Fantasy Filmfest 2021 Tag 5, Film 3: DASHCAM
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Offizielle Synopsis: Der unbequeme Generalstaatsanwalt Liebermann wurde unter mysteriösen Umständen von einem Polizisten in New York City erschossen. Die hochbrisanten Aufnahmen der Dashcam des Cops landen beim ehrgeizigen Nachwuchsreporter Jake, der sie für die exklusive Ausstrahlung in der News-Show seines Chefs vorbereiten soll. Neben dem Video findet er weiteres Material auf dem Computer, mysteriöse Fotos, Sprachnachrichten – und einen Autopsiebericht, der der offiziellen Version der Story widerspricht. Jake versucht, die Puzzlestücke zusammenzufügen, fest davon überzeugt, einer Verschwörung auf der Spur zu sein.
Kritik: Okay, die Inhaltsangabe klingt nach genau der Sorte Paranoia-Thriller, die ich gerne sehe – übertreibt aber mal wieder maßlos. Jake ist kein ehrgeiziger Nachwuchsreporter, sondern nur Cutter eines solchen. Er findet die Dateien auch nicht auf einem Computer, sondern in einer Datei, deren Link ihm versehentlich zugeschickt wurde. Und schließlich sind es nicht die Autopsieberichte, die der offiziellen Version widersprechen, sondern primär die ungeschnittenen Videos (der Film heißt ja nicht ohne Grund DASHCAM).
Wie Mark Tinta gerne seufzt: No standards, no one in charge, no one cares.
Davon abgesehen verwende ich ja ein ganzes Repertoire an Adjektiven, um Filme zu klassifizieren: großartig, scheiße, nervig, überlang, unterentwickelt, widerlich, zuckersüß. Relativ selten habe ich vermutlich dieses verwendet: dünn.
DASHCAM ist der mit Sicherheit nicht nur dünnste Film dieses FFF, sondern aller FFF, die ich je besucht habe. Ich schreibe ja immer wieder davon, dass die meisten schlechten Filme Probleme haben, den zweiten Akt zu füllen, und deswegen gerne überhastet in den dritten Akt springen – aber DASHCAM leistet nicht mal das. Er streckt einfach den ersten auf quälende 80 Minuten und ist dann raus. Jake entdeckt Beweise für eine Verschwörung – und wird ermordet. Könnte ein launiger Kurzfilm sein, der das Genre des Conspiracy-Thrillers parodiert, ist hier aber todernst gemeint.
Das magere bisschen, was der Film bis dahin produziert, beschränkt sich zu 90 Prozent auf Nahaufnahmen von Jakes Gesicht und den Monitor seines Macs, auf dem primär Product Placement für Adobe-Produkte gemacht wird. Wer gerne Tutorials auf YouTube schaut, wie man Tonspuren separiert und Videoclips zusammen schneidet, der hat hier "seinen" Film gefunden.
In der vorhergegangenen Videobotschaft hat Regisseur Nilsson ankündigt, er habe einen Paranoia-Thriller im Stile von THE CONVERSATION und BLOWUP drehen wollen (siehe auch BROADCAST SIGNAL INTRUSION). Am Arsch die Räuber.