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Jul 2024

Streaming-Kritik: BEVERLY HILLS COP – AXEL F

Themen: Film, TV & Presse |

USA 2024. Regie: Mark Molloy. Darsteller: Eddie Murphy, Joseph Gordon-Levitt, Judge Reinhold, Kevin Bacon, Taylour Paige u.a.

Story: Die Sorge um seinen Freund Billy Rosewood treibt Axel Foley mal wieder nach LA – wo er prompt auf seine Tochter trifft, die als erfolgreiche Anwältin mit den waghalsigen Methoden ihres Vaters nichts zu tun haben will. Aber als sich herausschält, dass ihr eigener Mandant mit der Sache zu tun hat und korrupte Polizisten in Beverly Hills über Leichen gehen, raufen sich die Foleys zusammen – und die Sachschäden an der Westküste nehmen dramatisch zu…

Kritik: Alter, in was für einer Zeit leben wir eigentlich?! Wir schauen INDIANA JONES, GHOSTBUSTERS – und nun auch noch BEVERLY HILLS COP?!

Klar kann man unterstellen, dass es nach dem gefloppten dritten Film 1994 wahrlich keine Fortsetzung mehr brauchte, aber die Zugkraft der Nostalgie ist nicht zu unterschätzen. Und im Fall von BEVERLY HILLS COP hat die Franchise ja nicht drei Jahrzehnte geschlafen – Teil 4 wurde schon Mitte der 90er angedacht, kam aber wegen dauernder Hakeleien zwischen Eddie Murphy und dem Studio nie in die Puschen. Der permanente Aufenthalt in der “development hell” kulminierte schließlich im Versuch von CBS, 2013 eine TV-Serie um den Sohn von Axel zu zimmern. Eddie Murphy gab sich gerade mal für 20 Sekunden im Piloten die Ehre und das Projekt wurde ohne weiteres Aufheben wieder begraben. Ich habe den Piloten gesehen – er war tatsächlich kompletter Käse.

Mittlerweile ist das Streaming aber potent genug, um auch größere Franchises zu reanimieren und als Bestandteil eines Mehr-Filme-Deals mit Murphy kam auch BEVERLY HILLS COP 4 auf den Drehplan. Als Regisseur fungiert mit Mark Molloy erstmals ein Frischling, der bisher primär durch Werbespots aufgefallen ist.

Das Ergebnis? Meh. Es ist BEVERLY HILL COP, auf Gedeih und Verderb. Die gleichen Gangstergeschichten im Luxusviertel der Stadt, die gleichen Verbündeten, die coolen Sprüche, die Verfolgungsjagden – sogar beim Soundtrack hat man sich auf Variationen der alten Kompositionen und die schon früher gehörten 80er Klassiker verlassen. Rechnet man ein, dass Murphy nur sehr begrenzt gealtert ist, hätte man DIESEN Film auch exakt so in den 90ern drehen können.

Mark Molloy hält sich so sklavisch an die Vorgaben der Franchise, dass er wirklich gar nichts riskiert – sogar die Action ist fast komplett handgemacht und verzichtet auf CGI und unrealistischen Bombast. Da sind wir von FAST & FURIOUS und den BAD BOYS mittlerweile ganz andere Maßstäbe gewohnt und BEVERLY HILLS COP wirkt nicht wie Kino, sondern bestenfalls wie ein aufwändig produzierter TV-Film. Ob man das als Bonus oder Malus sieht, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Was den Film jenseits der konventionellen Machart ausbremst, ist Murphy selbst – er hat sichtlich keine Lust mehr und spielt hier lediglich die letzte Karte aus, die seine Karriere am Laufen halten kann. Aber er macht es nicht mit Begeisterung, nicht mit Überzeugung. Dieser Axel Foley ist müde – und das ist nicht Teil der Story, was es (wie beim letzten INDIANA JONES) entschuldigen würde.

Die einzige wirkliche Neuerung ist die Einführung der Tochter als erste relevante Frauenfigur im BHC-Universum – und da ist den Autoren tatsächlich nichts anderes eingefallen als die ausgelutschte “Vater und Tochter sind entfremdet, finden im Konflikt aber wieder zueinander”-Nummer. Siehe neben 1000 anderen Varianten den letzten DIE HARD, den vorletzten INDIANA JONES, den letzten JAMES BOND, etc. Das ist erheblich zu wenig.

Ich will nicht bestreiten, dass es schön ist, Axel Foley mal wieder in Aktion zu sehen und mit 110 Minuten strapaziert der Film auch keinen Geduldsfaden, aber eine so generische Fortsetzung könnte mittlerweile auch eine KI ausspucken. Das ist auf allen Ebenen Dienst nach Vorschrift – und seit wann hält sich ein Axel Foley an die Vorschriften?!

Fazit: Im Stil der alten Filme und mit deutlich gebremstem Enthusiasmus gedrehtes Retro-Reboot, das man gutwillig oldschool und böswillig altbacken nennen kann – je nachdem, wie nostalgisch man sich gerade fühlt.

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Wolf
Wolf
4. Juli, 2024 03:32

Warum muss ich bei “die Franchise” immer an Werbung für Bier denken?

Thespywholovedme
Thespywholovedme
4. Juli, 2024 07:45
Oh, East is East, and West is West, and never the twain shall meet

LA ist eher Westcoast als Eastcoast. Aber ansonsten kann man der Kritik nur
zustimmen. Danke, von einem ansonsten stummen Mitleser.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
4. Juli, 2024 10:55

Hier würde mich ja die Synchrosituation interessieren, der alte Sprecher von Eddie Murphy ist ja leider schon vor einigen Jahren gestorben.
Ansonsten liest sich oldschool und CGI-los ja gar nicht mal schlecht.

Marko
4. Juli, 2024 14:07
Reply to  Rudi Ratlos

“Leider” wird Murphy inzwischen von Dennis Schmidt-Foß gesprochen – eigentlich ein toller Sprecher (Deadpool, Dexter, Captain America und viele mehr), aber für Murphy hätte ich mir eine andere Lösung gewünscht. Der gestorbene Sprecher hat im Deutschen wesentlich zu Murphys Charakterisierung beigetragen. Es gibt ein paar Sprecher, die die alte Stimme ziemlich gut nachmachen können, hier ist einer davon:

https://www.youtube.com/watch?v=b_ynC4VIzuQ

Wie gesagt, Schmidt-Foß ist super, aber ich finde es doch schade, dass man nicht versucht hat, jemanden zu finden, der mehr wie der alte Sprecher klingt.

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
4. Juli, 2024 16:42
Reply to  Marko

Schmidt-Foß ist ein super Synchronsprecher, der verlinkte Typ ist nur am chargieren. Wie das endet sieht man zB bei Bernd Egger, der heutzutage gerne für Arnold Schwarzenegger benutzt wird. Es ist immer wieder ein hit und miss.
Schmidt-Foß wurde damals selbst von Randolf Kronberg ausgewählt und wird deswegen auch gewählt. Würde ich gerne jemanden anderes haben? Ja, er passt imo nur gut auf die extrem chargierenden Rollen von Murphy, Esel und eben die Verkleidungen. Aber er macht schon das beste aus dem, was Murphy ihm anbietet.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
8. Juli, 2024 10:31
Reply to  Marko

Gestern gesehen und ich finde Dennis Schmidt-Foß macht seine Sache ganz wunderbar, die Ähnlichkeit ist doch erstaunlich (gerade, wenn man sonst bei ihm eher Ryan Reynolds & Co vor Augen hat).
Und ich fand – im Gegensatz zum Hausherren – den Film tatsächlich ziemlich gut und durch die Bodenständigkeit unterhaltsamer als z.B. den neuen Bad Boys.

Matts
Matts
4. Juli, 2024 14:57

Puh, ich habe schon echte Angst, in den Film mal reinzuschauen. Nach diesem Artikel hat die Angst zumindest ein kleines bisschen abgenommen.

Squirrelius
Squirrelius
4. Juli, 2024 20:12

BHC war nie so mein Ding. Ich bin kein Fan der “Schwarzer-Held-mit-großer-Klappe” Charaktere, welche Eddie Murphy in NUR 48 STUNDEN etabliert hat.
Aber es ist schon krass,wie du erwähnst, wie wenig Murphy gealtert ist. Ich denke, das wird manchem Zuschauer den Wiedereinstieg ins Franchise erleichtern. (Wobei ich in dem Bezug mal auf die, laut imdb, sich in Vorproduktion befindliche, Fortsetzung von DIE PASSION CHRISTI gespannt bin, die Mel Gibson mit den Originaldarstellern drehen will/ dreht. Fortsetzung eines 20 Jahre alten Filmes mit 20 Jahre älteren Darstellern, deren Handlung 3 Tage nach Teil 1 spielt. o.0)

Marko
4. Juli, 2024 20:24
Reply to  Squirrelius

Sowas sollte in heutigen Zeiten dank digitaler Verjüngsmöglichkeiten doch kein Problem sein.

noyse
noyse
21. Juli, 2024 12:01

ich persönlich fand den ziemlich behäbig, gerade weil der Anfang viel verspricht, aber auch hier: da ist viel kaputt gegangen, aber es war keine richtige Kinetik drin. die Sprüche waren nett, aber es ist nichts im Gedächtnis geblieben. na ja man konnte es aber trotzdem gucken