19
Jun 2021

Fantasy Filmfest Nights XL 2021 (5): SON

Themen: FF Nights XL 2021, Film, TV & Presse, Neues |

USA 2020. Regie: Ian Kavanagh. Darsteller: Andi Matichak, Emile Hirsch, Luke David Blumm, Erin Bradley Dangar, Ethan McDowell

Offizielle Synopsis: Als schwangeres Mädchen gelang es Laura, sich aus den Klauen einer satanischen Sekte zu befreien. Nun lebt sie glücklich als alleinerziehende Mutter mit ihrem mittlerweile achtjährigen Sohn David. Eines Nachts kehrt das Grauen jedoch schlagartig zurück: Aufgeschreckt von Geräuschen, findet Laura eine Gruppe Fremder um Davids Bett versammelt. Als die Cops eintreffen, fehlt von den Eindringlingen jede Spur. Dann wird der Junge plötzlich krank. Die Ärzte sind ratlos und bereiten die verzweifelte Mutter auf das Schlimmste vor. Für Laura hingegen steht fest, dass die Vorfälle zusammenhängen und eine dunkle Gewalt sich ihres Kindes bemächtigen will. Zu allem entschlossen flüchtet sie mit David aus der Klinik und verlässt die Stadt. Ein Roadtrip in die Hölle beginnt.

Kritik: Mit THE CANAL, Kavanaghs letztem Film auf dem FFF, konnte ich ja nicht besonders gut. Im Nachhinein mag das auch an mir gelegen haben, denn wie der Regisseur im Vorwort zu seinem neuen Film erklärt, folgt er gerne einer „Traumlogik“, die Lücken und Widersprüche der Handlung zu Gunsten der Spannung und der Figurenentwicklung hinnimmt. Das kann man als bequeme Ausrede nehmen, keine anständige Story zu entwickeln, aber in SON ist es zumindest deutlicher als Stilmittel erkennbar.

Davon abgesehen ist SON auch ein deutlich reiferes Werk, das an den klassischen Sekten/Dämonenkult-Horrorfilm der 70er erinnert, ohne diesen sklavisch nachzuäffen. In kräftigen Farben und den morbiden Charme des verfallenden Mississippi perfekt einfangend, folgt SON einer jungen Frau, deren geliebter Sohn eine seltene Krankheit zu haben scheint, deren Ursache vielleicht nur eine Wahnphantasie ist – aber deren Konsequenzen von blutschmatzender Natur sind.

Klar ist das zu breit gepinselt und mit zu viel Spaß an den Schauwerten, um als „ernster Horror“ zu funktionieren. Aber als knalliger B-Reißer funktioniert SON sehr gut, zumal er an keiner Stelle versucht, sich pseudo-philosophisch aufzublasen oder Erklärungen zu liefern, wo jede Erklärung albern wäre.

Emile Hirsch wird ja langsam so eine Art Veteran des Fantasy Filmfest und hat sich damit abgefunden, nach dem Flop von SPEED RACER keine Hollywood-Karriere zu machen. In dieser Sorte Film ist er sehr gut aufgehoben, auch wenn SON ein klares Showpiece für die sehr ansehnliche Andi Matichak ist, die sich hier die junge Seele aus dem Leib spielt. Sie entwickelt sich gerade schnell (und nicht nur wegen ihrer Rolle in den HALLOWEEN-Neuauflagen) zu einer neuen Jamie Lee Curtis.

So saß ich also bis fast zum Nachspann sehr gut unterhalten im Saal, auch wenn Reihe 4 im CINEMA nicht ideal für den Nacken ist. „bis fast“, weil Kavanagh sich nach dem Finale eine „Pointe“ nicht verkneifen kann, für die ich ihm gerne eine schmieren würde. Scheibenverwerter täten gut daran, sie rauszuschneiden oder wenigstens in die „deleted scenes“ zu verbannen. The less said, the better.

Fazit: Prima Okkult-Reißer, dessen ungewöhnliche Perspektive den Zuschauer konstant im Ungewissen hält und der sich acht Punkte verdient hätte – wenn Kavanagh es nicht mit einem super dämlichen Epilog verkacken würde. Deshalb 7 von 10 Punkten.

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flippah
flippah
19. Juni, 2021 11:33

Ich fand das Ende nicht schlecht, sondern fand es erfrischend, dass man sich klar für eine Deutung entschieden hat.
Sonst hat man das ja ganz oft, dass verschiedenste Optionen angerissen werden und keine so richtig passt. Das finde ich deutlich schlechter.

Martzell
21. Juni, 2021 21:56

Der Film hat ein Vorwort? Wo? Aber cool erklärt dass Logik in der Handlung nicht alles ist und sich auch gerne mal anderen Prämissen unterordnen darf.

BTW: Ich habe dir schon mal zurückgemeldet dass deine Filmkritiken auffallend auf das Drehbuch fixiert sind.

Martzell
21. Juni, 2021 23:54
Reply to  Torsten Dewi

Sorry, ich meinte zu sehr das Drehbuch bewertend.

Martzell
22. Juni, 2021 00:30
Reply to  Torsten Dewi

Nimmt zu viel Raum ein in der Kritik. Für meinen Geschmack. Als Drehbuchautor sicherlich interessant all die Feinheiten zu analysieren.

Gregor
Gregor
26. Juli, 2021 18:51

Du meinst die "Daddy-Pointe“? Sehr gutes Ende, grad gesehen, für solche Filme lieb(t)e ich das FFF.