11
Jul 2022

Final Thoughts: STAR TREK: STRANGE NEW WORLDS

Themen: Film, TV & Presse |

Okay, die erste Staffel STRANGE NEW WORLDS mit 10 Folgen ist durch. Wer meine erste Einschätzung gelesen hat, der weiß, dass ich vom Start durchaus begeistert war. Konnte die Serie meinen Enthusiasmus halten und nähren, oder setzte mal wieder das berüchtigte “first season syndrome” ein?

Entwarnung. STRANGE NEW WORLDS hat sich mit erstaunlicher Geschichte nicht nur als die aktuell beste, sondern vielleicht generell beste Trek-Serie aller Zeiten etabliert. Die erste Staffel ist ein Füllhorn an Action, Effekten, Konzepten, Drama und einer erstaunlich kompakten Handhabung der Crew-Beziehungen – etwas, bei dem DISCOVERY und PICARD weitgehend versagt haben. Es ist stellenweise fast unglaubwürdig, dass diese humorvolle, menschelnde, aber immer im Trek-Spirit tief verwurzelte Serie vom gleichen Studio stammt wie der vergurkte Rest.

Ganz stark: das Casting. Ich habe es anderswo schon erwähnt, aber Anson Mount ist schwer dabei, Kirk und Picard den Platz als bester Enterprise-Captain streitig zu machen. Das liegt nicht nur an Mount selber, der Autorität, Humor und Empathie mühelos verbindet, sondern auch an der Art, wie Christopher Pike geschrieben ist: ein Captain mit großer Entschlossenheit, aber auch einer tiefen emotionalen Bindung an die Crew. Für ihn gibt es keine “red shirts”, jeder Tote ist eine Tragödie, die er nach besten Kräften zu vermeiden sucht.

Ethan Peck ist ebenfalls ein Beispiel dafür, dass Schauspieler immer nur so gut sind wie das Material, mit dem sie arbeiten: fand ich seinen Spock in DISCOVERY unglaubwürdig und unverständlich, so läuft er hier zur Hochform auf. Er channelt nicht nur Nimoys Spock – er channelt eine jüngere Version von Nimoys Spock, mit mehr Ecken und Kanten, aber dem ehrlichen Bemühen, seinen Weg zu finden. Keiner wird Nimoy jemals übertreffen, aber Peck ist schon mal besser als Quinto.

Mangels McCoy ist die Beziehung von Pike und Spock DIE zentrale Männerfreundschaft an Bord – und sie wirkt jetzt schon intensiver als die Bande von Spock und Kirk. Besonders nach dem Finale verstehen wir, warum Spock sich tief in Pikes Schuld sieht – und damit verstehen wir auch sein untypisches Verhalten in der TOS-Episode “The Menagerie”:

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Ebenfalls sehr stark: Jess Bush als Schwester Chapel, deren sehr extrovertiertes Gefühlsleben zwangsläufig mit der Reserviertheit von Spock kollidiert. Celia Rose Gooding ist eine exzellente Uhura, Rebecca Romijn überzeugt als Nummer Eins.

Etwas unterentwickelt finde ich Ortegas, Hemmer, M’Benga und La’an  – aber es ist schon ein gutes Zeichen, das ich mir ihre Namen merken konnte. Das war bei der Brückencrew der DISCOVERY nicht mal nach drei Staffeln der Fall. Außerdem sieht es so aus, als würden die Macher die Crew durchaus nicht als in Stein gemeißelt sehen. Es wird Wechsel geben, Abwesenheiten – Todesfälle. Das ergibt Sinn, denn Kirk wird das Schiff ja dereinst mit einer teilweise anderen Crew übernehmen.

Das bringt uns auch zum einzigen “Fehlcasting”, wenn ich mir das Urteil mal erlauben darf – den hier möchte ich mit dem Hashtag #notmykirk versehen:

Paul Wesley ist das genaue Gegenteil von Ethan Peck: weder sieht er dem “echten” jungen Kirk ähnlich, noch müht er sich, die Manierismen von William Shatner in irgendeiner Art und Weise zu emulieren. Er wirkt steif und uncharmant – vielleicht gewollt, aber dadurch eben nicht “unser” Kirk.

Klar gibt es stärkere und schwächere Episoden. So war mir “Lift Us Where Suffering Cannot Reach” etwas zu plakativ in seiner Botschaft und eher ein Rückfall in die Moralpredigten von TNG. “All those who wonder” zeigt beeindruckend, wie gut die Produktion den Film ALIENS imitieren kann – aber eben auch nicht mehr. Sind die Gorn wirklich der richtige neue “big bad”? Ich habe meine Zweifel. Das emotionale Ende der Episode fällt auch ein wenig flach, weil wir zu wenig in die Figur investiert haben, um die es geht.

Der einzige wirkliche Ausfall ist in meinen Augen “The Elysian Kingdom”, der Versuch einer “afro-futuristic episode” im Stil von BLACK PANTHER. Das mag in den USA gerade um der Diversität willen “en vogue” sein, aber hierzulande wirkt es wie ein albernes aufgesetztes Kostümfest, das afro-amerikanische Kultur ungefähr so authentisch feiert wie “Winnetou” die Apachen. Ich mag da etwas grob gestrickt sein, aber für mich bedient das zu sehr die Klischees des “edlen Wilden” und erreicht genau das Gegenteil dessen, was vermittelt werden soll. Schlechte Erinnerungen an das TNG-Debakel “Code of Honor” werden wach.

Wett gemacht werden alle (kleineren) Schwächen im Mittelfeld durch ein unglaublich starkes Finale, das eine der besten TOS-Episoden, “Balance of Terror”, aus einem neuen Blickwinkel erzählt und damit nicht nur Pikes Schicksal, sondern die gesamte Zukunft der Föderation in Frage stellt.

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Tatsächlich entpuppt sich Pikes Dilemma, das ich anfänglich für einen Hemmschuh hielt, als gute Grundlage für diverse Storys über Schicksal, Karma und Bestimmung. Es geht längst nicht mehr um die Frage, ob er eine Möglichkeit hat, das Unvermeidliche zu vermeiden – es geht um die Frage, ob er es darf, selbst wenn er es könnte.

Nicht weniger interessant ist die “Werdung” von Spock, seine Einbindung in die vulkanische Kultur und die Erkenntnis, dass man schwer unter Menschen leben kann, ohne Gefahr zu laufen, … menschlich zu werden.

Trotz dieser Aspekte ist STRANGE NEW WORLDS – wie versprochen – eine Abfolge von Einzelepisoden, die keinen komplexen Arc bauen, für den man sich Notizen machen müsste. Echte Trekker werden immer wieder mit “callbacks” und “inside jokes” belohnt, die gleichzeitig das TOS-Universum referenzieren und variieren.

Technisch ist das alles auf höchstem Niveau, die Zeiten von “planet hell” sind endgültig vorbei und mit jeder Episode werden genau die “strange new worlds” kreiert, die Roddenberry uns 1966 versprochen hat.

Bester Trek-Pilot, bestes Trek-Staffelfinale (gleichauf mit “Best of both worlds”), bester Captain, bester Look – Respect. Mad respect.

Ich für meinen Teil kann die zweite Staffel kaum erwarten. Her damit!

Ich habe euch hier mal relativ spoilerfreie Promos zu allen zehn Episoden zusammen gestellt. So bekommt ihr einen guten Eindruck vom Aufwand, dem Humor, und den unterschiedlichen Stimmungen der Serie.

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P.S.: Hier am Ende, wo eh keiner mehr mitliest, kann ich auch noch meine liebste Anekdote über Anson Mount erzählen. Der war ja als junger Mann von 29 allen Ernstes der “love interest” in Britney Spears’ Kinofilm CROSSROADS. Ein Kritiker schrieb damals: “How can a guy named Anson Mount NOT be in gay porn?!”



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20 Kommentare
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Zeddi
Zeddi
11. Juli, 2022 21:37

Ich muss die letzte Folge noch sehen, aber das deckt sich auch größtenteils mit meinen Empfinden.

Lediglich die “Elysium” Folge fand ich nicht so schlimm – ich hab sie als son bisschen als sonne “Man in Tights” TNG Holodeck-Folge empfunden.

Absurd? Ja! Aber auch ein wenig lustig – fand ich so zur auflockerung eigentlich ganz nett. Ich hab aber die Afro-Anspielungen vermutlich auch schlicht nicht erkannt., hab auch kein Black Panther geschaut.

Wenn ich das richtig sehe müsste es bald mit Prodigy und Lower Decks weitergehen, also viel Star-Trek was mir gefällt 😉

jimmy1138
jimmy1138
12. Juli, 2022 09:42

Da freue ich mich schon darauf. Beste Star Trek Serie aller Zeiten ist das angesichts TOS, TNG und DS9 nicht ein wenig Blasphemie ;)?
Warum das besser ist als all der andere NuTrek-Käse? Ich tippe mal darauf, was der Bloghausherr hier meines Wissens schon öfter postuliert hat: Schiff, Crew, monster of the week – ein simples Konzept, das fast nicht schiefgehen kann.
Eine Sache, die mich interesssiert – das leide Problem mit dem Star Trek Canon: War nicht die erste – zumindest visuelle – Begegnung mit den Gorn durch Kirk? Inwieweit muß man TOS “vergessen”, um SNW voll genießen zu können? Oder ist das gar (wieder) eine andere Zeitlinie?

petz
petz
12. Juli, 2022 10:07

Ich fand den neuen Kirk eigentlich nicht schlecht. Erstens handelt es sich hier ja um eine parallele Zeitlinie 10 Jahre in der Zukunft, sein Character darf da unterschiedlich sein und zweitens finde ich, dass ein Schauspieler immer seine eigene Interpretation einer Rolle darbringen soll und nicht nur den ersten Schauspieler (Shatner) imitieren soll. Chris Pine hat in den neuen ST-Filmen Kirk auch recht gut verkörpert, ohne Shatner zu channeln.

Im Allgemeinen bin ich auch sehr mit dieser ersten Staffel zufrieden. War wirklich toll.

Vader Ryderwood
Vader Ryderwood
12. Juli, 2022 20:24
Reply to  Torsten Dewi

Also ich bin auf einem guten Weg dahin (Servicecentermitarbeiter haben ihr Wochenende mitunter unter der Woche, also Mi+DO 😉 ). Das ist aber keine Entschuldigung dafür, dass ich die Abramscrew per se grossartig fand. Die Crew, nicht die Filme.

jimmy1138
jimmy1138
12. Juli, 2022 18:46
Reply to  petz

Shatners Art zu sprechen sollte man mMn auf keinen Fall nachmachen – das gleitet dann in eine Parodie ab, die der Zuschauer auch als solche wahrnimmt.
Die Körpersprache dagegen könnte man schon hinkriegen – und das hat Chris Pine in meinen Augen durchaus gut imitiert. Am wichtigsten ist da meiner Meinung nach, wie Kirk im Kapitänsstuhl sitzt – für mich eine ganz typische Haltung, die Paul Wesley in dem Foto oben eben nicht hinbekommt.

AlphaOrange
AlphaOrange
14. Juli, 2022 10:22
Reply to  jimmy1138

Paul Wesleys Kirk wirkt für mich leider, als hätte ich ihn in der Klassikserie schon ein Dutzend Mal als Captain gesehen. Nur eben nicht als Captain Kirk. Verbohrt impulsiv, farblos im Charakter, kantig in der Mimik. Das war in TOS der typische Captain, der aus Eigensinn sein Schiff in Gefahr gebracht hat, sodass Kirk ihn retten musste.

Exverlobter
Exverlobter
12. Juli, 2022 10:11

Wenn Ethan Peck besser als Quinto ist, und Nimoy die Nummer 1, wie ist dann dein Ranking der Pike Darsteller? Ich nehme mal an, Mount ist der Beste von allen, aber ist Greenwood besser als Jefrey Hunter, oder umgekehrt?

Christian Siegel
12. Juli, 2022 23:07

Puh. Also, mir hat “Strange New Worlds” ja ebenfalls im Großen und Ganzen wirklich gut gefallen (wenn ich auch etwas enttäuscht bin, dass man meines Erachtens an den großen Auftakt – bislang – nie wieder ganz anknüpfen konnte), aber zu einer ähnlich euphorischen Lobeshymne – oder gar der Einstufung als potentiell beste Trek-Serie aller Zeiten – kann ich mich dann doch nicht durchringen. Das Konzept funktioniert zweifellos besser als DIS und PIC, das ganze ist stimmiger und schlüssiger erzählt, die Figurenkonstellation ebenfalls sehr gefällig, und stellenweise fängt das den Charme von “old Trek” schon sehr gut ein. The Orville halte ich aber – nicht zuletzt auch inhaltlich – für deutlich überlegen. Nicht zuletzt, als dort bisher jede Folge der dritten Staffel eine eigene, eigenständige und interessante Story erzählt hat (gut, ok, vielleicht mit Ausnahme vom Alien-Klon, aber einen solchen hatte SNW ja auch, und auch da gefiel mir die Orville-Variante besser), und man IMO einen besseren Mittelweg aus Handlung und Charakterentwicklung gefunden hat. Bei SNW stand mir teilweise letztere etwas zu sehr im Fokus. Hier leidet die Serie sicher auch unter der niedrigen Episodenzahl, die wohl bei fortlaufender Handlung besser funktioniert, als bei eher unabhängigen Geschichten. Weil natürlich willst du die Figuren vorstellen bzw. dich generell mit ihnen befassen. Nur: Wenn du 6-7 Hauptfiguren hast, und 26 Folgen, kannst du das halt viel besser aufteilen, als bei 10. Die Geschichten blieben hier für mich teilweise doch etwas auf der Strecke.

Abschließend kurze Fazits zu den zehn Folgen:
Strange New Worlds: Famoser Auftakt, und die beste Star Trek-Episode seit Ewigkeiten. Wunderbare Thematik, wo man zudem sehr schön den Spagat aus Hommage und Kopie (in dem Fall von “The Day the Earth Stood Still”) schafft.
Children of the Comet: Von der Message her verunglückt, aber ein nettes “character piece” sowohl rund um Uhura als auch Spock.
Ghosts of Illyria: Der Außenmissions-Plot solide, in erster Linie glänzt die Folge aber mit der Betrachtung (und Offenbarung) von Unas Herkunft. Ihre Szene mit La’an war dabei ein ganz besonderes Highlight.
Memento Mori: Von der war ich nicht ganz so begeistert wie andere, aber sie war schon packend umgesetzt, stellte die Enterprise gegen einen überlegenen Gegner (den man austricksen musste), und konfrontierte La’an mit ihrem großen Trauma. Ab hier machte sich aber eben zunehmend das mit dem Abklappern der Stammbesetzung bemerkbar.
Spock Amok: Leidet darunter, dass ich noch nie ein Fan von Körpertausch-Geschichten war, und auch der Humor für mich hier nie wirklich zünden wollte. Immerhin aber eine ganz nette Betrachtung der schwierigen Beziehung zwischen Spock und T’Pring.
Lift Us Where Suffering Cannot Reach: Eine vertane Chance. Statt krampfhaft zu versuchen, das als Twist zu offenbaren, hätten sie sich vielmehr auf das moralische Dilemma dahinter konzentrieren sollen. Entsprechende Diskussionen hätten nicht zuletzt aufgrund des vulkanischen Credos spannend sein können. Mit der Frage, ob die Enterprise-Crew eingreifen kann/muss/darf, hätten sich die 50 Minuten weitaus packender und interessanter füllen lassen, als mit dem, was wir stattdessen bekamen.
The Serene Squall: Eine ziemlich belanglose Folge mit einigen Klischees, aber immerhin soweit ganz kurzweilig, und am Ende mit einer netten – und unerwarteten – Verknüpfung zu den Filmen aufwartend.
The Elysian Kingdom: Wie du schon richtig geschrieben hast, der (einzige) Totalausfall der Staffel. An der hat für mich echt überhaupt nichts funktioniert – und ja, das gilt auch für das (emotional gedachte) Ende.
All Those Who Wander: Ein einfallsloses Best Of der Alien-Filme 1-3, mit ein bisschen Predator in den Mix geworfen. Belangloser filler, der in einer 26-Episoden-Staffel deutlich weniger unangenehm auffallen würde, als bei gerade mal zehn.
A Quality of Mercy: Grandiose Grundidee, bei der aber halt zugleich auffällt, dass man hier eher von “Balance of Terror” profitiert, als dass man sie umgekehrt aufwerten würde. Vor allem aber leidet sie unter einer schwachen Performance des romulanischen Kommandanten, sowie wie du schon richtig festgehalten hast, Paul Wesley, der (auch) für mich als Kirk einen Totalausfall darstellt. Das hat die Episode leider ordentlich runtergezogen.

Insgesamt eine gute bis sehr gute Staffel – die dritte Orville-Season hat für mich bislang aber doch recht deutlich die Nase vorn.

AlphaOrange
AlphaOrange
14. Juli, 2022 10:17

Ich stimme sowohl dir, aber auch dem Kommentar von Christian Siegel in weiten Teilen zu.

SNW ist dem trashigen Disco und dem traurigen Totalausfall PIC um Welten überlegen. Das ist wieder Star Trek, das ist gut erzählt, das sieht klasse aus, das hat tiefen Respekt vor den Wurzeln des Franchises (in der visuellen Gestaltung, den vielen Anspielungen und dem Staffelfinale als Ganzes), das ist einfach gutes SciFi-TV.

Und es hat vor allem einen großartigen Cast. Da ist Torsten wenig hinzuzufügen. Anson Mount hat eine unfassbare Spielfreude in seiner Rolle, die ich selten in Trek gesehen habe. Spock ist nach dem verunglückten Disco-Auftritt on spot, Jess Bushs Neuinterpretation von Chapel ist großartig .. jetzt wiederhole ich es ja doch ..

Aber ich finde, es gibt eine Sache, an der die Serie krankt. Für mich wirkt das die ganze Zeit wie ein Best-Of, als habe man aus 26 Folgen die 10 Highlights rausgepickt. Das schafft zwar eine große Bandbreite an knackigen Einzelepisoden, Comedy, Drama, Horror, Fantasy. Aber irgendwo fehlt das Gewöhnliche, um das Außergewöhnliche hervorzuheben, irgendwo fehlt die Erdung der Figuren. Das Schicksal so mancher Figuren hat mich schließlich kalt gelassen, weil sie vorher einfach nicht ausreichend näher gebracht wurden. Ortegas ist nie ausgestaltet worden. M’Bengas Drama um seine Tochter krankt daran, dass M’Benga einzig darüber definiert ist (und sich somit jetzt auch “auserzählt” anfühlt). Dass wir Pike als Figur fassen können obwohl er unterwegs als Pirat und als Hofnarr, als absurd-humoriger Verhandler und in einer finsteren alternativen Zukunft zu sehen war, ist einzig Anson Mounts Talent zu verdanken.
Leider geht die Strategie von Paramount in Richtung “viele Trek-Serien mit wenig Folgen”. SNW würden einige mehr gut tun.

Last edited 1 Jahr zuvor by AlphaOrange
jimmy1138
jimmy1138
14. Juli, 2022 12:35
Reply to  Torsten Dewi

Bei 20+ Folgen pro Staffel muß man sicherlich mit dem Budget etwas ökonomischer umgehen und mehr “bottle episodes” einbauen. Ist nicht ein anderer Faktor schlichtwegs Zeit? Die kriegen es ja bei Streaming Shows oft nicht mal hin, eine Serie mit 10 Folgen innerhalb eine Jahres fertigzustellen, wie soll das bei doppelt so vielen Folgen gut gehen? Noch dazu denke ich, daß Streaming dann wesentlich weniger attraktiv für Schauspieler ist, wenn man keine Zeit mehr für Nebenprojekte hat.
Ein anderer Aspekt: Viele Streamingdienste gehen schrittweise zu einem werbeunterstützten Modell über (und so wie ich das verstanden habe sind zumindest bei Vorreiter Discovery derartige User profitabler für den Dienst). Damit ändert sich in meinen Augen die Motivation für den Streamingbetreiber: Statt Abos möchte man Werbeviews generieren. Ich frage mich, ob das den Content (und damit z.B. Staffellängen) beeinflussen wird.

AlphaOrange
AlphaOrange
14. Juli, 2022 12:53
Reply to  jimmy1138

Nicht nur zu Werbeviews sondern auch von Wachstum zu Kundenbindung.
Der totale Fokus auf Wachstum hat die Form von Serien im Streaming maßgeblich beeinflusst. Für Wachstum brauchst du ständig was Neues, ständig was anderes. Serien sind da ein ziemlich schlechtes Modell für, das nämlich einst geschaffen wurde, die gleichen Menschen immer wieder zu erreichen. Deshalb wurden Serien im Streaming immer kürzer, sowohl in Episoden pro Staffel als auch in Anzahl Staffeln, Abstände zwischen Staffeln größer. 7 mal 22/26 Folgen pro Jahr ist für wachstum-orientiertes Streaming völlig uninteressant.
Jetzt scheint der Markt langsam gesättigt, Netflix spürt es schon deutlich. Es wird stärker darum gehen, Kunden zu binden, damit sie nicht zur Konkurrenz wechseln. Das könnte die Entwicklung ein Stück weit umkehren, bin gespannt.
P+ macht das mit seiner Strategie, möglichst das ganze Jahr hindurch irgendwas Star Trek zu bieten, aber schon ganz clever.

AlphaOrange
AlphaOrange
14. Juli, 2022 12:46
Reply to  Torsten Dewi

Sorry für die Spoiler und danke fürs Schwärzen – einen Moment nicht nachgedacht. Hab die Stelle nochmal umgeschrieben, damit es spoilerfrei und lesbar ist.

trackback

[…] Staffel macht sehr deutlich, dass er gegen wirklich charismatische Schauspieler wie Anson Mount in STAR TREK: STRANGE NEW WORLDS nicht anstinken kann. Schlecht gekämmt und mit dauerndem Dackelblick ist er das Beta-Männchen […]

Tom Dreibrodt
Tom Dreibrodt
9. April, 2023 19:22

Die Serie habe ich an zwei Tagen komplett geschaut. Sie hat das kleine Kind in mir zum Vorschein gebracht, was zum ersten mal mit seinem Dad 1972 Raumschiff Enterprise geschaut hat. In meiner Welt macht Captain Pike gerade allen seinen Nachfolgern heftig Konkurrenz. Inklusive Picard. Und dann, wenn du diesen ‘sensationellen Trek’ geschaut hast und denkst, es gibt noch eine Hoffnung für Star Trek, holt Dich die vierte Staffel Discovery auf den Boden der Tatsachen zurück. So ein ‘Scheiß Trek’.
Immerhin erfreuen mich die Gastauftritte von David Cronenberg.