teilweise auch im Comic schon als unfreiwilliger Held dargestellt wurde. Kraven dagegen hat ohne Spidey einfach gar keine Daseinsberechtigung, weswegen der Trailer auch eher an John Wick erinnert. Schade, denn ich glaube, dass Taylor-Johnson tatsächlich in einem Spidey-Film einen guten Villain abgeben würde, aber das hier war vom Start weg ein Rohrkrepierer
Er hat wohl nichts zu rächen, nichts zu gewinnen, kein erkennbares Ziel, warum sollte man das sehen?
Ich hatte vor etwa einem Jahr den ersten Trailer gesehen und in der selben Vorstellung auch den zu "Blue Beetle". Ein kurzer Abgleich mit einem Comic-Fan bestätigte meinen Eindruck, dass hier versucht wird auch noch die Ränder der etablierten Universen auszuwerten. "Blue Beetle" war dann auch schneller aus den Kinos verschwunden als man gucken konnte. Das "Kraven" jetzt doch noch erscheint wundert mich sehr. Ich hätte auf einen Verkauf an einen Streaming-Channel getippt oder auf ein Abschreibungsmodell wie bei Warner.
Und jetzt habe ich auch den zweiten Trailer gesehen. Könnte der Nachlass-Verwalter von Johnny Cash bitte darauf achten dass der Song "The man comes around" nicht für jeden Scheiss verwurstet wird? Danke!
Täusche ich mich oder sehe ich da den x-ten Versuch von Sony, einen "Sinister Six" Film auf Schiene zu bringen?
Na ja, sie haben halt immer noch die Rechte an Rhino.
Kann Sony bitte einfach alle Marvel-Rechte zurückgeben? Deren Filme sind noch egaler als die schwachbrüstigen Versuche von DC (im Rahmen des Snyder-Universums)…