23
Sep 2022

Wortvogel in der Wunderkirche: Drei Halleluja für den Klingelbeutel

Themen: Neues |

Das hier wird eine harte Nummer – mal wieder basierend auf einer Schnapsidee. Vor circa zwei Monaten spülte nämlich das wie gewohnt zuverlässige “targeted advertising” von Facebook diese Einladung in meinen Feed:

Und ich so: “Ja geil! Gottesdienst mit Zeichen & Wundern! Das ist fast so cool wie eine Bar mit Country & Western!”

Mir schwante gleich, worum es hier geht: prosperity gospel, die sicher unappetitlichste willentliche Fehlinterpretation der christlichen Leere. Um die Kurzfassung der Wikipedia zu zitieren:

“…die religiöse Auffassung, Wohlstand, vor allem Geldvermögen und geschäftlicher wie persönlicher Erfolg und Gesundheit, seien der sichtbare Beweis für Gottes Gunst. Wohlstand sei vorherbestimmt oder gewährt im Gegenzug für das wirksame Gebet oder religiöse Verdienste.”

Das (hier eher selten so genannte) Wohlstandsevangelium dient dabei primär als Hebel, um den Ärmsten noch den letzten Dollar abzupressen und den Prunk der Priester mit einer verdienten Gottesgnade zu rechtfertigen. Schon konzeptionell kann man da nur im Strahl kotzen – aber es funktioniert prächtig. Ich empfehle dringlich, dass ihr euch zur Vorbereitung dieses Artikels diese Analyse anschaut:

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Nun bin ich erklärter Atheist und gegen die gesamten Karotten der Kirche immun – aber mir war nicht klar, dass die Evangelikalen der US-Prägung nun auch den Einstieg in den deutschen Markt suchen. Kann das klappen? Die Dummen werden nicht alle, logo, aber in Deutschland sind die Dummen eigentlich alle schon konfessionell gebunden.

Tatsächlich überzeugt mich ein Besuch der Webseite von River Munich, dass ich mir das auf jeden Fall mal ansehen muss. Hey – die können sich nicht beschweren, schließlich haben sie MICH eingeladen. Persönlich.

“We can’t wait to see you!” – das wollen wir doch mal sehen…

Für Noobs in diesen Dingen mag die Webseite der Kirche (besonders der Our Beliefs-Bereich) ein Augenöffner sein: Die glauben an die Rückkehr von Jesus und die damit anbrechende Endzeit, an die wortwörtliche Hölle und daran, dass eigentlich jeder Heiopei Priester sein kann, wenn er nur ganz feste daran glaubt. Tatsächlich ist das der Standard bei den Freikirchen amerikanischen Zuschnitts.

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“Alle bekloppt geworden”, wie Ralph Ruthe es mal so schön ausgedrückt hat.

Wer zudem wissen will, wes Geistes Kind diese Kirche ist, der möge sich mal die Aussagen und Aktionen ihres Gründers zu Gemüte führen. Ich kann allerdings nicht versprechen, dass ihr euer Abendmahl bei euch behalten könnt.

Wie gesagt: Ich bezweifle, dass so etwas in Deutschland auf fruchtbaren Boden fällt. Wir sind Traditionalisten, lassen die Kirche selten in unsere Brieftaschen und Schlafzimmer, sondern lieber im Dorf. Wir sind von eher nachlassendem Eifer in Sachen Glauben. Der absurde Puritanismus der Amerikaner – er verfängt hier (hoffentlich) nicht.

Andererseits:

https://youtu.be/ki3iWw7Lxuo

Nun macht Versuch bekanntlich kluch und ich beschließe, der Einladung von River Munich zu folgen. Wortvogel undercover! Also schmeiße ich mich nach dem säkularen Frühstück mit der LvA am Sonntag auf den Motorroller, um in bewusst neutral-ziviler Kleidung zur “Messe” zu fahren.

Ich habe schon beeindruckendere Sakralbauten gesehen:

Die Frage, ob und welche Gefahr eine solche Sektenkirche (und dafür halte ich alle Vertretungen des Wohlstandsevangeliums) darstellt, beantwortet sich zumindest für den Moment an dieser Stelle. Man predigt in einem winzigen Konferenzraum einer preiswerten Hotelkette. Platz für ca. 20 Personen.

Allerdings hat Herr Jesus auch mit 12 Followern angefangen…

Als ich exakt um 10 Uhr (Pünktlichkeit ist Gott zum Wohlgefallen!) vor Ort eintreffe, begrüßt mich an der Tür die sichtlich schwangere Gattin des Pastors, die oben bereits abgebildete Jacky Weitkamp. Sie ist auf penetrant amerikanische Weise freundlich, obwohl sie wohl ursprünglich aus Nürnberg stammt, wie ich höre.

Ich soll mich eintragen. In eine Liste. Mit Name, Adresse, Telefon. Email, etc.

Kommt natürlich nicht in Frage. Also bin ich heute – in Verbeugung vor Horst Schlämmer – “Fritz Schlamm”. Und habe einen entsprechenden GMX-Account.

Jacky ist gleich misstrauisch, obwohl ich mich perfekt unverbindlich gebe. Wo ich von der Veranstaltung gehört hätte? Ob ich über den “Event” schreiben wolle? Ob es mir nur ums Kritisieren ginge?

Hat die mich erkannt? Ich verneine jede böse Absicht. Ich habe zu diesem Zeitpunkt auch keine. Ich möchte nur mein bisheriges Wissen aus zweiter Hand durch eigene Beobachtungen vor Ort ergänzen. Muss erlaubt sein.

Es liegt nicht in meinem Interesse, hier zu stören, zu kritisieren, oder auch nur durch Renitenz aufzufallen. Vor fast 10 Jahren habe ich mal geschrieben, dass ich das Recht auf freie und ungestörte Ausübung des religiösen Glaubens absolut unterstütze. Ich bin hier Gast und es steht mir nicht zu, zu stänkern.

Zum Respekt gehört auch, dass ich nichts heimlich aufzeichne.

Aber beobachten kann ich. Und das ist schon sehr aufschlussreich. Es sind gerade mal sechs Personen außer mir und dem Pastor im Raum. Fünf davon sind schwarz. Und wie ich aus den gemurmelten Gesprächen aufschnappe, sind sie keine Afro-Amerikaner. Es sind Afro-Afrikaner. Also Menschen, die ohne den Umweg über die USA nach Deutschland gekommen sind. Zuerst bin ich ein wenig verwundert, aber dann erinnere ich mich, dass das Wohlstandsevangelium auf diesem Kontinent genau so verbreitet ist wie in den Südstaaten der USA. Hier trifft Produkt auf Zielgruppe.

Die einzige weiße Besucherin wirkt genau so, wie ich mir eine religiös verstrahlte Frömmlerin vorstelle: über 60, verhuschte Kleidung, gesundes Schuhwerk, und die völlig abgegriffene Bibel irgendeiner Freikirche an den Körper gepresst. Die ist bestimmt ein Knaller auf Partys.

In nehme in der letzten Reihe Platz und es dauert keine Minute, da gesellt sich “Pastor Alex” zu mir. Wieder diese penetrante amerikanische Fröhlichkeit, dieses geheuchelte Interesse (“what is it YOU do?”). Auch er lässt immer wieder durchscheinen, dass er nicht ganz sicher ist, was ich hier will, aber ich gebe ihm keine Kelle, um seine Skepsis irgendwie zu untermauern.

Ich verspüre tatsächlich so etwas wie einen Gewissenskonflikt. Bisher waren alle nett zu mir, niemand ist gegen seinen Willen da – habe ich wirklich das Recht, mich über die Anwesenden lustig zu machen? Ist hier jede Häme nicht zwangsläufig billig und auf Kosten anderer mit Zynismus erkauft? Weder Pastor Alex noch seine Frau haben mir etwas getan. Ich könnte sie einfach in Ruhe lassen.

Der Verlauf der nächsten Stunden soll es entscheiden.

Es geht los.

Ein bisschen Musik vom Laptop. Pastor Alex begrüßt die (wenigen) Anwesenden mit warmen Worten zum zweiten (!) Gottesdienst von River Munich. Er betont, dass alles sehr locker gehalten wird – seine Kirche glaubt weder an professionell ausgebildete Priester noch an strikt vorbereitete Predigten von der Kanzel. Zu Beginn sollen alle erstmal ein persönliches Gebet sprechen und um den Segen des Herrn bitten – gerne auch “in Zungen”.

“In Zungen”! Die beten “in Zungen”! Also das, was wir normale Menschen “unverständliches Gebrabbel” nennen. Und die meinen das ernst. Wenn ihr mir nicht glaubt, dann lasst es euch von diesem hyperaktiven Frömmelfritz erklären, ohne die ganze Zeit auf den Popel in seinem linken Nasenloch zu starren:

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Wow – die Sache hier läuft gerade mal drei Minuten und schon vollends aus dem Ruder. Das ist… insane. Das verlangt ein Level an bedingungsloser Aufgabe primärer Hirnfunktionen, das meine Fähigkeiten übersteigt. Keine Chance, dass ich denen hinterher kommentarlos ihren Frieden lasse. Ich bin “all in”, wie man sagt.

Nach dem allgemeinen Gebrabbel, dem die schwarzen Gläubigen problemlos folgen können, erzählt Pastor Alex ein wenig davon, dass man hier in München noch ganz am Anfang sei, aber schon auf der Suche nach einem angemessenen Bau für den Gottesdienst. Natürlich war die Umsiedlung nach Deutschland ein unerwartetes “Calling”, natürlich sieht er seine Mission von allerhöchster Stelle spirituell vorgegeben. Er berichtet von Plänen, verschiedene Netzwerke aufzubauen, Jugendarbeit, aber auch ein Business-Kreis, in dem Geschäftsleute Strategien entwickeln sollen, wie man die Kirche finanziell voran bringen kann.

Und zack – ist die Katze aus dem Sack. Mir ist unbegreiflich, wie offen darüber gesprochen wird, dass es primär um die Vermehrung des kirchlichen Vermögens geht. Wohltätige Arbeit zugunsten von Armen und Schwachen? Ist an keiner Stelle Thema. Nicht mal ein Feigenblatt. Es geht um Geld. Als erzogener Katholik erwischt mich das wie ein nasses Handtuch im Gesicht und ich muss mich daran erinnern, dass das Wohlstandsevangelium genau darauf aufbaut. Man schämt sich nicht nur nicht für die eigene Geldgier, man ist sogar stolz auf sie.

Zweites sehr auffälliges Element: die Kriegsrhetorik. Pastor Alex spricht davon, dass man eine Armee aufbauen müsse, dass die Dämonen aus den Institutionen getrieben werden müssten, es geht um Blut. Alles mit einem freundlichen Lächeln, ganz casual – die Redewendung “Wolf im Schafspelz” scheint angebracht.

Mehr Musik. Vom Laptop werden über einen (vermutlich privaten) YouTube-Account ein paar Hymnen eingespielt, die so penetrant wie protzig immer und immer wieder den Namen des Herrn preisen, mal auf deutsch, mal auf englisch. Mangels der Originale spiele ich euch mal eine poppige Variante ein:

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Während ich da sitze und zuhöre, fällt mir auf, dass Jacky Weitkamp die ganze Veranstaltung aus der hintersten Ecke des Raums aufzeichnet. Ich bin nicht sicher, ob ich dafür mein Einverständnis gegeben habe. Es kommen auch ein paar weitere Besucher dazu, darunter zwei Pärchen mit Kindern, die sehr so wirken, als kämen sie aus dem direkten Bekanntenkreis der Weitkamps: gleiches Alter, gleicher Stil, gleiches Gebaren. Ich zähle schließlich 13 oder 14 Anwesende.

Nach 10-15 Minuten Gesang aus dem Netz ergreift Pastor Alex wieder das Mikro. Er will uns erzählen, wie er “gerettet” wurde. Schließlich war er auch mal ein luschig christlich erzogener Sohn einer nicht sehr kirchen-affinen Familie, bevor er sich (ganz jugendlicher Rebell) erstmal vom Glauben lossagte und sich die Zeit mit einer Odyssee durch die urbanen Sündenstädte Amerikas vertrieb.

Ehrlich? Ich glaube dem Mann kein einziges Wort. Seine gesamte “Biographie” klingt, als hätte er mal ein paar Bücher über die Große Depression der 30er gelesen, als junge Männer obdachlos in leeren Frachtwaggons das Land bereisten. Natürlich Sex, natürlich Drogen. Und dann, in der dunkelsten Stunde, der Besuch eines Bibelkurses – saved!

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Das ist zu fromm, um wahr zu sein. Aber ich kann es auch nicht widerlegen, also lasse ich das einfach mal so im Raum stehen.

Erschreckend ist die Diskrepanz zwischen der nach außen präsentierten Lockerheit (casual religion?), und der unbarmherzigen Striktheit des Dogmas. Man fühlt sich wie bei neuen Nachbarn, die einen zum Grillfest einladen und dann beim Bier lachend sagen: “Wir sind übrigens Kannibalen. Brust oder Bein?”

Alex betont noch einmal, dass seine Predigten nicht exakt ausgearbeitet sind, sondern im Sinne seiner Kirche eher so aus dem Ärmel geschüttelt werden. Und dann möchte er uns eine Passage aus der Bibel näher bringen. Es ist die Geschichte von Elija.

Das wird den meisten von euch nichts sagen. Aber es ist wichtig, darum habe ich es verlinkt. In kurz: Elija bekommt vom Herrn während einer Dürre den Auftrag, an einem Bach auszuharren. Als der versiegt, soll er in eine Stadt gehen, wo sich eine Witwe um sein Wohl kümmern wird. Die hat aber selber praktisch nichts mehr zu Essen und steht mit ihrem Sohn vor dem Hungertod. Elija lässt sie wissen, dass sie ihn durchfüttern muss, dann werde der Herrgott schon für sie sorgen. Und siehe da: ist der Bauch des Propheten voll, versiegt die Speise nimmermehr.

Das ist eine Schlüsselpassage aus der Bibel, mit der das Wohlstandsevangelium seine widerliche Einstellung rechtfertigt – kein Wunder, dass Alex sie viel lieber erzählt als die Stelle, an der ein Kamel eher durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt. Die Schlussfolgerung, die Anhänger des Wohlstandsevangeliums aus der Geschichte von Elija ziehen, ist nämlich diese: der Prophet kommt immer zuerst. Und wenn du hungerst und verreckst – gib selbst die armseligen Reste deines Besitzes dem Propheten. Dann – und nur dann – darfst du auf Vollpension durch den Herrn hoffen.

Ist es ein Zufall, dass Alex uns diese Geschichte erzählt? Ich unterstelle mal: nein. Er will seine “Gemeinde” von weniger als einem Dutzend (Leicht)gläubigen darauf einstellen, dass hier derjenige mit Lob und Respekt rechnen kann, der seinen Geldbeutel am weitesten öffnet. Er ist der Pastor, er ist der Prophet, und er muss zuerst versorgt werden, bevor der Herrgott überhaupt einen Gedanken an die Gemeinde verschwendet.

Es ist diese Kultur, die solche Kirchen gebiert:

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Das passt perfekt zu der Tatsache, dass nach dem Glauben der Freikirchen durch das neue Testament die Ansicht gedeckt ist, jeder könne Pastor sein (es gibt “how to”-Bücher), wenn er sich nur dazu berufen fühle. Ergebnis: jeder kann losgehen, sich auf Gott berufen, eine Kirche gründen und Spenden verlangen. Bis es weh tut. Weil der Herr das so bestimmt hat.

Wir reden hier nicht von “Der Pastor muss ja auch Miete zahlen”. Wir reden von Reichtum, der von Gottes Gnade kündet, woraus sich ergibt: je mehr Reichtum, desto mehr Gnade. Was für Charaktere das anzieht, kann sich jeder ausmalen.

Aus einer solchen Weltsicht heraus scheißen die Prediger dann gerne mal ihre Gläubigen an, die ihnen keine Luxusuhr finanzieren wollen:

Leider hatte Senior Pastor Carlton Funderburke in diesem Fall das Pech, dass das Video viral ging – und seine speichelleckende Entschuldigung ist nicht weniger widerlich als die originale Show, die er abgezogen hat – nur unglaubwürdiger:

Stülpe ich Pastor Alex damit etwas über, stelle ich ihn diskriminierend in eine Reihe mit den übelsten Abzockern des amerikanischen Wohlstandsevangeliums? Nein. Aber Alex und Carlton teilen die gleiche Weltsicht, die sie aus der gleichen, krass unchristlichen Interpretation der Bibel herleiten.

Als gelte es, das zu bestätigen, ist Pastor Alex in seiner Predigt nun an dem Punkt angekommen, um den es wirklich geht: Alle Anwesenden sollen doch bitte ganz tief in die Taschen greifen, wenn gleich der Eimer rumgeht. Ganz tief.

Es ist mittlerweile ziemlich exakt 11.00 Uhr. Ich beschließe, dass ich genug gesehen und genug gehört habe. Die versprochenen “Zeichen & Wunder”, Kaffee & Kuchen nach der Predigt? Müssen ohne mich stattfinden. Ich drehe mich wortlos um und verlasse den Raum. Es geht einfach nicht mehr.

Auf dem Weg nach Hause denke ich noch einmal darüber nach, wie ich damit umgehen soll. Geht mich das alles etwas an? Darf die River Church Munich nicht predigen, was sie will? Sind Leute, die sich mit Pech & Schwefel die letzten Cents abpressen lassen, nicht letztlich selber Schuld? Kurz: Sollte ich nicht lieber die Klappe halten?

Nein. Um im christlichen Sprachgebrauch zu bleiben: Ich will Zeugnis ablegen. Ich mag ein militanter Atheist sein, der religiöse Zugehörigkeit als selbstverschuldete Verirrung betrachtet – aber ich wurde katholisch erzogen. Ich habe die Bibel nicht vollständig gelesen, aber ich kenne ihre Botschaft(en). DAS HIER ist eine Perversion, eine im Sinne des Turbokapitalismus und Gewinnerdenkens zurecht gebogene Umkehrung der christlichen Botschaft. Wenn ich mal Lukas 6,43‒45 zitieren darf:

“Nehmt euch in Acht vor denen, die in Gottes Namen auftreten und falsche Lehren verbreiten! Sie kommen zu euch, getarnt als Schafe, aber in Wirklichkeit sind sie reißende Wölfe. Wie man einen Baum an seiner Frucht erkennt, so erkennt ihr sie an dem, was sie tun.”

Selten fand ich das so bestätigt wie hier.

Ein oder zwei Tage später postet jemand ein Foto von dem, was ich vermutlich verpasst habe – diese Szene stammt wohl aus der ersten Messe die Woche zuvor:

Ja, die arbeiten tatsächlich mit Handauflegen und dem Channeling von Wundern des Heiligen Geists. Die Lahmen werden sehen, die Blinden werden gehen. Ich bin bei solchen Sachen immer etwas ratlos: bescheißen die nur ihre Gläubigen – oder bescheißen die auch sich selber? KANN man so etwas überhaupt durchziehen, ohne sich selber zu bescheißen? Gibt es so ein Level an Selbstverleugnung?

Was nehme ich von der Veranstaltung mit? Es war unfassbar. Genau das, was ich erwartet hatte – und doch viel schlimmer. Weil es etwas anderes ist, wenn man diese kranke Form von “Gottesdienst” nicht im Fernsehen sieht, sondern im eigenen Kiez. Wenn diese Verkünder plötzlich vor der eigenen Tür stehen.

Ich kann’s nur noch mal und so eindringlich wie möglich sagen:

“Nehmt euch in Acht vor denen, die in Gottes Namen auftreten und falsche Lehren verbreiten!”

Das Lächeln ist falsch. Die Lehre gelogen. Die Bitte um Geld reine Gier. Turnschuh statt Talar macht das hier nicht moderner – es ist tiefstes Mittelalter.

Ich habe zwei Monate gebraucht, um mich zu diesem Beitrag durchzuringen. Weil die erneute mentale Auseinandersetzung mit dem Erlebten mich so unfassbar wütend macht, so hilflos, so… so…. AAAAARRRGGGHHHHH!!!!

Weil ich euch nicht rauslassen will, ohne dass ihr noch was zu lachen habt:

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milan8888
milan8888
23. September, 2022 11:50

Hatte mich schon gewundert warum da nix mehr kam.

Lothar
Lothar
23. September, 2022 14:05

> Fehlinterpretation der christlichen Leere

Freud’scher Verschreiber oder gewollt?

Pantera Negra
Pantera Negra
27. September, 2022 08:18
Reply to  Lothar

Ich frage mich, ob man eine auf einem völlig Hirngespinst basierendes Lehre ernsthaft “fehlinterpretieren” kann?

Und was an dieser Interpretation verkehrter wäre als z.B. an der Interpretation der großen Kirchen?

Romi
Romi
28. Oktober, 2023 18:47
Reply to  Pantera Negra

Interpretation basiert auf der Apostelgeschichte du religiöser Teufel!!

comicfreak
comicfreak
23. September, 2022 15:14

Ach du Scheisse..

Marshmallow-Man
Marshmallow-Man
23. September, 2022 15:49

So ein Beitrag OHNE Jesus he knows me von Genesis? Ich bin leicht enttäuscht.

Moepinat0r
Moepinat0r
24. September, 2022 14:51

Aber immerhin Jesus is my friend! 😁
Ist sowieso viel eingängiger.

Zeddi
Zeddi
23. September, 2022 20:13
Reply to  Torsten Dewi

Geht bei mir

Dennis M.
Dennis M.
23. September, 2022 23:09
Reply to  Zeddi

Ich habe beide gleichzeitig. Links unter dem Themenblock den Appell an Merkel, unter dem Artikel das Ortsschild. 😀

milan8888
milan8888
23. September, 2022 20:24
Reply to  Torsten Dewi

Beat this

Moepinat0r
Moepinat0r
24. September, 2022 14:56
Reply to  Torsten Dewi

Löl, Gott ist denen wohl nicht sonderlich wohl gesinnt, wenn sie sich nicht mal das update für die Reklame leisten können. Oder sie glauben, dass Mutti Merkel in der Regierung tatsächlich noch was zu melden hat. Weiß nicht was trauriger/lustiger ist. ^^

Jake
Jake
23. September, 2022 16:10

um in bewusst neutral-ziviler Kleidung zur “Messe” zu fahren

In welchem Paradiesvogel-Outfit machst du denn normalerweise deine Hood unsicher? 😉

Er ist der Pastor, er ist der Prophet, und er muss zuerst versorgt werden, bevor der Herrgott überhaupt einen Gedanken an die Gemeinde verschwendet.

Bezeichnend in diesem Zusammenhang auch die Menüleiste auf deren Webseite: HOME – ABOUT US – GIVE – CONTACT

Geben ist eben seliger denn nehmen…

Martzell
24. September, 2022 12:27
Reply to  Jake

sergej
sergej
24. September, 2022 15:29

Wer noch nicht auf die Idee kam, den Pstor bei youtube zu suchen:
https://www.youtube.com/watch?v=SAfTfgAht_0

Stephan Hof
Stephan Hof
25. September, 2022 18:25

Afrika ist kein Subkontinent!

Robert Prätzler
Robert Prätzler
26. September, 2022 08:50

Wahnsinn. Erinnert mich daran, wie ich vor vielen Jahren eine Veranstaltung einer französischen UFO-Sekte besucht habe… Aber das hier ist erschreckender, weil es gleich um Kontributionen geht, und angeblich das Christentum.

Pantera Negra
Pantera Negra
27. September, 2022 08:14

Auf jeden Fall ein interessanter Einblick.

Ich hab aber eher Sympathien für Menschen, die an der Dummheit anderer gut verdienen. Dass die das auch gar nicht groß verschleiern, macht es aus meiner Sicht moralisch weitgehend unbedenklich.

Menschen wollen Mist hören. Menschen erzählen ihnen Mist. Geld fließt. Kein Leid geschieht.

Pantera Negra
Pantera Negra
27. September, 2022 10:35
Reply to  Torsten Dewi

Es gibt offenkundig in bestimmten Teilen der Bevölkerung ein Bedürfnis nach dem ganzen Gebete, Gesinge und Getue.

Wären die “Gläubigen” arm, wäre das Geschäftsmodell wenig lukrativ. Die Unterstellung, sie seien dumm, finde ich anmaßend – von dir wie von mir . Sie wollen für was zahlen, für das du nicht zahlen willst. Vielleicht zahlen sie im Gegenzug nichts für Kino.

Aus meiner Sicht werden hierzulande immer noch sehr viele der verdienten Euros für Luxus ausgegeben. Ob dieser dann ein Besuch im Restaurant, bei einem Film-Festival, bei der Maniküre oder bei einem Prediger ist, das überlasse ich meinen Mitmenschen gerne ohne paternaliatisch zu werten.

Last edited 1 Jahr zuvor by Pantera Negra
Udo
Udo
28. September, 2022 16:50
Udo
Udo
28. September, 2022 17:22
Reply to  Torsten Dewi

Oh, hatte ich überlesen. Was diese Freikirchen angeht, muss ich immer noch an diesen Event in Österreich denken: https://awakeningeurope.com/past-events/awakening-austria Das Potenzial, dass die hier verfangen ist also durchaus da. Leider.