Fantasy Filmfest Nights XL 2021 (14): COME TRUE
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Offizielle Synopsis: Sarah will nur eines: endlich wieder richtig durchschlafen! Der immer wiederkehrende Albtraum, der sie in einen langen Tunnel und zu einer finsteren Schattengestalt führt, entzieht ihr jegliche Energie. Mit blassem Teint, rotgeränderten Augen und Kaffeeüberdosis schleppt sie sich durch die Tage. Da entdeckt Sarah den Aushang „Probanden für Schlafexperiment gesucht“ und schöpft Hoffnung. Doch im Labor wird alles noch schlimmer – viel schlimmer. Denn manchmal werden Albträume wahr.
Kritik: What. The. Actual. Fuck.
Es ist eine Sache, wenn ich bei einem Film schon in den ersten zehn Minuten riechen kann, ob er was taugt oder nicht. Es gibt eben gute und schlechte Filme. Es gibt auch langweilige Filme. Und doofe Filme. Was ich aber nicht abkann, sind Filme, die mich die Hälfte der Laufzeit glauben lassen, dass sie eine patente Idee gut umsetzen können – nur um sich dann in der zweiten Hälfte hinzuhocken und mit feistem Grinsen draufzukacken.
COME TRUE ist nicht deswegen besonders schlecht, weil er besonders schlecht ist. Er ist besonders schlecht, weil er so gut anfängt, nur um mich dann zu enttäuschen. Und das mit einer Wucht, die schon Ausnahmecharakter hat.
Ungelogen: Die erste halbe Stunde bin ich voll, dabei, wenn Sarah (absolute Neuentdeckung Julia Sarah Jones, auch wenn sie seit mehr als zehn Jahren im Geschäft ist) mit ihrer Schlafkrankheit und ihren Alpträumen hadert; wenn sie in eine Cronenberg-eske Klinik kommt, deren Forschungen deutlich näher am Werk des Meisters sind als die Produktionen von Cronenberg Junior; wenn die Wissenschaftler eine „unified dream theory“ entwickeln, die den Menschen vom Anbeginn der Zeit begleitet.
Und dann sagt der Film „fuck“ und wechselt komplett den Modus. Statt die Story zu verfolgen, werden nur noch endlose Szenen von leeren Korridoren und Straßen gezeigt, die unsere schlafwandelnde Heldin entlang schlurft, während die Wissenschaftler auf griselige Bildschirme starren. Es passiert rein gar nichts mehr, alles zerfließt zu einem zähen Brei, man hat als Zuschauer das Gefühl, in einem wattierten Raum durch Rohöl zu waten.
Und das ist – anders als z.B. bei CAVEAT – gewollt. Der Fehler ist nicht Inkompetenz, sondern Hybris. Denn in der letzten Szene, mit einer banalen Texteinblendung, versucht COME TRUE noch einmal die Kurve zu bekommen und wirklich ALLES logisch aufzulösen.
Die Antwort? Nicht 23, aber fast genau so doof. COME TRUE basiert auf einem Meme, einem Internet-Witz, eine Creepypasta, den die Macher wohl so provokant fanden, dass sie einen ganzen Film drum gestrickt haben. Und es funktioniert – null. Weil es nichts erklärt, zumindest nicht in einer logischen Form, die mir bekannt wäre. Stattdessen ist es ein billiger Taschenspieler-Trick und eine Zumutung für das Publikum, das 105 Minuten lang versucht hat, die wirren Bilder zu dechiffrieren. Es ist Bobby unter der Dusche.
Kann man das als Experiment in Sachen Traumlogik durchwinken, weil in Träumen ja nichts einen Sinn ergeben muss? Nein. Weil es eben doch ein Film ist, in dem ein Sinn zumindest helfen könnte, wenn man den Zuschauer nicht verprellen will.
Würde ich die Filme vorab recherchieren, hätte ich’s ahnen können – vom gleichen Regisseur stammte schon der strunzdoofe OUR HOUSE.
Es macht mich fassungslos, dass einer der Produzenten der von mir geschätzte Vince Natali ist, der hier vielleicht helfend hätte eingreifen können.
Ein bisschen schäme ich mich ja, aber das Plakat finde ich ziemlich cool…
Ich fand sogar den Film ziemlich cool – kannst dir also vorstellen, wie es mir und meinem Schamgefühl geht… 😀
😀
Bis zum Ende der ersten Hälfte ist er ja auch cool. Aber einen kompletten Film (letztlich sinnfrei) auf eine Creepypasta hinauslaufen zu lassen, ist massiv armselig.