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Sep 2022

Fantasy Filmfest 2022, Tag 7, Film 1: EMPLOYEE OF THE MONTH

Themen: Fantasy Filmf. 22, Film, TV & Presse, Neues |

Belgien 2021. Regie: Véronique Jadin. Darsteller: Jasmina Douieb, Laetitia Mampaka, Peter Van den Begin, Philippe Résimont, Achille Ridolfi

Offizielle Synopsis: Inés ist ungewollt das Mädchen für alles bei Eco Clean Pro: Rechtsexpertin, Qualitätsmanagerin, Personalbeauftragte, Kundenbetreuerin, Sekretärin und Kaffeetante sowieso. Seit ECP die Putzleute entlassen hat, darf sie sich auch ums Klopapier kümmern. Die alten weißen Männer der Firma gehen derweil Sushi essen und hängen ihr auch noch die neue Praktikantin an den Hals. Den hat Inés endgültig voll: 17 Jahre ohne Gehaltserhöhung! Doch das Geld stecken sich die Herren der Schöpfung lieber gegenseitig in die Taschen. In der Folge kann es schon mal passieren, dass dem Vorgesetzten eine Tischstatue im Schädel steckt. Wie praktisch, dass Eco Clean besonders starkes Putzmittel herstellt. Und Inés hat mit ihrer Säuberungsaktion gerade erst angefangen.

Kritik: Sorry für die Pause, ich hatte ein paar private Angelegenheiten zu regeln. Ich schiebe jetzt mal die Reviews der letzten beiden Festivaltage nach.

Die Inhaltsangabe verkauft den Film als eine Art Rachefeldzug. Ds stimmt so nicht. Die Toten sind samt und sonders Unglücksfälle, die Inés nur vertuscht, um nicht selber in Verdacht zu geraten (was sie eigentlich noch verdächtiger machen sollte, aber das nur am Rande).

Wir hatten in den letzten Jahren einige Filme, die das Leben in mittelständischen Firmen als stumpf-trostlose Hölle darstellen und den Umgang mit den Kollegen als einen Kampf um das nackte Überleben – siehe BELKO EXPERIMENT und MAYHEM. Dazu 14 Folgen des britischen THE OFFICE und satte 199 der amerikanischen Version – Regisseurin Jadin gibt offen zu, woher die Inspiration kam.

Aber was kann der Film dann noch erzählen, was nicht ausreichend erzählt wurde? Gibt es irgendeine Facette des Bürolebens, die nicht ausgeschlachtet wurde, irgendeine Erkenntnis, die wir nicht längst hatten? Wenn es nach Jadin geht: die feministische Variante. In EMPLOYEE OF THE MONTH sind die Männer sexistische, widerliche und korrupte Schweine, während die Frauen die ganze Arbeit machen. Ihr anfänglich widerwilliger Kampf gegen die verkrusteten Strukturen wird schnell zum stolzen Aufstand, der ihnen Kraft und Selbstbewusstsein schenkt.

Nur: Das erweitert das OFFICE-Universum nicht, es reduziert es billig. In THE OFFICE war immer klar, dass die Frauen keinen Deut besser sind als die Männer, dass charakterliche Qualitäten keine Frage von Alter, Geschlecht, Rasse oder Sexualität sind – wobei sich durchaus argumentieren lässt, dass das einzige “saubere” Paar Pam & Jim weiß, hetero und jung ist.

EMPLOYEE OF THE MONTH ist nicht unsympathisch, und wir haben durchaus Verständnis für die Situation von Inés und ihrer Praktikantin. Aber der Humor ist so flach wie dünn, die Situation eskaliert nie wirklich ins Hysterische – und am Ende kann die “Auflösung” auch nicht wirklich befriedigen.

Der hier ist nur was für beinharte Fans “schwarzer” Komödien.

Fazit: Mäßig lustige “company hell”-Komödie mit feministischen Untertönen, die nichts erzählt, was wir bei THE OFFICE nicht schon besser und lustiger gehört hätten. Ein Füller. 4 von 10 Punkten.

Der Frankster meint: “Sorry, aber dieser Film hat keine bleibenden Erinnerungen bei mir hinterlassen…”

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2 Kommentare
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Goran
Goran
15. September, 2022 16:29

Als im Interview die Regisseurin nach dem Umgang mit dem “HORROR”-Genre in diesem Film gefragt wurde, wollte ich die Fragende mit ihren Ito Comics hauen.

Kleiner Widerspruch zur Kritik: Ines begeht sehr wohl später einen direkten Mord und auch davor sind das nicht alles reine Unglücksfälle.

Thies
Thies
21. September, 2022 01:42

Das war heute/gestern ein gefälliger Einstieg in den Festival-Tag. Die Hauptfiguren wurden auf sympathische Wese überzeichnet. Die Gags lösten keine Lachstürme aus, aber sie brachten die Handlung ohne Längen über die kurze Laufzeit. Das wird wahrscheinlich nicht lange im Gedächtnis bleiben, aber für den Moment fühlte ich mich gut unterhalten.