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Jun 2021

Fantasy Filmfest Nights XL 2021 (9): VOICE OF SILENCE

Themen: FF Nights XL 2021, Film, TV & Presse, Neues |

Südkorea 2021. Regie: Hong Ui-Jung. Darsteller: Yoo Ah-In, Yoo Jae-Myung, Moon Seung-A, Yu Seong-Ju, Shin Tae-Yang

Offizielle Synopsis: Der hinkende Chang-Bok und der stumme Tae-In erhalten die Möglichkeit, ihr karges Eierhändler-Gehalt aufzubessern: als Cleaner für die Mafia! Wann immer es zu foltern und zu töten gilt, beseitigen sie die Schlachtabfälle. Alles ist in bester Ordnung, bis sie auf eine Geisel aufpassen sollen. Die beiden ahnen nicht, wie sehr der Babysitterjob ihr Leben auf den Kopf stellen wird.

Kritik: Für die Genre-Bezeichnung “Crime Thriller” gehört Rosebud verklagt. Das ist Vorspiegelung falscher Tatsachen. Mutwillige Täuschung. False advertising.

Südkorea ist ja gewöhnlich eine sichere Bank auf dem FFF, liefert hochoktane Action, harte Cop-Thriller und düstere Großstadt-Melodramen. Aber es passt zur Schnarchigkeit des bisherigen Festival-Programms, dass mit VOICE OF SILENCE eine sehr softe Gangster-Geschichte präsentiert wird, die zunehmend in eine zarte Freundschaft zwischen einem kleinen Mädchen und einem geistig minderbemittelten Kleingauner abdreht.

Ja, klar ist das ganz nett. Ja, das Mädel ist so süß, wie die Geschichte sentimental ist. Ja, schlimm, dass in Südkorea das Mädchen so wenig Wert hat, dass Eltern im Entführungsfall lieber auf die Tochter verzichten, als Lösegeld zu zahlen. Alles nett, nett, nett. Aber eben auch weitgehend spannungsfrei und bar jeglicher Genre-Elemente. Was hat der auf dem FFF zu suchen? Was zur Hölle war da wieder das Auswahlkriterium?

Die FFF Nights XXL werden zunehmend zur Geduldsprobe. Mir fallen immer wieder die Augen zu. Das kann es doch nicht sein.

Fazit: Ein rührender, aber auch vorhersehbarer und manipulativer Film über eine ungewöhnliche Freundschaft, der in einem anderen Kontext überzeugen würde, aber als FFF-Beitrag einfach zu wenig Wumms mitbringt. Daher nur 6 von 10 Punkten.

https://www.youtube.com/watch?v=KPqKG06QHTE



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Matts
Matts
20. Juni, 2021 16:06

Ich für meinen Teil würde vielleicht 1-2 Pünktchen drauflegen. Ich schätze, ich war grade einfach in der Stimmung für ein bisschen Schmalz. Und in der Hinsicht liefert der Film dann ja auch ab.
Ich würde sagen, mit den ersten 10 Minuten, in denen Chang-Boks und Tae-Ins makabrer Job geschildert wird, hat der Film erfolgreich den Fuß in die Tür zum FFF geschoben. Dass er dann eine ganz andere Richtung einschlägt, damit konnte ich wie oben gesagt leben.
Aber die Bezeichnung “Crime Thriller” ist wirklich rotzfrecher Etikettenschwindel. “Crime Drama” trifft es wohl eher.

Matts
Matts
21. Juni, 2021 11:14
Reply to  Torsten Dewi

Über weite Strecken wohl nicht, nein. Aber vielleicht durch das Ende. Das ist ja nicht wirklich glücklich für alle Beteiligten…

Matts
Matts
22. Juni, 2021 10:21
Reply to  Torsten Dewi

Hm, ich weiss nicht.
Die Mutter der Kleinen kam ja freudig angerannt, aber der Vater hätte das Lösegeld wohl am liebsten gar nicht gezahlt.
Und Tae-In geht höchstwahrscheinlich in den Knast, weil die Polizistin überlebt hat und gerade dabei ist, Verstärkung zu rufen. Gar nicht zu reden von den Menschenhändlern, die ihn jetzt auf dem Kieker haben.
Für mich hatte die allerletzte Szene mit dem Foto etwas sehr melancholisches.
Everyone I know goes away in the end.