12
Aug 2021

First Look: WHAT IF…?

Themen: Film, TV & Presse |

Es ist kaum vorstellbar, aber wir sind jetzt schon bei der vierten neuen MCU “limited series” binnen eines Jahres – und die Messlatte ist sehr hoch gelegt. WANDAVISION war eine exzellente Meditation über Wirklichkeit und Wahrheit in der Realität der Superhelden, FALCON & WINTER SOLDIER eine krachend-kompetente Fortschreibung des Captain America-Mythos, und LOKI erst neulich eine verspielt-kosmische Eröffnung des Multiverse, dem sich die nächste Phase des MCU widmen soll.

Und weil Marvel mir immer wieder das Gefühl gibt, genau das zu machen, was ich haben will, folgt eine aufwändige Trickserie basierend auf den WHAT IF…?-Comics mit meinem absoluten Lieblingsthema: Alternativwelten. Can’t help it, I’m a fan. Ob Dicks MAN IN THE HIGH CASTLE, Basils WENN DAS DER FÜHRER WÜSSTE, Harris’ VATERLAND, die Elseworld-Comics von DC oder Filme wie THE FINAL COUNTDOWN – ich bin dabei. Es hat für mich eine unerklärbare Faszination, die Welt zu sehen, wie sie nicht ist, aber fast hätte sein können. Alternativen, Varianten, Facetten, Möglichkeiten.

Neun Episoden sind für die erste Staffel geplant – neun frische Blicke auf das MCU unter der Prämisse, dass kleine Entscheidungen große Auswirkungen haben.

Den Anfang macht “What If… Captain Carter Were The First Avenger?” – eine verführend simple Idee: nicht Steve Rogers, sondern Peggy Carter wird zum Subjekt des ersten Supersoldaten-Experiments. Als Wonder Woman-eske Überfrau gelingt es ihr nach einigen Problemen mit der Männerwelt, sich als führende Kraft im Kampf gegen Hitler und Hydra zu beweisen. Steve wird deshalb ein neues Schicksal zuteil – und der Red Skull ändert seine Pläne…

Holy shit.

30 Minuten Perfektion.

Fehlerlos.

Unfassbar.

Ich bin damit überfordert, die Episode angemessen zu besprechen, denn hier ist alles in einem Maße großartig, mitreißend und überzeugend, dass ich eigentlich nur wie ein Schweinchen quieken kann, dem man den Bauch krault. Diese extrem komprimierte und damit in jeder Sekunde Vollgas gebende Alternativ-Version des ersten Captain America-Films rockt die Hütte härter als die Vorlage, ist vollgepackt mit Twists, Referenzen, brachialer Action und geschliffenen Dialogen. Gerade so realistisch, wie es zur emotionalen Involvierung des Zuschauers nötig ist – und so cartoony, wie es der Unterhaltungsmaximierung dient. Die Integration von Licht und Schatten, von “lens flares” und Unschärfen ist hypnotisch.

Weil ein Bild mehr sagt als 1000 Worte, habe ich euch die schönsten Szenen mal abfotografiert – wer auf diese Galerie klickt, wird allerdings massiv gespoilert, also: proceed at your own damn risk.

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Ja, das sieht alles wirklich so toll aus. Und es ist animiert wie Butter. Ich wurde (sicher nicht zufällig) an die legendären Superman-Cartoons von Max Fleischer erinnert, die einen ähnlich flüssig-grandiosen Stil drauf hatten.

Was aber viel wichtiger wiegt: Im Gegensatz zu den CGI-Filmen wie FINAL FANTASY oder den aktuellen DCEU-Trickfilmen wie LONG HALLOWEEN erlaubt die verwendete 3D-Animation im Zeichentrick-Stil eine bisher nicht dagewesene Übertragung von Emotionen über den Sprecher in die Figuren. Die Gesichter in WHAT IF…? leben, sie atmen, sie leiden und lachen. So schwer es üblicherweise ist, Empathie für “realistische” Trickfiguren aufzubringen, so mühelos gelingt das hier.

Marvel makes it look easy.

Man kann argumentieren, dass es schöner wäre, im Verlauf der Staffel wie bei “Love, Death & Robots” mit verschiedenen Animations-Stilen zu experimentieren und den Look etwas mehr den Figuren anzupassen, wie das vor ein paar Jahren bei THOR & LOKI schon schön vorgemacht wurde:

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Andererseits mag es genau so klug sein, einen homogenen Stil zu fahren, der noch dazu perfekt zum etablierten MCU passt und bei dem sich die Animations-Engine auch über die gesamte Staffel amortisieren lässt.

INVINCIBLE war dieses Jahr schon geil, aber wegen der unterschiedlichen Ansätze in Sachen Storytelling will ich zwischen INVINCIBLE und WHAT IF…? keinen Gewinner wählen müssen. Aber WHAT…IF? ist tatsächlich mehr als eine verflucht gute Trickserie. Es ist der Weg in die Zukunft, die Blaupause für ein völlig neues Genre an krachenden Event-Produktionen, die ohne “live action” auskommen.

Mein Gott, Marvel, wie machst du das bloß immer?

Fazit: Eine geradezu empörend unterhaltsame Superhelden-Episode, die perfekt den Spirit des MCU einfängt und Humor mit Herz und krachender Action verbindet. Ein absolutes Highlight und ein neuer Maßstab für TV-Animation, vergleichbar bestenfalls mit “Love, Death & Robots”.

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P.S.: Schwer amüsiert habe ich mich übrigens über diese Schalttafel in der Hydra-Zentrale – wer möchte, kann sich die ja mal vergrößern:



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Martzell
13. August, 2021 13:06

Ich komme nicht hinterher. Bin mit Rick & Morty und American Gods noch nicht durch. Dann Mandalorian Staffel 2 und Loki. Falcon & Winter Soldier hat mich die erste Folge gelangweilt habe ich dann sein lassen. Discovery habe ich auch abgebrochen. Jetzt auch noch What If…? Mittlerweile muss man froh sein über jede interessante Serie die schlecht ist und sich nicht lohnt zu schauen.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
13. August, 2021 16:09

Sieht aus, wie die Appleseed-Serien und Filme der letzten Jahre (halt im US-Stil und nicht im japanischen). Muss man sich wahrscheinlich erst dran gewöhnen, die Idee klingt aber cool (und der Trailer sah nett aus). Habe die Marvel-DC-Amalgam-Mash-ups geliebt, da wurde das „What if“-Konzept auf die Spitze getrieben.

Gottloser
Gottloser
18. August, 2021 18:09

Dein Review gelesen. Das Review von IGN (mittelmäßig) gelesen. Folge 1 geschaut. Du hast Recht.

Tom
Tom
19. August, 2021 16:44

Spätestens mit der zweiten Episode ist mir klar geworden, dass mich das alles nicht interessiert. Diese Not-Canon-Storys sind halt leicht zu schreiben, weil sie keinerlei Auswirkungen haben werden, aber über die Qualität von Fan-Fiction gehen sie auch nicht hinaus.

Die anderen TV-Serien von Marvel gefallen mir deutlich besser; das hier ist eher für Leute, die einfach nicht genug bekommen können. (Sorry, ist nicht böse gemeint, Torsten.)

Dizoneros
Dizoneros
19. August, 2021 17:12
Reply to  Tom

Keine Auswirkungen muss sich noch zeigen – eventuell ist die Serie Teil des Multiversum-Konzeptes, das Marvel auch in den nächsten Realfilmen umsetzt. Übrigens angeblich auch mit einem Auftritt von Captain Carter.

Wo zuerst gesehen? Ach ja.