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Okt 2021

Fantasy Filmfest 2021 Tag 6, Film 3: THE FEAST

Themen: Fantasy Filmf. 21, Film, TV & Presse, Neues |

England 2021. Regie: Lee Haven Jones. Darsteller: Caroline Berry, Steffan Cennydd, Sion Alun Davies, Annes Elwy, Lisa Palfrey, Julian Lewis Jones

Offizielle Synopsis: Eine wohlhabende Familie lädt zu einem üppigen Abendessen in ihrem prachtvollen Haus in den walisischen Bergen. Gemeinsam mit den hochrangigen Gästen sollen finanzielle Interessen ausgelotet werden. Um bei den Dinnervorbereitungen zu helfen, wird die junge Cadi angeheuert. Der Tisch muss gedeckt, das Besteck poliert und die frisch geschossenen Kaninchen zerlegt werden. Doch nach und nach geschehen merkwürdige Dinge in dem Haus, an dessen Stelle früher eine alte Farm stand: Überall tauchen Spuren von Erde auf, Mutter Glenda hört plötzlich ein Lied aus ihren Kindheitstagen und Vater Gwyn hat ein seltsames, schrilles Pfeifen im Ohr. Und das ist erst der Anfang.

Kritik: Boah, walisisch. Da sieht jedes Wort aus, als wäre es eine willkürliche Buchstaben-Kombination – und jeder Dialog klingt nach Kehlkopfkrebs. Können die nicht einfach englisch sprechen? Die Schotten und die Iren versuchen es doch auch!

Davon ab: THE FEAST (oder Gwledd, wie die Walisen sagen) ist einer dieser Mystery-Streifen, die ein vergleichsweise banales Setting nutzen (eine Dinnerparty), um zuerst die Beteiligten vorzustellen und dann zu demontieren. Erwartungsgemäß hat jeder Dreck am Stecken oder eine Leiche im Keller. Aushilfe Cadi ist dann der Katalysator, durch den alles aus den Fugen gerät. Solche Plots gibt es als Thriller, als spießige Krimistücke – und wie in diesem Fall als walisischen Folklore-Horror, der nach und nach die Seelen der Hausbewohner frißt.

Es braucht seine Zeit, bis THE FEAST in die Gänge kommt – nicht weil das Drehbuch schlampt, sondern weil zuerst eine Illusion von Normalität geschaffen werden muss, eine Erwartungshaltung, wie alles zu laufen hat. Mit der Ankunft von Cadi spüren wir aber schnell, dass der Abend einige Überraschungen in petto hat.

Das ist großartig gespielt und mit einem sehr großen Feingefühl für die Mechanismen des Genres inszeniert. Die Daumenschrauben der Suspense werden langsam, aber konsequent angezogen und die wahren Hintergründe werden bis ins Finale clever verschleiert, sind aber rückblickend durchaus signalisiert worden.

Vor allem aber ist THE FEAST genau das: Ein Fest für Augen und Ohren. Sehr präzise und straff geschnitten, mit interessanten Lichtstimmungen und vielen Details auf der Tonspur, die fast unterbewusst eine eigene Geschichte erzählen.

Fazit: Ein in Sound und Optik exzellent komponierter, verstörender und im wahrsten Sinne unheimlicher Zeitlupen-Horror, der unter die Haut geht. Eher was für die Feinschmecker als für die Vielfraße des Genres. 8 von 10 Punkten.

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Matts
Matts
30. Oktober, 2021 10:37

Da uns auch schon der Moderator vor dem Film mit Essens-Analogien zugeballert hat, möchte ich entsprechend antworten: THE FEAST ist köstlich und nahrhaft für den Horror-Connoisseur, und hinterher war ich satt und zufrieden.
Man erkennt schon sehr früh, dass irgendetwas in und um das Haus der Gastgeber nicht stimmt und die Spannung steigert langsam aber stetig von dort. Und am Ende bleibt noch genau die richtige Menge an Mysterium übrig.
Ich finde es auch immer wieder interessant, eine neue Sprache auf dem Festival zu hören. Ich zumindest hatte bisher noch keinen Film auf walisisch gesehen.