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Okt 2021

Fantasy Filmfest 2021 Tag 7, Film 4: TEDDY

Themen: Fantasy Filmf. 21, Film, TV & Presse, Neues |

Frankreich 2020. Regie: Ludovic & Zoran Boukherma. Darsteller: Anthony Bajon, Christine Gautier, Ludovic Torrent, Guillome Mattera, Noémie Lvovsky

Offizielle Synopsis: Teddy ist Anfang 20, arbeitet als Masseur im Dorfsalon und langweilt sich ansonsten durch ein ereignisloses Leben in der westfranzösischen Provinz. Oft verspottet von den coolen Kids, ist die Beziehung zu seiner Freundin Rebecca die einzige Abwechslung im eintönigen Tagesablauf. Doch dann schnellt die Zahl der toten Schafe auf den Weiden plötzlich besorgniserregend in die Höhe und Teddy hegt die Vermutung, dass hier ein Wolf sein Unwesen treibt. Seine Neugier bringt ihn schnell zu nah an den Räuber, und einen wütenden Kratzer später muss Teddy feststellen, dass etwas ganz und gar nicht mehr mit ihm stimmt.

Kritik: In den 90ern wurden beim FFF mitunter TV-Filme gezeigt. Die kamen eigentlich immer aus dem “Stall” von HBO oder Showtime. Dann ließ das eine Weile lang nach, bis sich neue Anbieter von Genreproduktionen breitmachten. Erst Syfy, mittlerweile der Horror-Kanal Shudder wie im Fall von TEDDY. Die großen Streamer wie Amazon und Netflix glänzen allerdings durch Abwesenheit – bewußt, wie man hört.

Nun ist “made for TV” längst kein Makel mehr und Filme wie TEDDY haben das gleiche Budget und den gleichen kinotauglichen Look wie andere Festivalfilme. Auch beim Gore wird schon lange nicht mehr verschämt weggeblendet. Es gibt also keinen Grund, ob der Herkunft die Nase zu rümpfen.

Ein Grund, die Nase zu rümpfen, ist da eher schon die Weigerung Teddys, das Genre zu bedienen, in dem zu spielen er sich ausgesucht hat.

Ich verstehe schon, dass man den Werwolf nur noch schwer als knurrendes Zotteltier verkaufen kann. Es ist ein literarischer Charakter, der notorisch unsexy für Drehbuchautoren ist, weil er weder Charme noch Eleganz mitbringt, nicht sprechen kann und auch kein ultimatives Ziel besitzt. Es ist legitim, ihn neu definieren zu wollen und das “Wolf sein” eher zu einer Metapher zu erklären über den “Wolf im Mann”. Das ist ja schon in WOLF mit Jack Nicholson prima gelungen.

Man sollte dabei aber nicht so weit gehen, dass man den Werwolf zur Chiffre degradiert, ihn zum bloßen vagen Aufhänger macht für die Geschichte eines unterprivilegierten junges Mannes, der mit der sozialen Ausgrenzung und der Zurückweisung durch die Freundin nicht mehr klar kommt und ein Massaker veranstaltet, an dessen Ende er selber das Leben lassen muss. Das ist dann nämlich “nur” noch ein Drama und gehört nicht auf ein Fantasy Filmfest.

Letztlich ist TEDDY ein Werwolf-Film ohne Werwolf. Wem die authentischen Figuren, das französische Lokalkolorit und ein wenig schwarze Comedy reichen, der mag daran vielleicht begrenzten Gefallen finden. Ich selber hatte mehr… Werwolf erwartet.

Fazit: Ein nüchternes, am eigentlichen Werwolf-Plot kaum interessiertes Jugenddrama, das sich auch als Metapher über das Erwachsenwerden und postpubertäre Aggressionsschübe lesen lässt. 4 von 10 Punkten.

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1 Kommentar
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Christian Siegel
22. November, 2021 12:17

Auch hier volle Zustimmung (wenn ich ihm auch eine Spur milder gestimmt war).