28
Okt 2021

First Look: STAR TREK PRODIGY

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Story: Dal ist Gefangener auf einem Gefängnisplaneten irgendwo am Ende der Galaxis. Sein einziges Ziel: Flucht – und die Sterne sehen. Eher mangels Alternativen freundet er sich mit der Energie-Lebensform Zero und dem Steinwesen Rok-Tahk an. Die Entdeckung eines verlassenen Raumschiffs der Förderation ermöglicht ihnen einen halsbrecherischen Ausbruch – und vergrößert die unfreiwillige Crew, die nur sehr begrenzte Ahnung hat, was sie tut.

Kritik: Schon wieder eine neue STAR TREK-Serie. Wenn wir STRANGE WORLDS einrechnen, sind in den letzten vier Jahren so viele STAR TREK-Serien produziert worden wie in den vorherigen 50. Food for thought.

Vorab – STAR TREK PRODIGY ist mal wieder ein sehr gutes Beispiel, wie sehr sich die Technik weiterentwickelt hat. Vor 25 Jahren war das hier “state of the art” und wir waren alle mächtig beeindruckt:

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PRODIGY (haben wir uns schon auf eine Abkürzung geeinigt? PROD? PRD? PRO?) fährt da schon ganz andere Geschütze auf:

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Inhaltlich erinnert die Story der überforderten jugendlichen Crew an Peter Davids kurzlebige Serie SPACE CASES – auch die ist nicht gut gealtert:

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Da bin ich doch froh, mittlerweile im 21. Jahrhundert angekommen zu sein…

Aber weg von der Retrospektive zum Ist-Zustand: Wie ist sie denn geworden, die neue Trek-Serie, die speziell für ein jüngeres Publikum entwickelt wurde? Unsäglich für uns Alt-Nerds, prima zum Verkauf von Spielzeug und Videogames geeignet, dumm wie Stulle?

Überraschenderweise nichts davon, zumindest nicht, wenn man nach dem 45minütigen Piloten gehen kann. Die Hauptfiguren werden relativ rasant etabliert, das düstere Szenario dämpft den albernen Humor angemessen ab, und letztlich ist es eine klassische Aufbruch-Hoffnung-Story ganz im Sinne des Erfinders (Roddenberry). Eine gewisse Schnoddrogkeit der Charaktere wirkt hier deutlich sympathischer als bei LOWER DECKS, wo man sich anfangs mit der Comedy/Drama-Balance doch etwas schwerer tat.

Vor allem technisch kann PRODIGY punkten: das Universum dieser Serie ist extrem detailliert gezeichnet, breite Panoramen wechseln sich mit schnittiger Action ab und selbst in absoluten Nahnahnahaufnahmen wirkt das absolut fotorealistisch – bzw. so fotorealistisch, wie ein Alien-Universum und seine Bewohner halt aussehen können.

Dazu gehört auch der bombastische, durchgehend kinotaugliche Score von Nami Melumad, der immer wieder Motive aus bisherigen Trek-Produktionen aufgreift.

Dass so etwas wie PRODIGY mittlerweile im Rahmen einer Serie produ- und finanzierbar ist. darf selbst angesichts der Tatsache, dass Paramount tiefe Taschen hat, erstaunen.

Vorab hatte ich befürchtet, die Serie würde unangenehm “woke” werden, weil sich unter den (lebenden) Figuren endgültig kein Mensch mehr befindet – von einem weißen Hetero-Mann mal ganz abgesehen. Aber das wird sehr nonchalant und ohne erhobenen Zeigefinger gehandhabt. Es bleibt abzuwarten, ob man sich zu dem Thema auch in den weiteren Folgen unerwünschte Lektionen verkneifen kann. Ich hatte mich zum Mangel an Vorbildern in STAR TREK ja schon geäußert.

Generell also: ich bin ich beeindruckt. Aber das heißt natürlich nicht, dass ich nicht auch was zu kritteln hätte.

Die Aussage mag etwas vage klingen, aber… PRODIGY fühlt sich nicht wie STAR TREK an. Noch nicht. Der Look, die Action, die Figuren, das erinnert deutlich mehr an STAR WARS mit einem Touch GUARDIANS OF THE GALAXY. So bunt, so chaotisch, so rebellisch und so heterogen war bisher nicht mal DISCOVERY. Nun ist dagegen prinzipiell nix zu sagen, solange der Unterhaltungswert stimmt, aber ich gehöre zu den Nerd-Senioren, die halt gerne TREK sehen wollen, wenn TREK draufsteht. Es ist aber noch zu früh, um von einer Mogelpackung zu sprechen.

Spule ich mal die letzten Jahre zurück, dann ist überrascht mich mein Urteil selbst: Von den Trek-Serien der neuen Generation hat PRODIGY zumindest schon mal den stimmigsten Pilotfilm abgeliefert. Das lässt hoffen.

Fazit: Aufwändige, der jugendlichen Zielgruppe nicht allzu sehr angebiederte CGI-Serie, die das Trek-Portfolio überraschend selbstbewusst ergänzt, auch wenn der typische “Trek-Schmeck” noch ein wenig fehlt.



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Zeddi
Zeddi
28. Oktober, 2021 20:18

Die kann man in D. ja glaub ich noch nicht so wirklich offziiell schauen?

Ich bin sehr, sehr gespannt da ich zwar bei neuen ST Serien nach Disco doch generell eine große Portion Skepsis habe, aber alles was ich dazu bisher gesehen habe durchaus immer wieder teile von mir angesprochen hat.

Ich bin auch sehr auf die Mulgrew Rolle gespannt da “Voyager” gerade anlief als ich ca. 11 war und für mich in dieser Zwischenphase “Kind zum Teenie” schon irgendwie nen gewisses Gewicht hatte. (Und evtl. war ich auch etwas in Belana verliebt 🙂 )

Ich bin gespannt, hab mich aber auch bemüht keine allzu hohen Erwartungen zu haben – Erwartungshaltungsmanagement ist ja bei Star Trek dieser Tage nicht ganz unwichtig 😉

Zeddi
Zeddi
31. Oktober, 2021 14:50
Reply to  Torsten Dewi

So, ich konnte es jetzt auch mal schauen und bin recht begeistert.

Ich möchte aber erwähnen das ich generell gerne animiertes, auch zB Kinderserien schaue. (Ich fand zb die Serie “Avatar: Die Legende von Aang” und die “Drachenzähmen leicht gemacht” Filme ziemlich gut)

Insgesamt hat das für mich alles sehr gut funktioniert.

Die Figuren sind sympathisch und – für eine Kinderserie – durchaus gut Charakterisiert und durchdacht.

Der Plot um Gwyn, ihren Vater und die Andeutungen klingen interessant, Project Zeros Fähigkeiten auch. Dal ist – für mich – ein sehr angenehmer Held der gleichzeitig irgendwie “sanft” und “gewitzt” ist, das mag ich, die anderen beiden sind mir auch Sympathisch.

Das Gefängnis hat für mich auch funktioniert, die trostlose, traurige Stimmung, die Machtverhältnisse kamen gut rüber trotz “Kinderserie”.

Aber: Es stimmt, es fehlt bislang ziemlich viel Star Trek, da bin ich auch sehr gespannt ob das besser wird.
Das kann ich dann aber nötigenfalls ausblenden und die Serie als eine “Interessante Kinderserie” genießen – schade wärs aber trotzdem.

Last edited 2 Jahre zuvor by Zeddi
jimmy1138
jimmy1138
30. Oktober, 2021 12:37

Wundert mich nicht, daß bei den animierten Star Trek Serien was Besseres rauskommt als bei den Live Action Serien, wenn man sich ansieht, wer jeweils beteiligt ist (Lower Decks Personal aus der Rick & Morty Sparte, Prodigy Leute, die vorher Trollhunters für Netflix gemacht haben). Optik erinnert auch stark an Trollhunters, ohne nachzuschauen, wer da verantwortlich ist, hätte ich aber eher “Fortnite” gesagt – kann bei der jungen Zielgruppe womöglich nicht schaden.

Oibert
Oibert
30. Oktober, 2021 15:04

Sieht gut aus und hat auch tatsächlich gut unterhalten. Fühlt sich allerdings null nach Star Trek an, auch wenn ein paar bekannte Sachen wie die Kazon und Janeway auftauchen. Aber es würde absolut in eine Reihen mit Star Wars – The Bad Patch passen…