Die deutsche Hölle: Muzak-TV
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Die Wege des Herrn Wortvogel sind unergründlich – in diesem Fall aber nicht. Auf das Thema “deutsche Popmusik-Shows” bin ich gekommen, weil ich auf der Suche nach Folgen der obskuren Sketchserie ABRAMAKABRA über ein paar Mitschnitte der legendären PLATTENKÜCHE gestolpert bin. Und dann gab eins das andere und ich verbrachte den Abend damit, deutschen TV-Schrott der letzten 50 Jahre zu schauen. Es gilt die Devise: keine Zeit ist verschwendet, wenn man aus ihr noch einen Blogbeitrag quetschen kann. Also teile ich diese Erfahrung mit euch.
Vorab: Das hier ist keine vollständige Liste und keine kritische Analyse. Es geht mal wieder darum, wie ich die Welt wahrgenommen habe.
Nach Jahren unsäglicher Schlager-Shows und Operetten-Galas war der BEAT-CLUB (ARD, 1965-72, 83 Folgen) so eine Art Urknall der Jugendkultur im deutschen Fernsehen. Die Art, wie man die erste Episode fast entschuldigend ankündigte, sagt viel über den Zeitgeist.
Ich kann mich nicht erinnern, ich war noch nicht geboren. Aber Papa hat mir oft davon erzählt – besonders von Uschi Nerke, auch wenn die rückwirkend betrachtet wirklich spektakulär inkompetent und augenscheinlich nur fürs Auge gecastet worden war:
Der BEAT-CLUB starb mit dem Beat in den frühen 70ern, die von zwei anderen Musiksendungen dominiert werden sollten, die man damals als “spießig” und “rockig” unterschied. Fangen wir mit der HITPARADE an (ZDF, 1969-2000, 368 Folgen), lange Jahre das autoritär geführte Königreich Dieter Thomas Hecks, mit Musik vom Band, aber die Stimmen live und auf deutsch (was sich in den 80ern ändern sollte):
Kann man in der Tat unsäglich finden (Udo Jürgens weigerte sich, mitzumachen), aber es war wenigstens eine Musiksendung, die sich konsequent auf die Musik konzentrierte. Und man war durchaus in der Lage, sich Musikströmungen der Zeit (z.B. NDW) anzupassen. Ohne die HITPARADE hätte der Popschlager der 70er vermutlich nie seine Blütezeit erlebt, viele “Stars” wie Bernhard Brink und Marianne Rosenberg verdanken der Sendung ihre Karriere.
Die “rockige” Musiksendung der 70er war in der Rückschau eigentlich viel schlimmer: Licht aus, Spot an – jaaaaa! Hallo Freunde! Hallo Ilja!
DISCO (ZDF, 1971-1982, 133 Folgen). Am Anfang versuchte man noch, redaktionelle Beiträge unter die Vollplayback-Auftritte zu mischen, später bot man Moderator Ilja Richter immer mehr Platz, sein Minustalent als “Comedian” auszuspielen. Sein ganzes Conferencier-Gehabe ist mir ebenso zuwider wie die völlig an der Popmusik vorbei inszenierten “Sketche”. Legendär das brettpeinliche Comedy-Duett mit Berti Vogts. Oder das hier:
Die Sendung wurde auch nie ihrem Titel gerecht – statt sich auf jugendorientierte Popmusik zu konzentrieren, brachte man genauso willkürlich Schlager, Folk, Heavy Metal und Country – nur um am Ende das Playback so langsam runterzufahren, dass die Sänger sich bei dem Versuch blamierten, zum immer leiseren Ton noch den Gesang zu heucheln.
Trotzdem war DISCO in vielerlei Beziehung eine Vorlage. Dazu kommen wir noch.
Wer in den 70ern tatsächlich Rock- und Popmusik hören wollte, der musste zu späterer Stunde auf den MUSIKLADEN warten (ARD, 1972-1984, 149 Folgen), die “echte” Fortsetzung des Beat-Clubs.
Anfänglich auch noch mit Comedy-Elementen flirtend, setzte man zunehmend auf den Vorteil der späteren Sendezeit und die Zeigefreudigkeit der GoGo-Girls:
Lacht nicht – in den 70ern war das ein echter Pubertätsbeschleuniger wie Ingrid Steeger – wir hatten ja noch nix von Samantha Fox oder Sabrina gehört.
Wer von den 70ern bis in die 80er echter Musikfan war und Bands live und in voller Länge hören wollte, der musste alt genug sein, um im Dritten Programm bis zum Rockpalast aufbleiben zu dürfen (WDR, 1974-86). Hier tummelten sich die Legenden, das konnte man ernstnehmen:
Der Rockpalast war im Grunde kein festes Format, präsentierte immer mal wieder komplette Konzerte und war generell mit einem treffsicheren Geschmack ausgestattet. Der WDR hat ein paar tolle Videos in seiner Mediathek.
Und JETZT kommen wir zum eigentlichen Kern dieser Rückschau – der unglücklichen Verzahnung von Musik & Comedy im deutschen Fernsehen ca. 1975 bis 1985. Ich habe mich oft schon gefragt, woran es lag, dass man diese Paarung für unverzichtbar hielt. War die Idee, einfach nur Musiker und ihre Musik zu präsentieren, für die öffentlich-rechtlichen Sender zu radikal? Oder (was ich für wahrscheinlicher halte) wollte man einfach einen Haufen Autoren, Redakteure und Bühnenbildner in Lohn und Brot halten?
Die schon erwähnte PLATTENKÜCHE war das erste wirklich populäre Format dieser Gattung (3. Programm und ARD, 1976-80, 28 Folgen). Hier wurde das Urverbrechen begangen, die Sketche nicht zwischen den Songs zu platzieren – die Songs wurden einfach unterbrochen, damit Zander, Feddersen und Co. ein bisschen blödeln konnten:
Die Masche von Zander, möglichst schmierig und frauenfeindlich zu wirken, hat heute einen sehr unangenehmen Beigeschmack. Ich gestehe aber: wir fanden die Sendung damals knorke. Der Zander war eine coole Sau.
Schaut man sich alte Folgen der PLATTENKÜCHE an, so kann man auch durchaus interessante Entdeckungen machen – was mag wohl aus der Band THE STRIPES mit der süßen Sängerin geworden sein?!
BANANAS (ARD, 1981-84, 28 Folgen) war der direkte und auch spirituelle Nachfolger der PLATTENKÜCHE, wieder mit Zander, aber um der Schauwerte willen mit Olivia Pascal statt Helga Feddersen. Die Mischung z.B. dieser Sendung kann den Schädel platzen lassen: Oliver Onions, Milva, Madness, Gilbert O’Sullivan.
Die Wikipedia bemerkt denn auch korrekt:
“Inhaltlich bestand der größte Unterschied darin, dass Musikdarbietungen und Sketche aufeinanderfolgten, also die Musik nicht mehr durch Sketche unterbrochen wurden.”
Der Wahn, für wirklich ALLES individuelle Bühnenbilder zu bauen, fand seinen Höhepunkt bei diesem frühen Depeche Mode-Auftritt – ich kann nur mutmaßen, dass Dave Gahan um “lots of chicks” gebeten hatte:
Ich weiß nicht, was Frank Zander dazu befähigte, der “go to”-Moderator für diese Formate zu sein, aber mit VORSICHT MUSIK! (ZDF, 1982-84, 11 Folgen) bekam er zeitgleich zu BANANAS ein Konkurrenzformat. Auch hier die übliche Mischung aus aktueller Musik, zotigen Sprüchen und ein bisschen Comedy. Highlight dabei: die drollige und von Hugo Egon Balder (!) gesprochene Hundefigur “Herr Feldmann”:
Der WWF-Club (ARD Vorabend WDR, 1980-90, ca. 400 Folgen) gehört eigentlich nicht hierher, der war eher eine bunte Mischung für den Vorabend, in der Musik nur ein Randthema darstellte. Aber in seinem anarchischen “spirit”, der Heimat beim WDR und der Begeisterung auch für abseitigere Acts ist der Club durchaus ein Kind seiner Zeit. Außerdem gab es vor ein paar Jahren eine großartige Doku über die Geschichte der Sendung, die ich euch allen ans Herz legen möchte. Hier erfährt man u.a,, warum teilweise so obskure Sänger gebucht werden mussten.
Das erklärt z.B. den Auftritt vom Soap-Schönling und späteren B Movie-Schlagetot Lorenzo Lamas, auch bekannt als langhaariger RENEGADE in den 90ern:
Dem WWF-Club verdanken wir übrigens die Karriere von Jürgen von der Lippe.
In diese Ära fällt auch der Start der sicher einflussreichsten Musiksendung der 80er – FORMEL EINS (3. Programm, 1983-90, 307 Folgen). Es mag für heutige Kids kaum vorstellbar sein, aber die Show bestimmte, worüber wir am Mittwoch auf dem Schulhof redeten.
Es war die erste Sendung, die konsequent auf Videoclips setzte, vier Jahre vor dem Start von MTV in Deutschland. Hier blieb der Schlager tatsächlich weitgehend außen vor. Legendär die aus Jugendschutzgründen ins Spätprogramm verschobene Erstausstrahlung von Michael Jacksons THRILLER-Video.
Falls sich jemand fragt, was aus Schnarchnase Peter Illmann geworden ist: der hat passenderweise eine Sendung beim 80s80s-Radio.
Es wäre ein schöner Erzählbogen, FORMEL EINS als die Reifung des Musik-Fernsehens zu bezeichnen und das Ende der albernen Sketch/Musik-Kombos, eine Rückbesinnung auf die Werte des BEAT-CLUB. Dem stehen aber zwei Dinge entgegen. Zuerst einmal zog FORMEL EINS schon 1985 DAS HIER nach sich:
Gerade unter Ingolf Lück als Moderator setzte man eben doch wieder auf Comedy – in meinen Augen aber erheblich erfolgreicher als bei Bananas & Co.
Und schließlich: Die Zeit der “sketchigen” Musiksendungen war noch gar nicht vorbei. Man hatte nämlich das Talent und die Spielfreude des jungen Hape Kerkeling entdeckt und gab ihm mit KÄNGURU (ARD, 1985-86, Folgenzahl unbekannt) eine eigene Sendung nach dem bewährten Muster. Leider gibt es keine kompletten Folgen online, aber Zusammenschnitte einiger Sketche:
So sehr ich Kerkelings Begeisterung für Cosplay-Sketche mag – das Känguru selbst war als Figur ein Totalausfall und nicht mit Herrn Feldmann vergleichbar.
Das ZDF wollte dem nicht nachstehen und heuerte immerhin als Otto Waalkes an, der mit RONNY’S POP SHOW (ZDF, 1982-1988) einen modernen Klassiker lieferte, von dem bis heute u.a. die Werbungen der Firma Trigema zehren:
Unfassbarerweise gab es bei RTL Nitro 2017 eine Neuauflage, für die der Affe durch eine Puppe ersetzt wurde – vermutlich aus tierschutzrechtlichen Bedenken:
Durchhalten, wir ham’s gleich! Mit der Show/Comedy-Kombo sind wir am Ende der 80er endlich durch – was aber weniger mit dem sich wandelnden Zeitgeist zu tun hat und mehr mit der Tatsache, dass Rolf Spinrads jung verstarb. Wer Spinrads war? Ein Redakteur beim WDR, der die Formate PLATTENKÜCHE, BANANAS und KÄNGURU erfunden hatte. Böse Zungen könnten behaupten, er hatte damit genau EIN Format erfunden und ad infinitum ausgequetscht. Sein letztes Projekt war eine neue Version von Känguru mit (seufz) Frank Zander und Isabell Varell gewesen, weil er sich mit Kerkeling überworfen hatte. Aber davon wurde nur eine Folge produziert, bevor Spinrads in die Grube ging:
Mit Spinrads starb nach über 10 Jahren endlich auch das Konzept dieser Sorte Sendung – und ich kann nicht sagen, dass mich das stört.
Ich kann diesen Beitrag allerdings nicht beenden, ohne die EXTRATOUR zu erwähnen (ARD, 1985-89, 19 Folgen), die einzige Sendung, die das Versprechen der konsequenten Anarchie zumindest streckenweise einlöste, die Zuschauer ärgerte, politisch aufmüpfig war und immer wieder Stress mir dem produzierenden Sender riskierte. Dafür bekam man sogar den Grimme-Preis. Musik war zwar nur Nebensache, aber dennoch ist EXTRATOUR für mich die perfekteste Zeitkapsel des Lebensgefühls der 80er Jahre zwischen Zauberwürfel und Friedensdemo, zwischen TITANIC und C64. Take it away, Margarete!
So, das sind meine gesammelten Erinnerungen an das deutsche Musik-Fernsehen und ich meine, nichts vergessen zu haben. Ab den 90ern haben neue Sender für neue Zielgruppen produziert, da war ich dann raus.
Was waren denn eure Favoriten damals? Durftet ihr lange genug für den MUSIKLADEN aufbleiben? Habt ihr Konzerte im ROCKPALAST mit dem Kassettenrekorder mitgeschnitten? Habt ihr FORMEL EINS nur eingeschaltet, um Sabrina mit BOYS BOYS BOYS zu sehen? Beichtzeit!
Mein Favorit war damals “Pop Stop” (vorher Szene’73”) mit Thomas Gottschalk und Anthony Powell Ende der 70er.
Davon habe ich noch nie gehört.
Hier sind sie kurz am Anfang zu sehen: https://youtu.be/JGRdKjttOvg
Und der Wikieintrag zur Sendung: Szene (Fernsehsendung) – Wikipedia
Gottschalk war aber damals nicht so der KISS-Fan, wenn man die Endbemerkung so anschaut: https://youtu.be/5KKEx3Pnl_8
Gottschalk war mit 20 schon ein spießiger alter Mann.
Ist mir damals nicht so aufgefallen, aber es stimmt. Ich dachte besonders in seinen Interviews, dass ihm irgendwie die Tiefe fehlt, aber es ist nicht nur das.
EXTRATOUR hab ich geliebt…
Ich auch, das war großartig
Dankeschön, durch den Clip von “Achtung Musik” weiß Ich endlich wieder wo Ich damals als Kind “Pass the dutchi” gesehen und lieben gelernt habe.
Ich werfe mal Ohne_Filter des SWF/SDR in die Runde
https://de.wikipedia.org/wiki/Ohne_Filter
Auch nicht gesehen – vermutlich falsches Drittes Programm.
Jau.. “Ohne Filter” war auch meins..
Den Rest hier hatte ich erfolgreich verdrängt.
Speziell Ilja Richter.
Die Spielszenen waren zum Fremdschämen..
“Licht aus! WUUUM! Spot an! Jaaaa! Hallo Freunde!” – “Hallo Ilja!” Das ist in der Festplatte so eingebrannt! Am Schlimmsten waren seine gespielten – äh – ja – was war das eigentlich? Ich kannte den Begriff “Fremdschämen” damals noch nicht, gab es wohl auch noch nicht, aber das war schlimm! Es gab auch immer etwas für das “normale” Publikum. Aber Suzie Quatro, Smokie, Abba usw.: Da war schon Tolles dabei.
Hitparade war fester Bestandteil in unserem familiären Fernsehkonsum. Es war ja auch nicht alles schlecht. Das Wertlegen auf Live-Gesang fanden wir immer richtig gut. Und, ja, ich weiß, ich nerve vielleicht, die Qualität der Produktion war echt hoch. Keine Trickserei, Studiomusiker, Sänger jeglichen Geschlechts, die oft wirklich singen konnten. Katja Ebstein, Marianne Rosenberg, Vicky Leandros und und und.
Den Beat-Club erinnere ich noch dunkel, weil meine älteste Schwester und mein älterer Bruder das sahen und hörten. Meistens habe ich draußen herumgetobt, meine Eltern haben irgendetwas Produktives getan und meine Geschwister waren dann im Wohnzimmer.
Musikladen habe ich selten geguckt, aber nicht regelmäßig, weil die Sendezeit (ich weiß nicht mehr, wann die war) mit den Interessen meiner Eltern kollidierte.
Alles danach war mir egal. Formel 1 konnte ich wirklich nicht ertragen. Ich mochte damals viel der aktuellen Musik, fand einiges blöd, aber vor allem die Sendung an sich einfach nur nervig. Besonders so etwas wie eben Sabrina mit ihrem “Boys” fand ich so dämlich! Das war überhaupt nicht meins. Und, weil Du darauf hingewiesen hast, habe ich kurz angeklickt: Ja, immer noch nervig.
Ich möchte noch an (den legendären) MUSIK CONVOY (1984-85 im WDR Vorabendprogramm) erinnern! Geniale Idee: Ein Truck mit ausklappbarer Bühne fährt jedesmal in ein anderes Dorf in der tiefsten nordrheinwestfälischen Provinz um dort für die Dorfjugend ein who-is-who der eher alternativen Musikszene auftreten zu lassen.
Moderiert wurde u.a. vom coolen Alan Bangs und dem damals-schon-nicht-so coolen Robert Treutel (der uns später als Bodo Bach belästigte).
Die Auswahl der Künstler war erstaunlich: New Order spielten (als einzige Band) komplett live, Depeche Mode, Marc Almond, The Cure, Grandmaster Flash, 10.000 Maniacs, Bronski Beat, R.E.M, Alphaville, Bon Jovi, Falco, Grönemeyer, Westernhagen, Lindenberg, Nick Cave, Go-Betweens, RAMONES, Sade, Propaganda, O.M.D. , Chameleons, John Cale, Xmal Deutschland, um nur einige zu nennen.
Außerdem starteten hier Die Ärzte ihre großartige Karriere!
Legendär außerdem der Auftritt der britischen Psychobilly Band King Kurt, die den Dorfplatz in einen Schlachtplatz werwandelten in dem sie säckeweise Mehl und Eier um sich warfen und am Ende den Ausspruch “everything but the kitchen sink” widerlegten, als sie ein Waschbecken aus einem Abbruchhaus in die pogende Menge schleuderten. Ach ja: Everything But The Girl sind auch da gewesen.
Einfach mal bei Youtube “Music Convoy” eintippen und sich in den Kaninchenbau fallen lassen.
Jau, wurde gestern auch auf Facebook mehrfach erwähnte. Kannte ich schlicht nicht. Der Auftritt von Billy Idol im Freilichtmuseum ist eine Schau.
Super Tip, danke:-)
Wir in der DDR hatten ja nüschts, nur “Rund” und den “Kessel Buntes” 🙂 Naja zugegeben, ARD & ZDF und den naheliegenden Dritten, in meinem Fall war das der NDR. Formel Eins war meine Zeit, schön mit dem Kassettenrekorder am Fernseher angeschlossen und aufgenommen. Und mich dabei geärgert, dass, anders als im DDR-Rundfunk (DT-64 z B) die Videos bis auf eines nie ausgespielt wurden.
Am Vormittag des 31.12. war dann immer “Peters Pop Show” Pflichttermin.
Den “Rockpalast” habe ich erst sehr spät entdeckt, dafür dort aber eines meiner absoluten Lieblingskonzerte gefunden. ZZ Top aufgenommen 1980. Legendär. (auf youtube zu finden)
Na ja, ihr hattet auch BONG.
Stimmt, vor der Wende als Sendung, nach der Wende als Inhaliergerät 🙂
Ich bin ja als ’84 geborener ne Idee zu Jung, möchte aber trotzdem zwei Anekdoten einwerfen:
Hier nahe Bremen gibt es ja den Radiosender “Radio Bremen 1” und da gab es eine Radio-Spin-Off “Beat Club” Sendung mit der Uschi Nerke als Moderatorin so grob ende der 90er immer Samstags zum frühen Nachmittag* – also dann wenn man mit seinem Pappi zum Baumarkt etc gefahren ist.
Über die Sendung hab ich viel Musik aber auch Hintergrundinfos der 60er / 70er mitbekommen und hab die als durchaus gelungen für mich wahrgenommen. Musikalisch hat mich das durchaus geprägt und später auch zum Punk, Metal und Co geführt.
(Damals lief sonst überall nur sehr seichter Pop, Hip-Hop, auch auf MTV)
Den Rockpalast hab ich dann sowohl als Wiederholungen als auch mit aktuellen Zeugs dann ab meiner Jugend in den frühesten 2000ern bis ja, recht lange, sehr wohlwollend kennengelernt, da die ein tolles Spektrum der “echten” Rockmusik sowohl sanfter als auch härter abgedeckt hatten, gegenüber den damals enorm popptigen MTV einheitsbrei und pre Youtube** eine echte Bereicherung – die alternative waren oft nur recht teure Konzert-DVDs die manchmal auch “Qualitativ im weiteren sinne” nicht mithalten konnten.
*(Es gibt die Sendung noch immer, aber AFAIK nicht mehr mit der Uschi)
**Auf YT war ja auch in D sehr sehr lange alles mit Musik geblockt, also definitiv bis in die 2010er
“disco” war meine erste Begegnung mit Fernsehmusik jenseits der gnadenlosen Hitparade.
Aber schon damals fragte ich mich, warum das Publikum, gern mit dem Rücken zum act, vollkommen sediert herumsitzt & anscheinend auf einem anderen Planeten weilt, während die jeweilige Band zumindest versuchte, so zu tun als ob. Oder hatten die im Studio keinen Ton an?
Ein Rätsel.
Schaut man sich die alten Sendungen an, dann merkt man schnell, dass der Deutsche eher zur lethargischen Anwesenheit als zur begeisterten Teilhabe neigt.
Bei der Hitparade oder dem “Blauen Bock” etc. wurde doch auch immer begeistert & gnadenlos mitgeklatscht, ob es nun passte oder nicht – daran kann es nicht gelegen haben.
Nur beim “Hallo Ilja” wachte man damals kurz auf, oder “spot an”, danach schliefen die studiogäste weiter.
warum nur?
Die hofften vielleicht die ganze Zeit darauf, kurz im Bild zu sein – und dann muss man ja seriös wirken. Oder so.
Das Meiste, eigentlich bis auf ein paar Folgen FORMEL EINS, kenne ich nur aus Retro- Tagen bei ZDFneo oder Ähnlichem. Bin mit Jahrgang 81 zu jung um das wirklich aktiv miterlebt zu haben. Bei FORMEL EINS ist bei mir auch, bis ich irgendwann mir in etwas gesetzterem Alter die Sendung in der Rückschau angesehen habe, bis zu jenem Zeitpunkt dass krass bunte Intro mit dem hippen Hund und dem schmissigen YELLO Song hängen geblieben.
Von DISCO habe ich, glaube ich, sogar mehr Folgen als von FORMEL EINS gesehen, da es hiervon immer wieder Sondertage gab an denen 24 Stunden nichts anderes gelaufen ist.
Was bei mir aber hängengeblieben ist, wenn auch nur bruchstückhaft, war RAGAZZI mit Ingo Schmoll, aus den späten 80ern bzw. gaaaaaaaaaanz frühen 90ern bei RTL. Dem RTL vor SAMSTAG NACHT, dem RTL mit DALL-AS und PRONTO SALVATORE.
Komischerweise kenne ich kaum jemanden der sich an die Sendung erinnert. Scheint aber eine ziemlich coole Sendung gewesen zu sein, wenn man den paar clips bei youtube glauben schenken darf: da werden die RAMONES interviewt und es gibt einen kleinen Bericht zu THE MISSION. Im Gegensatz zur FORMEL EINS war das doch eher düster/ hart statt bunt/ fröhlich.
Diese Sendungen warfen in mir als damals junger Mensch so viele Fragen auf.
Diese: “Warum finde ich das alles nicht lustig? Es soll ja lustig sein, und das machen ja Leute, die Geld dafür bekommen, dass es dann auch lustig ist.”
Und diese: “Mögen die anderen Zuschauer den wirklich, diesen Lück? Irgendwer?”
Und vor allem diese: “Bin ich schwul?” Bei diesen “Go-Go-Girls” lief es mir als Jugendlichem eher kalt den Rücken runter als das ich heiße Gedanken bekommen hätte. Alle anderen sprachen über so etwas. Ich hab’s wirklich versucht. Heimlich geschaut, schon nackig. Nein, das ging nicht, das war’s nicht.
Manchmal rätsel ich heute noch, ob das fast alle anderen Männer toll finden oder ob es tatsächlich so ist, dass fast alle das unsexy finden (und Lück und dessen Nachfolger unlustig) und es den Machern nur keiner erklärt.
Ich bin übrigens nicht schwul, fand ich später dann raus.
Sorry, aber Lück war gut. Nicht immer, nicht überall, aber in Formel Eins.
Das habe ich alles ganz genau so gesehen! Sogar das mit den GoGos. Das Einzige, was ich daran gut fand, und heute noch gut finde, ist, dass Nacktheit möglich war.
Ich finde und fand auch den Lück unlustig. Aber, wie gesagt, ich habe ihm in Formel 1 auch keine Chance gegeben, weil ich die Sendung an sich nicht mochte.
Keine “richtige” Musiksendung, aber MOSKITO vom SFB hat zumindest mir Die Ärzte bekannt gemacht. Sonst war FORMEL EINS tatsächlich Pflicht, mit angestöpseltem Kassettenrekorder zum aufnehmen der coolsten Songs.
Also kleinen Moment mal:
Du sagst:
Also ich glaube das mag mein Kumpel von damals, der Peter Illmann nicht so gerne hören, der hatte übrigens endlich sein viel zu spätes “Coming-Out” und pendelt zwischen München und Brüssel hin und her, denn dort lebt seine ewige Lebensliebe Burckhardt. Hab ich etwa jetzt zu viel aus dem Nähkästechen geplaudert? Ich hatte damals einen ungemeinen tollen AHA-Sweater von Peter geschenkt bekommen, den hat meine große Schwester getragen bis der sich aufgelöst hat. Peter war schon ne eigene Nummer. Und mit dem, wie hieß der noch, der das auch mal moderiert hatte, äh, moment, fällt mir gleich ein, ja, Kai Böcking. Der hat ja immerhin 120 Sendungen moderiert, also fast doppelt so viele wie Peter Illmann. Kai spielte übrigens in dem Filmhochschule München Abschlussfilm “Josefine,” (1989), von Regisseurin Susanne Aernecke mit, in dem ich die Hauptrolle übernahm. Das war also 6 Jahre nach dieser unterirdischen Erfahrung mit Martin Moszkowicz, Nikolai Müllerschön und dem Team von STARFILM, München.
Ich wollte auf das Coming-Out von Illmann nicht eingehen, weil man dann unterstellen könnte, ich würde das irgendwie in einen Kontext setzen. Ich fand ihn als Moderator einfach sehr öde, schwul oder nicht. Der Böcking war lange bei Radio GONG und ich nebenan bei der TV-Zeitschrift GONG. Richtig kennen gelernt haben wir uns aber erst, als ich Kandidat in seiner Sendung RISIKO war. Als Moderator war er noch blasser als Illmann. Für mich prägten Lück und Tücking die Sendung.
Warum hast Du keine Kleine Welt Emojies? Das ist ja köstlich und zum auf den Mond schießen….wenn ich Dir jetzt noch sage dass ich für 13 Jahren in einem nur 30 qm Appartement auf der Hohenzollernstraße 34 gelebt habe, dann wirst Du feststellen, dass wir uns irgendwie wohl mal über den Weg gelaufen sein müssen. Irre. Vielleicht auch nur beim Bella Italia, wo ich damals Stammgast war, weil die so eine lecker Saltimbocca a la Roma hatten, mmmhhhh krieg schon wieder Kohldampf. Nee, Peter ist cool damit, und ich glaube er weiß selber nicht, warum er damals so erfolgreich war. Er war für mich immer das Paradebeispiel von Introvertiertheit, was bei dem Beruf eigentlich wie eine Bleikugel um die Fußgelenke wirkt. Ja, Du hast ja ganz recht, mit Ingold und Stefanie. Die arme Stefanie ist ganz plötzlich gestorben habe ich gelesen. Schlimm. Echte Kacke wie schnell es mal Aus sein kann. ;-( R.I.P Stefanie Tücking.
Das ist ein Detail über Illmann, das mir völlig unbekannt war. Nicht, dass die sexuelle Neigung eine besondere Rolle spielt, jedenfalls fehlen mir dafür irgendwie die Antennen.
Nicht schlimm, spielt überhaupt keine Rolle. Deine relevanten Antennen, Dietmar, sind wunderbar ausgeprägt.
Danke! Gleichfalls!