Digital Hero: Neuer Ansatz, neuer Scanner, neue Lösung
Themen: Neues |Mein letzter Artikel über Freud und Leid des Zeitschriften-Scanners ist gerade mal zwei Wochen alt – und schon wieder obsolet. Je nach Sichtweise seid ihr schuld – oder ich habe es euch zu verdanken.
Ihr erinnert euch: Ich versuche seit zehn Jahren eine praktikable Lösung zu finden, um größere Mengen an Zeitschriften zu digitalisieren. Weder Overhead-Scanner noch Flatbeds haben sich bewährt, bei Multifunktionsgeräten ist üblicherweise der ADF-Einzug der Flaschenhals. Die letzten zwei Wochen habe ich damit verbracht, CINEMA-Ausgaben Seite für Seite in den neuen Epson Workforce zu füttern, was eine perfekte Aufgabe für einen Lego-Roboter wäre, wenn man nicht doch immer wieder händisch nachjustieren müsste.
Kurzum: Mit dem neuen Gerät war ich auch nicht zufrieden. Langsam stapelt sich hier als untauglich entlarvte Hardware. Das kann doch nicht Sinn der Sache sein!
Allerdings hatten mehrere Leser beim letzten Artikel die ScanSnap-Reihe von Fujitsu als mögliche Lösung vorgeschlagen. Ich war skeptisch, weil die Geräte relativ günstig sind und ich nicht wirklich verstand, was die besser können als mein bisheriges Equipment. Aber da vorhersehbar ist, dass künftig noch weitere größere Scan-Arbeiten anstehen, war ich bereit, in den sauren Apfel zu beißen. Nach genauerer Prüfung bestellte ich den iX1500, weil der im Vergleich zum noch kompakteren iX1300 50 Blätter gleichzeitig verarbeiten kann – also 100 Seiten in einem Durchgang.
Auf den Pressebildern sieht das Teil relativ wuchtig aus:
Tatsächlich ist es relativ klein und kann sogar mit einer Hand umgestellt werden – zusammen geklappt passt es gut auch ins Regal:
Ich gestehe: ich war skeptisch. Vorab schickte mit der Shop eine Mail, dass das Gerät mit bestimmten Treiber-Schnittstellen hadert. Und kaum ausgepackt, konnte ich es gar nicht erst in Betrieb nehmen, weil es ein bestimmtes Fuji-Softwarepaket verlangt, das ich aber mangels Administratorenrechten auf meinem Firmen-Macbook nicht installieren darf.
Wohlgemerkt: Ein “single use”-Scanner muss ein riesiges Softwarepaket installieren, während unsere Multifunktionsgeräte klaglos “out of the box” funktionieren.
Damit nicht genug: Als ich das Software-Paket auf meinem Macbook Air installieren wollte, tat sich erstmal fünf Minuten gar nichts. Vermutlich abgestürzt. Alternativ installierte ich schon sicherheitshalber die Software für mein iPhone.
Und natürlich muss man zur vollumfänglichen Performance auch noch ein Konto bei Fujitsu anlegen. Ich halte das für unangemessene Gängelung der Kunden.
Aber irgendwann platzte der Knoten dann doch, das Software-Paket startete die Installation und der Scanner wurde vom Macbook erkannt. Und nun?
Das hier ist der wundersame Teil: nix und. Der ScanSnap ist darauf ausgelegt, trotz des installierten Software-Pakets mit einem Minimum an Interaktion auszukommen. Von Haus aus ist eingestellt, dass er die Scans automatisch im bestmöglichen Format verarbeitet und auf der Festplatte ablegt. Einfach gesagt: man klappt das Gerät auf, legt einen Stapel Blätter ein und drückt auf “scan”. Das Gerät startet am Macbook die Software und erledigt flott den Rest.
So konnte ich für den ersten Test einfach einen bereits beschnittenen Stapel CINEMA-Seiten einlegen und schauen. was dabei rauskommt. Was dabei rauskam: ein perfekter Scan in genau der Auflösung und Dateigröße, die ich brauche.
Allerdings kann der ScanSnap nicht zaubern: das Problem der statischen Elektrizität, die Seiten aneinander “kleben” lässt, produziert auch bei ihm Fehlermeldungen wegen Mehrfacheinzug. ABER: Im Gegensatz zu allen bisherigen Geräten bietet der ScanSnap an, die bis dahin gescannten Seiten zu speichern und den Scan danach ordentlich fortzusetzen. Und ich habe dann auch einen Weg gefunden, die statische Elektrizität zu eliminieren: während ein Heft gescannt wird, tut man gut daran, das nächste Heft einfach mal händisch Seite für Seite durchzublättern. Dann klappt das.
Was zählt, ist das Ergebnis – und das Ergebnis macht baff. Zum Vergleich: Mit dem Epson Workforce brauche ich für eine komplette CINEMA ungefähr eine halbe Stunde. Das beinhaltet den Beschnitt, den Scan, die Übertragung auf das Notebook und die Zusammenführung der Seiten zum fertigen Digital-Heft. Man kann sich leicht ausrechnen, dass ein ganzer Jahrgang CINEMA damit lähmende sechs Stunden dauert, in denen ich nichts anderen tun kann.
Mit dem ScanSnap iX1500 dauert eine Ausgabe vier Minuten, von denen der Scan selber keine drei Minuten belegt.
4 statt 30 Minuten. Das muss man sich einfach mal hochrechnen.
Hinzu kommt, dass beim ScanSnap die Cover-Seiten nicht separat gescannt werden müssen, weil er sie stressfrei verarbeiten kann. Der ScanSnap braucht auch keine Pause, um Daten mühsam auf Sticks oder in die Cloud zu übertragen. Nach einem vollen Schub Seiten steht das Gerät augenblicklich wieder bereit.
Wer sich das kaum vorstellen kann oder möchte – hier habe ich gefilmt, wie ich die ersten 60 Seiten einer CINEMA samt Cover scanne:
Weniger als eine Minute. Keine Einzugprobleme. Keine Wartezeiten. Kein Stau.
Testweise habe ich auch noch ein Taschenbuch aus den 60er Jahren zerschnippelt und dem ScanSnap gefütttert. 300 Seiten ebenfalls in 3 Minuten.
Am gestrigen Tag (krankgeschrieben wegen Corona) habe ich alle restlichen Ausgaben der CINEMA gescannt, die noch bei mir herumlagen. Eigentlich hatte ich dafür bis Ende nächster Woche veranschlagt.
Praktischerweise kommt der ScanSnap auch mit einer Version von Abbyy Finereader, die sich albernerweise aber weigert, mit Dateien zu arbeiten, die nicht vom ScanSnap digitalisiert wurden. Da sind wir wieder bei der unangemessenen Gängelung der Kunden…
Insgesamt kann man aber sagen: wow. Der ScanSnap scheint endlich die Lösung zu sein, nach der ich gesucht habe. Damit kann ich schnell, sauber und unkompliziert größere Mengen an Papierstapeln scannen, ohne gleich ganze Arbeitstage dafür verplanen zu müssen.
Ich darf gar nicht darüber nachdenken, wie viel Blut, Schweiß, Zeit und Tränen ich in den letzten Jahren damit hätte (er)sparen können…
Lange Rede, kurzer Sinn: Danke. Ohne eure Hinweise wäre ich auf die Idee mit dem ScanSnap nie gekommen. Wisdom of the masses, I salute you…
Ich habe mir aufgrund Deines Blogs gekauft:
Herren-Umhängetasche, sehr zufrieden
Kopfkissen von Ikea, für mich bestes Kissen ever
Und nun wird es dieser Scanner sein.
Das ist dann hoffentlich genug Anlaß für mich, all die früher in Papierform erhaltenen Versicherungsschreiben zu “bereinigen”
Ich sag artig “danke” 🙂
Das Kopfkissen habe ich auch gekauft. Und bin auch zufrieden!
Ich sehe das zweischneidig – einerseits freut es mich echt, wenn ich euch Tipps geben kann, die sich auch für euch als nützlich erweisen. Andererseits bin ich ja selber immer nur “Amateur” und meine Expertise in vielen Dingen geht kaum über “also ICH find’s gut” hinaus. Wie bei den Scannern auch.
Mach drei draus. Und einen iPod Shuffle 3rd Gen zum Laufen, der ist aber mittlerweile den Weg aller iPods gegangen.
Oder gleich 4. Sowohl beim Scanner als auch Ikea Kissen.
Wenn du die Versandkosten übernimmst, schicke ich dir meine Milty Zerostat 3 leihweise zu. Damit hätte sich das Problem der statischen Ladung erledigt. Aber du zweifelst.
Ich freu mich echt für dich – gut, dass die Community-Tipps so geholfen haben. Wir haben ja alle deinen langen Leidensweg am Scanner mitverfolgt; umso schöner, wenn am Ende so ein Erfolgserlebnis dabei rauskommt. Glas hoch auf eine randvolle Cloud! 😉
Endlich ein Gerät das zuverlässig scannt. Was die Hardwarehersteller an schrottiger Software, Workflows und Wartezeiten abliefern ist eine Frechheit.
„Bitte warten“ ist die dümmste Aufforderung die eine Maschine anzeigen kann. Bei Druckern ständig. Meiner benötigt gefühlt eine halbe Stunde den Scan in die Cloud zu laden und stets die Gefahr dass er abbricht und alle gescannten Seiten sind dadurch verloren.
Meine Fresse, wenn ich da an die ersten Versuche mit dem Handscanner Anfang der 90er denke… keine schlechte Entwicklung. Bei den 3D-Druckern ist das sogar noch viel beeindruckender. Das doppelt so schnell druckende und hoch auflösende Nachfolgemodell zu meinem 2 Jahre alten Gerät bekomme ich aktuell für etwa die Hälfte von dessen damaligen Preis. Fast schon unheimlich.
Interessanter finde ich, dass Flachbettscanner sich seit 25 Jahren praktisch nicht mehr weiterentwickelt haben.
Uh, spannend. Ich überlege gerade, ob das auch was für meine Comicseiten ist. Wie farbecht empfindest Du die Scans?
Das ist eine weitgehend irrelevante Frage, weil man die Farben ja beliebig nachregeln kann. In der Comic-Szene ist es üblich, die Scans leider viel zu farbsättigend anzulegen. Ich regel das dann auf meinem Tablet immer runter.
Ich habe zwei Fragen hierzu:
In welcher Auflösung hast du gescannt? Und wie hast du die gespeichert, fortlaufend oder doppelseitig, so dass man die auf dem Bildschirm wie ein Heft sehen kann? Ich hoffe, es ist klar, wie ich das meine.
Ich scanne 300dpi. Mehr macht keinen Sinn. Fortlaufend oder doppelseitig ist keine Frage des Scans, sondern der Einstellung des PDF-Viewers. Dort scrolle ich lieber runter, als digital zu blättern.
OK, dann war meine Frage doch etwas unklar. Ich habe digitale Zeitschriften (gekauft nicht gescannt), da sind die Doppelseiten dann tatsächlich auf einer Seite zu sehen. Unabhängig vom Viewer. Das hat den Vorteil, wenn der Inhalt sich über die Doppelseite erstreckt, man alles auf einen Blick hat.
Ich glaube, wir reden immer noch aneinander vorbei. Einen Doppelseiten-Scan habe ich bisher nur bei den BRAVO-Scans gesehen, weil das da Sinn machen kann, denn viel Inhalt geht bei den Doppelseiten über die Mitte. Ich selber mache das nicht, weil man in den meisten PDF-Viewern eine doppelseitige Ansicht einstellen kann.
Alles gut, passt schon. Ich denke, wir meinen das Gleiche.