05
Nov 2021

Im Auftrag der Bundesregierung: Wortmeldung Nina Hagen

Themen: Film, TV & Presse |

Dass ich Nina Hagen für eine dumme, vor allem aber nervige Nuss halte, ist bekannt, seit ich darüber geschrieben habe. Aus dem Grund meide ich sie weiträumig wie einen Ferienstau. Nun trägt es sich aber zu, dass ich aktuell alle Ausgaben der Cinema von 1978 bis 2000 (mindestens) scanne und dabei immer wieder auf Sachen stoße, die ich längt in die staubigsten Ecken meines Gehirn verbannt hatte. Es wird noch drüber zu schreiben sein. Ein Beispiel vorab:

Ein so kurzer Text sollte keine derartigen Mengen an Widersprüchen und Dummfug enthalten können. Das ist schon verwandt mit der Tardis von Doctor Who: innen blöder als außen lang.

Ich versuche mich mal an einer Textanalyse – und werde dabei womöglich meinen Restverstand opfern müssen.

Ich finde, daß die Verbrechen gegen Ausländer in unserem Land sehr viel mit der Droge Alkohol zu tun haben und daß die Mörder krank und geistesgestört sind.

Wohlgemerkt: Nina glaubt oder weiß das nicht, sie hat auch keine Quellen. Sie “findet” es. So wie man “findet”, dass Leute keinen Müll auf die Straße werfen sollten. Man beachte auch: sie steigt mit “Verbrechen” ein, aber mit “Mord” aus. Schon das trübt jede Chance zu verstehen, worum es geht. Dass die Verbrechen/Morde was mit Alkohol zu tun haben, liest sich wie eine (sicher nicht gemeinte) Entschuldigung. Als ginge es nicht um die Anklage von Ausländerfeindlichkeit, sondern um deren verminderte Schuldfähigkeit. Die Aussage, die “Mörder” seien “krank und geistesgestört”, verstärkt den Eindruck noch. Wenn Verbrecher/Mörder krank, geistesgestört und unter Alkoholeinfluss handeln, kann man kaum mehr von einer Schuldfähigkeit reden.

Irgendwie habe ich das Gefühl, Nina wollte eigentlich das Gegenteil sagen/schreiben. Aber sie war ja eine Weile mit einem Hardcore-Junkie zusammen, vielleicht hat sie da ein paar Sachen falsch verstanden.

Ich selbst wurde 1987 von drei von ihnen auf einmal zusammengeschlagen.

Was jetzt? Nina Hagen wurde 1987 von drei Mördern zusammengeschlagen? Und die waren krank, geistesgestört und unter Alkoholeinfluss? Und Nina ist nach dieser Lesart Ausländerin? Ja gut, DDR und so…

Ich fordere das Verbot jeglicher faschistischer Organisationen in Deutschland.

Wie wir alle wissen, wurden nach Veröffentlichung dieser Anzeige die NPD, die Republikaner, die FDAP, die Wehrsportgruppe Hoffmann und der Tretroller-Verein Recklinghausen augenblicklich verboten. Was wir alle nicht wissen: Was das Verbot faschistischer Organisationen mit der Bekämpfung von Ausländerfeindlichkeit zu tun hat, oder mit Verbrechen von alkoholisierten, geisteskranken Mördern. Ist ja nicht so, dass die Rassisten alle Mitglieder in faschistischen Organisationen sind und man diese nur verbieten müsste, um dem Rassismus den Garaus zu machen.

Kurzum: der Text ist wirr und widersprüchlich – also 100 Prozent Nina Hagen.

Mich fasziniert übrigens auch, dass Nina im Bild in einem dicken Buch… liest? Kann man das bei ihr so nennen? Das hat so etwas von “Ick bin jar nich’ so doof, wie ihr glauben tut.”

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bundesregierung so etwas vor Augen hatte, als sie ausgerechnet Nina Hagen bat, für Menschenrechte einzutreten. Die Fußnote zur Anzeige ist allerdings in ihrer poofigen Deutschigkeit ebenfalls kaum zu überbieten:

Die Beauftrage der Bundesregierung für die Belange der Ausländer, Cornelia Schmalz-Jacobsen, sowie die Ausländerbeauftragten der Länder und Kommunen danken allen, die dieses Projekt durch ihren unentgeltlichen Einsatz ermöglicht haben, und der Göttinger Gruppe für die finanzielle Unterstützung. 

DAS ist dann noch eine Bonus-Info wert: Die “Göttinger Gruppe Vermögens- und Finanzholding GmbH & Co. KGaA” und die “Securenta Göttinger Immobilienanlagen und Vermögensmanagement AG” waren Kapitalanlagegesellschaften und sind längst insolvent. Aus einem Artikel der Stiftung Warentest:

„Kapital in Höhe von einer Milliarde Euro ist verschwunden. Über 250.000 Anleger sind geschädigt und um ihre Altersvorsorge gebracht worden.“

Die Manager der Firmen sind übrigens weitgehend ungestraft davon gekommen. Waren vermutlich alkoholisiert, krank und geistesgestört. Wenigstens haben sie Nina nicht verhauen.



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Olaf
Olaf
5. November, 2021 19:51

😂😂😂

S-Man
S-Man
5. November, 2021 20:46

Oh Mann. Das ist Gold. Den Text hätte ich auch gern seziert.

Aber weil du das schon gemacht hast, stelle ich schlicht die Frage, warum genau eigentlich Alkoholeinfluss schuldmindernd wirkt?

Marcus
Marcus
7. November, 2021 19:57

Nina Hagen, die alte Pauschaltouristin…

DSFARGEG
DSFARGEG
8. November, 2021 10:17

“Was wir alle nicht wissen: Was das Verbot faschistischer Organisationen mit der Bekämpfung von Ausländerfeindlichkeit zu tun hat”
Nun ja – tatsächlich lassen sich faschistische Narrative durch konsequentes De-Platforming eindämmen. Angesichts von Frau Hagens regelmäßig zur Schau getragenem sonstigen Geisteszustand unterstelle ich aber, dass das ein Zufallstreffer war.