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Okt 2021

Fantasy Filmfest 2021 Tag 5, Film 5: BLOOD CONSCIOUS

Themen: Fantasy Filmf. 21, Film, TV & Presse, Neues |

USA 2021. Regie: Timothy Covell. Darsteller: Nick Damici, Oghenero Gbaje, DeShawn White u.a.

Offizielle Synopsis: Kevin ist mit seiner Schwester Brittney und ihrem Macho-Verlobten Tony auf dem Weg zur Ferienhütte der Familie. Was ein entspanntes Wochenende am See werden sollte, endet jäh in blankem Horror, als sie die Eltern und Nachbarn ermordet vorfinden. Plötzlich springt ein weißer Typ mittleren Alters auf die drei zu und bedroht sie mit der Knarre. “Are you humans or demons?”, will der Mann wissen. Die anderen Kreaturen habe er schon töten müssen. Ein übergeschnappter Psychopath oder ein ganz gewöhnlicher Redneck auf Lynch-Tour? Die Ereignisse überschlagen sich und ein paar rätselhafte und unheimliche Begegnungen später sind sich die jungen Leute gar nicht mehr so sicher, was hier Wahn und was Wirklichkeit ist.

Kritik: “Horror Noire” ist angesagt. Den Begriff habe ich mir nicht aus den Fingern gesaugt, er ist der Titel einer Dokumentation über den schwarzen Genrefilm:

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Und demnächst auch Titel einer Anthologie afro-amerikanischer Filmemacher:

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Spätestens seit GET OUT ist es schick, die “black experience”, selbst oft genug als “Horror” empfunden, mit den Tropen des Gruselfilms zu verzahnen. Schon auf den XXL-Nights hatten wir dieses Jahr ein Beispiel für das Genre mit BAD HAIR. Kein Wunder, dass junge Nachwuchs-Filmemacher auf den Zug aufspringen und ihre schrabbeligen Erstlings-Langfilme mit ein wenig trendiger Relevanz aufladen.

Und genau so einer ist BLOOD CONSCIOUS. Das Talent der Handvoll Darsteller spreizt sich von okay bis übereifrig, ein paar Airbnb-Hütten an einem malerischen See müssen als Kulisse ausreichen – der Rest ist ominöse Stocherei im Halbdunkel und hysterisches Anklagen des jeweiligen Gegenübers. Weder an die Kamera noch an die Effekte sollte man nennenswerte Ansprüche haben, hier war offensichtlich kein neuer Sam Raimi am Werk.

Grundsätzlich kann man so einen Film auf zwei verschiedene Arten beurteilen.

Die Ambivalenz, ob unsere “Helden” es mit Dämonen oder nur durchgeknallten Rassisten zu tun haben, sorgt in der Tat für ein gewisses Unwohlsein. Beide Möglichkeiten unterstellen, dass man das Böse in sich trägt – und selber nicht erkennt. Schlimmer noch: der Dämon sieht alle anderen als Dämonen, nur sich selber nicht. Wie der Rassist. Was am Anfang noch etwas holperig herbei behauptet wird, gewinnt mit der Laufzeit durchaus an Plausibilität – und findet dann ein offenes, aber doch relativ packendes Ende.

Andererseits bedeutet dieser vage Ansatz natürlich auch, dass über die lobenswert straffe Laufzeit von 81 Minuten jeder konkrete Ausflug ins Genre unterbleibt. Die Story bedingt, dass die “Dämonen” immer nur Chiffre bleiben, immer nur eine Möglichkeit, nie eine Wirklichkeit. Wer aufs FFF geht, um “I’ll swallow your soul!”, “What’s you pleasure?” oder “You’re mother sucks cocks in hell!” zu hören, der ist bei BLOOD CONSCIOUS falsch. Der Film will bei aller Abstrusität des Genres, das er bedient, ernst genommen werden. Und das klappt angesichts des zur Verfügung stehenden Talents dann nur eher so mittel.

Fazit: Low Budget “Cabin in the woods”-Thriller, der die üblichen Dämonen-Sperenzchen zu einer Rassismus-Metapher umdeutet, für wirklich profunde Aussagen aber weder Talent noch Mittel hat. 4 von 10 Punkten.

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