Kino-Kurzkritik: THOR: LOVE & THUNDER
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Die Pressevorführung habe ich wegen meines Urlaubs verpasst und die meisten von euch, die ihn sehen wollen, werden ihn vermutlich schon gesehen haben. Darum versuche ich ausnahmsweise mal, mich kurz zu fassen.
Eine Mega-Enttäuschung. Was zur Hölle ist in Waititi gefahren?! Wer bei Marvel hat das durchgewunken?! Thor wird endgültig zum Clown degradiert, der Film besteht zu gefühlten 90 Prozent aus CGI, und die Eckpunkte der "Story" werden ständig verschoben, bis wirklich gar nichts mehr Sinn macht.
THOR: L & T hätte ein MIGHTY THOR-Film sein müssen. Natalie Portmans Story Arc auf einen Nebenstrang zu reduzieren, statt ihn in den Mittelpunkt zu stellen, ist ein filmisches Verbrechen. Und weil dem Film sonst nichts einfällt, was er erzählen könnte, vertreibt er sich mit Kinderquatsch die Zeit bis zum Nachspann. Alles ist vollgepackt mit Gimmicks, Gadgets und Gestalten, die von seiner totalen emotionalen Leere ablenken müssen.
Wer (irrtümlicherweise) meint, THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG sein seelenloses Comic-Kino gewesen, der sollte sich den hier anschauen. Oder eben nicht.
Die Handlung lässt sich grob auf das ausgelutschte "Bösewicht A braucht Gegenstand B, um Event C auszulösen, damit er sein Ziel erreicht" reduzieren, aber selbst das wird nicht nennenswert verfolgt. Man könnte sogar argumentieren, dass Gorr mit seinem Feldzug gegen die Götter im Recht ist – vor allem, wenn man sieht, wie die Götter hier dargestellt werden.
Die Episode in der "Allmachtstadt" ist massives cringe, Russell Crowe sollte sich eine Runde schämen.
Nichts an der Story und den Beziehungen der Figuren funktioniert, und die launigen Sprüche und die relativ moderate Laufzeit können das nur so lange übertünchen, bis man anfängt, darüber nachzudenken.
Wie es aussieht, findet der Multiverse-Arc bei Thor gar nicht erst statt.
Bonus: Die Feigheit der Macher, ständig mit Göttern zu agieren, aber die tatsächlich existenten Großreligionen außen vor zu lassen (kein Yahwe, kein Jesus, kein Mohammed, kein Buddha), wird hier endgültig zur Farce.
Zugegeben, das hohe Tempo und die ständigen Ortswechsel sorgen dafür, dass THOR nicht so lahmarschig ist wie ETERNALS, aber es ist auch nur das. Die vorsichtige Balance der bisherigen THOR-Filme, den Asgardians trotz ihrer Pompösität eine menschliche Verletzlichkeit zu lassen, wird aufgegeben.
Nobody gives a shit.
Der MEN IN BLACK: INTERNATIONAL der THOR-Filme – mit dem selben Cast.
P.S.: Der Fairness halber sei vermerkt, dass mein Freund Frank sich amüsiert hat.
Ich war beim Sehen davon ausgegangen, dass Natalie Portman die Rolle dauerhaft bekommt und hier nur eingeführt wird.
Da war ich dann doch sehr überrascht, als dem nicht so war.
Oha, hatte auch eine Staffelübergabe vermutet, weil Hemsworth vielleicht keinen Bock mehr hat.
Klingt ja alles nicht so prall, schlimmer als Shang Chi wird’s aber hoffentlich nicht werden…
Wird in ca. 45 Tagen auf Disney+ nachgeholt…
Hat Marvel – noch immer oder schon wieder? – ein "villain problem"?
(Shang Chi/Dr Strange Spoiler)
In Shang Chi ist großteils Wenwu der Bösewicht, der wird aber auch als "sympathetic villain" dargestellt und darf sich am Ende gegen den CGI-Obermotz aufopfern. Die Steigerung ist in Dr. Strange, wo Scarlet Witch, nachdem sie eigentlich schon in Wandavision der Bösewicht war, hier auch wieder entschuldigt wird und am Ende das Multiverse sogar retten darf.
Für mich klingt alles, was ich über den Film gehört habe, danach, daß man die falschen Lehren aus Ragnarok gezogen hat. In etwa nach dem Motto "Du ißt gerne Eis? Du kriegst nur mehr Eis zu essen!" Habe gleichzeitig auch gehört, daß Hemsworth den Kurs unterstützt, weil er sich angeblich selbst als Comedy-Schauspieler sieht. Bei Filmen wie Ghostbusters 2016 und MIB: International zweifle ich ein bißchen daran.
Und Waititi und sein Schaffen sind wohl das klassische Beispiel für "your mileage may vary". Was nicht unbedingt schlecht sein muß, aber ob das zu kommerziellen Marken wie dem MCU (oder gar Star Wars) paßt, sei dahingestellt.
Persönlich – und das mag vielleicht eine wenig geteilte Meinung sein – finde ich den ersten Thor Film noch am besten und obendrein sogar richtig gut.
Marvel hatte immer ein "villain problem". Loki und Thanos sind Ausnahmen.
Das simple Problem mit Waititi ist, das er eben kein Interesse daran hat, wie sich sein Film zu den bisherigen verhält und er keine Sympathie für den Charakter aufbringt.
Sein Humor funktioniert gut, wenn er in ein eigenes Projekt eingebunden ist, aber hier schert’s ihn halt nicht.
Thor wird für einen Wegwerfgag zum Kannibalen (Kinderfresser!), in New Asgard wird das "Infinity Cones" Eiscafe eröffnet (bischen so, als ob man das Aus-Schwitz Fitnessstudio in Jerusalem aufmacht), und den Guardians, dem Inbegriff der Aussenseiter Patchwork-FAMILIE, ist Thors offensichtliche Depression sowas von scheiss egal.
Ist ja auch viel lustiger den Verlust aller seiner Freunde, Familie, seines halben Vokes, seiner Heimat als Witz abzutun. Infinity War spielte mit genau dieser Tragik perfekt, hier ist’s: "Haha, alle tot!"
Mehr Verachtung, als dieses Drehbuch für seinen Helden und die Welt darum hat, geht kaum.
Das würde ich gelten lassen, wenn mir Ragnarök nicht so gut gefallen hätte.
Ich denke, dass Ragnarok sehr spezifische Dinge abzuarbeiten hatte, sprich: mehr Oversight. Waititi war bis dahin ja auch noch nicht Disney erprobt.
"I’ll ruin your mythos in a minute, baby", ist eben nicht die witzige Replik auf einen "Hater", sondern Grundeinstellung zur Materie.
P.S.: Ragnarok fand ich damals aber auch schon tonal mislungen. Ich wollte entweder Thor Hulk buddy space movie, oder Ragnarok mit den emotionalen Punches, die das erfordert, die hat Waititi in dem Film nämlich auch schon unsicher gesetzt. Besser, aber nicht gut.
Was bemerkenswert ist, da er in den eigenen Filmen ja ein wirklich gutes Gespür für Tragik und Komik schon bewiesen hat.
Das mag so sein.
Gibts in dem Fitnessstudio auch Duschen?
Die aktuelle MCU-Phase ist bisher sehr durchwachsen. Als wüssten sie nach Endgame nicht, wo sie als Nächstes hin wollen und wie der nächste, allumfassende Story-Arc aussehen soll.
Der Story Arc soll ja das Multiverse sein – ich frage mich, warum das bei THOR niemanden schert.
Finde ich eigentlich nicht so schlecht. Vor Infinity War hatte ja auch nicht jeder Film mit den Infinity Stones zu tun.
Die Stones waren Gegenstände, die bestimmte Figuren scheren konnten oder nicht. Das Multiverse zerreißt gerade alle Realitäten. Das lässt sich nicht ignorieren, ohne Fragen aufzuwerfen.
MoM Spoiler:
Das Darkhold ist vernichtet und die Bedrohung des gesamten Multiversums ist ja beendet: Wanda tot (bis auf Weiteres).
Hier lässt sich ja auch keine Bedrohungssteigerung mehr durchführen.
Loki Staffel 2 wird vermutlich wieder das Multiversum auf Kang und, effektiv, Zeitlinien mit gelegentlichem Alligator reduzieren, wenn man nen Gag braucht.
Oder nicht mal Kang und nur interne TVA-Probleme, trau ich den Machern zu.
Ausserdem betraf das Incursionproblem ja sowieso immer nur konkrete Universen und nicht das gesamte Multiversum, ist daher wohl eher nur der Teaser für Dr.S. 3.
Wenn die das dann nicht auch schon genauso vergessen haben, wie den Mordoplot.
Mal sehen, ob Waldron in L2 auch nur nen Pieps zu Incursions schreibt. Ich bin gespannt.
Vielleicht, vielleicht bekommen wir ein America Chavez Marvel Sliders, aber das hat Loki ja schon abgefrühstückt.
Wohl eher wird das Multiversum nur noch gelegentlich für Cameos herangezogen und ist ansonsten in der Schublade, für wenn man’s mal braucht.
Danke. Habe gestern sehr Ähnliches gedacht. In aller erster Linie: Wow, war der langweilig!
Ich habe bisher noch fast jeden (Eternals ist die Ausnahme) MCU Film verteidigt. Hulk, Thor 1 – 3, … Aber hier habe ich einen neuen Tiefpunkt gefunden. Den hier KANN man nicht mehr verteidigen. Nichts in dem Film ergibt irgendeinen Sinn. Gefühlt ist jede Szene unnütz für die Handlung und ja… das Götterding… Ach, ich geh Abendbrot machen.
PS: Es ist auch der erste schlechte Waititi-Film und das prangere ich an!
Ich bin froh, das zu hören. Ich habe ja doch immer Sorge, dass ich einfach einen scheiß Tag hatte und komplett daneben liege.
Das hatte ich auch gedacht. Ich war gestern den ganzen Tag irgendwie totmüde. Aber meine drei Begleiter haben das mehr oder weniger bestätigt.
Zu "die tatsächlich existenten Großreligionen außen vor zu lassen"… wurde da nicht kurz mal der "God of carpentry" erwähnt, als die Götter vorgestellt wurden?
Was ja nur eine clevere Vermeidung ist.
Mannomann…
Es ist nicht so, dass ich mich zumindest an ein paar Stellen nicht auch amüsiert hätte – aber: Hier wird wirklich so ziemlich alles, was an der Marvel-Formel schlecht ist, auf 11 hochgedreht. Manchmal kommt der nächste Gag schon, ohne auch nur darauf zu warten, ob der vorherige gezündet hat. Und dass die Mighty Thor Story so schnell und oberflächlich durchgenudelt wird, ist wirklich eine Sauerei. Daraus hätte man ne eigene Trilogie machen können. I thought you like money, Disney?
Anscheinend kann selbst Taika Waititi mal daneben langen.
Ich hatte Sorge, dass Thor durch female Thor ersetzt werden sollte, aber auf der Ebene war alles ok, female Thor funktionierte besser als erwartet und die Zukunft bleibt das Original. Allerdings ist das Original tatsächlich immer mehr eine Parodie seiner selbst und die Guardians waren noch nie so schlecht dargestellt wie hier. Bale als Bösewicht spielte intensiv, die B/W-Szenen hatten eine schöne Horror-Atmosphäre, aber dafür war der Götterhimmel Albernheit pur und wirklich zusammengepasst haben die Elemente wirklich nicht. Ich war auf jeden Fall deutlich weniger gelangweilt als bei Eternals, die Hauptakteure haben mich deutlich mehr interessiert als Shang-Chi in seinem Film, aber es ist ein sehr deutlicher Abstieg zu Strange 2, ganz unabhängig vom nicht erwähnten Multiversum.
Wobei das Multiversum für mich eh das Problem hat, dass dadurch die Welt eher noch kleiner wirkt – es geht um immer dieselben Terra-zentrierten Personen, die unendliche Weite des Universums geht da thematisch leicht verloren.
[…] weil WONDER WOMAN 1984 und THOR: LOVE & THUNDER es vorgemacht haben – böse Supervillains sind out. Die sind alle nur missverstanden, wie […]