Final Thoughts: STAR TREK – LOWER DECKS
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Zur ersten Folge von LOWER DECKS (Gott, ist das auch schon wieder über zwei Jahre her?!) schrieb ich seinerzeit:
“Als “classic STAR TREK light” überraschend gelungen und unterhaltsam – wenn sie dieses Niveau halten, haben sie einen dauerhaften Fan gewonnen.”
Das ist nicht geschehen. LOWER DECKS hat das Niveau der ersten Folgen nicht gehalten. Die Serie hat das Niveau über die zweite in die dritte Staffel stattdessen konstant gesteigert. Ich kann mich nur an wenige Serien erinnern, die so schnell, so stimmig und so konsequent immer besser geworden sind – zuletzt hat die zweite Staffel von MISS SCARLET & THE DUKE nochmal derart zugelegt.
LOWER DECKS ist ein Phänomen, anders kann ich das kaum ausdrücken. Tief dem Trek-Universum verpflichtet, permanent Referenzen zu anderen Trek-Franchises raushauend, vorsichtig in der Balance von Humor & Drama – und dabei immer wieder neue Plots und Twists präsentierend, die den “erwachsenen” Trek-Serien gut zu Gesicht stehen würden. Und all das in weniger als 30 Minuten.
https://youtu.be/mQOXzKOqagk
Alles, was man an der ersten Staffel noch kritisieren konnte, ist mittlerweile abgehobelt worden: Beckett ist nicht mehr ganz so hyperaktiv-nervig, Boimler deutlich weniger der Depp der Woche, Rutherford und Tendi haben erweiterte Backstorys mit ganz eigenen Problemen. Die Machtverhältnisse zwischen Brücken-Crew und Lower Deck sind deutlich klarer und die Plots machen in diesem Kontext erheblich mehr Sinn. Immer wieder eingestreute Details deuten auf größere Entwicklungen im Hintergrund hin, ohne die abgeschlossenen Episoden zu torpedieren. Selbst die Inszenierung der Action und die Kombination aus 2D & 3D wirkt flüssiger:
Staffel 3 ist denn auch ein Füllhorn großartiger Episoden, abwechslungsreich und immer wieder überraschend. Ob die Lower Decks-Crew als Auflösung des Cliffhangers der zweiten Staffel eine eigenmächtige Mission übernimmt (mit perfektem Ausgang), ob eine AI-Drohne eine Art Spin-Off-Abenteuer erlebt, oder ob die Crew bei DEEP SPACE NINE vorbei schaut – unterhaltsamer ist STAR TREK seit der ersten Staffel STRANGE NEW WORLDS nicht mehr gewesen.
Absolutes Highlight ist für mich “Crisis Point 2: Paradoxus”, eine berstende Verschmelzung aller Trek-Franchises, der es trotz unzähliger Referenzen gelingt, in 26 Minuten obendrein eine spannende Story zu bauen und die Saat für einen größeren Handlungsstrang zu legen. Und die abschließenden zwei Episoden wären selbst als TNG-Zweiteiler ein Juwel in der Krone der Franchise:
https://youtu.be/dlQXWfxC72o
Zur Brillanz von LOWER DECKS gehört auch, dass die Serie derart vor Ideen sprüht, dass sie es sich leisten kann, viele davon gar nicht weiter auszuführen. So sehen wir bei einem Treffen der Cali-Class-Schiffe diese alternative Crew:
Wer die sind? Wo die herkommen? Keine Ahnung. Wird vielleicht mal in einer zukünftigen Episode thematisiert. Oder auch nicht.
LOWER DECKS hat keine Längen, keine Lücken, überschätzt sich nicht und unterschätzt die Zuschauer nicht. Zu verdanken ist das sehr offensichtlich Mike McMahan, dessen kantiger Humor aus RICK & MORTRY und SOLAR OPPOSITES immer mehr Einlass in LOWER DECKS findet. Als Showrunner empfiehlt er sich für eine der großen Live Action-Serien. Man kann sich nur vorstellen, was so jemand aus DISCOVERY oder PICARD machen könnte…
LOWER DECKS ist keine hervorragende Trek-Trickserie. Es ist eine herausragende Trek-Serie. Sie beweist, wie viel Kraft noch in der Franchise steckt und wie überflüssig die Versuche einer Neu-Erfindung durch DISCOVERY und PICARD waren. It broke because you tried to fix it.
Es mag nicht von Dauer sein, aber STAR TREK: LOWER DECKS ist die beste Trek-Serie des aktuellen Quintetts. You heard me.
P.S.: Kurzer Nachtrag zu GIB GAS ICH WILL SPASS – Weltherrschaft!!!
Am Anfang des Textes fragte ich micht schon: Wo ist der Dewi und was haben sie mit ihm gemacht:
Schock mich doch nicht so 😉 Dachte schon, mein Geschmack liegt daneben, weil ich deinen Bewertungen fast immer zustimme. ST:LD ist der Trek, den mein pubertäres ich immer haben wollte. Die Erzählgeschwindigkeit ist immer gut am maximum. Das mag für nicht Trekkies vll etwas hoch sein, aber ich finde es genau richtig.
“Am Anfang des Textes fragte ich mich schon: Wo ist der Dewi und was haben sie mit ihm gemacht:” – das war Sinn und Zweck der Nummer. Man muss beim Leser Emotionen erzeugen. Nur so bleibt er dran.
Die Post-Credits-Szene des Staffelfinale lässt Interessantes für die 4. Staffel erahnen.
Wir wissen ja auch, dass die LOWER DECKS-Crew in STRANGE NEW WORLDS auftauchen wird.
„RICK & MORTRY“ Hey… 😤
Aber aufgrund der Mitarbeit von McMahan vielleicht doch mal einen Blick wert.
Selbst ich, die ich nur das allgemeine popkulturelle Wissen über “Star Trek” habe, hatte schon an Staffel eins meinen Spaß. Schön zu lesen, dass es noch besser wird. ^^