Herrenschmuckstücke: Erinnerungen an eine Nerd-Karriere
Themen: Film, TV & Presse |Es fällt auf (und ich schreibe ja oft genug darüber), das ich meinen Hausstand weiter und weiter ausmiste. So viele Schubladen, die ich bei Umzügen einfach umgeschüttet habe, so viele Kisten, die von Keller zu Keller gewandert sind.
Es hat zu lange gedauert, bis mir klar wurde – man darf dem Chaos einfach kein Versteck bieten. Keinen Keller, keine Schublade, keine Kommode. Was behalten werden soll, muss einen festen Platz finden: alle USB-Sticks an einen Ort, alle Brillen, alle Uhren, alle Schlüssel. Jede andere Ordnung ist Unordnung.
Heute habe ich die Abwesenheit der LvA genutzt, ungefähr fünf "Kramschubladen" zu sortieren. Dabei sind mir Sachen in die Hand gefallen, die ich teilweise seit 20 Jahren nicht mehr gesehen habe. Aber nicht alles ist überflüssig, wertlos oder für den Abfall bestimmt. An vielen Dingen hängen auch sympathische Erinnerungen, die ich an dieser Stelle mit euch teilen möchte.
Ich meine, es muss Ende 1999 gewesen, da wurde ich als Entwicklungschef von Tandem ins Münchner ARRI-Kino geladen. Eine relativ exklusive Veranstaltung der damals noch starken Firma Kinowelt, die an der Finanzierung des Großprojekts HERR DER RINGE beteiligt war. Eine interne Preview. Auf dem Programm: die ersten 20 Minuten des Films, die Peter Jackson gedreht und geschnitten hatte. Ein erster Blick auf die Kinohoffnung für das neue Jahrtausend. Ich erinnere mich, dass die Szene gezeigt wurde, in der sich die Hobbits vor den Nazgûl verstecken.
Als kleines Giveaway gab es für alle Besucher eine Komplettedition der Bücher mit einem exklusiv für die Präsentation gefertigten Schuber – und den Ring:
1997 bin ich das zweite Mal in die USA geflogen. Ich nutzte einen beruflichen Aufenthalt in LA, um danach Kalifornien und Nevada abzufahren. So kam ich auch in San Diego vorbei, wo mich ein Schild mit der Aufschrift "Virtual World" lockte. Dabei handelte es sich um eine Lagerhalle, in der man sich in geschlossenen Kabinen Battletech-Fights mit anderen Spielern liefern konnte. Natürlich alles noch sehr rudimentär. Meine erste diesbezügliche Erfahrung. Obwohl ich keine Ahnung von nix hatte, schlug ich mich erstaunlich gut und bekam als Belohnung für eine gewonnene Runde diesen "Orden":
Zum Training der "Virtual World"-Spieler hat man in den 90ern tatsächlich aufwändige Kurzfilme mit Stars wie Judge Reinhold und Joan Severance produziert – so bekommt ihr einen guten Eindruck von dem Spielerlebnis damals:
Der Frankster hat die "Virtual World" seinerzeit in London besucht und immer noch seinen Spieler-Ausweis daheim. Demnach gab es auch Filialen in Japan, Australien, Las Vegas und Chicago. Ob die geplanten Ableger u.a. in Singapur und Kyoto noch gebaut wurden, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Dieser Spider-Man-Pin sieht nicht ohne Grund so abgegriffen aus – ich habe ihn bestimmt 15 Jahre an meiner Jacke getragen, weil ich ihn gleichzeitig cool und dezent fand. Er gehört weder zu einem Film noch zu einem Comic, sondern wurde von der Firma Acclaim zu einem Spider-Man-Videospiel in der ersten Hälfte der 90er rausgegeben. Geschenkt hat ihn mir niemand Geringeres als Niels Ruf, der damals für Acclaim arbeitete.
Vor ein paar Jahren habe ich über einen Herrenring geschrieben, der angeblich aus einem alten 5 Mark-Stück geschmiedet wurde. Den habe ich zeitnah wieder zurück geschickt, weil er einfach nicht so gut aussah wie in der Werbung. Es gab aber Zweifel, dass der Ring tatsächlich aus einem handelsüblichen Heiermann bestand. Leser und FFF-Veteran S-Man schenkte mir kurz darauf ein Exemplar der tatsächlichen Münze, die hier verarbeitet wurde – eine Sonderedition:
Dieser nette kleine Pin gehört natürlich zu Steven Spielbergs HOOK:
Als ich für die Zeitschrift TV-SERIEN Anfang der 90er auch Video-Kompletteditionen besprach, hatte ich diverse Box Sets im Regal: Winnetou, Dick & Doof, Der Rote Blitz – und die Sissi-Trilogie mit Romy Schneider. Die Kassetten habe ich irgendwann entsorgt, nicht aber die als Extra beigelegte "Gold"-Münze.
Ich bin ziemlich sicher, dass ich nie bei der JEDI-Convention war, auch nicht 1994. Aber ich war damals bei der Zeitschrift TV-SERIEN, gut bekumpelt mit Veranstalter Dirk Bartholomä und immer mal wieder Gast auf den ersten FedCons. Da ist mir dieses Ding vermutlich in die Finger gefallen:
Auf der Rückreise einer meiner Amerika-Touren machte ich Halt in Austin, Texas. Dort wohnte ja die ganze für Ain’t It Cool News verantwortliche Mischpoke. Für die Webseite hatte ich unter Pseudonym ein paar Beiträge verfasst und mich in dem Rahmen ganz gut mit Glen Oliver angefreundet. In sein Haus war ich ein paar Tage eingeladen. Eine tolle Zeit. Einer seiner Freunde fragte mich beim Abendessen "wanna go shootin' t’morrow?", und am nächsten Tag stand er auch schon mit dem Sturmgewehr AR-15, einer Magnum und diversen anderen Handfeuerwaffen vor der Tür. Auf einer "shooting range" habe ich das erste und einzige Mal geschossen. Es war ein bizarres, beängstigendes und auf nicht minder beängstigende Weise erhebendes Gefühl. Weil man keine Patronen mit durch den Zoll nehmen durfte, hob ich eine leere Hülse als Erinnerung auf:
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wo ich diesen Silberdollar bekommen habe. Mag auch wieder im Rahmen einer US-Reise gewesen sein. Er lag aus unerklärlichen Gründen die letzten 12 Jahre in der Mittelkonsole meines mittlerweile entsorgten Aygo. Nun ist er ein Fall für die Kramschublade.
Ende der 90er kam es zu einer Renaissance der aufwändigen historisch-literarischen Miniserie mit Titeln wie Merlin, Cleopatra, Die Odyssee, Der Glöckner von Notre Dame – und eben Attila the Hun mit dem damals noch unbekannten Gerard Butler :
Dazu verschickte der deutsche Sender als Promo ein Metallschwert(chen), das tatsächlich der filmischen Vorlage nachempfunden ist:
Das hier werde ich immer in Ehren halten:
Ich habe sicher an anderer Stelle schon drüber geschrieben, aber sei’s drum – es handelt sich um einen Pin des Londoner Live-Events ALIEN WAR der frühen 90er:
Ich habe einmal mit dem Frankster teilgenommen und einmal allein. Eine schwedische Touristin hat mir kreischend das Sakko zerrissen. Geile Sache.
Von diesen Münzen (genauer "tokens") hatte ich mal mehr als 30 Stück. Mittlerweile sind vielleicht noch zwei oder drei übrig:
Der Background: Ich war Ende der 90er auf einer Fernsehmesse in Cannes und am riesigen Stand von Warner konnte man mit diesen Münzen irgendwas freischalten oder an Gewinnspielen teilnehmen. Keine Ahnung. Aber ich fand es viel spannender, die Münzen einfach mitzunehmen, als Andenken.
Kurioserweise recht oft produziert wurden Promo-Taschenmesser. War ja auch einfach, musste nur ein entsprechendes Logo drauf. Dieser üppige Leatherman von RTL2 ist seit bestimmt 15 Jahren mein permanenter Reisebegleiter und hat mir in fernen Ländern schon öfter den Arsch gerettet, als ich zählen kann. Er kam sogar mit einer passenden Gürteltasche aus Leder:
Bei kleineren Touren habe ich diese Mini-Variante meines eigenen Zweiteilers HOPE dabei, die praktischerweise eine Schere mitbringt:
Dieses einfache Stück mit dem verblassten Schriftzug liegt eigentlich nur in der Schublade – ein Geschenk zum Start der John Woo-Serie ONCE A THIEF:
Falls ihr euch nicht mehr erinnert:
Zum Abschluss noch zwei besonders schöne Stücke, die ich (vermutlich) nicht mehr besitze und vielleicht schon mal gezeigt habe. Da ist z.B. die LOST IN SPACE-Uhr zum Film von 1998, von der ich mehrere Exemplare von einem Kinobetreiber geschenkt bekam. Leider war ich doof genug, über die Jahre ALLE zu verschenken:
Ebenfalls leider verschollen ist dieses großartig futuristische Sturmfeuerzeug zur LEXX-Serie, auf das ich besser hätte aufpassen sollen:
Das ist natürlich nur ein Bruchteil dessen, was über die Jahre auf meinem Schreibtisch landete – aber es ist das, was mir gefiel und klein genug war, um es stressfrei zu behalten. Und wie man sieht: es hängen immer Erinnerungen dran…
P.S.: Seit der letzten radikalen Entschlackung hat es nur drei Jahre gedauert, bis ich schon wieder eine ganze Kiste unnötiger Kabel und Adapter entsorgen musste – die vermehren sich wie die sprichwörtlichen Karnickel:
Wenn ich mich richtig erinnere, hatte die Kinowelt zwar keine direkte Co-Finanzierung der HdR-Filme, sich allerdings einen exklusiven Output-Deal für den deutschsprachigen Raum mit New Line Cinema gesichert.
Und da New Line mit HdR DAS Kinoereignis schlechthin am Start hatte, hoffte man, sich damit sanieren zu können und hatte diese Titel auch schon angezahlt. Da Warner aber gerade New Line Stück für Stück übernahm, hatte man da wenig Lust auf den (aus Studio-Sicht) eher mittelmäßig lukrativen Deal mit den Deutschen, der dann natürlich auch platzte, obwohl die PR-Maschinerie längst auf Hochtouren lief. Die Kinowelt lief damit in die Insolvenz.
Noch Jahre später druckte man bei Kinowelt Lieferscheine auf Rückseiten des extra hergestellten, golden geprägten Herr-Der-Ringe-Firmen- Briefpapiers, vom dem ich leider kein Exemplar habe.
Ja, so mag das gewesen sein. Die ganzen Details sind mir nicht mehr präsent. Spannend auch die Nummer mit dem Kinowelt-Magazin.
Die Kinowelt und ihre Firmengeschichte ist eine Fundgrube an abgefahrenen "House of Cards"-like Stories. 🙂
Absolut. Es wird sowieso mal Zeit, dass man über diese Ära (Kirch, em.tv, etc.) eine große Abrechnung schreibt.
Im Londoner "Alien War" war ich auch, fand ich großartig. Als unsere Gruppe in einem Fahrstuhl war, wurde einer von uns von einem Alien in die Wand gezogen. Das "Opfer" war natürlich ein Schauspieler, der sich unter die Besucher gemischt hatte, aber der Effekt war grandios. Würde das zu gerne nochmal machen.
Beim ersten Besuch war das toll, es war noch frisch und die "Marines" waren echte Bodybuilder. Beim zweiten Besuch hatte der Eifer schon deutlich nachgelassen und die Inszenierung war merklich lustloser.
Tja und mittlerweile muss man Niels Ruf zur Erklärung mit Wikipedia verlinken. Als junger Mensch fand ich den toll, später hatte ich keine Berührungspunkte mehr mit seinem Schaffen. Ich scheine aber auch nicht so viel Relevantes verpasst zu haben.
Niels Ruf kenne ich eigentlich auch nur noch vom Namen her. Zufällig hatte ich letzte Woche noch seine Wikipedia-Seite besucht, weil ich irgendwo von einer Hotelbar-Schlägerei zwischen ihm und Atze Schröder gelsen hatte. Da wäre ich gerne dabei gewesen.