Fantasy Filmfest 2022, Tag 6, Film 3: ALIENOID
Themen: Fantasy Filmf. 22, Film, TV & Presse, Neues |Südkorea 2022. Regie: Choi Dong-Hoon. Darsteller: Ryoo Joon-Yeol, Kim Woo-Bin, Kim Tae-Ri, So Ji-Sub, Yum Jung-Ah
Offizielle Synopsis: Geländewagen krachen aus dem Heute ins Jahr 1381. Maßanzüge stehen mittelalterlichen Kostümen gegenüber und Kampfroboter legen sich mit Zauber:innen an. Was uns ALIENOID auf die Leinwand katapultiert, ist nicht von dieser Welt. Wortwörtlich: Eine außerirdische Rasse hält ihre Kriminellen in den Körpern ahnungsloser Menschen gefangen. Sporadische Ausbrüche werden von den wandlungsfähigen Robotern Guard und Thunder korrigiert, auf mehreren Zeitebenen gleichzeitig. Sie haben alles im Griff, bis Superschurke Controller entkommt und nichts weniger im Sinn hat als die Auslöschung der Menschheit. Doch sie alle haben die Rechnung gemacht ohne Kopfgeldjäger Muruk.
Kritik: Ich hatte es schon erwähnt – generell, aber in diesem Jahr besonders müssen die Koreaner das Festival aus der Lethargie reißen. Hier finden sich die Monster, die Effekte, die Action, die großen Budgets und das Entertainment. Bei ALIENOID habe ich dem Frankster nach dem Prolog zugeflüstert: “Der läuft erst fünf Minuten und hat schon mehr Unterhaltungswert als die 20 Filme davor.”
Tatsächlich ist ALIENOID ein All You Can Eat-Blockbuster-Büffet, das sich geradezu manisch durch die Hollywood-Historie frisst und plündert, wo es geht. Wo ich mich üblicherweise beschwere, dass die Definitionen des Genres nicht ausreichend bedient werden, so muss ich hier konstatieren: es werden ALLE Definitionen des Genres bedient. ALIENOID ist Science Fiction, Horror, Fantasy. Komödie, Action, Superheldenfilm und Martial Arts. Die Wechsel sind dabei nicht fließend, sondern abrupt und desorientierend, die Protagonisten nicht durchgehend, sondern gestaffelt zu sehen.
Das ist ein Heidenspaß, besonders wenn man auf üppig überdrehten Budenzauber steht, der nicht ganz, aber beneidenswert nah an die Hollywood-Standards rankommt. Man wird zugeschüttet mit Spektakel, mit Gags und einem kleinen bisschen Melodrama. Besonders die comic-eske Zeichnung der Figuren macht sie sympathisch. Meine Favoriten sind die kommerziell orientierten Handlungsreisenden in Sachen Magie.
Aber es gibt eben auch den Punkt, an dem man sich überfrisst, an dem die Spielfreude der einzelnen Szenen aufhört, sich zu einem nachvollziehbaren Film zu addieren. ALIENOID wirkt, als hätte man eine aufwändige Serie mit fünf Staffeln und einem Miniserien-Spinoff zu einem 50bändigen Manga produziert, von der wir den Zusammenschnitt der zweiten Staffel mit einer Rahmenhandlung aus der Miniserie zu sehen bekommen. It. Makes. No. Fucking. Sense.
Was aber noch schwerer wiegt und an dieser Stelle nicht als launige Kritik, sondern als knallharter Vorwurf an die Veranstalter gesehen werden darf: es ist in meinen Augen bewusste Täuschung der Zuschauer, wenn das Presseheft zu “vergessen” erwähnt, dass ALIENOID ein erster Teil ist, der mitten in der Action abbricht und auf die Fortsetzung 2023 verweist. Es wäre angemessen, an der Kinokasse sein Geld zurück zu verlangen. So etwas muss kommuniziert werden, damit man es einpreisen kann. Ich kaufe keine Dauerkarte, um halbe Filme zu schauen.
Sowohl der Film als auch das Problem des plötzlichen Abbruchs erinnern mich an PARASYTE 2015. Dort wurde das aber korrekt angekündigt.
Fazit: MEN IN BLACK meets AVENGERS meets A CHINESE GHOST STORY im wildesten und wirrsten Genre-Mix des Jahres. Totales Chaos, totales Kino, bei dem am Ende die Teile besser sind als das Ganze – und wir vom Ganzen ja auch nur die Hälfte zu sehen bekommen. Deshalb “nur” 8 von 10 Punkten.
Der Frankster meint: “Koreanischer Sci-Fi / Fantasy-Wahnsinn, dessen 140 Minuten Laufzeit wie im Flug vergehen. Bitte mehr davon.”
Der spontane Schnitt kam in Berlin auch als WTF-Moment gut an, daher ist das wohl irgendwie auch ein Spoiler.
Dem Filmfest möchte ich das hier aber wirklich nicht vorwerfen.
Ähhh… natürlich?! Die haben gewusst, dass es nur der erste Teil ist und die Zuschauer voll ins Messer laufen lassen.
Was der Regisseur offensichtlich als Überraschung im Film gesehen haben wollte. Amüsante Frage, ob sowas als Twistende durchgehen darf.
Würde ich klar verneinen.
Wenn es wie bei Marvels Infinity War ausgeht wäre es okay.
Zum Film:
Etwas weniger euphorisch hier, ja das geht ganz gut vorbei, aber nach der ersten Stunde habe ich dann doch mal auf die Uhr geschaut, glücklicherweise wurde dann die Drehzahl wieder erhöht und bis zum Ende gut unterhalten.
Trotzdem, trotz top Koerainszenierung, die komplett dämlich Handlung, flachsten Charaktere und harten Zeitliniensprünge, die erst gegen Ende zusammenfinden, führten dazu, dass der hier vermutlich weit weniger lang trägt, als er muss.
Als einmal Spass gut, mit ein paar wirklich wunderbaren Momenten und viel Spielspass aller Beteiligten.
Besonders das Madam und Mr. Zauberer Paar (nicht verheiratet) tragen wirklich sehr viel zur Unterhaltung bei.
Inwieweit man hier mehr draus machen kann, wird die Zukunft zeigen.
„… im wildesten und wirrsten Genre-Mix des Jahres…“ Da fällt mir ein: Du solltest unbedingt „Everything, everywhere, all at once“ gucken.
Ich glaube, ich mag den. Der Trailer sieht schon mal grossartig aus. Und ja, ich bin einer von denen, die Filme nicht immer hinterfragen, sondern sich auch mal vom Bang Boom Bang mittragen lassen 🙂
Ausgerechnet bei diesem Film auf den ich mich nach dem Trailer richtig gefreut hatte, packte mich zwischendrin die Übermüdung. Das könnte an den zwei Drinks gelegen haben, die ich beim Film vorher getrunken hatte, aber den Kommentaren nach war es nicht der einzige Grund, dass ich etwas den Überblick verlor. Trotz der zwischenzeitlichen Verwirrung schaffte ich es mich wieder in den Film einzuklinken und wartete gespannt auf die Auflösung. Stattdessen gab es unvermittelt eine Schwarzblende und nicht untertitelte Schriftzüge. Bevor ich aber laut “What the fuck!” rufen konnte, kam dann die kurze Vorschau und die Ankündigung der Fortsetzung im nächsten Jahr. Na aber hoffentlich, sonst werde ich wirklich sauer.
Der wurde uns vorher schon als der längste Film des diesjährigen Festivals angekündigt, und ich muss sagen: Er hat sich echt nicht so angefühlt! Im Minutentakt wird man mit neuen verrückten Ideen, schelmischen Charakteren und launigen Actionsequenzen zugeballert. Ich war sehr gut unterhalten.
Das “Fortsetzung folgt” am Ende hat mich aber auch ein kleines bisschen sauer gemacht. Es hätte ja wenigstens am Anfang “Alieniod – Part 1” heissen können, so wie DUNE das gemacht hat. Hoffen wir mal, dass die Leute vom Festival im nächsten Jahr auch die Fortsetzung kriegen.
Abschließend muss ich mal wieder sagen: Ich hab dieses Jahr drei koreanische Film auf dem FFF gesehen, und alle waren gut bis sehr gut. Im ostasiatischen KIno haben die Koreaner mittlerweile die Nase wirklich deutlich vorn.
Diese Woche wurde das Programm der White Nights bekanntgegeben und der zweite Teil von “Alienoid” gehört dazu. Und da der erste gerade auf Prime verfügbar ist, kann ich ihn über die Feiertage nochmal auffrischen.
Habe das Programm eben auch bekommen – schaue aber (wie immer) nicht rein. Es kütt, watt kütt, wie der Düsseldorfer sagt.