Abenteuer Handy-Auf/Umstieg
Themen: Neues |Seit ich 2011 mein erstes Smartphone gekauft habe, ist meine Beziehung zu dieser Gerätekategorie deutlich abgekühlt. Ich sehe das Handy als Alltagswerkzeug, mit dem ich primär Telefonate, Emails. WhatsApp, Nachrichten und Fotos verarbeite und das mich als Navigation durch die Welt führt (auch in Australien – dazu ein andermal mehr), Seit ein paar Jahren benutze ich es auch sporadisch zur kontaktlosen Bezahlung im Supermarkt und als Brieftasche von Bord- und Konzertkarten. Kompass, Wasserwaage, Spiele? Schnickschnack.
Ich würde heute nicht mehr Tage investieren, um ein anderes OS aufzuspielen oder dem Gerät Funktionen aufzuzwingen, für die es nicht gebaut wurde. Ich bin auch entspannt, wann immer neue Smartphones auf den Markt kommen – ausgetauscht wird erst, wenn das alte Gerät erkennbar schwächelt. Mein iPhone xs habe ich von der Firma übernommen, das Modell hat auch schon fast fünf Jahre auf dem Buckel. Aber es ist wie ein Volkswagen: es läuft und läuft und läuft…
Handys gehören zu den Dingen, bei denen die LvA und ich relativ gleich ticken. Neben ihrem Firmen-iPhone mag sich meine Frau bei ihrem Privat-Handy nicht mit Details rumschlagen, dafür hat sie nicht die Geduld. Ihre Vorgabe, wann immer ein Neukauf anliegt: "Einfach, nicht zu teuer, und ich muss es schick finden."
Mittlerweile mehr als fünf Jahre war jetzt das Motorola X4 ihr treuer Begleiter:
Sterling Blue Silver, als Schnäppchen bei Media Markt 2018 gerade mal 180 Euro. Mit fettem Rand um den Bildschirm und 32 Gigabyte Speicher sicher kein Top-Modell, aber genau das, was die LvA haben wollte.
Aber Dinge haben ihre Zeit, gerade im Bereich Elektronik – und die Zeit des X4 war in unserem Australien-Urlaub sichtlich abgelaufen: Speicher zu 99 Prozent voll und an der Seite des Bildschirms unschöne Schlieren, wo anscheinend Feuchtigkeit eingedrungen war. Klar hätte man Zeit und Mühe investieren können, um das irgendwie hinzubiegen, aber genau davon rede ich hier ja: ich mache mir die Mühe nicht mehr.
Weil das X4 der LvA so gut gefallen hat und ich einen möglichst reibungslosen Übergang wollte, schaute ich primär nach den mittlerweile unüberschaubar vielen Modellen der Moto G-Reihe. Mit dem ersten Exemplar hatte ich vor zehn Jahren gute Erfahrungen gemacht. Ich wägte Preise und Features ab und empfahl schließlich das G22 für schlappe 149 Euro mit der Option, das G42 für 209 Euro als höherwertige Wahl zu kaufen.
Nach unserer Rückkehr war diese Planung aber schon wieder Makulatur, denn Amazon machte uns ein unwiderstehliches Angebot: das G42 in Atlantic Green mit einer exklusiven Schutzhülle für 149 Euro. Ich tat mich schwer, in dem Segment eine vergleichbares Preis/Leistungs-Verhältnis zu finden.
Gestern Abend brachte der Amazon-Knecht das Gerät ins Haus und die LvA drückte mir ihre nun zwei Handys mit der Bitte in die Hand, einen reibungslosen Übergang zu organisieren. Denn da liegt das Problem: nach fünf Jahren haben sich auf dem alten Smartphone tausende Fotos, WhatsApp-Nachrichten, Kontakte, Passwörter und Apps gesammelt, auf die Britta nicht verzichten möchte. Natürlich soll generell mal aufgeräumt werden, aber das lässt sich besser auf dem neuen Gerät machen.
Früher hätte ich das neue G42 komplett frisch eingerichtet, hätte die Apps aus dem Appstore geladen, das Google-Konto eingerichtet, und die Fotos über eine externe Festplatte übertragen. Händisch bedeutet Kontrolle, händisch bedeutet Macht. Aber es ist halt auch immer ein elender Aufwand und es läuft selten so, wie man es haben will.
Ich spielte mit dem Gedanken, alles über ein Google-Backup zu organisieren, aber bei ihrem normalen Gmail-Account ist die LvA auch schon bei 96 Prozent Füllstand, da gab es keinen Platz. Vielleicht auf 100 Gigabyte upgraden? Irgendwann wurde ich angesichts der vielen Optionen ganz wuschig und ich entschied mich für eine Option, dir mir üblicherweise gegen den Strich geht: einfach mal die Geräte machen lassen.
Ich startete also das alte Handy und erstmals auch das neue Handy. Das G42 brauchte ein paar grundsätzliche Angaben, eine Sim-Karte und den Zugang zu unserem WLAN. Danach die Frage: möchten Sie Daten von ihrem alten Handy übernehmen? Es ist albern, wie sehr es mir widerstrebte, hier auf "weiter" statt auf "jetzt nicht" zu drücken.
Übertragung per WLAN geht wohl, ist aber nicht so schnell und stabil wie per Kabel. Beide Smartphones haben USB-C und ich die richtige Strippe dafür. Das alte Handy vergewissert sich, dass es wirklich in Ordnung ist, alles auf den Nachfolger zu schaufeln. Ich bekomme die beruhigend umfassende Gelegenheit, Daten und Apps abzuwählen, die ich mittlerweile für überholt halte. Es wandert nur, was wandern soll.
Und dann – läuft’s. Nach gerade mal fünf Minuten melden die Handys "Übertragung abgeschlossen" und ich kann das Kabel entfernen. Ich bin rechtschaffen baff, fühle mich aber nach dem Blick auf den Bildschirm des G42 in meinen Vorurteilen gegenüber dem automatisierten Umzug bestätigt: die Apps sind nicht da. Wallpaper, Klingeltöne, Kontakte sind mir vertraut, aber wo ist die DHL-App? Wo ist die Park-App?
Ha! Ist also doch alles Scheiß! Muss man natürlich besser selber machen!
Dann komme ich auf die Idee, mal in den App-Store zu schauen und siehe da – die Apps wurden nicht vom alten Smartphone kopiert, sondern werden nun frisch vom Store in der aktuellen Version runter geladen. Macht auch irgendwie Sinn. Das dauert nur ein bisschen. Zu früh empört.
Und in der Tat meldet der App-Store nach einer weiteren Viertelstunde Vollzug und die App-Übersicht zum Konto der LvA zeigt an: alles installiert. Nur: ich sehe die Apps nicht. Auf dem Bildschirm des G42 sind nur die Google-Apps und die hauseigenen Apps von Motorola zu sehen.
Ha! Ist also doch alles Scheiß! Muss man natürlich besser selber machen!
Bevor ich mich in einen Herzinfarkt steigere, steige ich mal etwas tiefer in das System ein und finde nach ein paar Sekunden eine Einstellung, wie die App-Icons dargestellt werden sollen – per Schublade von unten nach oben zu ziehen oder (klassisch) dauerhaft auf dem Bildschirm. Ich aktiviere "dauerhaft auf dem Bildschirm" und plopp plopp plopp sind alle Apps sichtbar. Zu früh empört.
Es hat funktioniert. Das G42 hat das Erbe des X4 klaglos und mit beeindruckender Präzision übernommen. Keine Tricks oder separate Apps nötig.
Klar ist jetzt noch viel Kleinkram zu erledigen. Die LvA muss ihren Fingerabdruck zur Entsperrung des Smartphones bereitstellen, ihre Kreditkarten müssen endlich mal eingepflegt werden und die Covid-App konnte die Zertifikate leider nicht übernehmen. WhatsApp schaufelt sich ein Backup von fast einem Gigabyte runter.
Generell ist die Operation aber gelungen und der Patient lebt: das G42 hat einen deutlich größeren Bildschirm und weniger fetten Rahmen als der Vorgänger, dank doppeltem Speicher muss die LvA auch die nächsten fünf Jahren nicht aufräumen und der OLED-Bildschirm ist heller und klarer als beim X4. 6,4 statt 5,2 Zoll Diagonale. Gerade mal 7 Gramm mehr Gewicht. Die Weitwinkel-Kamera ist ein Plus, ebenso die monströsen 50 Megapixel der Hauptkamera und die 16 MP der Selfie-Linse. Brauchen wir Atmos-Sound? Kaum, aber wenn’s eh an Bord ist. Tatsächlich hätte ich gerne auf das Ladegerät samt Kabel verzichtet. Davon haben wir bereits sechs bis zehn Stück hier rum liegen. Ich wäre um der Vermeidung von Elektroschrott erfreut, wenn man das beim Kauf abwählen könnte.
Erstes Fazit dennoch: Für 149 Euro ein tolles Smartphone für eine breite Zielgruppe, die kein iPhone braucht, um sich wichtig zu fühlen. Wer auf die Apple-Biosphäre verzichten kann, bekommt hier richtig viel Handy für wenig Geld. Bräuchte ich selber aktuell ein neues Gerät, würde ich es vermutlich auch kaufen.
Die LvA ist super zufrieden und hat sich eifrig die App-Icons nach ihrem Geschmack zusammen gestellt. Allerdings habe ich ihr nun doch den Google-Account auf 100 Gigabyte erweitert und das Handy so eingestellt, dass es Fotos automatisch in Google Drive sichert, damit sie auf dem G42 auch mal kräftig löschen kann. Es geht ja nix verloren.
Die nächsten fünf Jahre dürfte Ruhe sein.
Das X4? Wurde in den Werkszustand versetzt und wird entsorgt. Dafür findet sich leider kein Interessent mehr. Man muss loslassen können.
Wichtigste Erkenntnis des heutigen Tages: der Umstieg war geradezu lachhaft einfach. Ich würde mich in den Hintern beißen, wenn ich dazu anatomisch in der Lage wäre, dass ich das bei früheren Umstiegen nicht schon so gehandhabt habe. Manchmal kann einem die Software viel Arbeit abnehmen, wenn man nicht immer auf diese elende "Schrauber-Ehre" setzen würde.
Schrauber-Ehre. Wenn ich den Quatsch schon höre…
Habe letztes Jahr einen Umstieg von Android auf iOS vollzogen und selbst das ging ähnlich einfach. Zwar ging alles über WiFi und Cloud, aber alles flutschte wie von ganz alleine and die richtigen Stellen.
Also wenn Du die Ladekabelgeschichte loswerden willst…
ist das jetzt nur so smooth gelaufen, weil wegen gleicher hersteller? oder können die das auch von anbieter A nach anbieter B?
Ich hatte ein Samsung Galaxy A3 von 2016 und habe jetzt ein Sony Xperia 10 iX.
Man klickt an, dass man alles übertragen will und folgt den Anweisungen. Fertig.
Zwischen den Handys liegen 8 Jahre und ich war erstaunt über die Kompatibilität.
Lediglich die Feineinstellungen muss man händisch einrichten.
supi, danke
Ich habe letztes Jahr von ZTE auf Xiaomi gewechselt und das war in wenigen Minuten erledigt. Wenn nur jeder Technikwechsel so stressfrei wäre……..
Steht bei mir auch demnbächst an, das "neue" liegt schon bereit, ich verschleppe nur noch aus Panik
Wichtig ist halt: beim Erststart des neuen Handys gleich gucken, ob es was übertragen will. Und dann sofort machen. Hat man das einmal übersprungen, gibt es praktisch kein Zurück.
Finde die einfache Übertragungsoption auch klasse und war vorhin beim Einrichten eines A8-Tablets auch überrascht, dass man anscheinend auch vom iPad Daten hätte übertragen können.
Von iPhone zu iPhone funktioniert das ja auch immer reibungslos, man darf halt nur nicht vergessen, sich neue Aktivierungscodes für die Banking-Apps schicken zu lassen…