25
Apr 2023

Fantasy Filmfest Nights 2023 (17): NEW RELIGION

Themen: FF Nights 2023, Film, TV & Presse |

Japan 2022. Regie: Keishi Kondo. Darsteller: Kaho Seto, Satoshi Oka, Ryuseigun Saionji, Daiki Nunami

Offizielle Synopsis: Was hat Akami nur dazu getrieben!? Sie war eine unauffällige junge Frau, die als Callgirl arbeitete. Dann plötzlich attackiert sie auf offener Straße wildfremde Menschen mit einem Messer und taucht unter. Ihre Kollegin Miyabi langweilt sich weiterhin jede Nacht in dem schmucklosen Keller mit dem kalten Flackerlicht, bis der Fahrer sie zum nächsten Kunden bringt. In einem der Männer erkennt sie den letzten Freier Akamis. Statt Sex will er Polaroids. „Nur deine Wirbelsäule“, fordert er Miyabi auf. Beim nächsten Mal fotografiert er ihre Füße. Nacht um Nacht folgen weitere Körperteile und auf rätselhafte Weise beginnt Miyabi durch diese Begegnungen in einem nie bewältigten Trauma zu versinken. Und dann geht die Stadt in Flammen auf!

Kritik: PEARL wurde als Abschlussfilm des Festivals angekündigt und die Moderatorin verabschiedete sich vorab brav beim Publikum. Das sorgte für etwas Verwirrung, stand doch noch NEW RELIGION auf dem Programm, sozusagen als “Rausschmeißer”. Rückwirkend betrachtet ist das aber genau richtig, denn mit PEARL hatte man den idealen Schlusspunkt gefunden und der sehr gemächliche und depressive NEW RELIGION wirkt wie ein Nachklapp, weil man noch ein paar Rollen Zelluloid rumliegen hatte oder dem Verleiher verpflichtet war.

Ist es das Drama einer jungen Mutter, die ihre Tochter bei einem tragischen Unglück verliert? Ist es ein Mystery über den Amoklauf einer Prostituierten? Ist es ein Psychothriller über einen Ex-Krebskranken, der mit Polaroid-Aufnahmen jungen Frauen das Gehirn wäscht? Ist eine Meditation über die zwangsläufige Eskalation des isolierten Lebens der entmenschlichten Menschen in der Großstadt? Or all of the above?

Regie-Debütant Keishi Kondo beißt für seinen Erstling deutlich mehr ab, als er kauen kann, aber man kann ihm wenigstens nicht vorwerfen, dass er es nicht versucht. Mit wenig Geld malt er ein großes Bild auf die Leinwand, führt viele Schauspieler, und kreiert immer wieder beeindruckende Szenen von großer Dichte. NEW RELIGION ist ein sperriger, im wahrsten Sinne trost-loser Film, bei dem wir nie ganz sicher sind, ob er nicht alle Antworten hat – oder sie uns nur nicht geben will.

Wer zum Nachspann in der Lage sein will, den Inhalt des Gesehenen exakt wiederzugeben, der ist hier sicher falsch. Aber nach vier Tagen und 16 Filmen war mein Hirn Matsch genug, um einfach mal den Intellekt baumeln und die Szenen wirken zu lassen. Verlangt man von NEW RELIGION nicht mehr, als er zu geben bereit ist, passt das ganz gut.

Fazit: Ein Experimentalfilm mit verschiedenen Story-Fragmenten, die nie wirklich zusammenlaufen und in Redundanzen mitunter auch etwas ermüden. Aber zumindest ist er visuell interessant und vom Versuch getragen, eine neue Form des J-Horrors zu etablieren. Dadurch mit 5 von 10 Punkten etwas besser als NEW NORMAL.

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