14
Mai 2022

Telekom: The Need for Speed

Themen: Neues |

Das hier ist eine Art Fortsetzung zu diesem Artikel. Wir hatten einen Uralt-Handyvertrag der LvA gekündigt und als “Dank” hat uns die Telekom die kostenlose Anrufe vom Festnetz in die Mobilnetze gestrichen. 20 Euro monatlich wollte man, um dieses Privileg wieder freizuschalten. Weil ich mich von Firmen gerne belohnen, aber ungern bestrafen lasse, habe ich dankend verzichtet – nicht nur auf den Tarif, sondern auch darauf, vom Festnetz in Mobilnetze zu telefonieren. Geht ja auch vom Handy. Geärgert hat mich nur, dass die Telekom so gar kein Entgegenkommen zeigen wollte. Keine Arme, keine Kekse.

Vier Wochen später.

Anruf von der Telekom. Jahaaa, man hätte da jetzt ein superduper Angebot für mich. Weil ich doch so ein superduper Kunde sei. Zwischen uns passe ja praktisch kein Blatt Papier. Und deshalb wolle man sich erkenntlich zeigen.

Zugegeben, die Frau war ist nicht schlecht darin, mir ihr Skript mit geheuchelter Begeisterung vorzulesen. Zu meiner Überraschung klingt das Angebot aber gar nicht schlecht. Statt 100 Mbit pro Monat künftig satte 250 Mbit. Leider kein schnellerer Upload (wäre wegen meiner Cloudspeicher gut). Nur 10 Tacken mehr pro Monat, die ersten sechs Monate gar nix. Und dann noch ein paar Kirschen auf der Sahne: zusätzliche Angebote für Magenta TV kostenlos! Ich unterbreche die Dame und empfehle ihr den Blick in mein Kundenkonto: isch ‘abe gar keine Magenta TV. Und ich will auch keins. Sie atmet durch und macht munter weiter: “Und dann können Sie künftig auch kostenlos vom Festnetz ins Mobilnetz telefonieren!”

Moooment! Das ist die Leistung, die man mir vor vier Wochen gekappt hat und die man mir auch auf Anfrage nicht mehr bereitstellen wollte. Und die soll ich nun obendrauf zur schnelleren Internetverbindung bekommen? Einfach so? Warum geht nun, was vor einem Monat nicht ging?!

Die Antwort liegt natürlich auf der Hand: Vor einem Monat hatte ich mit dem Telekom-Kundenservice gesprochen, der keinerlei Interesse hatte, flexibel zu sein. Er hatte ja selber nix davon. Hier habe ich eine Telekom-“Drückerin” an der Leitung, die mir nicht nur eine höhere Leistung zu einem marginal besseren Preis aufschwatzen will. Viel wichtiger: der neue Tarif bedeutet automatisch eine erneute Vertragsverlängerung um 24 Monate.

Und genau DA liegt der Hase im Pfeffer. In ein paar Monaten läuft unser erster 24 Monats-Zyklus mit der Telekom aus. Dann könnten wir stressfrei wechseln, dank einer neuen Gesetzgebung sogar in jedem beliebigen Monat, weil eine automatische Verlängerung über einen größeren Zeitraum nicht mehr statthaft ist.

Damit ich mir nicht frei die Tarife anderer Anbieter ansehen und spontan wechseln kann, muss die Telekom mich also erneut in einen langfristigen Vertrag ködern. Das läuft üblicherweise so ab: man macht dem Kunden ein durchaus gutes Angebot und erwähnt dann nebenbei am Ende, dass sich “damit der bestehende Vertrag natürlich automatisch verlängert”. Das klingt so schön nebensächlich.

Der Witz: In meinem Fall ist das nebensächlich. Wir haben kein nennenswertes Interesse, den Provider zu wechseln. Die höhere Internetgeschwindigkeit für 10 Euro mehr im Monat kommt uns gerade recht – und dass ich nun die vorher verweigerte Flatrate in die Mobilfunknetze freigeschaltet bekomme, gibt den Ausschlag.

Natürlich wäre auch andersrum ein Schuh draus geworden: hätte man sich im letzten Monat kulant gezeigt, hätte ich das Angebot diesen Monat trotzdem angenommen – und mich weniger über meinen Provider geärgert. Ich erwähnte es ja schon mal: Zuckerbrot funktioniert besser als Peitsche. Aber das werden die wohl nicht mehr lernen.

Und so haben wir seit dieser Woche eine 250er-Internetleitung. Die allerdings nach Auswertung diverser Tests momentan maximal 170, im Normalfall eher 130 Mbit liefert. Das ist natürlich nicht genug und da steht gleich wieder das nächste Fördergespräch an…



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7 Kommentare
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lostNerd
lostNerd
14. Mai, 2022 12:47

Hast Du die Geschwindigkeit auf einem Gerät getestet das direkt per Lankabel mit dem Router verbunden ist?

tokra
tokra
14. Mai, 2022 16:11
Reply to  Torsten Dewi

Da gibt es neuerding einen Rechtsanspruch, wenn die Leitung weniger als 90% der versprochenen Leistung bringt:

https://www.teltarif.de/bnetza-kriterien-breitband-messung-abweichung/news/69211.html

Ist aber relativ aufwändig. 20 Messungen an 2 Tagen, nur über LAN usw.:

https://breitbandmessung.de/

Manchmal hängen solche Probleme aber sogar an den Treibern der Netzwerkkarte (selber erlebt). Idealerweise testet man also mit 2 verschiedenen Geräten per LAN und so dicht am Router wie möglich ohne Switch dazwischen usw. und ohne dass jemand anderes im Heimnetz gerade Netflix schaut oder Windows-Updates runterlädt 😉

That being said: Hab selber seit einigen Jahren das Glück Glasfaser mit 300 Mbit/s zu haben, aber faktisch “gebraucht” hab ich das noch nie. Komme aber auch noch aus einer Zeit, in der man die neueste “Buffy”-Folge per ISDN-Kanalbündelung mit 128 kbit/s in VCD-Qualität in 24 Stunden runtergeladen hat…

Zeddi
Zeddi
14. Mai, 2022 23:55
Reply to  Torsten Dewi

Wir haben seit letztem Sommer “gigabit” glasfaser mit 500mbit/s upload (Kleinstadt)

Will das auch nicht mehr missen.

(Dazu haben wir noch nen 50Mbit DSLer als Backup (IT-Begeisterte WG)

Lars
Lars
14. Mai, 2022 19:09

Guck mal, was die Telekom auf der Webseite bei der Verfügbarkeitsprüfung selbst angibt. Bei uns werden da z.B. nur 175 MBit/s angezeigt. Ich vermute, dass das Skript der guten Frau an der Stelle von der Realität abweicht.
Bin gespannt, wie die Sache ausgeht.

Gnislew
16. Mai, 2022 13:05

Die Probleme kenne ich nur zu gut. Hier wurde eine Leitung gemufft und seitdem kamen die 250 MBit nicht mehr an. Die Telekom hat da auch einige Fördergespräche gebraucht um zu verstehen, dass eine Rückstufung auf 100 MBit nicht akzeptabel ist, ich aber auch nicht den Preis vom 250 MBit zahlen werde.