Musik 2021: Alt, aber neu, aber geil
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Ich bin kein Freund von Musikern, die ihre legendären 80er-Hits nur noch auf Retro-Festivals zum Vollplayback rausknödeln. Ich bin auch kein Freund von Musikern, die länger auf der Bühne stehen. als gut für sie ist (siehe Meat Loaf und Phil Collins). Aber ich bin ein Fan von Musikern, die seit 40 Jahren dabei sind und IMMER NOCH geile neue Sachen raushauen. Die in Würde altern. Da hat sich in letzter Zeit was angesammelt. Klar, ist Weihnachten.
Das erste Beispiel ist gleich der Ausreißer im Feld, weil Holly Johnson eben KEINEN neuen Song rausgebracht hat, sondern beim Weihnachtsspecial der legendären Panelshow NEVER MIND THE BUZZCOCKS den Klassiker “The Power of Love” nochmal intoniert. Aber wahrlich, ist es nicht so ergreifend wie einst 1984?
Genau so alt wie “The Power of Love” ist meine Liebe zu TEARS FOR FEARS. Über die Jahre haben sich die Jungs ja immer mal wieder zerstritten und dann zusammen gerauft. Im Oktober haben sie tatsächlich mal wieder einen neuen Song veröffentlicht. “The Tipping Point” ist sicher kein Highlight ihrer Discographie, aber ein schönes Retro-Stück im authentischen TfF-Stil:
Auch schon mehr als 35 Jahre auf dem Buckel haben ERASURE, bestehend aus den Disco-Ikonen Vince Clarke und Andy Bell. Die hatten damals genug Hits für ein proppevolles “Best of”-Album. Das hier mag keinen grandiosen “hook” haben, der den Zuhörer auf die (welche?) Tanzfläche zerrt, aber es ist unüberhörbar Erasure, und das ist mir allemal genug:
Nicht weniger unverwechselbar – DURAN DURAN, eine der größten Pop-Bands der ersten 80er-Hälfte, absolut stilbildend und geschmackssicher. Mittlerweile scheinen Simon Le Bon und Konsorten ein wenig zu zufrieden damit, plauzig bei Festivals die Greatest Hits abzuspulen, aber “Anniversary” ist dennoch eine schöne neue Nummer, deren größte Stärke aber das Retro-Trash-Video ist, in dem sich ungefähr 20.000 Ostereier verstecken:
Ich verzeihe euch, wenn Aimee Mann euch nix sagt. Aber in den 80ern war sie als Pop-Rebellin eine richtig große Nummer vor und nach ihrem Ausstieg bei der Band Til Tuesday. Sie liefert mit “Suicide is Murder” eine schöne neue Ballade ab und hat sich erstaunlich gut gehalten (die Frau ist 61):
Das hier ist AUCH ein neuer Release, aber keine Angst – Cher hat sich nicht durch eine jüngere CGI-Variante ersetzen lassen. “Hell on Wheels” stammt ursprünglich aus dem Jahr 1979 und wurde nur remastered. Roller Boogie, Village People, Trucks und Spandex – what’s not to like?!
Ich kann nicht adäquat beschreiben, wie bescheuert ich den Look von YEARS & YEARS-Sänger Olly Alexander finde. Ich bin vermutlich zu alt für eine Dragqueen-Version von Justin Timberlake. Aber das hier ist eine schöne Nummer, die beweist, dass Kylie es auch nach 30 Jahren noch mehr als drauf hat. Ihr letzter Hit “Dancing” vor drei Jahren hat mir zwar besser gefallen, aber bei der süßen Australierin nehme ich alles, was ich kriegen kann:
Den WIRKLICHEN Knaller habe ich mir aber für den Schluss aufgehoben – nach über 40 Jahren ist nur wenig von der STRANGLERS-Originalbesetzung übrig. Im Video ist auch nicht der Sänger zu sehen, sondern die britische Fußballlegende Stuart Pearce. Der Song ist nicht mal neu, sondern ein Cover. Aber WAS FÜR EINE HAMMER NUMMER ist das denn?! Rock is not dead – er riecht nicht mal komisch. Läuft bei uns aktuell in der “heavy rotation”:
Fun fact: Vince Clarke ist gar nicht schwul.
Wow, ich hatte das immer als gegeben hingenommen. Live and learn. Wird korrigiert, danke.
Aimee Mann sollte jedem ein Bergriff sein; Ist sie nicht, ich weiß, sollte aber. Nachholen, JETZT!
Seit “Magnolia” läuft sie regelmäßig bei mir. Großartige Frau.
Das Video von Duran Duran ist ja geil. So viele Shots mit Reminiszenzen auf Filme und Popkultur drin, die kann man ja gar nicht alle kennen. 🙂
Die Stranglers-Nummer ist echt super, so mag ich Comebacks — man hört den Stil, ist aber trotzdem gleichzeitig modern und zeitlos. Danke!
Ich muss sagen, ich war von einzelnen Songs der “Voyage” von Abba beeindruckt, vor allem, wenn sie auch textlich zeigen, dass 40 Jahre vergangen sind: Keep an eye on Dan https://www.youtube.com/watch?v=LM0NEyZtEdE
Wow! Da sind tatsächlich einige dabei, die ich über Jahre aus den Augen verloren habe (mittlerweile höre ich auch mehr Podcasts und dergleichen als Musik), aber die ich wohl mal wieder hören sollte. Besonders DURAN DURAN mochte ich immer gern!
Duran Duran seien “ein wenig zu zufrieden damit, plauzig bei Festivals die Greatest Hits abzuspulen”? Mit der Behauptung tut man ihnen unrecht. Genau das versuchen sie eben im Gegensatz zu vielen anderen zu vermeiden, in dem sie alle paar Jahre neue Songs und Alben rausbringen, und sich dabei sichtlich Mühe geben, das Alte mit dem Neuen zu verbinden. Bei ihren Gigs spielen sie dann durchaus beides, die Hits dabei eher als Fanservice, laut diverser Interviews. Wobei sich Altfans wie ich mehr über Raritäten aus der Bandgeschichte freuen würden, da gibt es wahre Schätze, selbst als B-Seiten (Tipp: “Secret Oktober”, und ja mit “k”). “Girls on Film” live rockt aber immer wieder jedes DD-Konzert!
Duran Duran sind (im Gegensatz zu anderen Bands dieser Zeit) noch immer erstaunlich gut drauf und IMHO live heute vielleicht sogar besser als in den 80ern. Siehe hier: https://youtu.be/dIz1QDWNIeg