14
Aug 2021

Ein Dutzend Doppelpacks: Von Popp- und Pop-Stars

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Zum Wochenende Schweinkram – weil sich sonst keiner traut.

Fragt mich nicht, wie ich auf das Thema gekommen bin, aber im Rahmen meiner Video-Retrospektiven fiel mir neulich auf, dass es vor allem in den 80ern einen “Trend” gab, der vermutlich auch nur in den 80ern existieren konnte. Man schnappte sich junge Damen, die in einschlägigen Blättern und Filmen ihre fleischlichen Talente der Welt präsentiert hatten, und steckte sie in ein Tonstudio (oder auch nicht, wie sehr offensichtlich im Fall von Sybille Rauch). Gesangliches Talent optional, wurden die Nackedeis zu Chanteusen umfirmiert und in Sendungen geschickt, deren männliches Publikum es weniger auf die musikalischen Qualitäten ankam: Musikladen, Plattenküche, WWF Club und diverse italienische Shows.

Rausgelassen habe ich ernsthafte Schauspielerinnen, die sich nur rollenbedingt mal ausgezogen haben (Olivia Pascal, Heidi Brühl), und Sängerinnen, die sich dann später für den Playboy ausgezogen haben (Tiffany, Debbie Gibson).

Interessiert das irgendwen? Vermutlich nicht. Aber einer muss diese Sachen ja historisch dokumentieren und einordnen, wenn es sonst niemand tut.


Debbie Neon hieß natürlich nicht Debbie Neon, sondern je nach Quelle Petra Jokisch oder Petra Jokusch. Freigemacht hat sie sich gleich für Penthouse UND für den Playboy, in dem sie es sogar zum Cover-Girl Februar 1984 brachte. Wie viele der folgenden Girls hat sie auch ein wenig geschauspielert, u.a. in Wolf Gremms SF-Dystopie KAMIKAZE 1998. Unter dem Pseudonym Debbie Neon hat sie sich weniger niedlich und mehr Nina Hagen-esk gebärdet – ihre Cover-Version der Talking Heads-Nummer “Psycho Killer” ist… eigenwillig:

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Wahrlich, über Bea Fiedler habe ich hier schon einiges geschrieben. Vom Playboy in den späten 70ern arbeitete sie sich durch den LISA-Bumsfilm und die europäische Schickeria, bis am Ende Reputation, Vermögen und Aussehen futsch waren. Letze Station Promi Big Brother. Schade, dass es zu dieser Single kein Video gibt, das Cover ist ja schon mal vielversprechend.

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Das hier hatten wir an anderer Stelle auch schon. Playboy, Porno, Affären, Absturz – Sybille Rauchs “Karriere” ist fast deckungsgleich mit der von Fiedler und anderen Sex-Starlets dieser Ära. Sehr auffällig ist nur, dass die Rauch im Leben kein Plattenstudio von innen gesehen hat. Das hier ist definitiv von einer ungenannten Profi-Sängerin eingespielt worden.

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Preisfrage – wer sollte eine in all ihrer Ghetto-Hässlichkeit eingedeutschte Fassung von Grandmaster Flashs Rap-Klassiker “The Message” aufnehmen?
1) Ein deutscher Hardrocker mit echter Street Credibility
2) Eine junge Nachwuchsband mit Wut im Bauch
3) Eine Ex-Stewardess, die sich für den Playboy nackig gemacht hat (was sogar dem SPIEGEL einen längeren Artikel wert war)?

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Danuta Lato lief Mitte der 80er unter der Bezeichnung “polnisches Busenwunder” und war ein beliebtes Pinup für Bundeswehrsoldaten und Trucker, weshalb sich auch ihr Kalender wie geschnitten Brot verkaufte. Sie spielte eine Rolle in dem von RTL georderten, aber dann abgelehnten TV-Film “Pommes rot-weiss”, den ich noch dringlich suche. 1987 wagte sie sich ans Mikro – mit erwartbar katastrophalem Ergebnis, aber wenigstens selbst gesungen:

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Kommen wir nun zu einer ganz speziellen Spezies der textilarmen Hupfdohlen – den Italienierinnen. Das sehr show-lastige Fernsehprogramm des Stiefels hat nämlich die Gattung “Sängerin/Tänzerin mit mäßiger Schauspielerfahrung und Nacktdrang” hervorgebracht. So eine wurde bei praktisch jeder Musik-Show dem Moderator zur Seite gestellt. Heather Parisi ist ein ganz gutes Beispiel: 1979 Cover-Girl im Playboy, dann Society-Mäuschen mit unregelmäßigen Gastspielen in Film, Funk und Fernsehen:

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Das klingt bis hierher alles ziemlich zynisch und vielleicht auch einen Tacken chauvinistisch – weil es die Zeit auch war. Als wir hörten, dass Seite 3-Schönheit Samantha “Sammy” Fox eine Platte aufnehmen würde, haben wir alle gelacht. Aber sie hat selber gesungen, anständige Videos produziert und mehr Karriere aus ihrem begrenzten, aber durchaus vorhandenen Talent gepresst, als alle Spötter ahnen konnten. We love you, Sammy!

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Maria Whitaker stammt aus dem gleichen Stall wie Samantha Fox, war Anfang der 80er ein sehr populäres Nacktmodell in Herrenmagazinen und auf Seite 3 der SUN. Sie erreichte allerdings nie die große internationale Popularität. Den deutschen Fans dürfte sie hauptsächlich als Cover-Model des Prügel-Spiels BARBARIAN bekannt sein. Ihre Gesangs”karriere” war kurz und schmerzlos:

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Wer Samantha Fox sagt, muss auch Sabrina sagen – ihr Video “Boys boys boys” war damals ein echter Pubertätsbeschleuniger. Im Gegensatz zu vielen italienischen Kolleginnen hat sie es tatsächlich geschafft, sich dauerhaft in das Gedächtnis ihrer Generation einzubrennen. Man kann ihr für nix böse sein.

https://youtu.be/iwyL5BzC1Lg


Das hier muss ich nun vorziehen, weil es hier reingehört: das Projekt CANDY SIX ist eines dieser zynischen Eurodance-Projekte, für das man wechselnde Ischen hinter den Autotune-Filter geklemmt hat mit dem primären Ziel, die “Musik” über räkelnden Sexappeal in den Videos zu verkaufen. Das hier sind zwei  (wohl entfernt verwandte) Playmates, die sich publikumswirksam mit Albernheiten wie einem “Busenkrieg” in die Schlagzeilen hieven ließen. Die Original-Version von Sabrina ist immer noch ungeschlagen – und Sabrina auch.

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Gena Gas ist für mich eins der bizarrsten Beispiele der Gattung italienische Show-Maus. Als Gennarina De Nicola war sie brünett im italienischen Playboy Februar 1980 zu sehen, Als blonde Gena Gas machte sie dann genau die Sorte Karriere, die man für solche Performances erwarten kann.

Bonus fact: der kleine Tänzer ist Peter Bark aus dem Italo-Horror “Burial Ground”!


Über die Karriere mit und ohne Kleidung von Pamela Prati habe ich im Rahmen der SUKKUBUS-Fotostory schon ausführlich geschrieben. Und natürlich hat sich die rassige Italienierin auch als Pop-Diva versucht – oft genug mit Strip-Einlagen für das männliche Publikum.

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Wir gehen langsam in die Zielgerade. Brigitte Nielsen weicht etwas vom Klischee ab – eigentlich Model, als Freundin von Stallone dann auch Schauspielerin in diversen größeren Hollywood-Filmen, aber letztlich ohne die prominente Unterstützung dann schnell bei Nacktrollen und Pop-Hits mit suggestiven Texten gelandet. Das Duett “Body next to body”, ein Tiefpunkt in der Karriere von Falco, drängt sich auf, aber ich finde “No more turning back” auch wegen des spektakulären Outfits passender für diese Rubrik:

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Mit den 90ern, spätestens mit den 00ern ist diese Form von Erotik-Pop weitgehend ausgestorben – auch, weil die arrivierten Sängerinnen selbst ihre Videos immer mehr als laszive Performances inszenieren. Der Sex ist im Pop längst dauerpräsent und muss nicht mehr injiziert werden. Eine Ausnahme, die ich noch finden konnte, ist dieser Versuch der zu früh verstorbenen Anna Nicole Smith, mit einem Song das Drama um ihre Ehe zu einem steinreichen alten Knacker zu ironisieren:

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Und das war es dann auch schon. Große Karrieren wurden hier nicht geboren. Die Videos schaut man besser mit runter gedrehtem Ton. In manchen Fällen ist das erträglich (Samantha Fox), in anderen unsäglich (Gena Gas). Wie seht ihr das?

NACHTRAG: Ein Leser hat das hier eingereicht – schauerlich beginnt nicht mal, dieses Debakel der schlimmsten Eurodance-Steinzeit zu beschreiben. Ich hab’s übersehen, weil ich Porno-Praline Dolly Buster immer schon grenzwertig fand:

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Gerrit
Gerrit
14. August, 2021 17:16

Horizont erweiternd, danke dafür. Als Sexbömbchen eine Popkarriere ausgerechnet mit Talking heads zu starten, finde ich amüsant, und dann auch noch psycho killer.

McCluskey
McCluskey
14. August, 2021 20:50

Der junge Mann ab 00.25 min im Dolly Buster-Video hat das Problem vollumfänglich erkannt…

PabloD
PabloD
14. August, 2021 23:46
Reply to  McCluskey

In der gleichen Sendereihe trat übrigens auch diese junge Dame hier auf:
https://youtube.com/watch?v=vAcbkrsYePg

Squirrelius
Squirrelius
15. August, 2021 02:47

Man könnte eigentlich noch Lolo Ferrari reinpacken. Die hat sich doch auch Mitte/ späte 90er als Eurotrash- Sängerin versucht.

https://www.youtube.com/watch?v=AG7pqCF5spc

Ben
Ben
15. August, 2021 13:19

Ich hätte schwören wollen, dass bei Connie Witteman / Vanessa die Karriere-Reihenfolge auch umgekehrt gewesen wäre. Aber sie sang doch erst, bevor sie sich auszog.
https://www.youtube.com/watch?v=zeH2Um-yOrA (von 1982)
Die niederländische Wikipedia erinnert sich: “De Nederlandse editie van Penthouse publiceerde in december 1986 foto’s van Vanessa (“voor het eerst bloot, zoals ze nu is”).”

Last edited 2 Jahre zuvor by Ben
Olaf
Olaf
15. August, 2021 21:58

Raab hat für die Zielgruppe der 14-30 jährigen in den 90‘igern in seiner Viva Samstag Abend Show die beste Sendung im damaligen deutschen TV gemacht. Vielleicht nur übertroffen von Schlingensiefs U3000 bei MTV. Hier der Dolly Auftritt nochmal: https://m.youtube.com/watch?v=KbNlX4LxGuE

Martzell
16. August, 2021 12:27

Passt zwar nicht, aber die Musikvideos der ukrainischen Band NikitA waren äußerst einprägsam. Das ganze Konzept der Musik ist zwei nackte Sängerinnen in möchtegernsexuellschockierenden Musikvideos auftreten zu lassen. Irgendwann waren die dann auch nackt im Playboy. Mittlerweile sind sie zur dritt habe ich gerade herausgefunden. https://youtu.be/eZP_Rv-mBwU

Rainbow Warrior
Rainbow Warrior
23. August, 2021 11:41

Wenn ich mir das alles anschaue und mir die Karrieren dieser Frauen als Wichsvorlage ausmale, dann komme ich zu dem Schluss:

Ich bin ein Mann. Ich bin heterosexuell. Aber irgendwas unterscheidet mich und meine sexuellen Präfenzen stärker von der Zielgruppe, als ich mich von homosexuellen Dragqueens je unterscheiden könnte.

marcel
marcel
23. August, 2021 12:12

Weil es damals kaum eine Möglichkeit gab, ein Video langsamer abzuspielen oder gewisse Szenen zu wiederholen (verdammtes lineares Fernsehen…), musste man Sabrina auch wieder und wieder schaun, um sicher zu sein, dass man tatsächlich gesehen hat, was man in dieser bestimmtes Szene glaubte gesehehen zu haben. Ganz grosses Kino.