Fantasy Filmfest Nights XL 2022: INEXORABLE
Themen: FF Nights XL 2022, Neues |Belgien/Frankreich 2021. Regie: Fabrice du Welz. Darsteller: Benoît Poelvoorde, Mélanie Doutey, Alba Gaïa Bellugi, Janaina Halloy
Offizielle Synopsis: Vor Jahren wurde Marcel Bellmer mit seinem Debütroman “Inexorable” zum Star der Literaturszene. Mit dem Familienumzug in ein pompöses Chateau hofft er, endlich den Nachfolger schreiben zu können. Doch Marcels kreative Ader gerät erneut ins Stocken, als die junge Gloria auftaucht. Nach und nach nistet sich das scheue Mädchen mit ihrer geheimnisvollen Art immer tiefer im Leben aller Beteiligten ein. Nur langsam dämmert es Marcel, dass er sich mit Gloria ein faules Ei ins Nest gelegt haben könnte, doch da ist es längst zu spät, um die Gefahr aufzuhalten.
Kritik: Wieder so ein FFF-Standard – neben den irischen scheinen die belgischen Filme am festesten in der Hand der Fördertöpfe zu sein. Und wie THE CELLAR wird hier von vorne herein auf kleiner Flamme gekocht: ein großes altes Haus, ein halbes Dutzend Figuren, sehr wenig Aufwand in Sachen Spektakel oder Spezialeffekte. Ich habe ja nichts gegen "kleine" Filme, aber es ist schon sehr auffällig, dass Streifen wie INEXORABLE nicht der kreativen Potenz, sondern der Buchhaltung gehorchen.
Inhaltlich werden auch keine großen Bäume ausgerissen, weil – wieder wie bei THE CELLAR – primär die bekannten Muster eines Subgenres bedient werden, in diesem Fall FATAL ATTRACTION/POISON IVY. Es steht von Anfang an außer Frage, dass Gloria sich einnisten wird, dass sie Jeanne den Platz als Ehefrau und Mutter streitig machen will, dass Marcel ihrem düsteren Jungmädchen-Charme verfallen muss. Dass das alles weitgehend straff inszeniert und gut gespielt ist, darf man als Mindestleistung voraussetzen.
Darüber hinaus gibt es zum Ende die klassische Auflösung von Marcels Geheimnis, denn ja, der Mann braucht schließlich einen guten Grund, warum er Gloria nach den ersten Zwischenfällen nicht einfach rausschmeißt. Leider ist der "Twist" ebenfalls nur frisch für Zuschauer, die in ihrem Leben kaum Filme dieser Machart gesehen haben – oder wenigstens den erste periodischen COLUMBO-TV-Film. Nichts Neues unter der Sonne.
Für genregestählte Horrorfans kann / muss / wird das zu wenig sein, auch wenn man Poelvoorde seit MAN BITES DOG und damit mittlerweile 30 Jahren immer wieder gerne sieht und er auch hier die darstellerischen Kohlen aus dem Feuer holt als Mann, der sich "typisch männlich" verhält und sich damit immer weiter in die Scheiße reitet. Das ist mir auch als einzig genuin interessanter Aspekt im Kopf hängen geblieben: Die meisten Männer würden vermutlich argumentieren, dass Marcel nicht wirklich ehrlich, aber weitgehend nachvollziehbar handelt, während die Frauen ihn mit Sicherheit als "typisch toxisch" einstufen würden. Nach dieser Auslegung ist auch das Ende stimmig.
Letztlich bin ich unsicher, was mir lieber ist: blasse Programmfüller wie diese, die nichts falsch machen und mich relativ entspannt über die Laufzeit tragen – oder richtige Scheißfilme, über die ich mich hinterher wenigstens angemessen echauffieren kann.
Fazit: Ein auf TV Film-Niveau gedrehter Psychothriller, für den man die Definition des Wortes "Thriller" schon sehr weit strecken und muss und der weitgehend von den sehr guten Darstellern über die Ziellinie geschleppt wird. 5 von 10 Punkten. Für 500 Euro von der belgischen Filmförderung würde ich noch einen drauflegen.