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Feb 2022

Abenteuer des kleinen Mannes: Provider-Wechsel

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Meine Frau hat einen Handyvertrag aus der Steinzeit – laut Telekom-Webseite von 2013, faktisch aber mindestens fünf oder sechs Jahre älter. Die Rechnung weist ihn als “Complete Comfort XS” aus – dieser Tarif wurde 2013 eingeführt und der LvA dann vermutlich einfach übergestülpt:

Klar ist: im Zeitalter der Smartphones ist mit 100 MB Datenvolumen kein Staat mehr zu machen. Zwar ist der Grundpreis von 15,96 Euro für einen Telekom-Tarif extrem günstig, aber man zahlt am Ende halt doch wieder drauf, weil man nachbuchen muss. Mal stehen 50 Euro, mal sogar 70 oder 80 auf der Rechnung.

Ich habe erstmals vor sieben oder acht Jahren ernsthaft versucht, den Vertrag zu kündigen oder wenigstens zu wechseln. Das gestaltete sich als schwierig, weil wir nach diversen Umzügen keinerlei Unterlagen mehr fanden und auch keine Kunden-Logins oder Passwörter. Von der Telekom-Hotline gab meistens nur ein geräuschloses Achselzucken, wenn ich deswegen anrief. Erst als wir 2020 in München wieder komplett zur Telekom wechselten (Internet, Telefon, TV), machte man uns den Vorschlag, den Tarif meiner Frau in dieses Kundenkonto zu übernehmen und damit auch wieder justierbar zu machen.

Natürlich bot uns die Telekom an, den Altvertrag zu kündigen. Den gibt es ja schon offiziell seit 2014 nicht mehr. Aber das günstigste Angebot, das man uns machen konnte, belief sich auf 39,95 Euro im Monat. Das kam vor allem deswegen nicht in Frage, weil meine Frau neben ihrem Privathandy noch ein Firmenhandy benutzt und deshalb nur einen vergleichsweise preiswerten Einfachtarif braucht.

Ich schlug vor, endlich mal Nägel mit Köpfen zu machen und auf einen günstigen Prepaid-Provider umzusteigen, denn mein Telekom-Kundencenter zeigte an, dass zum Februar 2022 wieder gekündigt werden konnte. Die LvA gab mir relativ freie Hand, aber auch zwei “must haves” mit auf den Weg: es sollte auf jeden Fall ein Prepaid-Vertrag im D-Netz der Telekom sein und sie wollte ihre seit 15 Jahren vertraute Nummer mitnehmen. Ich machte es mir zur sportlichen Aufgabe, in diesem Rahmen das beste Angebot zu finden.

Es ist erstaunlich, wie viele Anbieter durch die beiden Vorgaben rausfallen – meine ursprünglichen Favoriten ALDI TALK und LIDL MOBILE schieden ebenso aus wie WinSIM, mit denen ich selber gute Erfahrungen gemacht hatte.

Angesichts der aktuell massiven Werbeaktion für den “neuen” Anbieter SIMon schaute ich mir deren Angebot auch mal an:

8,99 Euro klang genau nach der Art Tarif, die ich brauchte. Nur leider steckt hinter SIMon a) Vodafone mit dem Netz, das die LvA nicht will und b) verteuert sich der Tarif gleich auf satte 14,99 Euro, wenn man eine Telefonnummer aus dem Telekom-Verbund mitnehmen will. Next!

Ich checkte noch vier, fünf andere Anbieter und es wurde klar, dass ich mit 10-15 Euro pro Monat rechnen musste, wenn ich einen Flatrate-Prepaid-Tarif mit mindestens drei Gigabyte Datenvolumen bei einem renommierten Anbieter haben wollte. Das schien mir okay und es war nicht meine Absicht, um 10 Cent zu kämpfen – aber die Rufnummernmitnahme machte mir Sorgen. Da hatte ich echte Horrorgeschichten gehört und selbst 2022 scheinen die Betreiber nicht gewillt, den Vorgang einfach und transparent zu gestalten. Ich las mich bei mehreren Webseiten in das Thema ein – aber letztlich ist es ein Hoffen und Bangen.

Nach Rücksprache mit der LvA entschied ich mich für einen Tarif der Telekom-Tochter Congstar für 10 Euro im Monat:

Das entspricht ziemlich genau dem, was ich gesucht hatte. Die 5 GB wird meine LvA nie aufbrauchen, Roaming ist drin, die pauschalen 10 Euro sind günstig und die Rufnummernmitnahme kostet nix extra. Einziger kleiner Haken: 9 Cent pro SMS. Man kann 50 SMS für 1 Euro im Monat zubuchen, aber das ist gar nicht nötig. In unserem Haushalt hat WhatsApp die SMS praktisch komplett abgelöst.

Ich gestehe, dass ich Schmetterlinge im Bauch hatte, als ich den Telekom-Vertrag kündigte. Es braucht ja nur einen falsch gesetzten Haken, um die Mitnahme der Rufnummer zu vergeigen. Oder man missversteht eine Deadline und hat auf einmal drei Monate lang zwei Verträge parallel am Hals. Alles schon passiert.

Aber zu meiner Überraschung lief das alles sehr easy. Die Telekom schickte mit der Kündigungsbestätigung gleich noch ein Formblatt mit allen notwendigen Daten zur Rufnummernmitnahme, die ich dann bei Congstar eingeben konnte. Dort wiederum bestätigte man mir zeitnah, bei der Telekom den Transfer der alten Nummer beantragt zu haben. Ein paar Tage später dann Vollzug: Rufnummer übernommen.

Erstaunlich komfortabel war das PostIdent-Verfahren, das man durchlaufen muss, damit der neue Provider die Sim-Karte rausrückt. Ich kenne das eigentlich nur als lästigen Gang zur Post-Filiale. Aber mittlerweile kann man eine App auf dem Handy installieren, über die man per Videotelefonat mit einem Mitarbeiter verbunden wird, der das ruckzuck am Bildschirm macht. Schöne neue Welt.

Die neue Sim-Karte haben wir seit letzter Woche hier liegen. Am 28.2.2022 endet der Vertrag mit der Telekom und Congstar übernimmt. Ich gehe davon aus, dass der Rest der Umstellung “smooth sailing” ist. Am 1.3. sollte das Handy unter Congstar und damit letztlich auch wieder der Telekom funken. 10 statt knapp 16 Euro und vor allem – keine 40 oder 50 Euro zusätzliche Kosten im Monat. Außerdem jederzeit kündbar. Das rechnet sich.

Ich möchte gar nicht wissen, wie viel die deutschen Anbieter an Kunden verdienen, die aus Unwissenheit oder Überforderung steinalte Verträge weiterlaufen lassen.



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Martzell
22. Februar, 2022 11:47

Tipp für alle die hier lesen: Mobilfunk gibt es am günstigsten, für die meisten Menschen, mtl. kündbar im Supermarkt. Penny mobil (Congstar), Kaufland, Rewe Ja oder Netto bieten das beste Netz der Telekom (sofern zuhause Empfang, vorher online Empfangslandkarte checken oder besser Nachbarn fragen). Nur die Telekomdiscounter bieten weltweite Auslandspakete (Urlaub) und vorallem Schweiz inklusive (kostete uns schon mehrmals die auf 60 Euro limitierte Roaminggebühr, weil in Nähe der Grenze lässt sich die Verbindung leider nicht verhindern, keine Unterscheidung zwischen kostenfreiem (EU) und kostenpflichtigem Roaming).

Außerhalb Deutschlands in einem EU-Land telefonieren wir kostenlos EU-weit. Von Dublin bis Athen also sorgenfrei möglich im Urlaub lokales Geschäft, Hotel oder Restaurant anzurufen.

Vorher im PDF checken ob die Schweiz und Auslandspakete (außerhalb der EU) wirklich dabei sind, ich bin mir nicht bei allen Discountern sicher, unser Penny mobil (Congstar) hat es jedenfalls. Besonders günstig für wenig Unterwegs-Internetnutzer ist das 6-Monats-Paket mit 6 GB und Komplettflat. Rechnerisch 5 Euro mtl.

WLAN-Telefonie (ermöglicht üblicherweise weltweit kostenlos telefonieren) hat man mit Telekomdiscountern eher auch, mit Vodafonediscountern eher nicht.

Ein paar Euro mehr kann man nur sparen mit manchem Discount-2-Jahresvertrag, hauptsächlich im Telefonica-Netz, welches ich unzureichend finde, weil weder Internetradio noch Online-Meetings damit unterwegs zuverlässig möglich sind.

Alleinlebend ist am günstigsten (und einfacher bezüglich Verträge und Hardware) anstelle eines Festnetzanschlusses, die echte Mobilfunkflatrate im Telefonica-Netz, den Freenet Funk Smartphone-Tarif für 30 Euro mtl. Ob sich WLAN-Lautsprecher, -Drucker, Smart-TV etc. zuverlässig automatisch mit dem Handyhotspot verbinden ist allerdings fraglich. In meinem Auto muss ich jedesmal am iPhone den Personal Hotspot einschalten, dann verbindet sich das Auto automatisch.

Kosten um die Rufnummer mitzunehmen wurden wegreguliert. Manche Anbieter bieten trotzdem noch Bonus bei Rufnummernmitnahme.

Der komplexe unzureichend kommunizierte Prozess der Rufnummernmitnahme macht Bauchschmerzen, aber klappte doch immer irgendwie. Ein bis zwei Wochen zahlt man halt doppelt (wenige Euro). Das wollte ich vermeiden indem ich erst nach der Rufnummernmitnahme vom 9-Cent-Classic-Tarif in den Smartphonetarif wechselte, war aber blöd, weil es einige Tage oder Wochen dauerte bis der Smartphonetarif aktiv war. Nicht empfohlen.

Benötigst du Vodafonenetz (in unserem Haus das einzige Netz mit vollem Empfang) ist Lidl mobil eine Option. In den USA merkte ich damit dass es keinerlei Auslandspakete gibt und wenige Minuten Internet kostete mich sofort die knapp 60 Euro Kostenlimit Roaming.

Fazit: Ich empfehle das Telekomnetz aus dem Supermarkt.

Last edited 2 Jahre zuvor by Martzell
Martzell
22. Februar, 2022 12:41
Reply to  Torsten Dewi

„für die meisten Menschen“ ergänzt. Passen die Tarife nicht, weil man beispielsweise sehr viel oder sehr wenig Datenvolumen benötigt, und dies auch vorher genau weiß, oder sonstige spezielle Anforderungen hat schaut man sich besser genau um. Die Vergleichsportale im Web helfen einem dabei. Mit entsprechendem Aufwand kann jeder den für sich noch günstigeren Tarif ermitteln.

Immerhin akzeptiert der Vodafonediscounter SIMon überhaupt Vodafonekunden. Ich konnte damals überhaupt nicht zu Vodafone CallYa (mit LTE) wechseln weil ich bei Vodafone Klarmobil (ohne LTE) war.

Kosten um Highspeedvolumen nachzubuchen / aufzustocken musste man früher auch beachten. Sonst erlebte man Überraschungen à la 5 Euro pro 100 MB im 5 Euro mtl. für mehrere GB Smartphone-Tarif.

Leicht nervig bei Prepaid ist die Automatisierung der Zahlung. Ich bin kein Teenie der seine Telefoniekosten nicht im Griff hat und will mich nicht um Guthabenkauf und Aufladung kümmern müssen. Bei den Flats heutzutage eh Kostenfallen unwahrscheinlich. Die sollten einfach monatlich abrechnen und gut ist. Lidl mobil nervt mich alle 4 Wochen mit vielen emails und sms die mich über bevorstehenden Lastschrifteinzug informieren.

Jo393930
Jo393930
22. Februar, 2022 17:09

Gerade für ältere Verträge hat sich seit Anfang diesen Jahres eine praktische Neuerung ergeben: diese kann man nach dem Ende der Mindesvertragslaufzeit nämlich monatsweise kündigen. Vorher war es so, dass man leicht an den vier verschiedenen Terminen im Telekom-Kundencenter verzweifelt ist, bevor man rausgefunden hat, wann man denn nun wie kündigen muss, damit der Vertrag beendet wird. Jetzt steht (wie gesagt bei Verträgen, die schon älter als 1 Jahr sind) überall derselbe Termin und wird jeden Tag einen Tag hochgezählt. Also heute kann ich zum 22.03. kündigen, morgen dann zum 23.03. usw.
Als Alternative zu congstar wäre auch noch fraenk zu nennen. Ist auch von congstar, aber rein App-basiert und nur per PayPal Abrechnung. Dafür bekommt man wohl ein paar mehr GB.

Zeddi
Zeddi
22. Februar, 2022 18:48

Bin Privat mit einem festen aber monatlichen Kündbaren Vertrag auch bei Congstar und sehr zufrieden.

Da ich “Internet” je nach dem was ich so mache Monatlich sehr unterschiedlich nutze finde ich den Variablen Tarif klasse – man schließ “Bis zu X GB ab” und wenn man “unter y” bleibt zahlt man dtl. weniger. Für mich Ideal da ich immer genug Datenvolumen hab wenn ich mal mehr als die gängigen 5GB brauche ohne aktiv was nachzubuchen, wenn ich aber wie in vielen Monaten drunter Bleibe nichts “extra” Zahlen muss.

(Ich bin nicht son großer Prepaid Freund da ich es wie die Pest hasse mich ums aufladen etc zu kümmern und postpaid letztlich genauso flexibel ist wenn man “Monatlich Kündbar” für einen kleinen Extrapreis beim “Start” auswählt.)

Das einzige was ich mir noch als “Extra” Wünsche wäre die Multisim wie bei der Mutterfirma.

Andreas
Andreas
22. Februar, 2022 19:53

Heilige Schei*e (pardon the language), wenn ich mir die Preise so anschaue, wird mir wieder bewusst, in welchem Schlaraffenland wir in Österreich sind, zumindest was die Mobiltarife angeht.

Andreas
Andreas
23. Februar, 2022 16:05
Reply to  Torsten Dewi

Touché. 😉

S-Man
S-Man
22. Februar, 2022 20:56
Reply to  Andreas

Aus deutscher Sicht ist überall Schlaraffenland wenns um Mobilfunk geht. Selbst im tiefstem Afrika.

Ich stand vor Jahren mal in Polen auf einem Busbahnhof. Da hätte ich am Kiosk ne echte Datenflat-Prepaidkarte für umgerechnet etwas über 10 Euro erwerben können. Undenkbar bei uns noch die nächsten Jahrzehnte…

Zeddi
Zeddi
22. Februar, 2022 21:00
Reply to  S-Man

Ich hab mir ernsthaft schonmal überlegt mir im EU-Ausland eine Simkarte mit dem X-Fachen Datenvolumen zum kleineren zu besorgen, ich bin fast jedes Jahr zb einmal in Schweden

Martzell
23. Februar, 2022 00:54
Reply to  Andreas

Die Roamingregeln erlauben leider keine dauerhafte Nutzung eines günstigeren Auslandstarifs. Müsste es doch einen Trick geben das zu umgehen. Jedes halbes Jahr neue Simkarte aus dem Ausland schicken lassen beispielsweise.

Martzell
24. Februar, 2022 11:22

Mein Lidl Connect gibt gar keine Auskunft wieviel GB ich die letzen 4-Wochen-Zeiträume verbraucht habe. Ich weiß also momentan gar nicht wieviel Highspeedvolumen ich benötige.

Netzclub gibt es immer noch. Mobilfunk komplett kostenlos. Mit 200 MB, 9 Cent/min/sms für die wenigsten geeignet.

Ein Kollege ist dermaßen sparsam, er hat die Handy, Festnetz und Internetkosten maximal reduziert: Die ganze Familie nutzt nur 1 Mobilfunkvertrag, nicht nur für alle Handys auch die WLAN-Box zuhause ist darüber mit dem Internet verbunden. Wie geht das? Mit Multisim-Karten: Eine steckt im WLAN-Router zuhause und weitere bei jedem Familienmitglied im Handy. Da mit Multisim alle Handys die gleiche Nummer haben können sie sich darüber nicht gegenseitig anrufen. Deswegen haben alle Dual-Sim-Handys mit zusätzlicher Simkarte von Netzclub oder Sipgate um angerufen werden zu können. Mittlerweile nutzen sie wohl auch Satellite App wegen der 100 Freiminuten. Zuhause wird das normale Telefon über Sipgate kostenlos mit der Festnetznummer versorgt.

Andreas
Andreas
25. Februar, 2022 18:46

Ich habe einen Tarif der einige Dienste nicht mit im Datenvolumen berechnet. Ich überwache mein Datenverbrauch mit der App NeoData, die lässt sich sehr gut einstellen um den Datenverbrauch zu messen.

Nikolai
Nikolai
6. März, 2022 20:59

Ich merke an, dass man bei Congstar zwar im Netz der Telekom landet, aber trotzdem etwas langsamer unterwegs ist. Die wirklich hohen Geschwindigkeiten, so man diese denn braucht, erhält man nur bei der Telekom direkt.
Und laut unbestätigter Gerüchte ist Congstar nachrangig. Sind viele Personen in der selben Funkzelle im Internet unterwegs, ist man mit Congstar etwas langsamer.

Jenny
Jenny
14. Mai, 2022 12:08

Erstaunlich komfortabel war das PostIdent-Verfahren, das man durchlaufen muss, damit der neue Provider die Sim-Karte rausrückt. Ich kenne das eigentlich nur als lästigen Gang zur Post-Filiale. Aber mittlerweile kann man eine App auf dem Handy installieren, über die man per Videotelefonat mit einem Mitarbeiter verbunden wird, der das ruckzuck am Bildschirm macht. Schöne neue Welt.

Danke für diese Erinnerung an den Krieg gegen Grund- und Bürgerrechte Krieg gegen den “Terror”, durch den es Sim-Karten nicht mehr anonym gibt.