First Look: STAR TREK: PICARD SEASON III (minor spoiler)
Themen: Film, TV & Presse |
STAR TREK und ich, das bleibt eine komplizierte Beziehung, eine Hassliebe, ein Auf und Ab von Begeisterung und Enttäuschung. Hatte ich die Franchise vor ein paar Jahren wegen DISCOVERY und PICARD abgeschrieben, haben es ausgerechnet die animierten Serien PRODIGY und LOWER DECKS wieder rausgerissen – und mit STRANGE NEW WORLDS hat die Franchise bewiesen, dass sie immer noch Sprit im Tank hat, wenn man die richtigen Leute ranlässt.
So ist es kurioserweise nicht den ersten beiden PICARD-Staffeln zu verdanken, dass ich mir das Finale doch anschaue – es speist sich aus der Hoffnung, die besseren Serien der Franchise könnten ein wenig abgefärbt haben. Und es wurde ja auch fleißig damit getrommelt, dass man diesmal das macht, was mir bei der ersten Staffel gefehlt hat: ein “back to the TNG roots”, Picard umgeben von seinen alten Freunden. Kein unsicher mäanderndes Drama über einen tatterigen Admiral, der in eine hoch konfuse Verschwörung verwickelt wird.
Nach der ersten Folge zu urteilen, ist die dritte Staffel PICARD stattdessen ein unsicher mäanderndes Drama über einen tatterigen Admiral, der in eine hoch konfuse Verschwörung verwickelt wird – mit seiner TNG-Crew im Schlepptau.
Seufz…
Ja klar ist es super, dass die alte Besetzung wieder zusammen findet. Da ist viel Nostalgie dabei, die Chemie der Charaktere stimmt, es ist ein “homecoming” der besten Sorte. Aber trotz dieses TNG-Mantels werden alle Fehler der ersten beiden Staffeln zumindest in dieser Folge wiederholt.
Als da wären…
Die Regie ist einfach miserabel. Zu kurze Schnitte, konfuse Action, eine Übermaß an Nahaufnahmen und generell klaustrophobische Settings lassen die Serie überraschend billig wirken – und verweigern genau das TNG-Feeling, das man mit der Story und dem Cast doch wieder herbei zaubern wollte. Da fehlen die Ruhe, die Größe, die Erhabenheit, Das Pathos.
Streaming-üblich wird dagegen der Plot wie Kaugummi gezogen – nach dem Opener hätte man im klassischen TNG-Tempo binnen fünf Minuten die gesamte Crew zusammen getrommelt (siehe als Masterclass dieses Prinzips den Abschlusszweiteiler “Gestern, heute, morgen”). Aber nein, man fliegt mal hier hin, mal dahin, spricht dort mit einer Figur – wirklicher “drive” glänzt mit Abwesenheit. Das führt dazu, dass Picards und Rikers diebische Freude über die neue Mission völlig die Tatsache überschattet, dass es um Beverly Crushers Leben geht und man eigentlich keine Sekunde verplempern darf. Zehn Folgen wollen gefüllt werden.
***minor spoiler on***
Die Sache mit Beverly ist mir sowieso aufgestoßen. Da Picard ja mittlerweile anderweitig vergeben ist, wird die Beziehung zur Enterprise-Ärztin mit ein paar Nebensätzen als “passte halt nicht” abgetan. Das ist der gesamten Trek-Historie unwürdig. Ebenso wie die Tatsache, dass wir einen Sohn von Beverly treffen, der NICHT Wesley ist. Haben die mit Wil Wheaton immer noch einen Beef oder wird das im Laufe der Miniserie noch einen Grund finden? Das müssen wir abwarten.
***minor spoiler off***
Und meine Fresse, ist Patrick Stewart mittlerweile zu alt für den Part. Dass er körperlich ziemlich klapperig wirkt, mag ja noch angehen. Aber diese brüchige Stimme, der jegliche Autorität abhanden gekommen ist, wirkt stellenweise Mitleid erregend. Erinnere ich mich falsch oder sollte der Mann nach seiner Wiederbelebung nicht auch körperlich runderneuert worden sein?!
So ist PICARD Staffel 3 bisher die richtige Idee mit den richtigen Figuren, aber von den falschen Leuten mit der völlig falschen Tonalität erzählt. Aber ich bleibe dran, weil ich mich gerne eines Besseren belehren lasse(n würde).
P.S: Weil hier genauso gut hin passt wie anderswo – vor ein paar Tagen habe ich etwas auf Facebook gepostet, das in den 80ern TREK in eine ganz andere Richtung hätte ziehen können:
Ein extrem seltenes Animationsframe aus dem Promo zu STAR TREK: ACADEMY, das Produzent Bob Justman Mitte der 80er vom japanischen Studio K.K. TMS Entertainment produzieren ließ, um Gene Roddenberry und Paramount von der Möglichkeit einer neuen animierten Trek-Serie zu überzeugen, die an der Starfleet-Academy spielt (siehe dazu auch die Einlassungen in seiner Autobiographie “Inside Star Trek” von 1997). Es gibt keine Bildunterschrift, aber es ist anzunehmen, dass wir hier Kirk und Spock an Bord eines Shuttles sehen. Gehört nicht zum offiziellen “canon” der Franchise und dieser Frame stammt wohl aus dem Nachlass von Harlan Ellison. Das gesamte Promo (angeblich drei Minuten mit ergänzenden Shots von Concept Artwork) gilt spätestens seit Justmans Tod 2008 als verschollen.
Weiß auch noch nicht, was ich davon halten soll. Musik und Raumschiffe sind toll, da kommt schon Star-Trek-Feeling auf. Handlung erscheint auch mir zu ausgewalzt, mal wieder. Und immerhin, im Deutschen rettet Picards Synchronstimme ihn vor der Klapprigkeit.
Tja, mal schauen, was die nächsten Folgen bringen…
Lief bei dir in den letzten ca. 10 Minuten die Synchro-Tonspur und das Bild auch nicht mehr synchron? Bin deswegen zum Schluß doch auf OV + UT geswitcht.
Hm nein, ich hatte da keine Probleme.
Vielleicht spielt er die Rolle extra so oder er ist tatsächlich bereits so greisenhaft. Ich habe in jeder Szene das Gefühl, gleich haucht er seinen letzten Atem aus. Vor 3 Jahren auf der Premiere lief er an mir vorbei, aber da ist mir das noch nicht so aufgefallen.
Mein Urteil fällt wohlwollender aus, wobei ich hieraus noch nichts für die Staffel an sich ableite – 2x bin ich ihnen nach tollem Start auf den Leim gegangen, das reicht 😉.
Ich finde es bis jetzt stimmiger und besser geschrieben, es kam echt tolles Star Trek- und TNG-Feeling auf. Die Musik war grandios; ich bin so unendlich glücklich, dass Jeff Russo endlich raus ist (also zumindest mal bei „Picard“). Klar hast du sowohl mit dem ausgewalzten als auch der mangelnden Dringlichkeit recht, aber ich fühlte mich sehr gut unterhalten. Genau das hätte ich mir eigentlich schon von Season 1 und 2 erhofft.
Potentieller Spoiler: wir sind uns eh einig, wer der Vater von Jack ist, oder?!
Latürnich.
Apropos TNG Feeling – da muß ich dem Wortvogel leider recht geben: Wie im Streamingzeitalter gewohnt zieht sich die Handlung vermutlich wieder wie ein Kaugummi. TNG war (wenn mich mein Gedächtnis nicht komplett täuscht) wesentlich straffer geschrieben. Selbst “The Orville” kriegt das in meinen Augen nicht ansatzweise so hin.
Das Problem an Discovery und an Picard war ja nie, dass man die Fans nicht heiß darauf machen konnte. Da wurden jeweils Sachen angeteasert und auf die nächste Staffel verwiesen, dass den Fans immer wieder das Wasser im Mund zusammen lief. So auch wieder bei Picard S3. Oder besser gesagt bei TNG S8, worauf das ganze Serien-Design ja abziehlt.
Die erste Folge fand ich nicht schlecht, aber das war bei den vorherigen Staffeln auch so, sollte also kein Indiz für die Gesamtstaffel sein. Der Ansatz “keine Sternenflotte!” gefiel mir ganz gut, das war ja auch schon das interessanteste an Staffel 1, um dann auch mal ein ziviles Raumschiff zu zeigen. Aber dass sie nun – trotz der Bitte der um ihr Leben kämpfenden Freundin – mit einem Sternenflotten-Schiff dorthin fliegen und dabei auf einem Captain treffen, der mit dem, was er sagt, eigentlich Recht hat, was aber zu keinem Zeitpunkt auch so eingeordnet wird, ist wieder so halbgar. Als hätte man die Story per Powerpoint gepitcht und sich danach nicht mehr selbst gechallenged.
Ja, das “wir müssen (vermutlich) Beverly retten!” ist als Aufhänger schon SEHR dünn… ich betrachte das “no Starfleet” auch nur als bequeme Erklärung, warum Picard nicht einfach eine ganze Flotte klar macht.
Muss man Picard S2 zum sinnvollen schauen für S3 zuende gesehen haben?
Hintergrund ist das ich S2 nach der hälfte aufgegeben hab – so ein unfug.
S2 habe ich beim erste Gespräch der ersten Folge abgebrochen. 😀
Das war schon unerträglich.
Ging mir genauso – nach der ersten Staffel wollte ich der Serie eine Chance geben. PICARD hat sie nicht genutzt.
Ich fand tatsächlich diese alternative-zeitlinien-folge ganz nett … hahnebüchend aber schon ganz gut guckbar.
Und die ersten folgen in der nahen Zukunft, mit den diversen anspielungen auf Star Trek IV auch noch ganz okay – zumindest so okay das ich über sehr viel schlechtes noch etwas hinweggesehen hab.
Ich werde dann mal S3 noch ne Chance geben – schon allein um kurz alle Schauspieler zu sehen 😀
Ansonsten kann ich dem Artikel nur zustimmen, die animierten Sachen, beide auf ihre eigene Art und natürlich Strange New World zeigen was man aus Trek auch 2023 noch so alles rausholen kann.
Auch weil man die legacy ernst nimmt, aber auch aus vielen anderen teilweise banalen gründen.
Hab nun schon mehrfach gelesen, dass das ja normal bei “Star Trek” sei und jede Serie erst mal ein, zwei Staffeln zum Einpendeln braucht, bis sie die richtige Fahrtrichtung gefunden hat. Schwierig. (Vor allem, wenn die dritte Staffel die letzte sein soll.)
Und ich habe das schon oft als Mythos entlarvt, den Trekker erfunden haben, um zu rechtfertigen, dass ihre Lieblingsserien am Anfang immer scheiße waren.
Ich fürchte, die Hardcore- Trekker werden das trotzdem bei jeder neuen Serie wieder als “Argument” bringen – und sich taub stellen, wenn man ihnen widerspricht.
Korrekt. Das steht ja gleich neben dem Mythos, bei den Kinofilmen seien sowieso nur die. mit geraden Nummern gut – um dann jeden schlechten neuen Film mit dem Verweis darauf zu entschuldigen.
Gruselig
Ich mag allerdings I-IV, VI, VIII sehr gerne und fand 9 recht okay – aber ich bin auch kein fan im engeren Sinn
Nein. Picard ist ein Android? Wird mehr oder minder ignoriert. Figuren aus Staffel eins und zwei, die neu im Star Trek Universum waren? Einzig Raffi bleibt übrig – und über die Figur bekommt man quasi ausreichend Informationen.
mMn kann man getrost in Picard Staffel drei einsteigen. Ich würde sogar soweit gehen, daß das die bessere Variante ist – tun wir einfach mal so, als ob Staffeln eins und zwei nie passiert sind.
Es ist ja auch eine banale Rechnung: TNG hatte für eine komplette Story knapp 50 Minuten, bei den Zweiteilern knapp 100. PICARD muss 500 Minuten mit einer Story füllen. Something’s gotta give.
Hab 2 jetzt bei 3,4 Bier zuende geschaut, es nützt ja doch nichts.
Fand die letzte Folge sogar recht okay, wie den anfang. Das Problem ist halt das es dazwischen einfach viel kacke war.
Schade eigentlich denn ganz blöd war die Grundidee wenn man – wie ich – Zeitreisen generell mag eigentlich nicht.
Ich hatte nach 12 Monkeys ja eigentlich echt Vertrauen in Terry Matalas – und hab auch ausgeblendet, dass er ja in S2 schon mit an Bord war. Aber irgendwie muss ich dir leider Recht geben. Das ist wieder bleiernes “jemand braucht aus unerfindlichen Gründe Admiral Picards Hilfe und jetzt dümpeln wir durch die Galaxis auf der Suche nach einem Plot und sammeln alte Fan Favorites ein”. Immerhin – die Galaxis, nicht die Großstadt.
Erzählt wurde leider ziemlich nichts und dass man “no starfleet” mit dem Entführen eines Sternenflottenschiffs begegnet, dessen Captain nun garantiert das ganze HQ alarmiert, zeigt, dass plausibles Erzählen auch diese Season wieder niemanden wirklich interessiert.
Aber bei den Nickelichkeiten muss ich dir widersprechen:
“Die Sache mit Beverly” ist nicht mehr als einen Nebensatz wert. Denn mehr war da in TNG eben auch nicht. Im Gegensatz zu Riker/Troi oder Troi/Worf (DAS wurde später einfach unter den Teppich gekehrt) ist die Serie bei Picard/Crusher nie konkret geworden.
“Haben die mit Wil Wheaton immer noch einen Beef oder wird das im Laufe der Miniserie noch einen Grund finden? Das müssen wir abwarten.”
Oder eben doch S2 gucken 😉
Und selbst wenn man auf dem Stand von TNG wäre, sollte man doch wissen, dass man Wesley nicht auf einem kleinen Raumschiff bei Mama erwarten sollte.
“Erinnere ich mich falsch oder sollte der Mann nach seiner Wiederbelebung nicht auch körperlich runderneuert worden sein?!”
Das Gegenteil ist der Fall. Er sollte altern und verfallen wie ein Mensch. Was natürlich völlig banane ist, weil die Androidensache damit völlig ohne Konsequenz ist und so wird sie seither ja auch behandelt.
Ich mag mich da an Details aufhängen, aber:
“Die Sache mit Beverly” ist nicht mehr als einen Nebensatz wert. ” – das sehe ich komplett anders. Gerade die Tatsache, dass es in der Serie nie ausformuliert wurde, hat es für mich stärker gemacht.
“Oder eben doch S2 gucken 😉” – ich weiß, dass Wesley da einen Auftritt hatte. Hier geht es aber um die letzte ultimative Zusammenführung der Original-Crew. Da hätte ich ihn schon erwartet – besonders, wenn man einen Sohn für Beverly braucht (dass Jack allerdings noch einen ganz anderen Twist mitbringt, scheint mir offensichtlich).
Picards synthetischer Körper wurde ja von seinen Krankheiten “geheilt” – . Die Implikation war, dass er körperlich für sein Alter in Bestform ist. Er altert normal, wirkt hier aber deutlich fragiler als der kranke Picard von Season 1. Ich werde das noch mal checken.
“Everything is new. Everything works.”
Naaa gut. Kann man so sehen. Muss man nicht.
“Und meine Fresse, ist Patrick Stewart mittlerweile zu alt für den Part”
Kirk starb viel zu früh, da Shatner den Part im Gegensstz zu Patrick Stewart noch viel länger hätte spielen können. Erst vor etwas mehr als einem Jahr ist Shatner gar tatsächlich in den Weltraum geflohen. Ich glaub nicht, daß Stewart die Energie dafür hätte, obwohl er gar 10 Jahre jünger ist als Shatner ist.