Fantasy Filmfest 2022, Tag 7, Film 3: WATCHER
Themen: Fantasy Filmf. 22, Film, TV & Presse, Neues |Vereinigte Arabische Emirate 2022. Regie: Chloe Okuno. Darsteller: Maika Monroe, Carl Glusman, Burn Gorman, Gabriela Butuc, Florian, GhimpU
Offizielle Synopsis: Nach der Beförderung ihres Mannes Francis zieht Julia mit ihm nach Bukarest. Während Francis permanent auf der Arbeit ist, verbringt Julia ihre Tage allein in der fremden Stadt, die Sprachbarriere verstärkt ihre Isoliertheit nur. Eines Abends fällt ihr eine Gestalt auf, die sie vom gegenüberliegenden Apartmentblock aus zu beobachten scheint. Derselbe Mann sitzt am nächsten Tag im Kino plötzlich hinter ihr und folgt ihr in den Supermarkt. Oder sind das Hirngespinste, wie Francis glaubt? Parallel überschlagen sich die Nachrichten über einen Serienmörder, der seine weiblichen Opfer enthauptet…
Kritik: Es war zu Erwarten, dass auf FREAKS OUT, der durch seine Brillanz die Drögnis vieler restlicher Festival-Beiträge betont, direkt ein Exemplar genau der Sorte Film kommen würde, die das Festival wie Kaugummi ziehen und es schwer machen, trotz Energy-Drinks nicht immer wieder wegzudösen.
Klar ist WATCHER edel gefilmt, mit sorgsam komponierten Bildern und Darstellern wie Maika Monroe (IT FOLLOWS) und Burn Gorman (TORCHWOOD). Natürlich stellt die durchgestylte Wohnung des jungen Paares eine abgeschlossene Blase im verfallenen und fremden Bukarest dar. Natürlich geht es, wie beim Frauen-Horror üblich, um das Eindringen in die Privatsphäre, die Sorge um den Verlust von Partner und Verstand.
Abgesehen davon, dass der Film erneut durchkaut, was wir schon oft genug gesehen haben, macht er das lediglich auf technischer, nicht aber auf inhaltlicher Seite gut. Julia ist eine unfassbare Nervensäge ("ehemalige Schauspielerin", klar), die keinerlei Fähigkeit besitzt, sich produktiv zu beschäftigen, während ihr Partner sich den ganzen Tag für die gemeinsame Zukunft den Arsch aufreißt. Sämtliche Hinweise, dass sie einen Stalker hat, sind vergleichsweise an den Haaren herbei gezogen und man müsste ihr Beruhigungstabletten verschreiben – wenn sich am Schluss nicht bequemerweise herausstellen würde, dass ihre Paranoia begründet war, allerdings ohne jemals eine konkrete Basis zu haben. Der Frankster brachte es an einer Stelle auf den Punkt: "Kann die sich nicht einfach einen Job suchen?"
Es ist der Spannung einfach nicht zuträglich, wenn man ständig denkt "falls der Killer die blöde Kuh erwischt, ist es nicht schade drum".
Diverse Logikfehler vergeigen weitgehend das Finale und man kann auch unterstellen, dass Regisseurin Chloe Okuno hier ganz spezifisch weibliche Ängste triggern will und ich als oller Chauvi einfach nicht die Antennen dafür habe.
Fazit: Ein weiterer "slow burner", der mit "slow burn" gepflegte Langeweile meint und mit einer besonders nervigen Protagonistin aufwartet. Wer Filme wie CREEP mit Franka Potente mag, darf sich Popcorn holen. Ich vergebe nur wegen der technischen Expertise noch 3 von 10 Punkten.
Der Frankster meint: "Und wieder die Geschichte einer Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Hat es der unheimliche Beobachter im Haus gegenüber auf sie abgesehen, oder bildet sie sich das alles nur ein??? Die Darsteller hervorragend, allen voran Maika Monroe, aber die Story ist alles andere als originell. Und dauern habe ich mich gefragt: Gibt es in Bukarest keine Türklingeln? Muss man immer aggressiv an die Tür klopfen?"
Für mich "ok", ich hatte noch nicht das "Vergnügen", schon mehrere solcher Filme gesehen zu haben.
Aber ja, man fragt sich anfangs:
Warte, die haben eine dicke fette Fensterfront und treiben es direkt davor, obwohl die Straßenseite gegenüber alle zum mitgucken einlädt?
Warte, sie sieht den Mann zum wiederholten Male in ihre Bude starren und denkt sich nix?
Warte, sie fühlt sich dann doch unwohl und wo sind jetzt die Gardinen? (SCHNITT) Ach da sind sie ja endlich.
Warte, sie fühlt sich gestalkt und alles was ihr einfällt, ist zu stalken?
Warte, in einer so großen Stadt, wie Bukarest, da landet sie am Ende rein zufällig in dem geheimen Untergrundkellerclub, wo ihre Nachbarin arbeitet?
Dann habe ich aufgehört mitzudenken.
Hat sich denn an irgendeiner Stelle das Produktionsland bemerkbar gemacht? Das Label "Vereinigte Arabaische Emirate" als Absender scheint den Film exotischer zu machen, als er tatsächlich ist.
Das ist hier nur der Produktionsfirma zu verdanken, die aus den UAE kommt. Deshalb hätten Francis und Julie auch Franzosen sein können, die nach Thailand ziehen. International cinema at its best – or worst.
Es ist ja nicht genug, dass der Film in seinen Thrills eher dröge ausfällt, seine Protagonistin so unsympathisch wie möglich zeichnet und den Zuschauer damit nervt, dass er die Hälfte der Dialoge mangels Untertiteln nicht versteht – er wird auch noch im Rückblick von derart vielen haarsträubenden Zufällen und unlogischem Verhalten angetrieben, dass ich aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus komme. Sollte man selbst beim Streaming-Dienst der Wahl nur anklicken, wenn etwas im Hintergrund flimmern soll, während man den Abwasch erledigt.
Fand Watcher eigentlich recht clever. Eben weil man als Zuschauer dem vermeintlichen Opfer mehr und mehr die Täterrolle zuordnet und es tatsächlich ein schönes Spannungsfeld gibt, dass hier gar keine Trennung in Gut und Böse gibt, sondern alle Beteiligten aus Paranoia und Misstrauen gleichermaßen in diesen Strudel geraten sind.
Also recht clever bis … dieses unfassbar uninspirierte und eierlose Finale kommt und alles ruiniert.
Der Film hat mich auch nicht wirklich gekriegt. Er hat sich mit dem Aufbau so viel Zeit gelassen, dass ich mir dachte: "Jetzt muss aber auch ein echt guter Payoff kommen." Stattdessen passiert genau, was ich von Anfang an erwartet habe. Enttäuschend.
Auf der positiven Seite: Der Sound war wirklich gut, und die Hauptrollen waren passend besetzt: Das Opfer und vor allem der Stalker. Burn Gorman ist vom Aussehen und vor allem der Stimme her einfach einer der gruseligsten Typen im Filmgeschäft.