05
Feb 2023

Fantasy Filmfest White Nights 2023 München (4): PROJECT WOLF HUNTING

Themen: FF White Nights 2023, Film, TV & Presse, Neues |

Südkorea 2022. Regie: Kim Hong-sun. Darsteller: Seo In-guk, Jang Dong-yoon, Choi Guyhwa, Sung Dong-il

Story: Eine Geheimoperation soll die übelsten Verbrecher:innen von Manila nach Südkorea ausliefern. Nachdem der erste Gefangenenaustausch auf einem Flughafen blutig schief lief, will man weitere Zivilistenopfer vermeiden und hat diesmal für den Transport ein riesiges Frachtschiff gechartert. Neben den 20 Sicherheitsspezialkräften sind auch ein Arzt und seine Assistentin an Bord. Aber die Cops haben die koreanische Mafia einmal mehr unterschätzt: In die Mannschaft wurden jede Menge Waffen und Saboteure eingeschleust und schon nach wenigen Minuten entbrennt ein beispielloser Krieg und Kampf ums Überleben. Doch wer hätte gedacht, dass unter all den skrupellosen Mörderinnen und Killern eine noch weitaus tödlichere Gefahr unter Deck lauert.

Kritik: Der hier kam mit viel Vorschusslorbeeren und ich fürchte, ich muss mal wieder – siehe THE SADNESS – den sich vor Begeisterung ins Höschen pieselnden Gorebauern in die Suppe spucken. Der hochoktane koreanische Kracher ist ja so etwas wie eine sichere Bank beim FFF, füllt regelmäßig die Sitze zur Primetime. Er zieht auch Freunde anderer Subgenres an und macht wach, wo skandinavische oder osteuropäische Filme ermüden. Aber das ist eben nur eine Faustregel und keine Garantie.

PROJECT WOLF HUNTING (ein geiler, aber letztlich nicht eingelöster Titel) ist, das wird sehr schnell klar, kein Blockbuster, sondern ein B-Movie, das praktisch komplett in den Innereien eines Frachtschiffes spielt und die Außenwelt mit bestenfalls passabler CGI simuliert. Auch inhaltlich ist Schmalhans Küchenmeister: es gibt die Verbrecher, die Cops, die Crew, die Verräter. Schon nach kürzester Zeit bricht Chaos aus und der Großteil der Laufzeit wird mit Schießereien und Blutfontänen rumgebracht, bei denen Leute gefühlt 20 Liter Lebenssaft verlieren. Irgendeine Form von Plan scheint niemand zu haben – weder die Gangster für den Ausbruch noch die Polizisten für die Gegenwehr.

Das erinnert an die schrabbeligen B-Movies der 90er von Firmen wie UFO Entertainment, die einfach nur zwei Gruppen in billig geschlossenen Locations aufeinander loslassen, mit abgehalfterten Gaststars und mäßiger CGI, die Raumschiffe oder Ölbohrinseln visualisiert. Inhaltlich gerne bei ALIENS, DIE HARD oder THE ROCK abgeschaut – im Fall von PROJECT WOLF HUNTING womöglich bei CON AIR (CON SHIP?).

Weil das aber nicht reicht, die zwei Stunden-Marke zu reißen, wird noch ein hummeldummer Subplot eingeführt, der ebenfalls an die Videothekenfüller der 90er im Stil von PROJECT SHADOWCHASER erinnert (der ähnliche Titel mag kein Zufall sein): es befindet sich ein zombifizierter Supersoldat an Bord. Dieser trägt aber auch nur willkürlich zum Massaker bei, statt der Story eine neue Richtung zu geben. Ein smarterer Film hätte sicher die Guten und die Bösen angesichts dieser neuen Gefahr zur widerwilligen Zusammenarbeit gezwungen, aber so weit in die Tiefe will Regisseur  Kim Hong-sun gar nicht gehen.

So ist dieser erste “Primetime-Film” aus der verlässlichen Asia-Ecke für sich genommen ein splatteriges Action-Vergnügen, stinkt aber gegen “anything goes”-Kracher wie ALIENOID und THE RESCUE schwer ab.

Fazit: Eine in Sachen Action und exzessiver Gewalt überzeugende, aber letztlich unheimlich hohle und zynische Abfolge von Brutalitäten ohne Sinn und Verstand. Wenn der Veranstalter zum Beginn “Hirn aus, Film an” vorgibt, dürfen bei Fans guter Unterhaltung schon mal die Alarmglocken läuten. 5 von 10 Punkten – wenn man über “doof” lachen kann, gerne einen mehr.

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1 Kommentar
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Thies
Thies
20. August, 2023 18:32

Das war sicherlich kompetent inszeniert, wurde aber auf die Dauer auch sehr ermüdend.