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Sep 2022

Fantasy Filmfest 2022, Tag 4, Film 5: DEADSTREAM

Themen: Fantasy Filmf. 22, Film, TV & Presse, Neues |

USA 2022. Regie: Joseph Winter, Vanessa Winter. Darsteller: Joseph Winter, Melanie Stone, Jason K. Wixom, Pat Barnett, Marty Collins

Offizielle Synopsis: Influencer Shawn hat’s vermasselt: Sein letzter Online-Stunt hat die Fans verjagt und die Sponsoren verprellt. Sogar YouTube hat den Internetstar verbannt. Ein ganz besonderer Kick soll alle Klicks zurückholen: Shawn schließt sich für eine Nacht in einem Geisterhaus ein, und zwar im Livestream! Damit sich der Hasenfuß nicht aus dem Staub macht, wirft er die Zündkerzen des Wagens und den einzigen Schlüssel fort. Nun noch überall Kameras angebracht, dann kann der Spaß ja losgehen. Das sehen die Geister des Hauses genauso.

Kritik: DAS ist es! DAS ist die Sorte Film, die ich bisher auf dem Festival vermisst habe! Ein Midnight Movie mit echten Geistern, hysterischem Gebrülle, Monstern aus Latex und prima Splatter, der die Zuschauer zum Klatschen bringt. Pubertärer Okkult-Horror, der sich an die Influenzer/Streamer-Kultur andockt und diese gleich noch als aufmerksamkeitsgeile Vollhonks (siehe Logan Paul) entlarvt.

Da steckt in sehr wenig Laufzeit sehr viel drin: das Experiment “Geisterhaus” geht schnell nach hinten los, wir können aber nie ausschließen, dass Shawn die ganzen Erlebnisse nicht gefaked hat. Und die Live-Kommentare seiner Zuschauer streuen immer wieder neue Erkenntnisse, aber auch eine gehörige Portion Skepsis in das Geschehen ein. Man merkt, dass der Streamer unter wahnsinnigem Druck steht, immer zu gleichen Teilen Hass und Bewunderung ausgesetzt ist.

Macht Spaß, macht vor allem aber auch nach vier eher gemächlichen Filmen wieder wach. Ich fühle mich an die 90er erinnert, als der Mitternachts-Slot traditionell für Streifen reserviert war, die vielleicht nicht streng genommen “gut” waren, aber das Adrenalin zum Ausklang noch mal ordentlich fließen ließen.

Klar ist das letztlich Rummelplatz-Horror mit sehr begrenzten Möglichkeiten und handgemachten Dämonen, die ich zuerst für Fakes von Shawn hielt, weil sie so erbärmlich scheiße aussehen. Aber DEADSTREAM gelingt es rasch, so sympathisch zu sein, dass man nicht über ihn, sondern mit ihm lacht. Hier gelingt, was z.B. bei I HAD A BLOODY GOOD TIME AT HOUSE HARKER misslang.

It’s not EVIL DEAD – but then again, what is?!

Fazit: Eine Geisterbahnfahrt durchs Gruselhaus als Mischung aus Found Footage, EVIL DEAD und Live-Stream. Es knarzt an allen Ecken und Enden (inhaltlich wie handwerklich), aber der Film macht 87 Minuten lang einfach zu viel Spaß, um daran zu scheitern. 7 von 10 Punkten.

Der Frankster meint: “Ich bin eigentlich kein Fan von Geisterfilmen und Jumpscares, aber diese kleine Independent-Perle hat wirklich Spaß gemacht.Hier waren junge Filmemacher mit viel Liebe zum Genre am Werk.”



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