14
Jun 2022

BryanAir – wo man Kotztüten schon für die Buchung braucht

Themen: Neues |

Ja, ich nenne es mal wieder BryanAir. Aus rechtlichen Gründen. Und es geht wieder um London. Machmal könnte man denken, ich wäre nicht lernfähig. Aber das stimmt nicht. Ich tappe nur jedes Mal wieder in das Spannungsfeld zwischen

“Will ich mit BryanAir für 80 Euro zu den perfekten Zeiten nach London fliegen, so dass mir von den vier Tagen auch vier Tage bleiben?”

oder

“Will ich mit den Lufthanseln für 500 Euro nach London fliegen zu Zeiten, die mir von vier Tagen mindestens anderthalb versauen?”

Daraus folgert: Ich weiß, dass die Buchung bei BryanAir eine nervenzehrende Herausforderung ist, gespickt mit Stolpersteinen und anderen Fallen. Es ist ein Kampf GEGEN die Airline, ein zähes Ringen um zwei Tickets, bei dem keine Gefangenen gemacht werden. Es ist der Aufpreis, den ich zu zahlen bereit bin.

Also wieder BryanAir. Diesmal von Köln nach Stanstead. Aus Gründen. Geil – Flug geht sehr früh am morgen hin und drei Tage später am Abend zurück. Noch geiler – kostet ohne nennenswertes Gepäck gerade mal 80 Euro. Das wiegt ein wenig den absurd hohen Preis für die Hotelkosten in London auf.

Nun mache ich das nicht zum ersten Mal. Ich weiß z.B., dass es nicht vorgesehen ist, für beide Personen unterschiedliche Tarife zu buchen. Will man das (und ich will das), muss man beide Flüge getrennt buchen. Das kann schon mal hakelig werden, wenn der Flug fast ausgebucht ist – man hört von Leuten, denen nach der ersten Buchung der Flieger als ausgebucht angezeigt wurde. So etwas löst Ehekrisen aus.

Aber der Flieger im späten August hat noch viele freie Plätze, also kriege ich das schon hin. BryanAir-Kundenkonto habe ich ja auch. Also eingeloggt, ausgewählt, Handgepäck dazu (zwei mal 20 Euro pro Person), Platzreservierung gegönnt, alle Köder für zusätzliche Kosten umschifft, ab in den Warenkorb, Paypal autorisiert…

PRÖÖÖT! “Zahlung verweigert – bitte versuchen Sie die Buchung erneut”

Kein Hinweis, was das heißen soll. Die Zahlung wurde ja von Paypal autorisiert. Hat BryanAir sie nun abgelehnt? Und warum?

Ich versuche es noch einmal, diesmal mit meiner Amex-Karte. Natürlich ist der Flug nicht gespeichert, ich muss alles nochmal eingeben. Ruhig bleiben, Brauner. Ich tippe alle American Express-Daten ein, ein Fenster poppt auf zur Verifizierung…

PRÖÖÖT! “Zahlung verweigert – bitte versuchen Sie die Buchung erneut”

What? The? Hell?

Ich versuche es noch zweimal, beides mal scheitere ich auf der Zielgeraden.

What? The? Hell?

Ich rufe die Hotline von BryanAir an. Nach gefühlten 5 Minuten automatischer Ansagen teilt mir das System mit, dass die Wartezeit, bis ich einen Mitarbeiter an der Strippe habe, vermutlich 15 Minuten betragen wird.

Nach 30 Minuten lege ich frustriert auf.

Ich versuche den Chatbot von BryanAir. Zuerst einmal bekomme ich die automatisierte Variante vor die Füße geworfen, die mit ein paar Textbausteinen und Multiple Choice-Fragen beweist, dass wir von der Künstlichen Intelligenz noch weit entfernt sind. Als ich mehrfach bestätige, dass ich einen Kundendienstler brauche, teilt mir das Chatfenster mit, dass dieser gleich für mich da sei.

Ich bin Platz 86 in der Schlange.

Nach 15 Minuten bin ich Platz 75. Hochgerechnet werde ich über zwei Stunden warten müssen. Ich breche auch dieses Experiment ab.

Weil man immer ALLES versuchen muss, ziehe ich zum iMac der Gattin um. Unter dem Schleier ihrer Identität erkennt mich BryanAir vielleicht nicht, lande ich nicht auf der Schwarzen Liste. Denn wahrlich, mittlerweile kann ich nicht mal mehr ausschließen, dass die Airline in meinem Kundenkonto ein Häkchen an den Kasten “konsequenter Querulant – NICHT BUCHEN!” gemacht hat.

Ich wähle den Flug aus, gebe zum sechsten oder siebten Mal alle Daten ein, das Amex-Fenster zur Verfizierung geht auf…

Nichts. Es passiert… nichts. Das Verfizierungsfenster bleibt jungfräulich weiß. Nach zwei, drei Minuten klicke ich auf den Button “Wozu Verifzierung?” (oder so). DAS löst Bewegung aus, ein grüner Streifen teilt mir mit, dass die Verifizierung erfolgreich war. Ich würde nun zur Buchungsseite zurück geleitet.

Ich werde nicht zur Buchungsseite zurück geleitet.

Nach weiteren drei Minuten schwindet die Hoffnung, ich drücke den refresh für die Seite. Daraufhin bekomme ich die Meldung, dass der Vorgang wegen Inaktivität abgebrochen worden sei.

Easy. Alles, was du nun in Wut zerstören könntest, hast du selber bezahlt. Jede Person, die du hauen könntest, hast du mal mit dem Versprechen geheiratet, das nicht zu tun. Und die Putzfrau brauchen wir auch noch.

Ich bin so ganz langsam mit meinem Latein am Ende. Da piept mein Handy. Eine Benachrichtigung. “American Express: Zahlung autorisiert”. Ich rufe die App auf und stelle fest: obwohl der Vorgang abgebrochen wurde, ist die Buchung anscheinend doch durchgegangen. Ein Blick in die Emails: BryanAir bestätigt meine Reiseplanung.

Wie? Kann? Das? Sein? Das. Dürfte. Nicht. Sein.

In for a penny, in for a pound – ich gehe zurück an den iMac und wiederhole das Prozedere für den zweiten Flug. Erneut kann das Fenster der Amex-Verifizierung mich nicht zur Buchungsseite zurück leiten. Aber erneut bekomme ich eine Bestätigung für die erfolgreiche Buchung. Ich checke mein Kundenkonto: ja, da sind beide Flüge eingetragen. Mit Platzreservierung, Gepäckverteilung, etc.

Ich weiß nicht, warum es funktioniert hat. Ich nehme hin, dass es funktioniert hat.

Allerdings stellt sich im Nachhinein raus, dass der eine Flug aus nicht nachvollziehbaren Gründen fünf Euro teurer geworden ist – und American Express einen der Flüge mit fälschlicherweise mit meinen Reward-Punkten beglichen hat. Das wäre zu verschmerzen – aber es handelt sich um einen der Flüge, die am Anfang von BryanAir gar nicht gebucht worden waren. Ich habe demnach DREI Flüge gebucht, zwei per direkter Bezahlung über Amex und einen per Rewards. Da werde ich noch mal nachhaken und mir das Geld zurück holen müssen.

Warum, BryanAir? Warum? Warum ist es ein Klacks, in London ein Hotel zu buchen, Theaterkarten, Bahntickets vom und zum Flughafen – aber das Flugticket ist IMMER die Hölle? Warum?

Und damit kommen wir wieder zum Anfang zurück – ja, das war richtig scheiße. Aber ich habe die Tickets. Preiswert, zu perfekten Zeiten. Und ich habe mich vom System nicht klein kriegen lassen. Das wiegt vielleicht noch schwerer.

Ich bin ein Rebell. Und BryanAir? Du mich auch. Mal wieder.



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Martzell
14. Juni, 2022 15:43

Hölle. Wir leben in Zeiten mit kaputten Maschinen.

Ich bekomme gerade keine E-Mails mehr auf dem iPhone. Man soll regelmäßig sein Kennwort ändern, sagen sie. Habe ich ewig nicht gemacht. Aus dem Grund der jetzt eingetreten ist. „Bitte geben sie eine gültige E-Mail-Adresse ein“ sagt das iPhone. Ich habe nur das Kennwort angefasst. Leider half es weder die E-Mail neu zu tippen, noch andere Versuche. Ein Kampf der Lebenszeit kostet.

Im G’schäft funktionieren nicht mal Lichtschalter gescheit oder einheitlich. Der Taster will auf der richtigen Seite für die richtige Dauer (sehr kurz) gedrückt werden. Ansonsten passiert nichts.

Webanwendungen, speziell mehrseitige Buchungsprozesse, sind Höllenfahrstühle. Ich habe bei Jack Wolfskin eine teure Jacke online gekauft, weil gab es in der Stadt nicht in meiner Größe. Die Bezahlung scheiterte. Geld war aber trotzdem weg. Kundendienst meinte was von 2 Wochen warten und nochmal probieren. Ich brauchte aber jetzt eine Jacke.

Können die Maschinen bitte einfach funktionieren, also sorgfältig programmiert und getestet sein.

Martzell
14. Juni, 2022 16:01
Reply to  Torsten Dewi

Absolut. Falsche Prioritäten, schlechte Produktmanager. Andererseits leisten die Webtechnologien in der Basis nicht das was man als Webcoder benötigt. Deswegen sind Websites Kartenhäuser. Ändert man eine Kleinigkeit kann das etwas kaputt machen was man nicht so einfach bemerkt.

Ich wünsche mir einen Durchbruch in der KI, der dafür sorgt dass mein Job (Softwarewartung) überflüssig wird und wir endlich fehlerfreie Anwendungen erhalten.

S-Man
S-Man
14. Juni, 2022 17:02
Reply to  Torsten Dewi

Wobei ich das bei BryanAir tatsächlich und klar offensichtlich für die korrekte Funktionsweise im Sinne der Anforderung/Programmierung halte. Es ist gewollt, dass es so kompliziert ist. Damit eben der Nutzer am Ende nicht das billigste bekommt, sondern noch Dinge (unabsichtlich) dazubucht ohne Ende. Das ist System. Das ist gewollt. Und da kann nur irgendein Externer (Politik?) etwas ändern. Selbst die nicht durchgeführten Buchungen sind mMn System; Anforderung an die Programmierer: Zeige bei manchen Kunden die Fertigstellung nicht an, damit sie nochmal durch den Prozess müssen. Dann sind sie unachtsamer und klicken Optionen nicht weg. Oder man bucht eben 2x ab, vielleicht merkts keiner.

S-Man
S-Man
14. Juni, 2022 18:49
Reply to  Torsten Dewi

Hm, meine Argumentation ist: Der Kunde wird dazu gebracht, zu sagen:Es ging nicht, also nochmal. Und dann ist er eben unvorsichtiger. Und dann klappt vllt. auch die Bezahlung plötzlich, wenn das System merkt, dass er Extra XY nivht abgewählt hat – bevor er es merkt…

Und mit dem Lockangebot hast du den Kunden ja schon dazu gebracht, bei dir einzukaufen. Teil 1 erfüllt. Jetzt musst du nur noch Teil 2 in die Tat umsetzen. Und das machst du, indem du es möglich schwer machst, um die Extras drum rum zu kommen. Und sei es sogar mit mindestens semilegalen Mitteln.

Bzgl. Bezahlung: Du hast es ja selbst geschrieben: bezahlt hast du sogar einmal zu viel. Ich halte das bei dem Unternehmen nicht für ein Versehen!

Last edited 1 Jahr zuvor by S-Man
S-Man
S-Man
14. Juni, 2022 19:04
Reply to  Torsten Dewi

Ich erinnere mich immer gern an den Fall, wo ich mal online einen Flug gebucht hatte, den ich gar nicht wollte und am Ende am Flughafen stand und mein Flug nicht existierte. Nur, weil die Webseite bei einer Korrektur meinerseits einfach das Datum für den Rückflug umgesetzt hatte, und ich es nicht doppelt kontrolliert hatte. Halte ich bis heute nicht für einen Design-Fehler sondern für pure Absicht. Programmierer sind meistens nicht blöd und so große Unternehmen auch nicht. Die wissen, wie man ne gescheite Webseite baut. Ergebnis für das Unternehmen: Mindestens ein leerer Platz im Flugzeug (spart Sprit, im besten Fall kann man das Ticket sogar 2x verkaufen und im Extremfall einfach was von “überbucht” faseln) und im besten Fall ein zusätzliches Ticket am eigentlichen Wunschtermin verkauft (hat bei mir in dem Fall nicht geklappt).

S-Man
S-Man
14. Juni, 2022 20:12
Reply to  Torsten Dewi

Ich weigere mich zu glauben, dass so hoch technologisierte und wirtschaftlich arbeitende Unternehmen wie Flugunternehmen es nicht hinbekommen, so etwas vergleichsweise alltägliches wie einen Webshop zu programmieren. Und zwar branchenweit mehrere Unternehmen (ist ja nicht nur BryanAir, bei meinem Fall war es bspw. ein anderes Unternehmen) – während alle anderen es hinbekommen.

heino
heino
15. Juni, 2022 19:01
Reply to  S-Man

Ich glaube das sofort. Ich habe mal bei HRS, einem nur im Internet vertretenen Laden, gearbeitet und die hatten die IT dermassen kaputt gespart, dass ich im ganzen Jahr keine einzige Lohnabrechnung über das dafür vorgesehene Online Tool bekommen konnte

Robert Prätzler
Robert Prätzler
15. Juni, 2022 09:48
Reply to  Torsten Dewi

Sehr richtig. Ich habe viele Internet-Mandanten. Unisono sagen sie, es muss möglich sein, möglichst einfach zu bestellen und bezahlen. Sonst bricht der Kunde ab, und der Umsatz ist woanders.

Martzell
14. Juni, 2022 19:32
Reply to  S-Man

Klingt sehr hanebüchen den Kunden am Bezahlen scheitern zu lassen.

Bei anderer Anwendung ist manchen Dark Pattern nutzenden Websites sogar zuzutrauen den Anwender scheitern zu lassen, wohlwissend wie hartnäckig der User ist – „ich will genau den Flug / das Produkt hier und jetzt!“) – darauf setzend dass beim wiederholten Durchlauf kostenpflichtige Optionen nicht abgewählt werden als Flüchtigkeitsfehler. Interessante Idee. Hoffentlich liest kein entsprechender Websitebetreiber mit.

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
15. Juni, 2022 11:10
Reply to  S-Man

Programmierer sind nicht blöd, aber halt auch nur Menschen. Es kommt halt immer wieder mal vor, dass ein Hotfix hochgeladen wird, der dann die gesamte Webseite lahmlegt. Das Problem: Immer mehr Menschen nutzen Apps anstatt Webseiten. Bei uns sinds über 60% über App, 35% über Webseite (frisch gecheckt, nur sessions, bei Käufen sind Apps NOCH dominanter). Wenn da ein Hotfix eben die Webseite zerschießt, hat das erstmal weniger Priorität und fällt weniger auf.
Da anscheinend der Bezahl-Handshake kaputt war, gehe ich eben von einem solchen Bug aus. Kommt halt gerne vor.

Habe die BryanAir App noch nicht zum ordern benutzt, aber an sich wirkte die kompetent genug auf mich. Wenn man also darüber buchen kann, solltest du das vielleicht auch als Option sehen.
Einkaufen über Webseite ist am aussterben und die Hipster gucken auf Leute wie uns herab wie wir auf Internetausdrucker. Solange die App keine einzige Katastrophe ist, wäre es vielleicht ne Alternative für die nächste User Experience.

S-Man
S-Man
15. Juni, 2022 14:01
Reply to  Torsten Dewi

Ich gehe prinzipiell bei euch allen mit: Wenn der Kunde keine Experience hat, geht er woanders hin. ABER: Das geht eben nur, wenn es eine Alternative gibt. Und die gibt es bei (Billig)Flügen eben selten bis nie. Und da kommt meine These zum Tragen! Weil es eben keine Alternative gibt (sonst würde Torsten es ja auch nicht x-Mal probieren), kann man auf solche “Dark Patterns” (tolles Wort!) zurück greifen.

Klar kann man alles auf Hotfixes schieben. Aber dann wäre das eine Ausnahme. Allerdings haben viele und mehrfach schlechte Erfahrungen mit Flug-Webseiten gehabt – und das nicht erst seit Zeiten von Apps. Die Webseiten sind seit jeher großer Mist. Und da bleibe ich bei: Ich bin sicher, dass genug Know-How greifbar ist, das vernünftige Software bauen kann. Klappt ja überall anders auch. Und gerade weil es ja Massen von Beschweden gibt seit immer, sollte ein williges Management das lange geändert haben. Haben sie aber nicht. Also muss da System hinter stecken. Ich glaube kaum, dass irgendein Management eines großen Konzerns gerade bei der Verkaufsplattformen seit Jahren blind ist.

Aber klar, ist nur eine These.

PurpleDragon
PurpleDragon
15. Juni, 2022 15:37
Reply to  Torsten Dewi

Man sollte ja nie eine böse Absicht vermuten, wo es auch einfach Inkompetenz sein könnte.

Meine These: Bei solchen Airlines ist alles darauf ausgelegt möglichst viel Geld einzunehmen (durch mehr oder wenig versteckte Zusatzkosten) und möglichst wenig Geld auszugeben. Die sparen also, wo sie nur können. Auch an der IT. So lange die Startseite hübsch aussieht und Kunden anlockt und am Ende genug Nutzer auch ein Ticket kaufen ist die User Experience dazwischen nicht so wichtig. Es wird da gerade genug Geld investiert, dass es irgendwie funktioniert.

Feivel
Feivel
15. Juni, 2022 16:42
Reply to  PurpleDragon

Das sind Stammtisch-Plattitüden, die sich durch Formulierungen wie “solche Airlines” selbst entlarven. Du hast doch objektiv keine Ahnung, wie Ryanair seine Webseite managt – warum also so eine absurde Theoriefindung?

So eine Homepage ist nicht mal eben in html zusammengeklöppelt, das sind hochkomplexe Systeme, gerade mit der Verbindung zu den Banken im Hintergrund. Wenn da ein Baustein die Hufe hochnimmt, dann geht da sehr schnell nix mehr.

Ist das Mist, was Torsten passiert ist? Ohne Frage. Aber da jetzt eine große Weltverschwörung des Kapitalismus gegen den armen Endverbraucher draus zu machen ist an den Haaren herbeigezogen.

PurpleDragon
PurpleDragon
15. Juni, 2022 19:00
Reply to  Feivel

Oh je, als Stammtisch war das jetzt nicht gemeint. Bin selber Entwickler und weiß wie schnell eine kleine Änderung an einer völlig anderen Stelle zu Problemen führen kann.

Ich würde nur vermuten, dass das IT Budget bei BryanAir z.B. etwas kleiner ausfällt als zum Beispiel beim Buchhändler vom Amazonas. Und selbst bei denen kommt es mal zu Fehlern. Allerdings hat man dort (zumindest nach meiner Erfahrung) deutlicher schneller Kontakt zum Support. Und das ist dann auch eine Frage des Budgets. Nur nicht mehr IT-Budget sondern Dienstleistung.

Was ich eigentlich sagen wollte: Die Aussage weiter oben, sinngemäß “Das sind alles Profis. Wenn bei so etwas simplen wie einem Web Shop was schief geht, dann muss das Absicht sein.” mag ich halt auch nicht recht glauben. Software ist deutlich fragiler als man denkt. Und dann ist es schon eine Frage des Budgets, wie gut so etwas getestet wird oder wie schnell solche Probleme behoben werden.

S-Man
S-Man
15. Juni, 2022 22:24
Reply to  PurpleDragon

Ich bin ebenfalls Entwickler und hab Projekte in allen Größen gesehen. Ich kann, denke ich, grob einschätzen, was so eine “Webseite” (ist ja mehr als nur HTML, auch Backend, etc.) an Aufwand macht. Und ja, ich weiß, dass kleine Änderungen viel kaputt machen können. Nur a) Glaube ich nicht ans kleine Budget bei einem großen Konzern. Die werden nicht weltweit fliegen und Tickets verkaufen und am Ende ne handvoll Billigprogrammierer da hin setzen für ihre Webseite. Eben WEIL es die Schnittstelle zum Kunden und damit das Wichtigste für den Verkauf ist. Das weiß auch ein Manager: Wenn der ohne Unterbrechung Beschwerden bekommt und das nicht so geplant ist, wird er die paar Tausend Geld (Denk mal so bei dem Konzern und System mittlerer bis oberer sechsstelliger Betrag, wenn das inhouse gemacht wird) in die Hand nehmen und das gerade rücken lassen. Und b) Ja, ein Update kann viel kaputt machen, aber es ist ja nicht so, dass da “mal” was nicht geht, sondern eben schon immer bei vielen Kunden sehr viel Frust da ist bzw. viele Dinge komisch laufen. Und eben nicht nur bei Ryanair, auch bei anderen Billigfluglinien (und irgendwie meiner Erfahrung NUR in dieser Branche) ist das schon immer zu beobachten gewesen. So viele Updates KÖNNEN die gar nicht fahren, dass das als Ausrede herhalten kann 😉

Und ähnliche Systeme wie bspw. Bahn oder sagen wir (branchenfern aber technisch sicherlich nicht unähnlich) große Ticketverkäufer oder große Hotelbuchungsplatzformen haben nicht ansatzweise solche Frustfaktoren. Ein Unternehmen – ein hochtechnologisierter Konzern, der nichts unversucht lässt, dir jeden Cent extra aus der Tasche zu ziehen, wird doch wohl nicht an einer Webseite sparen, deren Kosten im Gesamtumsatz vermutlich unbemerkt bleibt aber die das Tor zu deinem Portemonnaie darstellt. Ich glaube klar, dass das System hat, um eben jedem noch so vorsichtigen Menschen eben doch noch was unterjubeln zu können – weil die Leute eben eh nicht woanders hingehen können.

Wie gesagt, das ist meine These – ich kann einfach nicht an so viele Versehen und Unfälle glauben. Aber ich dreh mich jetzt im Kreis 🙂 Spannendes Thema, danke für die spannende Diskussion!

Ich freu mich aber ehrlich, dass ihr noch an das Gute glauben könnt!

Last edited 1 Jahr zuvor by S-Man
Feivel
Feivel
16. Juni, 2022 04:47
Reply to  S-Man

Da war ich dann auch etwas arg garstig in meinem vorherigen Kommentar, sorry dafür. (Hab mich ja schon gewundert, dass der Hausherr mir nicht auf die Finger haut)

Um noch etwas halbwegs inhaltlich beizutragen: Ich habe das Gefühl, dass solche technischen Aussetzer zunehmen. Mindestens einmal im Monat passiert es mittlerweile, dass ich Sachen übers Handy (im Browser, nicht in der App!) bestelle, weil es am Computer nicht richtig dargestellt wird.

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
16. Juni, 2022 10:21
Reply to  S-Man

Wie ich schon sagte, ich behaupte einfach mal, dass der Trend eher zu Apps geht. Leider konnte ich für Flüge jetzt nichts finden, aber vermutlich werden auch viele Flüge eher über Agencies gebucht als direkt. Da ist Ryanair wohl eher eine Ausnahme, wo vermutlich mehr direkte Buchungen geschehen.
Bei Flugreisen muss man aber auch noch das Flugreisesystem bedenken, das wird hier sehr schön gezeigt bei einem CCC Vortrag. Kann mir gut vorstellen, dass das auch viel Kopfschmerzen verursacht.

Martzell
14. Juni, 2022 15:55
Reply to  Martzell

Ich verliere ständig Texte die ich mühsam formuliert habe. WhatsApp Desktop, Facebook und bei Webformularen sowieso. Aber auch das iOS-Sharesheet ist sehr flüchtig: geht der Bildschirm aus, verloren. Drecks-Session-Timeout gibt es zurecht auf erfolgreichen Websites wie Amazon, Ebay, Facebook etc. nicht (bzw. wurde mit großem Aufwand programmiert dass dieser nicht zu bemerken ist). Jetzt gerade funktioniert der Speichern-Knopf für die Bearbeitung hier nicht. Als Wortvogel.de-Profi vermute ich als Grund dass bereits eine Antwort vorliegt. Die ganzen Webtechnologien sind nicht optimiert auf das was die Programmierer eigentlich benötigen.

comicfreak
14. Juni, 2022 15:48

Boah, da muss man auf der ZEN-Skala weit oben sein

Martzell
14. Juni, 2022 17:12

Chrome nutze ich mittlerweile gleich für so Sachen, wie ich früher Firefox dafür verwendet habe. Der Browser mit dem die Entwickler sehr wahrscheinlich arbeiten. Auf dem iPad hat man allerdings keine Wahl. Da ist die zugrundeliegende Webengine immer das vom Betriebssystem vorgegeben sogenannte Web Kit (Safari). 1 Mrd. zahlungskräftige Apple Nutzer werden ignoriert.

Erweiterungen auch ausschalten um als Fehlerquelle auszuschließen.

lostNerd
lostNerd
14. Juni, 2022 20:00

Men Bryanair ist Seppl TV. meine Visakarte wird online wirklich überall akzeptiert, Nur dieser arrogante Verein ( bitte nicht hauen) lehnt sie aus unerfindbaren Gründen ab. Alternative Zahlungsmethoden gibt es natürlich nicht. Na dann verzichte ich eben auf “Severance” und die neue Peanuts Show. So ein Mist!

lostNerd
lostNerd
14. Juni, 2022 20:10
Reply to  lostNerd

Und dies Kommentarsoftware erlaubt es mir unter Firefox nicht meinen Kommentar zu bearbeiten, nachdem ich ihn abgesendet habe, jetzt muss ich meine Kommentare auch noch korrekturlesen. So ein Doppelmist!! 🙂

lostNerd
lostNerd
15. Juni, 2022 19:03
Reply to  Torsten Dewi

Jetzt klappt es. Danke.

Last edited 1 Jahr zuvor by lostNerd
Selle
Selle
15. Juni, 2022 10:07

Ohne Ryanair, für die ich keinerlei Sympsthien hege, verteidigen zu wollen ließe sich das beschriebene Verhalten per Ferndiagnose auch sehr gut mit einem Ad- oder Popup-Blocker in Verbindung mit der legendär schlechten SafeKey-Implementierung von Amex erklären.

jimmy1138
jimmy1138
15. Juni, 2022 11:07

Seit ich diese Szene in Breaking Bad gesehen habe, frage ich mich ja, warum der ausgerechnet American Express so dezidiert als Zahlungsoption ausschließt.

Zum Thema “KI”: Der Begriff wird in meinen Augen (leider) oft zu Marketingzwecken mißbraucht und umfaßt ein breites Spektrum an Technologien – ob man jetzt riesige und komplexe statistische Modelle mit Unmengen an Daten trainiert oder explizit regelbasiert operiert, beides ist “KI”. Und leider weckt die bewußte Gleichsetzung mit menschlichen Denkprozessen unrealistische Erwartungen. Persönlich finde ich den technischen Fortschritt in diesem Bereich aber gewaltig. Ich kann mich z.B. noch an Zeiten erinnern, wo automatische Übersetzungen hauptsächlich zur Belustigung taugten.

Tester Test
Tester Test
15. Juni, 2022 12:58

Nächster Test

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
15. Juni, 2022 13:22

War British keine Option? Das hätte dir vielleicht ein paar Nerven gespart 😉
Solche Kacksysteme treiben mich aber auch immer in den Wahnsinn – in Kombination mit dem Willen, das Problem zu lösen (inklusive diverser Warteschlangen und widersprechender Aussagen der ServicemitarbeiterInnen) keine gute Kombi für den Blutdruck…

Baumi
18. Juni, 2022 04:51
Reply to  Torsten Dewi

Das ist weniger kurios als es zunächst scheint: Malta Air ist eine quasi hundertprozentige Tochter einer gewissen irischen Fluggesellschaft (bis auf einen symbolischen Ein-Euro-Anteil im Besitz der maltesischen Regierung), und lt. Wikipedia haben ihre knapp 120 Flieger bis auf sechs Ausnahmen alle die Bemalung ebendieser irischen Fluglinie, mit einem kleinen „operated by Malta Air“ neben der Tür.

Ich nehme stark an, dass dahinter eine Vereinbarung mit der maltesischen Regierung stehen dürfte, die es wirtschaftlich attraktiver machte, die auf Malta stationierte Flotte in eine Tochterfirma auszulagern statt sie direkt zu betreiben.

Wieder lt. Wikipedia ist Malta Air offenbar auch der offizielle Vertragspartner und Arbeitgeber der in Deutschland stationierten Piloten jenes irischen Betreibers.