18
Aug 2024

First Impressions: Das Wortvogel Open Air Kino 2024 ist eröffnet!

Themen: Film, TV & Presse |

Die LvA und ich schauen gerne abends gemütlich fern: Dokumentationen, Back-Shows, Serien, 9gag-Videos. Wir sitzen im Sommer aber auch gerne auf unserer wunderschönen umlaufenden Terrasse:

Vor ein paar Tagen konfrontierte mich die LvA mit der Frage, ob man beides nicht kombinieren könne:

"Gibt es da nicht so Beamer, mit denen man draußen schauen kann?"

Ein Auslöser der Frage war sicher auch die Tatsache, dass wir in diesem Sommer zweimal Karten für Open Air Kino hatten, beide Vorführungen aber wegen Gewittern im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen waren.

Ich erklärte der Liebe meines Lebens, dem Stern meiner dunklen Nacht, dass die Sache mit dem Beamer nicht ganz so einfach ist. Da braucht man eine Leinwand, da geht es um Bildgröße und Lichtwerte – und irgendwie muss man den Ton des Beamers auf Kopfhörer umleiten, wenn man nicht die ganze Nachbarschaft beschallen will. Das sind immer Sachen, die an mir hängen bleiben.

Andererseits: Ist es schwierig, weil es nicht einfach ist? Hat sich die Technik in den fast 20 Jahren, seit ich zuletzt einen Beamer gesehen habe, nicht erheblich verbessert? Letztlich ist ein Beamer ein technisches Gerät, mit dem man sich einfach mal auseinander setzen muss – wie ein Tablet, ein Handy, ein Notebook, oder ein neuer Staubsauger. Kann doch nicht so schwer sein!

Ich entschloss mich, das Experiment "Beamer" durchzuführen.

Natürlich war mir klar, dass es eine unüberschaubare Anzahl von verschiedenen Modellen für verschiedene Zwecke gibt, und ich zweifelte daran, dass ein Gerät für 55 Euro was taugen kann – aber jenseits der 1000 Euro wollte ich auch nicht ausgeben. Die Alternative zu Elektroschrott ist nicht High End – es muss eine Mittelklasse geben. Über Temu stieß ich auf den chinesischen Hersteller Etoe, dessen Flagship-Projektor gerade 200 Euro kostet, aber gute Daten mitbringt:

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Bei Amazon war das Gerät auf 219 Euro reduziert – also schlug ich kurzentschlossen zu, ohne ewig lang andere Modelle in Betracht zu ziehen.

Letzten Mittwoch kam der Beamer dann an:

Schick, gut gebaut, ungefähr so groß wie eine Schuhschachtel. Die Fernbedienung weist ihn eindeutig als Android-Gerät aus, eigene Tasten für Netflix, Disney & Co. inklusive. HDMI- und USB-Port sind dabei, ebenso Lautsprecher-Klinke.

Besonders loben möchte ich an dieser Stelle die stabile Tragetasche, in der man den Beamer samt Fernbedienung und Netzteil sicher verstauen kann. Man hat ingesamt nicht das Gefühl, "Chinaschrott" ins Haus geholt zu haben.

Schaltet man so ein Gerät an, ist man zuerst einmal baff: Dank Trapez- und Fokus-Korrektur stellt sich das Gerät selber ein und wirft auch aus einer ungünstigen Perspektive ein korrektes klares Bild an die Wand. Einmal eingeloggt, lädt es zudem die Apps runter, die ich auf unserem Fernseher auf dem Chromecast-Stick nutze (VLC Player, Spotify, NordVPN, etc.). Das geht fix und selbsterklärend.

Es ist nicht allerdings wirklich zielführend, den Beamer an einem weißen Stück Wand direkt unter dem "normalen" Fernsehen auszuprobieren – mit einer Diagonale von 40 Zoll. Ich brauche die volle "Experience". Deshalb kaufe ich bei Amazon zusätzlich eine Leinwand und einen Bluetooth-Splitter (dazu gleich mehr), um das Heimkino-Erlebnis zu perfektionieren.

Nun haben wir im vorderen Teil unserer Terrasse eine Pergola errichtet, die sich hervorragend eignet, um eine Leinwand aufzuspannen. Da brauche ich keinen Ständer und keine Schrauben in der Wand. Der Screen entpuppt sich zudem als sehr knitterfrei, dehnbar und mit allen Sorten von Befestigung versorgt, die man eventuell brauchen kann. Ich klebe sieben Haken an den Pergola-Rahmen und zurre die Leinwand links mit Schnüren fest:

Die LvA bemerkt schnell, was ich übersehen habe: optisch ansprechender wäre es, die Leinwand auf der Rückseite des Pergola-Gestänges zu befestigen. Das werde ich beizeiten noch ändern.

Wäre es vielleicht besser gewesen, gleich einen dezidierten Outdoor-Beamer zu kaufen? Mag sein, aber die mir empfohlenen Geräte sind gleich deutlich teurer und da wir uns nie mehr als einen Meter vom Wohnzimmer entfernt aufhalten, sehe ich die Vorteile nicht.

Die Ersteinrichtung verläuft vergleichsweise problemlos, allerdings schalte ich den Autofokus ab, weil ich per Fernbedienung nach Gefühl bessere Werte erreiche. Mit ihrer Hilfe kann ich auch die Ecken nochmal nachkorrigieren. Alles Kleinkram, der vom Beamer brav abgespeichert wird.

Mit dem Bluetooth-Splitter will ich eigentlich zwei Kopfhörer versorgen, um den Ärger mit den Nachbarn zu minimieren. Das gelingt mir auf die Schnelle allerdings nicht, was aus zwei Gründen vorläufig okay ist:

  • Hat man Kopfhörer auf, kann man sich nicht mehr so gut miteinander unterhalten
  • Da der Beamer in der Mitte direkt hinter unseren Ohren steht, ist es gar nicht nötig, ihn sehr laut zu drehen

Es kann also gut sein, dass der Splitter wieder zurückgeht.

An der Personalisierung des Betriebssystems auf dem Beamer muss ich auch noch arbeiten. Obwohl ich den VLC-Player installiert habe, weigert sich das Gerät standhaft, irgendwelche Videodateien vom USB-Stick abzuspielen. Der Zugriff auf meine Cloud ist auch noch nicht eingerichtet. Um am ersten Abend trotzdem Programm bieten zu können, habe ich "doppelt gemoppelt", in dem ich meinen Chromecast in den HDMI-Eingang des Beamers stecke. Damit umgehe ich das interne Betriebssystem völlig und alles ist exakt so wie auf dem Wohnzimmer-Fernseher. Und mit dieser Konfiguration können wir dann auch entspannt THE GREAT KIWI BAKE OFF schauen:

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Damit sind von der Theorie zur Praxis übergegangen, von der Einrichtung zur Erfahrung. Meine Expertise in Sachen Beamer ist gleich Null, echte Kinophilisten mögen bei den nachfolgenden Absätzen mit dem Kopf schütteln.

Nach ein paar Tests erreiche ich relativ sauber eine Diagonale von 90 Zoll, das sind knapp 2,30 Meter. Das Foto kann es nicht wiedergeben, aber das Bild ist scharf, lichtstark und farbintensiv:

Die Leinwand zeigt den interessanten Effekt, dass man die Projektion auch auf der Rückseite gut sehen kann. Rein theoretisch könnte man den Beamer also auch HINTER die Leinwand stellen – in den Einstellungen lässt sich das für genau diesen Zweck spiegeln.

Man muss sich natürlich klarmachen: Die Darstellung über den Beamer ist nur so gut wie das, was er beamt. Garbage in, garbage out. YouTube-Videos, die in 320×200 Pixeln von einer alten VHS-Kassette digitalisiert wurden, sehen auch so aus. Da ist viel Pixelmatsch, da drängen sich die Kompressionsartefakte ins Bild. Sowas sieht bestenfalls auf dem Smartphone "gut" aus.

Sind die Quellen aber von höherer Qualität, wird das Screening durchaus zum Genuss – 90 Zoll ist halt doch deutlich mehr "Kino" als unsere 42 Zoll im Wohnzimmer. Auch bei 720p-Videos ist das Verhältnis Diagonale zu Auflösung noch kein Problem (der Beamer kann theoretisch bis 150 Zoll anzeigen, was mir auch angesichts der Lichtleistung übertrieben erscheint). Am lauen Sommerabend auf der Terrasse verdoppelt sich das Vergnügen, auch wenn natürlich mehr externe Geräusche (Adele) stören.

Noch begeisterter als die LvA sind allerdings die Katzen, die schier mit offenen Mündern und Augen auf dem Sofa neben uns sitzen. So viel Bewegung, so viele Farben! Der Beamer ist für Becky & Rufus ein visueller Rummelplatz.

Der Ton kommt knackig und klar aus dem Lautsprecher, zumindest bei Shows und Dokumentationen wird es nicht lauter als beim launigen Gespräch mit Freunden auf der Terrasse. Damit sollten die Nachbarn leben können.

Da der Beamer direkt neben uns steht, hören wir auch seinen Lüfter – dauernd, aber nicht wirklich störend. Beim Indoor-Betrieb könnte das anders sein.

Nach dem Bake-Off schauen wir noch ein paar Sendungen aus der ARD-Mediathek, um die WLAN-Verbindung von der Terrasse zum Router zu testen. Läuft soweit ohne nennenswerte Ruckler.

Sachen wie Netflix und Disney+ kann ich mangels Abo nicht testen, aber auf Amazon Prime werden wir uns dieser Tage sicher mal die neue Serie mit Bastian Pastewka und Anke Engelke anschauen:

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Als wir den Abend beschließen, packe ich den Router in seine Tragetasche, hänge die Leinwand rechts ab und auf die geschützten linken Haken. Es soll regnen.

Das erste halbgare Fazit: Eine tolle Sache für einen beschränkten Einsatzbereich. An warmen Sommerabenden macht das Spaß (wir freuen uns auf die Fußball-WM), die größere Diagonale macht aus "Gucken" oft auch "Staunen". Erstmals haben wir so etwas wie "Heimkino" daheim. Was ich aber auch gleich wieder einschränken möchte: wir schauen keine actionlastigen Blockbuster. Ich kann nicht ausschließen, dass der Beamer dabei an seine natürlichen Grenzen käme, was Darstellung und Sound angeht. Es sieht zwar aus wie Kino, aber es ist kein Kino. Dafür ist das Popcorn billiger.

Was die Helligkeitsabhängigkeit des Beamers angeht, sehe ich Licht und Schatten (pun intended): Einerseits kann das Gerät seine Stärken besser ausspielen, je dunkler es drumherum ist. An einem strahlenden Sommertag macht das wenig Sinn – es gibt einen Grund, warum Auto- und Open Air-Kinos erst zum Abend die Projektoren anschmeißen. Andererseits ist die Beamer-Leinwand matt reflektiert entsprechend null. Das bedeutet: Umstehende Lichtquellen werden darin nicht gespiegelt (siehe die Lichterketten auf dem obigen Bild). Das finde ich sehr angenehm.

Im Wohnzimmer würde ich keinen Beamer haben wollen. Da würde sicher der hörbare Lüfter mehr stören und man muss halt eine ganze Wand frei räumen. Indoor bleibt bei uns weiterhin die Domäne unseres 13 Jahre alten (!) 42-Zöllers.

Letztlich haben wir 250 Euro für den ganzen Kladderadatsch bezahlt – ein absolut angemessener Preis für die Erweiterung unseres Home Entertainments.

Geht das besser, professioneller? Gibt es Modelle mit einem perfekteren Preis/Leistungsverhältnis? Ist alles unter 4k indiskutabel? Alles unter 120 Dezibel auch? Mag sein. Aber das ist das Schöne, wenn man sich nicht auskennt: man ist leichter zufrieden. Wir sind zufrieden.



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5 Kommentare
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Nummer Neun
18. August, 2024 14:56

Oh das sieht aber tatsächlich äußerst gemütlich aus!

Dinozeros
Dinozeros
18. August, 2024 15:49

Welch eine schöne Terrasse. Hut ab.

Klaus
Klaus
19. August, 2024 09:49

Wir haben schon seit Jahren einen Beamer im Schlafzimmer. Noch einfacheres Modell (Wanbo T2), Leinwand an der Decke zum ausziehen. Wir schauen alles darüber, der Lüfter ist tatsächlich der größte Nachteil an der Sache. Aber wenn Film, Serie, Doku oder was auch immer wir schauen gut sind, dann kann man das Geräusch vom Lüfter gut ausblenden und das Geschehen auf der Leinwand genießen.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
19. August, 2024 11:20

Der Beitrag kommt gerade richtig, das planen wir für unseren Balkon auch (dann allerdings wohl mit Kopfhörern). Mal gucken, ob das dieses Jahr noch was wird.

Ingo
Ingo
19. August, 2024 16:56

Etoe E3 Pro aktuell 179€ beim großen A ^^ Ich glaub den probiere ich tatsächlich mal aus. Danke für den Tipp!