27
Apr 2024

Fantasy Filmfest Nights 2024 (3): THE INVISIBLE FIGHT

Themen: FF Nights 2024, Film, TV & Presse, Neues |

Estland 2023. Regie: Rainer Sarnet. Darsteller: Ursel Tilk, Kaarel Pogga, Ester Kuntu, Indrek Sammul u.a.

Offizielle Synopsis: Rafael hat einen Traum! Und der besteht sicher nicht darin, als Wachmann an der sowjetisch-chinesischen Grenze zu versauern. Nein: Rafael will Kung Fu-Mönch werden, ein Mann der stählernen Handkante und des inneren Friedens. Doch der Weg zur Erleuchtung ist ein steiniger für den langhaarigen, schlaksigen Kerl mit Pornobalken und einer musikalischen Vorliebe für Black Sabbath. Er muss die Klosterobrigkeit überzeugen, ihn als Schüler aufzunehmen, eifersüchtige Rivalen überwinden und die Liebe seines Lebens erobern. Und haben wir schon die Horde teuflischer Kreaturen erwähnt, die die Stadt befällt?

Kritik: Ich weiß nicht, worauf sich der letzte Satz der Inhaltsangabe bezieht. Im Film kommen keine teuflischen Kreaturen vor, die eine Stadt befallen. Klappern gehört zum Handwerk – aber freches Lügen auch?

Das Programmheft schreibt zudem:

“Ein Martial Arts-Feuerwerk aus Estland, das sich vor der Kampfkunst der Shaw-Brüder genauso verneigt wie vor den kultigen Sketchen der Monty Python-Truppe und nostalgischen Heavy Metal-Klängen.”

Das stimmt. Für den Prolog, der vielleicht drei Minuten Screentime einnimmt. Danach folgt einer der schlimmsten Abstürze, die ich in der Festivalgeschichte je erlebt habe – was auch daran liegen mag, dass man angesichts der Inhaltsangabe und der baltischen Herkunft automatisch einen neuen Kultfilm erwartet.

Ich versuche ja gerne, mir zusammenzureimen, was sich die Filmemacher gedacht haben. Hier scheitere ich. Warum legt man sich auf eine trashige Martial-Arts-Komödie im Stil der 70er fest, wenn man über den Prolog und den visuellen Stil hinaus kein Interesse hat, diese Elemente zu bedienen? Letztlich erzählt THE INVISIBLE FIGHT von Rafaels Selbstfindung, vom Lernen der Bescheidenheit, von der Erleuchtung, die nur wahrer Glaube geben kann. Es ist ein zutiefst religiöser, und damit trotz aller Albernheiten auch zutiefst schnarchiger Film, der mit dem Fragment einer “story arc” mühsam durch fast zwei Stunden humpelt.

Der Frankster kommentierte das Debakel zum Abspann sehr korrekt:

“Der fühlte sich so lang an, dass draußen vermutlich schon Winter ist.”

Das Programmheft schreibt auch:

“Müsst ihr selbst sehen, um es zu glauben…”

Dem kann ich mit einem inbrünstigen “nein!” widersprechen.

Es mag Zuschauer geben, die aus dem Slapstick und dem versuchten Wahnwitz etwas Unterhaltungswert pressen können – wir gehörten nicht dazu.

Fazit: Eine im Ansatz witzige Trash-Melange, die sich nach einem fröhlichen Intro entscheidet, lieber eine vage russisch-orthodoxe Erweckungsgeschichte zu erzählen. 3 von 10 Punkten.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

2 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
comicfreak
comicfreak
30. April, 2024 12:36

“Müsst ihr selbst sehen, um es zu glauben…”

Vielleicht ist das auf die Unverfrorenheit der Bewrbung gemünzt?

Thies
Thies
30. April, 2024 14:32

Es hätte ein lustiger Film werden können, aber dazu hätten die Macher wenigstens ein paar ihrer Ideen aussieben müssen. Der Film wirkt als wären alle Szenen, die für sich genommen vielleicht witzig waren, aneinander montiert worden und dieser Rohschnitt wurde dann ohne weitere Qualitätskontrolle durchgewunken. Als Sinnbild dient hier die Szene an der Mittagstafel, wenn der oberste Geistliche Vor-, Haupt- und Nachspeise auf seinem Teller vermischt und anschließend noch die Pfeffer- und Salzstreuer über dem Gemisch entleert. Wem sowas schmeckt darf hier kräftig zulangen.