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Okt 2021

Fantasy Filmfest 2021 Tag 3, Film 5: Hunter Hunter

Themen: Fantasy Filmf. 21, Film, TV & Presse, Neues |

Kanada 2020. Regie: Shawn Linden. Darsteller:
Camille Sullivan, Summer H. Howell, Lauren Cochrane, Devon Sawa, Nick Stahl

Offizielle Synopsis: Joseph lebt mit Frau und Tochter tief in den nordamerikanischen Wäldern. Fernab der Gesellschaft bestreitet die Familie ihren Lebensunterhalt als Fallensteller und Pelzjäger, doch die Zeiten sind schlecht. Als Joseph sich auf die Jagd nach einem räuberischen Wolf begibt, lässt er die Frauen allein in der Hütte zurück. Die Wartezeit wird für die beiden zur Tortur, denn bald bricht der Funkkontakt ab und Joseph bleibt im Wald verschwunden. Als dann auch noch ein schwerverletzter Fremder vor der Tür liegt, überschlagen sich die Ereignisse und münden in ein blutiges Drama fernab jeglicher Vorstellungskraft.

Kritik: “ein blutiges Drama fernab jeglicher Vorstellungskraft” – ihr ahnt es schon: na ja, na ja, na ja. Kann man für die letzte Szene vielleicht durchwinken, auf den gesamten Film lässt sich das allerdings nicht anwenden.

Auch HUNTER HUNTER gehört zu einer Sorte Film, die man auf dem FFF fast schon erwartet – der Survival-Thriller. So etwas lässt sich preiswert und mit begrenztem Aufwand prima im lokalen Wald drehen, wo wenig Genehmigungen eingeholt oder Straßen gesperrt werden müssen. Im Idealfall ist das Ergebnis nagelbeißend spannend, öfters aber auch mal sterbenslangweilig, wenn die Laufzeit mit endlosem Gelatsche durch die Botanik gestreckt wird.

HUNTER HUNTER gehört eindeutig zur ersteren Kategorie. Der Film ist vor allem das, was ich an vielen Filmen der letzten Tage kritisiert habe: exzellent konstruiert. Er etabliert glaubwürdig eine Familie unter extremem Druck, die trotz aller Spannungen zusammen hält. Dem fügt er erst eine, dann eine zweite externe Bedrohung dazu. Es knirscht im Gebälk. Das Verschwinden des Mannes ist eine Katastrophe – er war der Nagel, der alles mit schierer Verbissenheit zusammenhält. Und Wölfe gibt es auch in Menschengestalt.

Abgesehen davon, dass das alles sehr logisch und konsequent aufgebaut ist, macht HUNTER HUNTER auch nicht Fehler, sich ausschließlich auf eine Person zu konzentrieren. Wir begleiten Joseph auf der Jagd nach dem Wolf, Anne beim frustrierenden Einkauf, den Sheriff bei seinen Ermittlungen. Es wird ausreichend die Perspektive gewechselt, um immer wieder am spannendsten Ort zu sein. Dabei können wir förmlich spüren, wie sich die separaten Handlungsstränge langsam vereinen und verdichten, bis es sehr, sehr eng wird…

Müsste ich HUNTER HUNTER einen Vorwurf machen, wäre es dieser: wenn man nicht gerade als Neuling in das Genre einsteigt, kann man schnell ahnen, wie bestimmte Dinge ablaufen werden. Das Schicksal des Hofhundes ist ebenso klar wie die Absichten des verletzten Fremden. Hier werden primär die Standards bedient. Bei diesem Ergebnis bin ich bereit, das durchzuwinken.

Andererseits: das Ende. Alter, das Ende. DAS ist auf jeden Fall kein Standard.

Fazit: Ein harter Survival-Thriller mit großartigen Darstellern, der seine mehrschichtige Story plausibel und grausam konsequent zu Ende erzählt. 8 von 10 Punkten.



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2 Kommentare
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Matts
Matts
27. Oktober, 2021 13:36

Absolute Zustimmung von mir! Spätestens ab der Mitte zieht der Film die Spannung an und hält sie konsequent bis zum Schluss aufrecht. Und das Ende, mannomann….

Gawrilow
Gawrilow
27. Oktober, 2021 17:45

Schöner Kontrast nach PIG: Klassische, aber nicht zu klassische Geschichte mit immer präsenter bedrohlicher Grundstimmung und heftiger Gewalteruption. Die Entscheidung, eine erwartbar dominante Person als Protagonisten “auszublenden” und die Aufgabe, Anwesen und Personen zu schützen, weiterzugeben, gefiel zumindest mir sehr gut. Sound/Bild-Kombination am Ende knallt ordentlich.