20
Aug 2024

Kino Kritik: BORDERLANDS

Themen: Film, TV & Presse |

USA 2024. Regie: Eli Roth (bzw. Tim Miller). Darsteller: Kevin Hart, Ariana Greenblatt, Cate Blanchett, Jamie Lee Curtis, Jack Black (nur Stimme; in Deutschland: Chris Tall), Haley Bennett, Édgar Ramírez, Gina Gershon, Janina Gavankar, Bobby Lee, Olivier Richters, Cheyenne Jackson, Florian Munteanu

Offizielle Synopsis: Lilith kehrt widerwillig in ihre Heimat Pandora zurück, dem chaotischsten Planeten der Galaxie. Beauftragt mit der Suche nach der Tochter des übermächtigen Atlas, stellt die berüchtigt-mysteriöse Kopfgeldjägerin ein bunt zusammengewürfeltes Team von Außenseitern auf: Roland, ein erfahrener Söldner mit einer Mission; Tiny Tina, eine wilde, vorpubertäre Sprengstoffliebhaberin; Krieg, Tinas muskelbepackter, wortkarger Beschützer; Tannis, eine kauzige Wissenschaftlerin, die schon alles gesehen hat; und Claptrap, ein besserwisserischer Roboter mit fragwürdiger Moral. Gemeinsam muss die ungleiche Truppe gegen eine außerplanetarische Spezies sowie eine Horde gefährlicher Banditen kämpfen, um eines der brisantesten Geheimnisse Pandoras zu lüften. Das Schicksal des Universums könnte in ihren Händen liegen …

Kritik: Ich habe selten einen Film gesehen, über den man so viel schreiben kann, über den es aber so wenig zu sagen gibt. Weil’s wirklich kein Vergnügen ist – los!

BORDERLANDS basiert natürlich auf der gleichnamigen Videospiel-Reihe, die ich ebenso natürlich nie gespielt habe:

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Gedreht wurde der Streifen, der als Start einer Franchise geplant ist, bereits 2021 – bevor Cate Blanchett in TÁR triumphierte und Jamie Lee Curtis ihre Karriere mit einem Oscar und der Serie THE BEAR wiederbeleben konnte.

Leider waren wohl weder das Studio noch die ersten Zuschauer begeistert von Eli Roths Vision, und man orderte massive Reshoots an. Die übernahm Gerüchten zufolge weitgehend der Produzent Tim Miller (DEADPOOL, TERMINATOR: DARK FATE). JUSTICE LEAGUE 2.0, sozusagen. Streitereien gab es wie üblich auch um die Frage, welches Rating dem Film zu- oder abträglich sein könnte.

Und so krachte der Film an den Kinokassen der USA mit einer Wucht an die Wand, die selten geworden ist: Bei über 3000 Kopien spielte er am ersten Wochenende gerade mal jämmerliche 8 Millionen Dollar ein und stürzte danach um über 70 Prozent ab. Nach zwei Wochen war die “Kinokarriere” von BORDERLANDS bereits beendet, da wird auch der internationale Markt nix mehr reißen.

Aktuell steht BORDERLANDS bei jämmerlichen 27 Prozent auf Metacritic mit einem User-Score von 1.6. Das ist fast schon wieder eine Leistung.

Salz in die Wunden der Macher hat zudem Uwe Boll gestreut, der auf X nachtrat:

“Now you wish I Directed” 

No, Uwe. We don’t.

Als jemand, der keinen Kontext besitzt und den es deshalb nicht schert, ob sich BORDERLANDS nun an die Vorlage hält oder nicht, sehe ich mich in der Lage, den Film etwas neutraler zu besprechen.

Ja, BORDERLANDS ist scheiße. Man hat an keiner Stelle das Gefühl, dass irgendeiner der Macher ein Interesse daran hatte, das Spiel in einen validen Film umzumünzen. Wirklich jedes Element stammt aus der Grabbelkiste der 90er: Ein absurd vager Quest nach “irgendwas”, tonnenweise Voiceover und Exposition, ein paar kabbelnde Charaktere, die eine Form von Bestimmung haben, Schrottplaneten und Mega-Corporations, alles rumpelnd und ratternd zusammengehalten von CGI-Action, die man auch gleich aus den Zwischensequenzen der Spiele hätte rauskopieren können.

Das ist nicht MAD MAX oder DEADPOOL & WOLVERINE, sondern TANK GIRL und DUNGEONS & DRAGONS (2000). Nicht so schlecht wie HOUSE OF THE DEAD oder BLOODRAYNE, aber auf Augenhöhe mit den randomisierten späteren RESIDENT EVIL-Sequels oder MONSTER HUNTER. Ein Paul W.S. Anderson-Film, den nur zufällig nicht Paul W.S. Anderson gedreht hat.

Ich habe das Zitat schon häufiger gebracht, aber selten stimmte es so wie hier – zur Abwechslung mal auf deutsch:

Ein Märchen ist’s – erzählt von einem Blöden, voller Klang und Wut -, das nichts bedeutet.

Die Einfallslosigkeit ist fast schon empörend passiv-aggressiv. Planeten namens Pandora, Bösewichte namens Atlas, keine drei Minuten bis zum ersten “Ich bin zu alt für diesen Scheiß”. Zynismus und eine Litanei bekannter Sprüche sollen kleben, was nicht halten will, und die Mikrobe von “Quest” ist gleichzeitig dünn und selbst für den Film-Nachwuchs jederzeit durchschaubar. Da praktisch alle Figuren unzerstörbar sind, entwickelt sich auch keine Sorge um ihr Schicksal.

Einzig Cate Blanchett sticht heraus. Man kann das, was sie hier abliefert, wahrlich keine Performance nennen, aber wie schon in THOR: RAGNAROK hat sie ein bemerkenswertes Gespür für Posing, für kontrollierte kleine Gesten, für das mikrosekundenlange Innehalten im richtigen Moment. Sie ist weit besser als das Material, mit dem sie hier zu arbeiten hat.

So bleibt ein “gesehen und vergessen”-Lückenfüller, der durch den Roboter Claptrap und die schnodderige deutsche Synchro womöglich ein paar 12jährige begeistern kann – die sich danach auf dem Schulhof verhauen lassen müssen.

Release the Roth-Cut!

Fazit: Ein erschreckend dummer, generischer, von keinerlei Ambition am Leben gehaltener Quatsch, der mit einfallsloser Action ein paar Videospiel-Quests aneinander tackert und dann einfach aufhört. Laut und leer. Billigstes Überbrückungsmaterial für Nächte mit Kopfschmerzen.

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14 Kommentare
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FBI
FBI
20. August, 2024 12:30

Du solltest beim Intro nochmal drüberschauen: 2021 hatte Cate Blanchett bereits 2 Oscars – eventuell vermischt mit Jamie Lee Curtis, die ihren dann ja 2023 erhielt?

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
20. August, 2024 18:24

„ Ein absurd vager Quest nach “irgendwas”, tonnenweise Voiceover und Exposition, ein paar kabbelnde Charaktere, die eine Form von Bestimmung haben, Schrottplaneten und Mega-Corporations, alles rumpelnd und ratternd zusammengehalten “

Also damit sind die Spiele tatsächlich gut abgebildet, wegen der Story hat die hoffentlich eh niemand gespielt 😀
Diesen Clusterfuck werde ich mir dann mal gratis auf Prime geben, aber ganz sicher nicht auf Deutsch. Der Marketing-Verantwortliche, der Chris Tall für Claptrap zu verantworten hat, gehört auch geteert und gefedert…

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
21. August, 2024 10:22
Reply to  Torsten Dewi

I know – das macht es leider aber nicht besser :‘(

Bestes Beispiel: Zootopia (/-mania)
Im Trailer hat das Faultier im Amt einen professionellen Sprecher und die Szene ist on point. Im Film selbst dann irgendein Youtube-Dödel auf dem Faultier und die Szene ist komplett hinüber… Einfach: Warum?

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
21. August, 2024 11:58
Reply to  Rudi Ratlos

Das traurige ist, dass die Youtuber dann übers Marketing Budget finanziert werden und dann locker das 10x eines gelernten Synchronschauspielers verdienen. Da macht man sowas professionell und dann kommen da total unfähige Leute, die einem dann auch noch Hauptrollen wegschnappen.

Solus
Solus
21. August, 2024 06:55

Ich habe bisher nur Borderlands 2 gespielt – und das war in dem Sinne nett, weil es zwar eine Doofie-Unendlichballerei ist, die aber gut mit einer narrativen Ebene zu durchbrechen weiß. In der ersten Hälfte des Spiels bekommt man allerlei witzige Funksprüche vom psychopathischen Bösewicht Handsome Jack (mit viel Spielfreude im Deutschen von Kai Taschner gesprochen) um die Ohren gehauen. Dann folgen allerlei tragische Wendungen, und abgeschlossen wird das ganze mit einem DLC, in dem Tiny Tina einen Dungeon & Dragons Abend abhält und darin den Tod von Roland verarbeitet. Wenn ich mir den Trailer mit den Grimassen-schneidenden Schauspielern ansehe, die im Dauer-Oneliner-Modus durch Explosionen springen, wirkt das auf mich so, als hätten sie genau das, was Borderlands charmant gemacht hat, und für was die Fans die Spielereihe feiern, einfach weggelassen. Das ist leider ein Fehler, den schon viele Computerspiele-Umsetzungen gemacht haben. Ja, man spielt ein Computerspiel wegen der Mechanik, aber man liebt es wegen der Story und/oder Atmosphäre. Eine gute Computerspiel-Verfilmung fokusiert sich komplett auf diese beiden Aspekte, weil auch einzig die nur von einem Spiel in einen Film transportierbar sind. Das hat Hollywood nie verstanden.

Nikolai
Nikolai
21. August, 2024 10:19
Reply to  Solus

Darüber hat “TheParappa” mal ein schönes Video im Bezug auf Mortal Kombat erstellt. Sehr sehenswert. Einfach mal so als kleine Empfehlung.

Hier auf youtube https://www.youtube.com/watch?v=Dk86YkTKcuY OHNE Musik wegen Lizenz.

Hier die volle Packung
https://www.patreon.com/posts/filmkiste-mortal-86709912

Last edited 19 Tage zuvor by Nikolai
Marcus
Marcus
21. August, 2024 22:39

Je nun, was er sagt. Generische Grabbelkiste trifft es, mit Actionszenen, die sogar schon wie eine Videospielsequenz geschrieben wurden, und zudem offensichtlich von Roth mal härter gedacht und danach in den Reshoots entschärft. Der Planet, auf dem keiner blutet und ich schwören könnte, dass zB Krieg am Ende dem anderen Riesen den Arm abhackt und das dann im Schnitt bewusst so verhunzt wurde, dass man die Footage nicht nochmal drehen muss, den Splatter aber nicht mehr sieht.

Wie ich durch meinen leidgeprüften Nebensitzer Filmi aber mitbekommen habe, ist dieser Film für echte Fans der Spiele (ich kenne die nicht) nochmal eine ganz andere Ebene der Zumutung.

Und ja, das sage ich heute. Ich war in der Vorpremiere! Aus Gründen, u.a. damit ich damit angeben kann (“Ich wusste es besser und habe es trotzdem getan! Ha”… wait…)

Matts
Matts
22. August, 2024 12:02

Jep, das war definitv eine totale Gurke. Es zeigt sich definitiv auch: Eli Roth könnte keine Aktion-Szene inszenieren, wenn sein leben davon abhinge. Das kommt bei so einem Film natürlich natürlich besonders übel.
Naja, nachdem wir in den letzten Jahren ein paar wirklich exzellente Video-Adaptionen hatten, können wir auch mal wieder eine schlechte vertragen. Um der alten Zeiten willen.
Interessanterweise waren Guten alles Serien und keine Filme. Ist daraus vielleicht eine Lektion zu ziehen?

rhinux
rhinux
6. September, 2024 08:24
Reply to  Matts

Naja, nachdem wir in den letzten Jahren ein paar wirklich exzellente Video-Adaptionen hatten, können wir auch mal wieder eine schlechte vertragen. Um der alten Zeiten willen.

Interessanterweise waren Guten alles Serien und keine Filme.

Könnt irh eurer Meinung nach gute Adaptionen von Videogames empfehlen?

sergej
sergej
22. August, 2024 12:32

Die FAZ findet den Film auch nicht gut:
“Zwischen Geballer und quietschbunten CGI-Schlachten, bei denen Vehikel auch mal so dynamisch wie Legoautos ineinander krachen, nimmt die Schnitzeljagd über den Planeten ihren Lauf. Die erzählerisch nicht uninteressanten Motive – Planetare Ausbeutung! Gangkriege! Zivilisatorische Apokalypse! –, lässt Roth dabei größtenteils links liegen.
Doch „Borderlands“ ist nicht nur inhaltlich so durchsichtig wie Fensterglas, sondern weiß auch aus seinen knallenden Oberflächen und Effekten so gar nichts zu machen. Die postapokalyptische Wüstenwelt wirkt wie ein zwei­dimensionales Disneyland der Kuriositäten, das nie, weder im immersiven noch im trashigen Sinne, lebendig wird; die Actionszenen reihen sich im generischen Stakkato völlig ohne Verve in­szeniert aneinander. Komplementiert wird der „Gesamteindruck“ durch ­Fäkalwitze und eine Szene, in der Claptrap Kanonenkugeln ausscheidet, die auf ihn gefeuert wurden. In der deutschen Übersetzung gibt der Droide auch noch altbackene Kalauer wie „Tschö mit ö“ zum Besten. Uff!
Was bleibt von einem Film, der auf World Building, Action, schräge Figuren und Humor baut, aber nichts davon ansatzweise gescheit liefert?

Mit viel gutem Willen bleibt von „Borderlands“ vielleicht auch noch jene morbide Faszination, wie sie von Unfällen ausgeht: nicht hinschauen wollen, aber dennoch den Blick nicht ganz abwenden können. Aber auch nur ganz vielleicht.”

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/borderlands-im-kino-filmideen-im-cocktailshaker-19933385.html

Martin Däniken
Martin Däniken
28. August, 2024 02:24

Ohne den Til, kann das Teil eh nix! roflcopter