Fantasy Filmfest White Nights 2024 München (7): THE LAST STOP IN YUMA COUNTY
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Offizielle Synopsis: Es hätte nur ein kurzer Stopp auf dem Weg zum Geburtstag seiner Tochter werden sollen, doch die neue Benzinlieferung für die Tankstelle verspätet sich und dem Vertreter bleibt nichts anderes übrig, als im Diner nebenan zu warten. Dass die Klimaanlage bei der Affenhitze kaputt ist, ist nur ein weiteres Indiz dafür, wie mies dieser Tag werden wird. Kurz darauf strandet der nächste Wagen in der Provinz und zwei bedrohliche Typen betreten das Café. Als Kellnerin Charlotte noch heimlich versucht, ihren Mann, den Polizeichef des Landkreises, zu alarmieren, ist die Leitung schon tot…
Kritik: Es gehört zu den Widersprüchlichkeiten des Fantasy Filmfest, dass ein perfektes Midnight Movie am Sonntag Nachmittag gezeigt wird, während sich die Zielgruppe gerade dafür fertig macht, auf der Theresienwiese ein Lichtfest zu veranstalten. Wegen einer Qualitäten UND wegen seiner Defizite gehört ein Film wie THE LAST STOP IN YUMA COUNTY in die Nacht, wenn die Zuschauer müde sind und voll von Bier und Erdnüssen.
Das Setup ist simpel und von der Notwendigkeit bestimmt, den Film weitgehend mit einer Location und einem halben Dutzend Darstellern umsetzen zu können. Ein herunter gekommenes Motel / Diner ist der Schauplatz. Verschiedene Schicksale kollidieren, Wut und Frust schaukeln sich hoch, die Chance auf ein Überleben sinken.
Filmemacher haben bei so etwas zwei Möglichkeiten: Entweder spielen die Geschichten nachts und bei Regen, oder in der flirrenden Hitze des Sommers.
IDENTITY entschied sich seinerzeit für Nacht und Regen:
Die superlative TWILIGHT ZONE-Episode "Nightcrawlers" von William Friedkin (!) setzte ebenfalls auf Dunkelheit und schlechtes Wetter:
THE LAST STOP lässt die Protagonisten hingegen in der Mittagshitze schmoren, die das Gehirn brät und dumme Entscheidungen beschleunigt.
Das funktioniert soweit auch ganz gut. Die Figuren sind knackig gezeichnet und bis ins Comic-eske überhöht, die Kamera findet viele Winkel, um das eskalierende Geschehen zu beobachten. Die Frage, wer sich was traut, entscheidet über Leben und Tod. Als Geld ins Spiel kommt, ist Moral nur noch ein theoretischer Faktor.
Aber es lässt sich nicht bestreiten, das THE LAST STOP insgesamt ziemlich dünn ist, weil seine Figuren über ihre Charakterisierung hinaus kaum Eigenleben besitzen. Abgesehen von den Bankräubern haben sie keine Ziele, keine Konflikte, und so bleibt Regisseur Francis Galluppi auch wenig Spielraum, um das Ganze auf etwas anderes als ein Massaker hinauslaufen zu lassen. Der Film endet in einem Blutbad, nicht aber mit einer tatsächlichen Auflösung von irgendwas.
Aber wisst ihr was? Das darf auch mal so sein, weil wir zu viele Filme zu sehen bekommen, die ihre verquasten Ideen über das Entertainment stellen und die vom Zuschauer erwarten, Langeweile als Substanz misszuverstehen. THE LAST STOP ist nicht die Große Liebe, aber manchmal tut’s ein schmutziger One Night Stand eben auch.
Bonus für 80er-Scream Queen Barbara Crampton, die ihre Wurzeln mittlerweile umarmt und in den letzten zehn Jahren in einem halben Dutzend FFF-Filmen zu sehen war. One of us, one of us, one of us…
Völlige Zustimmung meinerseits. Schöner Einsatz des Soundtracks, wenn auch ohne richtige Überraschungen wie sie Tarantino gerne aus dem Hut zieht. Und nach dem unausweichlichen Massaker geht der Film noch zwanzig Minuten weiter obwohl er nicht mehr viel zu erzählen hat. Kann man sich mal geben, aber ich würde im Zweifel lieber zu den besseren Vorbildern greifen.
War für uns ein Highlight des Festivals, traf genau unseren Geschmack. Auch wenn der Schluss ein wenig angeschraubt wirkt. Tarantino hätte den Film vielleicht damit enden lassen