Fantasy Filmfest Nights 2024 (2): MEANWHILE ON EARTH
Themen: FF Nights 2024, Film, TV & Presse, Neues |Frankreich 2024. Regie: Jérémy Clapin. Darsteller: Megan Northam, Catherine Salée, Sam Louwyck, Roman Williams, Sofia Lesaffre u.a.
Offizielle Synopsis: Franck Martens war einst Stolz und Hoffnung der Nation. Doch drei Jahre nach dem Aufbruch zu einer groß angelegten Weltraummission ist der Franzose noch immer im All verschollen. Seine Familie, und insbesondere seine jüngere Schwester Elsa, leiden stark am Verlust und der Ungewissheit. Doch plötzlich nimmt eine extraterrestrische Macht Kontakt mit Elsa auf: Sie bekommt Franck zurück! Aber der Preis ist hoch für den Pakt mit den Außerirdischen.
Kritik: Regisseur Clapin sagte in seiner Videobotschaft, MEANWHILE ON EARTH sei ein Film über die Fähigkeit, loszulassen, Traumata zu verarbeiten. Das sollte man nicht nur als Ankündigung sehen, sondern auch als Vorbereitung. Trotz der diversen SF-Elemente ist das hier ein mäanderndes Drama, in dem es primär um die Befindlichkeit der Protagonistin geht. Das Ende ist demnach auch kein Showdown, sondern eher ein emotionaler Abschluss.
Es hilft dem Film nicht, dass er den "Twist" gleich an den Anfang packt und seine Karten offenlegt – am Ende passiert, was man daraus schon früh ableiten konnte.
Preist man das ein, gibt es viel zu entdecken: Clapin weiß selbst banale Szenen in schöne Bilder zu packen, den ganzen Film durchzieht eine vage Traumstimmung, und so basic die "Invasion" der Aliens auch erzählt sein mag, so stimmig und gut ausgedacht sind die Details. Hinzu kommt, dass die Phantasie der Protagonistin als Zeichentrick-Sequenz in Form einer CAPTAIN FUTURE-Hommage visualisiert wird. Jedes Mal dachte ich: DAS würde ich gerne als vollständigen Film sehen!
So funktioniert MEANWHILE ON EARTH besser als Independent-Drama denn als Science Fiction, aber im Gegensatz zu anderen Mogelpackungen ist das Genre fest mit der Handlung verwoben und nicht beliebig austauschbar. Obwohl… wenn Franck nur von Gangstern entführt worden wäre und man Elsa zwingen würde, für die Freilassung andere Menschen zu opfern, würde sich so viel nicht ändern…
Fazit: Eine schöne, aber auch sperrige und nicht gerade temporeiche Meditation über Verlust und Neuanfang, der vielleicht gerade für Zuschauer geeignet ist, die nicht zum harten Kern des Festivals gehören. Oszilliert entsprechend unscharf zwischen 5 und 6 Punkten.
Der Film mag kein echtes Tempo entwickeln, aber mich hat er gepackt und bewegt. Hier steckt eine Liebe zum Detail in jeder Szene die das Geschehen lebensechter wirken lässt als andere Kopfgeburten. Lediglich die Szene mit der versuchten Vergewaltigung und ihre brutale Auflösung passte nicht so Recht zum Rest des Films. Das mag so manchen zum Gähnen reizen oder mehr – wie z.B. den Schnarcher eine Reihe vor mir – aber wer ruhige und gefühlvolle Filme mag, ist hier an der richtigen Stelle.