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Mai 2022

Spoilerzone: DR. STRANGE IN THE MULTIVERSE OF MADNESS

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Ich wollte eigentlich nicht anfangen, Spoilerzones zu den meisten Kritiken aufzuziehen, aber es scheint Bedarf zu geben. I live to serve.

Reden wir, die wir den Film bereits gesehen haben, also ruhig mal offen miteinander. Generell bin ich ja sehr zufrieden mit dem Ergebnis, besonders mit dem Raimi-Touch: die Seelen der Toten sind de facto Deadites, und sie sind teilweise auch so inszeniert wie die Dämonen in der EVIL DEAD-Trilogie. Auch diverse Sprüche und Kamerafahrten verweisen auf das Raimiversum, Bruce Campbell und der schrottige Wagen. Ein Zombie-Strange – wie putzig ist das denn?

Ich fand auch den Twist am Ende gut, dass Scarlet Witch begreift, dass Kinder in einer anderen Dimension nicht sie, sondern ihre eigene Mutter lieben werden. Allerdings war das auch meine erste Frage gewesen: die Kinder gibt es ja nie ohne Mutter. Wie hatte sie sich das überhaupt vorgestellt? Und diese Kinder wären auch nie die Kinder “ihrer” Welt gewesen, die sie aufgezogen hatte. Wo soll da ihre Mutterliebe herkommen? Insgesamt ein Konstrukt, das oberflächlich und emotional gut funktioniert, aber nicht genauer durchdacht werden darf.

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Überhaupt ist das mit dem Multiverse ja so eine Sache – ähnlich wie Zeitreisen darf man da nicht ausführlich dran rütteln. Es macht halt auch das Drama kaputt: wenn ein benötigter Gegenstand in einem Universum fehlt oder eine Person in einem Universum tot ist, dann schaut man eben in einem anderen Universum nach. Das führt dann aber am Schluss dazu, dass man mit einer Zeile wie “das Darkhold wurde in allen Paralleluniversen vernichtet” aufräumen muss, so wenig nachvollziehbar das auch ist. Da gibt es viele Geister, die zurück in die Flasche müssen.

Drollig finde ich auch die Idee, die Universen zu nummerieren, was bei einer praktisch unendlichen Anzahl eher weniger Sinn macht. Andererseits: DC macht das genauso, wie man in CRISIS IN INFINITE EARTHS ja schön sehen konnte.

Kommen wir zu den Gaststars: Der Auftritt der Illuminaten dient schon sehr offensichtlich zwei Zwecken jenseits der Handlung:

  • Neue Darsteller im MCU für bekannte Figuren etablieren (neuer Captain Marvel, Captain Carter für Captain America)
  • Figuren aus den Randbereichen in das MCU bringen (Black Bolt, Professor X, Reed Richards)

Dass die Illuminati mächtige Strippenzieher hinter den Kulissen sind, finde ich vom Film kaum gedeckt – während Professor X und Reed Richards als Genies gelten, sind die anderen eher Actionhelden. Und selbst da ist ein deutliches Gefälle. Diese “Supergroup” wird ja auch auffällig schnell abserviert.

Man kann die Frage stellen, ob es angesichts seines Alters nicht vernünftiger gewesen wäre, die James McAvoy-Version von Professor X zu nehmen. Aber Patrick Stewart ist heilig, da wollte man wohl die Fans bedienen.

Äußerlich finde ich John Krasinski nicht ideal als Reed Richards – man kann sagen, was man will, aber beim Casting der Fantasic Four lagen die Tim Story-Filme genauso richtig, wie der Josh Trank-Streifen daneben lag. Ioan Gruffudd all the way, baby!

Ich gestehe, dass ich erstmal nachschauen musste, wen Charlize Theron da im Nachspann spielt. Obwohl ich der Meinung bin, dass Dr. Strange als Einzelgänger besser funktioniert, freue ich mich über Theron im MCU. Die ist immer eine Bereicherung.

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Zum Abschluss noch ein paar Gedanken zum Thema des Films, bzw. dem Arc von Stephen Strange. Ich mag, dass sein Egoismus und seine Egozentrik von vielen anderen Helden als seine größten Makel gesehen werden, aber die grundlegende Crux seines Charakters in der Frage liegt “are you happy?”. Strange ist nicht glücklich und keine Macht der Welt kann das ausgleichen. Er hat – anders als Thor, Captain America oder Iron Man – keinen inneren Frieden. Das macht ihn verwund- und korrumpierbar, besonders in der Weise, in der Cumberbatch ihn spielt.

Wie seht ihr das? Sind euch noch andere Sachen aufgefallen?



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15 Kommentare
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Oibert
Oibert
12. Mai, 2022 09:13

Wegen der Nummerierung – genau das hat mich als Marvelcomic Nerd gestört. Und zwar, dass das MCU jetzt die 616 bekommen hat. 616 ist allerdings die Nummer der Mainline Comic Universums, deshalb hätte ich gut gefunden, wenn sie da eine andere Nummer gewählt hätten. Da gibt es auch diverse etablierte Nummern wie Earth-1610 für das Ultimate Universe das als großes Vorbild für das MCU gesehen werden kann. Oder Earth-65, die Heimat von Spider-Gwen.

Vineyard
Vineyard
12. Mai, 2022 09:22

Die Illuminati hier sind übrigens nicht DIE Illuminaten, sondern einfach eine Heldengruppe aus den Comics die so heißt.

Es sind halt wieder tonnenweise Comicanspielungen drin, die nur wirklich Marvelsupernerds kapieren. (Die gleich wußten, dass Charlize Theron Clea ist, ich mußte auch erst googlen.)

Und Krasinski (und seine Ehefrau) sind schon seit Jahren Fanfavoriten in Sachen F4 Castings, ob es bei dem Fanservice hier bleibt oder bei eigentlichen Film wieder neu gecastet wird, werden wir noch sehen.)

Last edited 2 Jahre zuvor by Vineyard
S-Man
S-Man
12. Mai, 2022 09:52

Mir sind primär 2 Sachen durch den Kopf gegangen:

1. In DS2 braucht es America (übrigens ein doofer Name, wenn man den Charakter noch nicht kannte… aber ok :D), um Portale in andere Universen zu öffnen. In Spiderman 3 ging das scheinbar mit der Macht aus Kamar-Taj (Sling Ring?), wenn ich mich richtig erinnere. Für mich die größte Diskrepanz des Films: Wenn einige Zauberer aus Kamar-Taj die Macht haben, Portale ins Multiversum zu kontrollieren, warum hier der Aufstand mit dem Darkhold? Hab ich irgendwo was falsch verstanden? Hat mir den Film leider insgesamt ein wenig kaputt gemacht 🙁

2. Die Frage kann man einfach abtun mit “Ist halt Multiversum und irgendwo findet sich halt immer was passendes”. Aber mich stört eine Sache sehr:
Einige Figuren scheinen in den Multiversen immer gleich zu sein (DS, Wanda, …), während andere stets andere Figuren sind (Spiderman, Loki, aber eben auf Richard Reed – es gibt ja konsequent gedacht – noch mindestens 2 andere Reeds). Das hat n bissel Beigeschmack. Klar ist es toll, dass man versuch, das Wirrwarr irgendwie durch das Multiversum zusammenzuführen, dennoch wird genau dieser Punkt auch nicht erklärt. Es scheint mir, dass bei diesem Aspekt bei Marvel das konsequente Vorgehen nie richtig durchdacht wurde, oder? Hab ich was verpasst, oder ‘Ist das halt das Multiversum’?

——-

“Neue Darsteller im MCU für bekannte Figuren etablieren (neuer Captain Marvel, Captain Carter für Captain America)”

Genau die beiden hätte ich nicht als Einführung verstanden, sondern eben als Referenzen auf die What-If-Serie, die ja sehr schön damit rumspielt, dass auch schnell mal was anders laufen kann und damit wie gemacht für ein paralleles Universum ist. Captain Carter wurde da ja explizit vorgestellt, aber eben als parallele Entwicklung, nicht nicht als Ersatz nach Captain America. Für Rambeau gibt es, glaub ich, keine WhatIf Folge, aber auch hier ist ja vorstellbar, dass durch ein winziges verändertes Detail sie und nicht Denvers in alles reingezogen wird. Alternative für ein anderes Universum: Ja – Ersatz für die aktuelle Figur: Glaube ich nicht so dran.

S-Man
S-Man
12. Mai, 2022 10:39
Reply to  Torsten Dewi

zu 1.: Hm, um die Spiders INS Universum zu holen, mag das noch plausibel sein. Aber um sie wieder in deren Universum zurück zu senden, braucht es schon eine echte Kontrolle.

zu 2.: Das ist genau die unbefriedigende Antwort, die ich meinte: Zufällig haben wir nur die Universen aufgesucht, in denen Doctor Strange immer die gleiche Person ist. Und zufällig wurden in Spiderman (und auch im tollen Zeichentrick, bei dem ich sicher bin, dass er noch eingegliedert wird – ist Strange nicht sogar durch ein Zeichentrick-Universum durchgekommen am Anfang?) genau die Universen geöffnet, in denen Spidey immer eine andere Person war (analog Loki)…. Ja kann man so erklären, aber befriedigend finde ich das irgendwie nicht.

Michael Nagenborg
Michael Nagenborg
12. Mai, 2022 11:25

Also, Nachdenken sollte man nicht allzu viel, aber alleine Wanda als Bösewicht zu nehmen (und das
dreist im Trailer zu verschweigen), fand ich toll. Ich habe ein bisschen die TVA vermisst – aber: man soll ja auch nicht zu viel nachdenken.

Marko
13. Mai, 2022 15:23

Mich hat DS2 leider nicht so abgeholt wie erhofft. Mir war das zu wenig Multiversen-Mindfuck und zu viel Helikoptermama-Wanda. Von den Illuminati hatte ich mir mehr erhofft, und die neue (?) Captain Marvel fand ich doof. Und eine Latina mit dem Namen “America”, deren Superfähigkeit es ist, Grenzen zu überwinden? Ich bin mir nicht sicher, ob ich das als Metagag feiere oder als politischen Seitenhieb seltsam augenzwinkernd finde, aber vielleicht interpretiere ich da auch zu viel rein.

Am meisten Spaß hatte ich mit den “Evil Dead”- Anleihen, schon die Musik von Danny Elfman erinnert schwer an “Army of Darkness”, da hätte es Bruce/Ash mit Hand-Hommage gar nicht mehr gebraucht (fand ich aber natürlich trotzdem toll).

Ich glaube, ich muss DS2 nochmal sehen, um den richtig einzuordnen, der war mir beim ersten Mal einfach zu hektisch und zu schnell vorbei. Ich wusste immer gar nicht, ob ich grad eine Fortsetzung zu “WandaVision” sehe, oder alternative MCU-Realitäten, oder “Evil Dead”-Referenzen. Irgendwie alles davon und doch auch alles zu dünn. Schade, nach dem grandiosen “No Way Home” waren meine Erwartungen wohl zu hoch (bzw. in die falsche Richtung).

Last edited 2 Jahre zuvor by Marko
kaio
kaio
15. Mai, 2022 11:16

Ich hatte sehr viel Spaß mit dem Film.

Eine Sache die mich etwas irritiert hat, Wanda ist jetzt auch nicht super alt. Sie hätte auch ganz “normal” nochmal Kinder in ihrem Leben haben können. Dass es nur diesen einen Ausweg gab in anderen Universen zu wüten ist schon arg konstruiert, aber klar, sonst hätten wir keinen Film.

Wobei in den Parallelwelten auch nie gesagt wurde wer denn der Vater der Kinder ist.

Christian Siegel
17. Mai, 2022 15:40
Reply to  kaio

Na ja, sie wollte ja nicht einfach irgendwelche Kinder, sondern DIESE Kinder. Die sie in ihren Träumen gesehen und dann in ihrer eigenen Westview-Welt selbst erschaffen hat.

Ich muss gestehen, ich fand diese Entwicklung – für einen Marvel-Comic-Film (wie es manche mit schmähendem Ton ausdrücken) – überraschend tragisch und nahegehend. Hatte “WandaVision” gerade auch deshalb gefeiert, wie sie dort über ihre Trauer hinwegkommt, ihren Fehler einsieht, und am Ende Vision und ihre Kinder opfert, um alles wieder ins Reine zu bringen – nur um dann, unter dem Einfluss des Darkholds, den gleichen Fehler wieder zu machen, und dafür dann vermeintlich auch noch mit ihrem eigenen Leben zu bezahlen. Das gefiel mir nicht – aber nicht auf eine “es war schlecht” sondern “es war schmerzhaft”-Art und Weise.

Christian Siegel
18. Mai, 2022 16:14
Reply to  Torsten Dewi

ja, klar, das war eine klassische, anteasende Post-Credits-Szene. Ich meinte damit ihren Arc bis vor dem Abspann ;-).