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Sep 2022

Fantasy Filmfest 2022, Tag 3, Film 4: MEGALOMANIAC

Themen: Fantasy Filmf. 22, Film, TV & Presse, Neues |

Belgien 2022. Regie: Karim Ouelhaj. Darsteller: Éline Schumacher, Wim Willaert, Benjamin Ramon, Pierre Nisse, Raphaëlle Bruneau, Hélène Moor

Offizielle Synopsis: Felix und Martha sind die sprichwörtliche Ausgeburt des Teufels. Vor vielen Jahren wurden ihre Mütter vom berüchtigten Schlächter von Mons vergewaltigt und später entsorgt. Heute leben die mittlerweile erwachsenen Geschwister nach wie vor im verwahrlosten Haus des Mörders, gemeinsam mit den Schrecken der Vergangenheit und dem Vermächtnis ihrer Prägung. Während sich Felix, ganz der Vater, auf täglichen Streifzügen seine halbtote Beute nach Hause holt, lebt die heftig gemobbte Martha ein möglichst unauffälliges Leben als Putzangestellte in einer Fabrik. Doch als eine Situation auf der Arbeit eskaliert, bricht sich auch in ihr ein wütendes Tier Bahn.

Kritik: MEGALOMANIAC wurde uns als der erste “hardcore”-Film des Festivals angekündigt – was eine Tatsache ist, aber keine Wertung. Hier geht es fürwahr nicht zimperlich zur Sache und Leute, die Horror primär über JOHN SINCLAIR und die Hammer-Filme definieren, sollten tunlichst draußen bleiben.

Ich muss das voraus schicken, weil es als Nachklapp vielleicht untergehen würde: wow. MEGALOMANIAC sieht großartig aus. Karim Ouelhaj malt mit dem ganz großen Pinsel, erschafft eine morbide, drückende Welt, in der nur Monster leben, weil in ihr nur Monster überleben. Es gibt keine Normalität, selbst das Perverse erlangt des Status des Mythischen. Mord ist keine Exzesse, sondern eine Nebenerscheinung.

Die Darsteller: perfekt. Leere Gesichter, rasierte Augenbrauen, teigige Haut. Jeder lebt nach seinem Trieb. Opfer oder Täter – was heißt das schon?

Nur leider ist dieses betörende “world building” so ziemlich alles, was MEGALOMANIAC mitbringt. Er hat keine Geschichte zu erzählen, keinen Protagonisten, der uns scheren könnte, keinen Ausweg, der vom dritten Akt winkt, dass man das Gezeigte nur lange genug aushalten muss, um erlöst zu werden.

Das Empörende, das Schockierende, das Verletzende – es wird nicht als Kommentar oder Meinung präsentiert, sondern nur dargereicht wie eine üppige Schlachtplatte, von der sich jeder nehmen soll, was ihm schmeckt. Vegetarier müssen leider draußen bleiben.

Bilder, einzelne Szenen – sie bleiben hängen, wo der Film es nicht tut. Weil “der Mensch ist gemein und pervers” eben doch nur eine Aussage und keine Story ist. Und wir das seit Ittenbach zur Genüge wissen.

Fazit: Ein bildgewaltiges und zutiefst beunruhigendes Serienkiller-Märchen, das leider über die Schockwirkung hinaus weder eine Geschichte noch die Geschichte einer Figur zu erzählen in der Lage ist. Leere Kalorien für Zuschauer, die es härter mögen. 5 von 10 Punkten.

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3 Kommentare
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Goran
Goran
10. September, 2022 13:38

Gewalt gebiert Gewalt.

Die wirklich guten Darsteller und mitunter sehr eindrucksstarken Bilder tragen nunmal nicht weiter.
Daher Zustimmung zur Rezension, bis auf die Ampel.
Das hier ist Zeitverschwendung.

Der Film wurde in Berlin als “absoluter Downer” und mit dem Wunsch auf “100 Scheissminuten” angekündigt.

Last edited 1 Jahr zuvor by Goran
Nummer Neun
11. September, 2022 11:37

Die spannende Frage bei diesem Film wäre ja gewesen, ob man von Geburt an böse ist oder durch die Umstände dazu gemacht wird. Auf diese entweder/oder Frage gibt der Film ja nur ein halbherzig Genuscheltes “vielleicht beides?” zurück.

Als Zeitverschwendung würde ich ihn aber nicht bezeichnen, da ja zumindest die Schauwerte schon eindrucksvoll sind.

Thies
Thies
16. September, 2022 01:36

Schon die Ankündigung, dass der Film auf Taten basiert die nie aufgeklärt wurden sorgte bei mir für innere Distanz. Das war dann wohl auch eine gesunde Einstellung, denn Menschen die sich ans hässlichen Orten hässliche Dinge antun, wenn sie nicht gerade noch hässlichere Träume haben ist nun mal nicht meine Form von Entertainment. Darum schien es dem Regisseur auch nicht zu gehen, aber um was sonst blieb für mich bis zum Ende im Dunkeln.