19
Aug 2024

Filmverbrechen-Fotostory: DIE SCHÖNEN WILDEN VON IBIZA (1) oder: Bauch rein! Brust raus!

Themen: Film, TV & Presse, Fotostory |

Wow, die letzte Fotostory ist mehr als ein Jahr her! Time flies. Ich gestehe, dass ich ein bisschen aus dem Rhythmus gekommen bin. Und vor ein paar Monaten habe ich dann mit dem Frankster einen weiteren Kandidat gesichtet, der mich aber irgendwie nicht begeistern konnte (trotz Zachi Noy und Sibylle Rauch!). Vielleicht hole ich den irgendwann nach.

Zum Wiedereinstieg mache ich es mir vergleichsweise einfach: Wir setzen uns einer weiteren Zelluloidverschwendung der LISA aus. If it ain’t broke, don’t fix it.

DIE SCHÖNEN WILDEN VON IBIZA ist ein ziemlich prototypischer Film für Karl Spiehs & Konsorten. Mit vielen bekannten Gesichtern vor und hinter der Kamera gedreht, fehlt eigentlich nur Otto W. Retzer, der hier weder die Aufnahmeleitung besorgt noch einen Gastauftritt hinlegt. Vielleicht machte er Urlaub. Auf Ibiza?

Was uns erwartet: Halbgare Liebesgeschichten, angedeutete Ferkeleien, ein paar angestaubte “Top-Hits”, viel Altherren-Humor, und ausreichend Product Placement, um das notorisch mangelnde Budget zu polstern. Business as usual.

Aber wie fast alle LISA-Filme bringt auch DIE SCHÖNEN WILDEN VON IBIZA allein durch seine Guerilla-Machart ein paar wahnwitzige Momente mit, die weniger von Inspiration als von Inkompetenz künden. Plastikperlen, die man sich mit bloßer Hand aus der überlaufenden Toilette der Stranddisco fischen muss.

Auf geht’s!

Dies sind nicht einfach nur ein paar Motorräder:

Sie sind in gewisser Weise ein Dreh- und Angelpunkt des Films, denn wir werden VIEL Zeit auf und mit ihnen verbringen – und die LISA wird nicht nur aus schierer Dankbarkeit immer wieder das Schild des Sponsors einblenden. Wie die dauernd präsenten Marlboro-Zigaretten, der Stock Car-Verein Solla, die Karl May-Festspiele, ein Möbelhaus – wer zahlt, schafft an. Die LISA verkauft sich billig.

Zweite Unabdingbarkeit in diesen Filmen: Die Präsentation sekundärer weiblicher Geschlechtsmerkmale. Echte Veteranen dieser Reihe werden sie erkennen: Die Brüste von Margit Geissler (hinten) haben wir in GRAF DRACULA BEISST JETZT IN OBERBAYERN gesehen und  Gesa Thoma (Mitte) machte sich bereits in POPCORN & HIMBEEREIS und ZÄRTLICH – ABER FRECH WIE OSKAR frei. Nähere Informationen zu den Darstellerinnen finden sich dort.

Lediglich Beate Gränitz (vorne) ist uns neu – und ihre genauere Identifizierung war ein derartiger Abstieg “down the rabbit hole”, dass ich dieser Tage noch separat darüber schreiben werde.

Die Damen bekleiden sich halb- wie offenherzig und steigen auf ihre Feuerstühle:

Natürlich ist es dem krankhaften Geiz der LISA zu verdanken, dass man keine Schlepper oder Stuntmen anheuern wollte, aber ich erkenne beeindruckt an, dass die Mädels hier allesamt selber und ziemlich flott über die recht buckeligen Landstraßen von Ibiza rasen. Und das alles ohne Helm!

Der Titel des Films ist – wie bei LISA fast schon Tradition – ein billiger Riff einer respektableren Vorlage, in diesem Fall DIE SCHÖNEN WILDEN mit Yves Montand und Catherine Deneuve von 1975.

Ihr könnt es nicht wissen, aber diese kunterbunte Cast-Liste versteckt den größten Schocker des Films:

Auch in Sachen Crew nichts Neues – Gerhard Heinz war so etwas wie Stamm-Komponist der LISA und Autor Florian Burg (aka Erich Tomek) war über 20 Jahre lang für einen Großteil des LISA-Outputs verantwortlich:

Abgesehen von drei lizensierten Disco-Songs, zu denen wir noch kommen werden, ist der Soundtrack angefüllt mit generischer Popmusik, die in den meisten Fällen textlich exakt das Geschehen auf dem Bildschirm wiedergibt. So wird hier “Goin’ on a motorbike, ladies going down” intoniert.

Ach ja: jeder Song wird mindestens zwei-, gerne auch dreimal gespielt, wann immer es sich anbietet. Recycling ist ja eine Stärke der LISA.

Einer der Gründe, warum ich den Film “besprechen” wollte, liegt im Drehort. Ich habe Ibiza wahrlich oft genug bereist und erkenne viele der Locations wieder, aber das hier ist das Ibiza von 1980, als es noch keine Autobahn gab und keine durchorganisierte Infrastruktur, keine Fastfood-Restaurants und keinen LIDL.

Ahhh, Siggi Götz aka Sigi Rothemund – the man, the legend! Den hatten wir ja schon in PLEM PLEM DIE SCHULE BRENNT (siehe da). Hier darf er seine spätere Ehefrau Margit Geissler dirigieren.

Die heiße Trio ist auf dem Weg zum Flughafen südlich von Ibiza-Stadt – und der sieht heute nicht viel anders aus:

Hier kreuzen sich erstmals die Wege der Figuren. Im Zentrum von DIE SCHÖNEN WILDEN VON IBIZA steht das junge Ehepaar Mike und Susi, sicher das aggressiv schnarchigste Protagonisten-Duo aller Bumsfilme der LISA:

Beide sind uns nicht unbekannt: Der Franzose Régis Porte langweilte uns bereits in ZÄRTLICH – ABER FRECH WIE OSKAR. Tanja Spiess hieß bei unserer letzten Begegnung noch Tanja Scholl und war eine der “Schwedinnen” auf der Reeperbahn. Warum man sie trotz des Fehlens von Talent und/oder Charisma drei Monate später erneut gecastet hat? Dazu kommen wir bei Minute 42.

Ein deutscher Vater mit seinem deutschen Sohnemann kann sich angesichts des knackigen Biker-Trios den Altherren-Sexismus nicht verkneifen:

“Schau mal diese Wahnsinns-Tanten – da weiß man gar nicht, welche man zuerst knacken soll!”

Irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass die “Tanten” auf den Spießer mit der Bürste gewartet haben, um “geknackt” zu werden…

Ebenfalls von Bord geht Michael Gspandi aka Michael Pand als “Poldi”, der reiche, aber liebes-unerfahrene österreichische Schnösel:

Laut IMDB hat er auch in KARATE TIGER 2 mitgespielt – aber das glaube ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe.

Machen wir uns nix vor – wenn Mädels so vor uns herlaufen, wird geguckt:

Wir werden mit einem Budget-Trick der LISA konfrontiert, den wir schon aus anderen Filmen kennen – bekannte Locations werden zwar gezeigt, aber nur von außen, wo man keine Drehgenehmigung braucht. Was das Trio im Flughafen macht, müssen wir uns in der nächsten Szene selber zusammenreimen – es wird nicht das letzte Mal sein.

Und schon sind sie zu viert – angesichts der mäßigen Videokopie habe ich erst gar nicht gemerkt, dass aus dem Trio ein Quartett geworden ist:

Mike schaut nur zu gerne hin, was schon ahnen lässt, dass die Treue zu Susi noch Thema dieses Films sein wird:

Auch Poldi ist unvorsichtig genug, die Augen von der Straße zu nehmen:

Objects in the rearview mirror may appear geiler than they are:

Es kommt, wie es kommen muss – und Poldi von der Straße ab. Außer einem bisschen Gerappel bleibt der “Unfall” aber folgenlos, schließlich musste die LISA alle Leihwagen unbeschadet wieder beim Sponsor abgeben:

Was macht der Gentlemen, wenn er vier Leckerchen trifft? Er lädt sie in seine Villa (es fällt nie das Wort Finca) ein, die sich zufälligerweise “gleich da drüben” befindet:

Poldi nutzt die Gelegenheit, mit seinem Personal zu protzen, das wir allerdings auch nie sehen werden, weil für ausschmückende Nebencharaktere bei der LISA kein Geld im Budget vorhanden ist.

Vor Ort zeigt sich die Hausdame wenig begeistert von dem unerwarteten Besuch – Heidi Stroh rockt hier den “französische Pornodarstellerin der 70er”-Look:

Sie ist Poldis… nennen wir es für den Moment mal “Mutter”. Er nennt sie allerdings “Muschi”. Muss ein österreichisches Ding sein.

Weil er Champagner ausgibt, sieht sich Poldi natürlich gleich in der Position, von den Mädels sexuelle Gefälligkeiten einzufordern. Bei Nadja blitzt er dabei schon mal sauber ab – die ruft lieber per Telefon ihren ganzen Freundeskreis herbei:

Szenenwechsel zum frisch verheirateten Paar. Mike hat das Problem, dass das aus Deutschland gebuchte Hotelzimmer bereits anderweitig vergeben ist:

Der Hotelier ist übrigens augenscheinlich kein Schauspieler, sondern ein Ibizenker, den man mit ein paar Peseten zur kurzfristigen Mitarbeit überredet hat.

Es hilft kein Bitten, es hilft kein Flehen – Susi und Mike stehen ohne Unterkunft da wie einst das heilige Paar von Nazareth. Die patzige Susi nutzt die Gelegenheit, Mike gleich mal ordentlich zusammen zu falten:

Wo sollen die beiden nun einen Stall für die Nacht finden? Keine Sorge, der biblische Vergleich findet in ein paar Minuten seine Auflösung.

Beobachtet werden Mike und Susi von einem Gaunerpärchen, das uns ebenfalls schwer bekannt vorkommt:

Sie ist Marie Luise Lusewitz, Porno-Aktrice, Gelegenheits-Schauspielerin und vor allem die Visagistin der LISA. Ist ja praktisch, wenn man für Makeup und eine Nebenrolle nur eine Dame vom Wörthersee nach Ibiza fliegen muss. Für mehr Informationen bitte nochmal hier nachlesen.

Er ist Karl Heinz Maslo, uns noch bekannt als der falsche “Lagerleiter” des Möbelhauses aus POPCORN & HIMBEEREIS. Dort durfte er bereits Gesa Thoma befummeln – in diesem Film haben sie allerdings nichts miteinander zu tun.

Und ja, die echten Kenner werden es bereits erkannt haben: Das Gaunerpaar fährt das legendäre pinkfarbene Käfer Cabrio der LISA-Film, in dem Régis Porte bereits in ZÄRTLICH – ABER FRECH WIE OSKAR auf Hasenjagd ging.

Ich möchte glauben, dass man das Cabrio als eine Art LISA-Maskottchen auf die Balearen verschifft hat, aber es erscheint mir wahrscheinlicher, dass man damit fünf Leute billiger fahren als fliegen konnte.

Susi beschließt, die Suche nach einem Hotelzimmer selber in die Hand zu nehmen und lässt Mike in einem Café nahe des Hafens zurück, das ich ebenfalls schon häufiger mit der LvA frequentiert habe:

Er ist ein leichtes Opfer für die durchtriebene Sandra, die vorgibt, ein von ihr selbst gebuchtes Hotelzimmer leider nicht nutzen zu können:

Statt auf Susi zu warten, lässt sich Mike gleich ins Hotelzimmer abschleppen, wo Sandra erstmal frech wie Oskar unter die Dusche springt.

Mike würde gerne einen Blick riskieren, aber es mangelt an einem Schlüsselloch:

Sandra impliziert einen möglichen bevorstehenden Geschlechtsverkehr, für den Mike sich ebenfalls nochmal schnell unter die Dusche stellen soll:

Und schwupp – ist sie mitsamt Gepäck auf und davon. Sie lässt ihm aber wenigstens seinen Reisepass da, was detailliert gezeigt, aber nie wieder aufgegriffen wird.

Die Musik auf den Soundtrack dazu:

“Run run run run run, like you’ve never run before…!”

Mike beschwert sich bei der Hotelbesitzerin (?), was wir uns aus dem Kontext zusammenreimen müssen, denn diese Szene wurde – wie diverse andere – nie mit tatsächlichem Dialog beschenkt. Der Kosten und der Einfachheit halber bleiben wir bei Musik. Man kommt sich wie in einem Stummfilm vor.

Ich könnte schwören, die Lyrics lauten hier

“Run, Régis, run run…”

Macht Régis aka Mike auch, was uns endlich mal ein paar schönere Ecken von Ibiza-Stadt präsentiert.

Susi sitzt derweil wie bestellt und nicht abgeholt im Café – die Eheschließung rutscht in ihrer mentalen Schublade gerade nach “v” wie “voreilig”:

Mike kann auch nur dumm gucken. Wie soll er DAS Debakel erklären? Wenn ich ihm einen Tipp geben darf: so detailarm wie möglich…

Schnitt – Busen, Beine, Po!

Für alle, die den “spirit” der 24/7-Partyinsel Ibiza noch nicht ganz verinnerlicht haben, verkündet der Soundtrack helfend

“She went to dance, dance in a disco…”

Und in dieses lustvolle Bild drängt sich von links ein Typ mit Eierbeutel:

Ja, liebe Kinder, es gab Zeiten, da nahm man irrtümlich an, so eine Serviette über dem Gemächt wäre eine hoch erotische Sache. Fragt eure Eltern, rechnet aber mit traumatisierenden Konsequenzen. Ich muss (!) das nur dokumentieren.

Die nächste Nahaufnahme lässt mich vermuten, dass man auch für die spärliche Kostümierung der Damen einen Sponsor hatte, der präsentiert werden musste:

Unter den Statisten (Honorar: Alkohol) treibt sich vielleicht ein Volk rum:

Poldi versucht sein Glück nun bei “Gilda” (mit weichem G wie Genie), was aber auch nicht den erhofften Erfolg bringt. Freie Liebe gilt für alle, nur nicht für ihn.

Der Versuch, “Ajita” in Richtung Koitus anzutanzen, bringt ihm ein Knie in die Eier und den Comedy-Standard “bekleideter Sturz ins Wasser” ein:

Wenn der Gag bei Peter Alexander lustig war, muss er für DIE SCHÖNEN WILDEN VON IBIZA noch allemal langen.

Warum denke ich bei diesem Screenshot an das James Bond-Plakat zu IN TÖDLICHER MISSION?!

Bleiben wir mal einen Moment bei Gesa Thoma aka “Ajita”. Ajita ist ja nun nicht gerade ein typisch deutscher Mädchenname. Die bekannteste Ajita war fraglos die transgeschlechtliche Pornodarstellerin Ajita Wilson, deren Filme angeblich sogar Erich Honecker im heimischen Videorekorder hatte. Und tatsächlich hat Ajita Wilson in dem Jahr, in dem DIE SCHÖNEN WILDEN entstanden ist, für die LISA in SADOMANIA – HÖLLE DER LUST vor der Kamera gestanden.

Das ist nicht bloß ein komischer Zufall – es ist nur der erste.

Sandra und Bob sind mit den erbeuteten Habseligkeiten von Mike und Sandra und dem Bargeld so mittel zufrieden und spähen schon wieder ein neues Opfer aus:

Ihr geschultes Auge fällt auf die von dem Girl-Trio abgeholte junge Dame, die etwas ziellos vor ihrem Hotel herumsteht. Ich glaube, sie heißt ” Babsi”. Bob braucht nur ein, zwei tausendfach geübte Sprüche, um sie klarzumachen:

Erneut soll dem Koitus eine Dusche vorausgehen, was natürlich primär der Notwendigkeit der LISA geschuldet ist, nackte Tatsachen zu zeigen, ohne Gefahr zu laufen, die 16er-Freigabe zu verlieren. Es gehört zur Natur dieser Filme, dass mehr Sex vorbereitet und verhindert als vollzogen wird.

Dennoch scheint Bob diesmal das Angenehme mit dem Kriminellen verbinden zu können – auf Ibiza sitzen die Strandkleidchen locker:

Ihr reibt euch die Hände, ihr öffnet euch die Hosen – NIX DA! Es ist genau die richtige Stelle, um den ersten Teil dieser Fotostory dicht zu machen. Genau die richtige Stelle. Glaubt es mir. Ich will nur euer Bestes.



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milan8888
milan8888
19. August, 2024 11:02

»Sie ist Poldis… nennen wir es für den Moment mal “Mutter”. Er nennt sie allerdings “Muschi”. Muss ein österreichisches Ding sein.«

Edmund Stoiber nannte seine Frau auch so.

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milan8888
milan8888
19. August, 2024 17:29
Reply to  Torsten Dewi

Ich nenn meine Frau Mutti (wenn ich ihr auf den Sack gehen will)

milan8888
milan8888
20. August, 2024 15:02
Reply to  Torsten Dewi

Vor den Katzen (und der Tochter) nenn ich sie manchmal Mama, das wird noch einigermaßen toleriert. “Mutter!” ist auch sehr unbeliebt

Maik
Maik
19. August, 2024 12:25

„Spiehsgesellen…“

Matts
Matts
22. August, 2024 11:52

Finally, back to LISA!
Passend zum Ende erinnere ich mich eine Nakedei-Variante des EINE FRAGE DER EHRE Memes:
“I want DAT ASS!”
“You can´t handle DAT ASS!!!”