Tag der Jugend: meet yourself
Themen: Neues |Gestern war Tag der Jugend, wie ich im Radio gehört habe, und die Moderatorin stellte mal wieder die beliebte Frage: was würde man sich selber sagen, wenn man seiner jugendlichen Persona begegnen könnte? Ein Zeitreise-Experiment: Noch mal zurück in das Jahr, in dem du 14, 16, oder 18 warst. Eine Chance, dich vorzubereiten, zu warnen, zu belehren. Nicht ausführlich, nicht konkret.
Nur ein Satz.
Ich greife das nur deshalb an dieser Stelle auf, weil ich mir die Frage oft gestellt habe und auch eine relativ unumstößliche Antwort habe.
Wäre ich in der Lage, mein pubertierendes Ich z.B. im Jahr 1984 zu treffen – was würde ich ihm sagen? Ganz einfach: "Alles wird gut".
Das klingt vielleicht vage und unbefriedigend (vor allem für den 15jährigen Torsten), aber es ist das, was ich damals mehr als alles andere gebraucht hätte: die Versicherung, dass trotz aller Niederlagen, Schmerzen und Konflikte am Ende doch alles gut wird. Mit dieser Gewissheit, diesem Versprechen, hätte ich allem deutlich gelassener und souveräner entgegen sehen können.
Mich interessiert, wie ihr das seht. Was ist der eine Satz, den ihr euch selber mitgeben würdet? Etwas banales wie die Lottozahlen eines bestimmten Datums – Gefahr laufend, dass ihr euch damit auf unschöne Weise verändert und auch selber löscht? Die Warnung vor einer Beziehung, einer konkreten Entscheidung? Um Michael Mittermeier zu zitieren "Nimm die nicht, die hat Krebs!"? Doch den anderen Beruf ergreifen, das andere Fach studieren – ohne die geringste Ahnung, ob es dann nicht vielleicht noch schlimmer kommt?
Es würde mich freuen, wenn ihr nicht spontan oder schnippisch antwortet, sondern erstmal reflektiert. Ihr habt diese Chance nur ein einziges Mal, für einen einzigen Moment – was zählt? Was kann euch am meisten helfen, euer Leben am positivsten beeinflussen? Welches Risiko könnt ihr eingehen?
Ich bin gespannt.
Lies nicht irgendwelchen Belletristik-Quatsch aus Rolltreppenbuchhandlungen, sondern das ›Höhenkammzeug‹ und »Das Kapital« und versuch, so schnell es geht, an die Uni und von zuhause raus zu kommen.
Mein Rat an mich:
"Mach Abi, studier Jura, werde NICHT Krankenschwester, kiff nicht soviel.
Bitch."
Grundsätzlich könnte ich heute dem damaligen Ich ebenfalls viele beruhigende Sachen sagen ("Nicht alles, aber sehr vieles wird gut.").
ABER: Ich sehe da gleich das altbekannte Zeitreise-Problem. Viele der heute "guten" Dinge haben sich nur ergeben, WEIL ich eben angst- oder zumindest wunschgetrieben gehandelt habe. Weil ich eben keine Zuversicht hatte, dass alles gut wird. Die Hände in den Schoß zu legen und einfach auf das Glück zu warten, hätte oft nicht funktioniert.
Aus dem gleichen Grund möchte ich auch gar nicht, dass mir mein 80jähriges Ich aus der Zukunft jetzt irgendeinen schlauen Satz sagt. Weil es dann vielleicht doch ganz anders kommt.
Es geht ja um Wunschdenken, nicht um die Logik der Zeitreise.
Nutze die Zeit besser. Traue dich jetzt – nicht später. Geh raus , geh auf die Welt dort draußen zu.
"Sei dir selbst mehr wert. Mach nicht nur was dir Freude bringt, sieh auch zu das du dafür vernünftig bezahlst wirst."
"Massiv abnehmen ist einfacher als du denkst, also warte nicht damit bis Ende 30."
Hör nicht auf Papa und mach kein Fachabitur Wirtschaft sondern Fachabi Soziales.
Reise jetzt in jungen Jahren. Pflege deine Freundschaften mehr.
"Mach aus deinen düsteren Gedanken keine Lifestyle-Sache, sondern such dir Hilfe!"
Ich bin da sehr nah bei dir, Torsten. Irgendwas in die Richtung: "Du wirst Geduld brauchen, aber das wird schon alles."
Trau dich, du selbst zu sein.
Kauf die dummen Aktien, die du dir in den Kopf gesetzt hast, Rest mach dir keine Sorgen, alles gut!
Oder vereinfacht gesagt: Du kannst deinem Gefühl weit mehr vertrauen als du ihm zugestehst.
Kaufe so früh wie möglich Apple- und Microsoft-Aktien sowie Bitcoin.
… nur zwei Wörter: Trau Dich!
Mach mehr scheinbar verrückte Sachen.
Es ist egal.
Ich hätte nicht auf mich gehört.
Auch bei längerer Überlegung würde es bei mir wohl auf die Lottozahlen hinauslaufen. Bei allen anderen Dingen sind positive und negative Auswirkungen einfach zu stark miteinander verknüpft, bzw. bedingen einander.
Wechsel den Job, mach das, was Dir Spaß macht, nicht was die sichere Kohle bringt. Zieh in die Stadt Deiner Träume, und wenn es nur für ein paar Jahre ist. Häng nicht zu sehr an Deinen Jugendfreunden, die sind auch noch da, wenn Du mal zu Besuch kommst. Und mit der Hälfte von denen verkrachst Du Dich sowieso, bis Du 40 bist.
Ein kurzer Satz, ohne tausend Komma und ohne und ohne Ende. (War das grammatikalisch überhaupt korrekt?)
"Du hast das Alport-Syndrom."
Das hätte mir, bei frühzeitiger Kenntnis, viel gesundheitliche Probleme und Frusttränen erspart.
Zur Info:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alport-Syndrom