04
Apr 2021

Blackface: Röhlig und der bequeme Rassismus

Themen: Film, TV & Presse |

Es ist etwas ruhiger geworden im Hause SPIEGEL. Abgesehen von den üblichen Ausfällen von Stoko, wie wir Freunde sie nennen dürfen, und einem sehr verunglückten SPIEGEL TV-Beitrag zu einem Corona-“Rebellen” (dazu dieser Tage mehr), muss ich aktuell nur sehr selten die Faust in der Tasche machen. Der primäre Grund ist natürlich die Einstellung des SPIEGEL-Kindergartens bento, der mich fünf Jahre lang über Gebühr beschäftigt hat.

Aber es ist wie nach dem Ende jeder “dunklen Zeit” – ihre Proponenten verschwinden nicht mit den Strukturen, sondern integrieren sich unter neuen Vorzeichen. Es war zu erwarten, dass einige der bento-Autoren anderweitig unterkommen und ihren Quatsch weiter ablassen würden. Neue URL, altes Credo.

Und darum ist es wenig verwunderlich, dass ich mich gestern beim SPIEGEL mal wieder über einen Beitrag ärgern musste – und der Autor ein alter Bekannter ist.

Vorab: “Dieser »Witz« ist Rassismus aus Bequemlichkeit” ist als Kommentar gekennzeichnet. Man könnte das als korrekte Abgrenzung von Reportage oder Artikel sehen, aber ich fürchte, es ist mal wieder die Vorne-Verteidigung gegen jedwede Kritik nach dem Motto “Das SOLL ja gar kein tiefgehend recherchiertes Stück sein, weil ist ja nur Meinung”. Man erinnere sich: bento hat auch gerne nachträglich einen “Meinung”-Button über einen Beitrag montiert, wenn der Gegenwind zu heftig wurde. In der Welt des SPIEGEL ist das so eine Art selbst geschriebene Entschuldigung.

Aber gut, geben wir uns ran…

»Blackfacing« beim BR
Dieser »Witz« ist Rassismus aus Bequemlichkeit

Oha, Rassismus beim BR. Nun gut, beim NDR hätte mich das mehr überrascht und vielleicht sogar schockiert. Beim BR sitzen haufenweise Altredakteure, deren Sozialisation in den 70ern stehengeblieben ist. Die wird man nicht mehr ändern, die muss man aussitzen. Dauert auch nicht mehr lange.

Ein Kommentar von Marc Röhlig

Ich hätt’s wissen müssen. Der Röhlig. Jener bento-Schreiber, dessen primäre Motivation die gespielte Empörung ist, der zu JUSTICE LEAGUE 2017 von “nacken Superhelden” faselte, die es nicht gab und seinen eigenen Artikel später als “dämlich und überzogen” bezeichnete. Nur um dann mit einem ekelerregenden Stück gegen angeblich machtbesoffene Penisvorzeiger endgültig jede Anschein von journalistischer Respektabilität aufzugeben.

Ich gestehe, dass ich vorbelastet bin. Jemand, der einen krass und dokumentiert fehlenden moralischen Kompass besitzt, sollte sich nicht über die mangelnde Feinfühligkeit anderer beschweren. Ich halte Röhlig deshalb für jede Art von Empörungs-Kolumne disqualifiziert. Als Chefredakteur hätte ich nach den letzten Ausfällen von Röhlig verlangt, erstmal ein paar “richtige” Artikel abzuliefern, so mit Recherche und Zitaten und Quellen – und sei es nur zum Beweis, dass er im Zweifelsfall auch was anderes kann als “Was mich aufregt…”-Schulaufsätze…

Aber nein, wir leben in einer Zeit, in der sich massiv selbstüberschätzende Nachwuchsschreiber in Plärrerei üben, in der persönliche Befindlichkeiten als legitime Standpunkte missverstanden werden und rhetorisches Schippchenwerfen als Debattenbeitrag. Man kann als Journalist erfolgreich werden, ohne jemals journalistisch gearbeitet zu haben. Man muss sich nur als “persona” etablieren, als Konfliktmittelpunkt. Der Shitstorm macht die Karriere. Die Gene des Reality-TV prägen ihre Erben im Printbereich.

Und so kann man das Folgende schon ahnen, ohne es gelesen zu haben. Also:

Der Satiriker Helmut Schleich malt sein Gesicht für einen TV-Sketch schwarz an. Der Bayerische Rundfunk will vorab »intensiv« mit ihm diskutiert haben, brachte den Beitrag aber trotzdem. Das zeigt, warum der Kampf gegen Rassismus hierzulande nicht vorankommt.

Prognose: Röhlig wird nicht aufzeigen, warum der Kampf gegen den Rassismus hierzulande nicht voran kommt – nicht allein, weil die These so steil wie unhaltbar ist. Er wird schlicht nicht die Arbeit investieren. Weil gut recherchierte Argumentationen nicht so sein Ding sind. Bauchgefühl zählt.

Satire darf ziemlich viel.

Bei Tucholsky heißt das natürlich noch: alles. Aber das kann Röhlig nicht schreiben, weil sein Kommentar damit im Grunde genommen schon überflüssig wäre. Also zieht er eine neue bequeme Grenze, erklärt einen Vorgang für eine Überschreitung derselben und zieht vom Leder. All das: nicht neu.

Vor allem darf sie wehtun, sollte sie sogar.

Schon. Aber nicht ihm. Dann gibt’s wortreich Dresche.

Wenn Kabarettistinnen und Kabarettisten auf die Bühne steigen, dürfen Politikerinnen, Wirtschaftsbosse und Funktionäre ruhig ins Schwitzen geraten. 

Das wäre richtig – wenn Röhlig es nicht gleich für falsch erklären würde.

Wer in der Öffentlichkeit steht, muss damit rechnen, durch den Kakao gezogen zu werden.

Na, da bin ich aber froh, dass Röhlig in der Öffentlichkeit steht.

Auch der Satiriker Helmut Schleich hält es nach Auskunft seines Senders so. Im Bayerischen Rundfunk (BR) witzelt er seit zehn Jahren in der Sendung »SchleichFernsehen«, einmal monatlich erscheint eine neue Ausgabe. Über das Format heißt es auf der Homepage des Senders, Schleich parodiere »die Mächtigen – und die, die es gerne wären«.

Das “witzelte” ist ein nettes Detail – Röhlig erklärt die Sendung beiläufig zur Lachnummer, die man als Kabarett nicht ernst nehmen und damit zum Abschuss freigeben kann.

In der jüngsten Ausgabe waren diese Mächtigen: Schwarze.

Und hier haben wir schon die Crux, an der sich Röhlig massiv überheben wird: parodiert wird nicht ein Schwarzer, der Macht besitzt, sondern ein Mächtiger, der schwarz ist. Zu unterstellen, ein korrupter schwarzer Operettenkaiser, der sein Volk ausbeutet und zusammen schießen lässt, wäre qua Hautfarbe sakrosankt, kann nicht funktionieren. Röhlig weiß das, er ist nicht dumm – er tut es aber trotzdem, weil seine Leserschaft üblicherweise nicht soweit denkt.

Schleich hatte sich als afrikanischer Despot verkleidet und die Klischeekeule rausgeholt. In Fantasieuniform und mit einem ausgestopften Krokodil wedelnd, redete er davon, wie er sein Volk unterdrücke – Shutdown und »Shut up« bekomme er auch ohne Infektionsschutzgesetz hin. Der Sketch soll eine Parodie auf das Coronamanagement der »Bananenrepublik« Deutschland sein.

Der Sketch “soll” das sein – oder der Sketch “ist” es? Ich würde nun erwarten, dass Röhlig erklärt, was an der Vorlage oder ihrer Parodie nicht exakt dem entspricht, was man von Satire erwarten kann und darf.

Um es auch den begriffsstutzigsten Zuschauenden deutlich zu machen, griff Schleich dafür tief in den Farbtopf und malte sich sein Gesicht schwarz an.

Schleich spielt einen Schwarzen. Wie soll er das sonst machen? Hätte er einen korrupten Führer der chinesischen Volkspartei gespielt, hätte er dann die Augen nicht zusammen kneifen dürfen? Verbietet die notwendige Darstellung die Kritik an sich?

Natürlich wäre es etwas anderes gewesen, wenn Schleich in seinem Sketch vermeintliche schwarze Stereotypen “parodiert” hätte, wenn es tatsächlich um die Hautfarbe der Figur gegangen wäre. Aber es geht um jemanden, dessen Hautfarbe lediglich einordnende Funktion hat, wie das Kostüm und die Requisite.

»Blackfacing« ist zu Recht verpönt

Ja ja, Röhlig und die Pauschalaussagen. Ich selber halte Blackface für komplett okay, solange er keine rassistische Grundlage hat – weil er eben nicht in seiner Existenz schon Rassismus ist. Ich bin kein Fan der Sau “kultureller Aneignung”, so lange sie auch schon durchs akademische Dorf getrieben wird. Ich werde mich nicht aufregen, dass Grünen-Politikerin Jarasch als Kind gerne “Indianerhäuptling” geworden wäre.

So ging mein Bruder Anfang der 70er zum Karneval:

Das war damals nicht falsch und ist es heute nicht – wer es anders sieht, kann mir gepflegt im Mondschein begegnen. Häuptling Wortvogel sagt howgh!

Zurück zum Thema.

Was Schleich da macht, wird als »Blackfacing« bezeichnet. Und das ist rassistisch.

Das ist eine Behauptung, die ich (siehe oben) so nicht unterschreiben würde.

Die Maskerade hat ihren Ursprung in den »Minstrel Shows« des 18. und 19. Jahrhunderts, weiße Schauspieler schwärzten ihre Gesichter, um sich über Schwarze lustig zu machen. In den vergangenen Jahren gab es eine breite Debatte über »Blackfacing«, es ist mittlerweile zu Recht verpönt.

Röhlig hat zur “Recherche” augenscheinlich beim Deutschlandfunk nachgelesen. Nur hat er dabei ein wichtiges Detail übersehen: in dem verlinkten Artikel geht es um den BEGRIFF “blackfacing”, nicht um den Vorgang als solchen. Der ist nämlich deutlich älter, war im Theater immer schon präsent (wie auch das “yellowfacing”, “womanfacing”, “oldfacing” und “uglyfacing”). Das hier erwähnte konkrete Blackfacing ist ein Phänomen des amerikanischen Kulturbetriebs, eine in der Tat oft empörend rassistische Reduktion afroamerikanischer Verhaltensweisen auf stereotype Klischees. Mit der Bühnendarstellung schwarzer Personen z.B. in Deutschland hat das null bis gar nix zu tun. Und darum mag “blackfacing” auch rassistisch sein – aber was Schleich gemacht hat, ist bei genauerer Betrachtung eben nicht das rassistische Blackfacing im anglo-amerikanischen Sinne.

Ein Euro, dass Röhlig so weit denken könnte, aber nicht will!

Nun lässt sich über Humor streiten – man könnte dem Bayerischen Rundfunk und Schleich einfach unterstellen, es nicht besser gewusst zu haben.

Klar, die waren rassistisch, ohne es gewusst zu haben. Plausibles Szenario. Nicht. Aber Röhlig braucht die Einleitung ja nur, um der Gegenseite das Gegenteil zu beweisen.

Dem ist aber nicht so. Nach umfangreicher und empörter Kritik im Netz hat sich der Sender zu Wort gemeldet. »Die Diskussionen zum Thema ›Blackfacing‹ und der damit verbundenen Problematik waren der Redaktion bewusst, und deshalb wurde im Vorfeld der Sendung über diesen Beitrag intensiv mit Helmut Schleich diskutiert«, heißt es.

Na sowas. Die haben den Sketch gar nicht aus Doofheit oder Rassismus gemacht. Die haben sich womöglich gedacht, dass der Sketch keine Afrikaner beleidigt, sondern nur machtgeile Despoten hier wie drüben. Aber nicht mit Röhlig, nicht mit Commander!

Wenn ich übersetzen darf: »Wir kennen die Debatte. Die ist uns aber wurscht!«

Ehrlich? Stünde nicht “Kommentar” drüber, ich hätte Röhlig für diese unredliche und unsägliche Unterstellung die Eier lang gezogen. Es ist eine der Widerlichkeiten des Befindlichkeits-Journalismus, dass er sich nicht mit dem auseinander setzt, was gesagt wird, sondern mit dem, was er der Aussage unterschieben möchte. Man erinnere sich an die unzähligen Versionen von “so what you’re saying is…” im legendären Interview Peterson/Newman.

Der Gedanke, es könne dem BR wurscht sein, kann eben nur jemandem kommen, der für sich bereits entschieden hat, dass es zum Thema keine zwei Meinungen geben kann.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Halte ich den Sketch für klug oder ratsam? Eher nicht. Vielleicht hätte ich selber als Redakteur abgeraten, gerade um solche albernen Mini-Shitstorms zu vermeiden. Ist ja nicht so, als hätte die Sendung damit ein wahnsinnig wichtiges Statement abgeben wollen. Aber sind Macher oder Sketch rassistisch? Nein.

Der BR erklärt weiter, man müsse dem Künstler, also Schleich, einen bestimmten »Freiraum für satirische Überhöhungen« zubilligen. Im Sketch sei es um »autoritäres Machtverständnis« gegangen, man dürfe die Figur – also Schleich mit schwarzem Gesicht – »nicht losgelöst vom Text beurteilen«.

Und das ist korrekt.

Das greift als Gegenargument zu kurz. Schleich mimt in dem Auftritt die erfundene Figur Maxwell Strauß, ein angeblicher unehelicher Spross des früheren CSU-Chefs Franz Josef Strauß, der es in Afrika zum Führer des fiktiven Staates Mbongalo geschafft hat. Von dort aus erklärt er den Deutschen daheim, wie Politik funktioniert.

Eine großartige Idee, eine hybride Figur aus bayerischem Traditions-Konservativismus und afrikanischem Stammes-Patriarchat zu erschaffen. Schon die Idee (Triggerwarnung, folgende Wortwahl ist der satirischen Überhöhung geschuldet!) – “der Strauss hat ‘an Neger als Sohn”! Historisch ein pikanter Gedanke! Worst of both worlds.

Abgesehen davon, dass die Sprüche (»Korruption ist schlecht… aber nur, wenn man sich erwischen lässt.«) wenig originell sind:

Interessant, dass Röhlig hier wieder die Qualität der Sendung kritisiert, als wäre das Blackfacing irgendwie okay gewesen, wenn er über den Sketch gelacht hätte.

Warum muss Maxwell Strauß eine schwarze Figur sein? Wenn es darum geht, einen Despoten mit CSU-Kolorit zu mimen, braucht es nicht zwingend schwarze Schuhcreme im Gesicht. Und wenn doch, wenn unbedingt ein Schwarzer für die Nummer gebraucht wird – gibt es im ganzen Freistaat oder im Rest der Republik keinen schwarzen Satiriker, der die zwei Minuten Sketch hätte füllen können?

Weil Schleich ein DARSTELLER ist, du Hampelmann! Und Maxwell Strauss eine FIGUR. Darsteller spielen Figuren. Es liegt in der Natur des Schauspiels, dass sie nicht deckungsgleich sind. Würde er einen Hausmeister spielen, müsste er auch nicht zuerst versuchen, einen echten Hausmeister zu finden. Mich fasziniert, dass wir kein Problem haben, wenn Komiker Behinderte oder Frauen spielen – nur bei Schwulen und ethnischen Minderheiten hört der Spaß auf. Und relativ selten sind es die Schwulen oder die ethnischen Minderheiten, die sich darüber beschweren.

All das sind Fragen, die den Verantwortlichen beim BR hätten durch den Kopf gehen können, wenn ihnen die mit »Blackfacing« verbundene Problematik tatsächlich bewusst war. Die einzige Antwort, die ihnen einfiel: Nö, das soll so.

Wie gesagt: es gehört zum Rüstzeug von Röhlig, naheliegende Alternativen wie “kann man einfach auch anders sehen” einzupreisen. Man sieht es wie er – oder falsch.

Nicht hinter jedem schlechten Witz steckt eine böse Absicht

Könnte man als banal und wahr bezeichnen, ist aber mit Sicherheit nur die Einleitung zu einer Belehrung – Röhlig muss dem BR erklären, was Sache ist.

Beim Öffentlich-Rechtlichen gab es erst kürzlich einen anderen Fall von »Blackfacing«. Der WDR hatte in der Karnevalssendung »Jet zo fiere! Das Beste aus der Verleihung des Ordens ›Wider den tierischen Ernst‹« eine Passage mit schwarz geschminkten Menschen gezeigt. Es war zwar eine alte Aufnahme, aber gezeigt wurde sie dennoch. Danach entschuldigte sich der Sender und regte eine Debatte über Rassismus an.

Ich will hier keinen Nebenkriegsschauplatz aufmachen, darum nur in kurz meine Meinung zu dieser gesamten retroaktiven Zensurkultur: geht gar nicht. Es ist in Ordnung, Bücher, Filme und andere Produkte nach heutigem Maßstab mit einem Disclaimer zu versehen, um etwaige Schneeflöckchen zu warnen, aber die Umschreibung oder Entfernung bestimmter Passagen ist ein kulturelles Verbrechen orwellschen Ausmaßes.

Darüber, was Rassismus ist und was nicht, sollten wir reden.

Sollten wir. Aber nicht Röhlig. Röhlig will nur erklären, was ist.

Nicht hinter jedem schlechten Witz steckt eine böse Absicht – und nicht jeder, der sich für die Gleichwertigkeit aller Menschen einsetzt, will deshalb automatisch alle Satiresendungen »canceln«. Man kann Schleich zugutehalten, dass er eigentlich über Politiker witzeln wollte, über die echten Mächtigen, dass es ihm nie um Schwarze ging.

Kann “man” Schleich zugutehalten – tut Röhlig aber nicht. Weil er sonst dann keinen “Kommentar” schreiben könnte. Und auf Geld und Renommé verzichten müsste.

Aber sie dennoch zu parodieren – trotz der Debatten über »Blackfacing«, in Kenntnis der Schmähung gegenüber schwarzen Mitbürgerinnen und Mitbürgern – ist ignorant. Und nicht darüber nachzudenken, wie der Witz anders (und vielleicht sogar besser) hätte werden können, ist zu bequem.

Diese unredliche intellektuelle Volte muss man erstmal schaffen: erst sagen, es ginge in dem Sketch ja nicht darum, sich über Schwarze lustig zu machen – und dann verurteilen, dass der Sketch sich über Schwarze lustig mache. An welcher Stelle er das tut? Natürlich wird uns Röhlig das nicht verraten. Weil das die Leerstelle in seiner gesamten Argumentation ist. Man kann den Sketch (wie ich) für billig, banal und überflüssig halten – aber dass er originär rassistischen Einstellungen entspringt, ist an keiner Stelle von der Realität gedeckt.

Ignoranz und Bequemlichkeit. Das sind im Übrigen zwei der Hauptgründe, warum die Deutschen beim so wichtigen Thema Rassismus kaum vorankommen.

MWAHAHAAAA!!! Und das ist also die in der Einleitung großartig angekündigte Argumentationskette, “warum der Kampf gegen Rassismus hierzulande nicht vorankommt.”.  Weil dieser saublöde Sketch im BR irgendwie symptomatisch für den latenten Rassismus der ganzen Republik ist. Weil DAS irgendwie typisch ist. Weil Hunderttausende Schwarze vor dem Fernseher aufgestöhnt haben, als Schleich die frisch verheilten Wunden der Jahrhunderte langen Unterdrückung ignorant und bequem wieder aufgerissen hat.

Gegenthese: Die wichtige Diskussion zum Thema Rassismus (nicht die Diskussion zum wichtigen Thema Rassismus, btw) kommt in Deutschland nicht voran, weil Leute wie Röhlig von ihren Seifenkisten plärren, statt tatsächlich zu diskutieren. Weil ein Teil der Bevölkerung meint, es gäbe kein Problem, während ein anderer schon resümiert, dass irgendwie alles ein Problem ist. Weil es wieder mal keinen Diskurs gibt, sondern nur “Kommentare”. Wie diesen.

Als Fazit kann ich mich leider nur wiederholen: Irgendwo stand ein Fettnapf, jemand ist reingetreten, und Röhlig fächert sich puterrot das Gesicht und verkündet: “Geht ja wohl GAR NICHT!”. SPIEGEL-Journalismus 2021.

Aber es ist nicht alles verloren. Vielleicht hält Röhlig diesen Beitrag in ein paar Monaten auch wieder für “dämlich und überzogen”. Viel Hoffnung habe ich nicht.



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Marcus
Marcus
4. April, 2021 12:15

“Der primäre Grund ist natürlich die Einstellung des SPIEGEL-Kindergartens bento, der mich fünf Jahre lang über Gebühr beschäftigt hat.”

“Über Gebühr”? Kann ich nicht finden, ich und viele andere Leser hätten bestimmt gerne noch mehr davon gelesen.

Und tu mal nicht so, als ob DU dabei keinen Spaß gehabt hättest. 😉

Martzell
4. April, 2021 13:00

Betroffene statt wohlmeinende Weißbrote sollten über Rassismus schreiben. Während Schwarze und Ausländer in Polizeigewahrsam verbrannt und umgebracht werden, tagtäglich benachteiligt und schikaniert werden, geht es in den Medien überwiegend nur um andere Medienschaffende. Gefangene ihrer Bubble.

Tante Jay
5. April, 2021 11:39
Reply to  Martzell

Vor allem: Kommentare wie diese lösen nichts.

Asylsuchende bekommen in den erst in 15 Monaten ihres Aufenthalts hier Leistungen, die 20% unterhalb von HartzIV sind und sind gezwungen, in den Unterkünften zu bleiben, sie dürfen sich keine Wohnung suchen. So schiebt es sich leichter ab.

Es gibt “Erstaufnahmeeinrichtungen” (lies: Lager), wo die Leute mindestens 6 Monate verbringen müssen. Ehrenamtliche Helfer und damit das öffentliche Auge sind vom Betreten dieser Lager ausgeschlossen. Die Leute haben Verwandtschaft hier und die würde sie aufnehmen? Zu blöd – erstmal 6 Monate Lagerhaft.

Du wirst krank oder bist bereits erkrankt hierhergekommen? Tja. Doof. Krankenhilfe gibt es nicht. Die mandatorische Versicherung für alle ist für diese Klientel ausgenommen. Wenn du Schmerzen hast, gibts provisorisch etwas, was die Schmerzen beseitigt. Aber heilend wird im Regelfall nichts gemacht.

Das geht soweit, dass man die Leute sterben läßt. Ein Sachbearbeiter hat mir von einem Fall erzählt (ist mindestens 15 Jahre her): Libanese ist hierhergekommen und hat Asyl beantragt. Schwer herzkrank, brauchte ein Spenderherz. War alles bereit, Spenderherz hätte verpflanzt werden können. Kosten um die 50.000 Euro.

Asyl. Und hierhergekommen, weil ihm hier hätte geholfen werden können, in Libyen aber nicht.

Abschiebung. Kein Asylgrund. Rückflug mit medizinischem Notfalltransport (war anders nicht mehr transportfähig). Kosten? Ein Toter und 80.000 Euro.

Wenn sie dann anerkannt sind? 3 Jahre müssen sie in der Gemeinde leben, der sie zugewiesen sind. Sie finden da keine Wohnung? Okay, bleibts halt in der Unterkunft.

In der Nachbarstadt gibts Wohnungen? Tja, nicht für dich, mein Freund. Nicht vor Ablauf der 3 Jahre.

DAS sind Dinge, die diskutiert werden müssen. DAS und Frontex mit ihren verfluchten Pushbacks – und dann sehe ich so ein halbgares Jüngelchen dass sich über einen billigen Sketch aufregt.

AAAAAAAAAARGHS

Dietmar
5. April, 2021 12:58
Reply to  Tante Jay

Es gibt “Erstaufnahmeeinrichtungen” (lies: Lager), wo die Leute mindestens 6 Monate verbringen müssen. Ehrenamtliche Helfer und damit das öffentliche Auge sind vom Betreten dieser Lager ausgeschlossen.” Dass ehrenamtliche Helfer da nicht rein dürfen ist naheliegend, weil zu leicht dadurch jemand in diese Lager käme, der sinistere Vorhaben hat.

Es ist aber falsch, dass das “öffentliche Auge” ausgeschlossen wäre: Im naheliegenden Manövergebiet ist solch eine Erstaufnahme eingerichtet worden. Exakt da, wo meine Mutter mit ihrer Familie nach der Vertreibung ebenfalls Aufnahme fand. Die Schulen sind aufgefordert, Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen, um dort Unterricht zu gewährleisten. Ich habe mich dafür gemeldet und gab einige Stunden. Diese ehrlichen Bemühungen wurden aber sehr stark von den dort untergebrachten Familien unterlaufen. Unsere Schule musste daraufhin ihr Engagement weitgehend einstellen; ich habe keine Lehrzeit für das Lager erhalten und meine, dass auch niemand aus dem Kollegium dort mehr eingesetzt wird.

Mein Sohn ist beim DRK: Als es dort zu einem Notfall kam, eine Frau hatte einen Kreislaufzusammenbruch, und Helfer dort eintrafen, wurden sie von wütenden Männern attackiert, als sie bei der Frau mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen. Ich will damit sagen, dass die Lage in den Lagern alles andere als einfach ist. Wenn da irgendwelche Hobby-Musiker, -Sportler, -Handarbeitstanten und -Bogenschützen herumlaufen, ist die Sicherheitslage für niemanden mehr überschaubar.

Tantejay
5. April, 2021 14:23
Reply to  Dietmar

Hast du mal eben das komplette Ehrenamt als Sicherheitsrisiko abgestempelt und den engagierten Leuten im Abwasch “sinistre Absichten“ unterstellt?

Was zum Henker hab ich da grad gelesen? O_o

Dietmar
5. April, 2021 20:47
Reply to  Torsten Dewi

@Torsten: Ja, es ist schwierig, wenn man meint, etwas klarstellen zu müssen, das als Nebengleis angeschnitten wurde.

Last edited 3 Jahre zuvor by Dietmar
Dietmar
5. April, 2021 20:45
Reply to  Tantejay

@TanteJay: Wenn Du das da reinlesen willst, kann ich nichts daran machen. Geschrieben habe ich es jedenfalls nicht. Warum sollte ich? Mein Sohn ist, wie ich offenbar schrieb, ehrenamtlich beim DRK, ich war ehrenamtlich jahrelang bei der Feuerwehr und bin ehrenamtlich im … aber Halt: Ich führe solche Scheindebatten nicht mehr; obwohl ich ja denke: Eigentlich sollten Stammkommentatoren wissen, dass ich so, wie Du darstellst, nicht drauf bin.

Last edited 3 Jahre zuvor by Dietmar
Feivel
Feivel
4. April, 2021 13:41

Torsten, da kommen wr nicht zusammen. Ich weiß nicht, ob es ein Generationending ist, du vielleicht einfach anders sozialisiert wurdest, oder was dich auf diesen schrägen Pfad geführt hat: Häuptling Feivel sagt jedenfalls “Hugh”, wie er es (gerade nochmal nachgeschlagen, Recherche Recherche!) von May gelernt hat. “Howgh” – wo kommen wir denn da hin..

Zur röhligschen Sache: Ich bin positiv überrascht, dass der Sender nicht sofort einknickte, die Sendung aus der Mediathek nahm und einen Themenabend zur Sache ausstrahlte. Haben wir jetzt endlich den Punkt erreicht, an dem das Pendel langsamer wird, um bald wieder Richtung Mitte zu schwingen?

Dietmar
5. April, 2021 13:00
Reply to  Feivel

Man stelle sich nur mal vor, ein Franzose würde einen amerikanischen Ureinwohner spielen und Millionen würden das lieben: Was sagt das über unseren Rassismus aus?! Hugh!

Sigur Ros
Sigur Ros
10. April, 2021 08:57
Reply to  Dietmar

Haha, Volltreffer. Ein schöner Jahrmarkt der Eitelkeit und Heuchelei war damals ja auch Pierre Briece’s Auftritt bei Wetten, Dass…?, wo er Bully für den Schuh des Manitu übelst runtergemacht hat, weil dieser Film ja so respektlos gegenüber den alten Indianern wäre. Die Wahrheit ist, dass die alten Winnentou-Filme eine viel größere Beleidigung für alle Indianer sind, da sie ein verkitschtes, idealisiertes Klischee-Bild der Indianer zeigen, das mit der historischen Realität wenig bis nichts zu tun hat.

DJ Doena
DJ Doena
5. April, 2021 22:23
Reply to  Feivel

Häuptling Feivel sagt jedenfalls “Hugh, wie er es […] von May gelernt hat

Ne ne ne, Karl May, Winnetou 1, Kapitel “Klekih-petra”, Seite 113.

Da bemerkte der Häuptling im entscheidenden Tone: »Es ist nicht nötig, daß fernere Reden gehalten werden. Ich habe gesagt, daß ich euch nicht dulde. Ich will, daß ihr noch heut von hier fortgeht, dahin, woher ihr gekommen seid. Entscheidet euch, ob ihr gehorchen wollt oder nicht. Ich gehe jetzt mit Winnetou, meinem Sohne, fort und werde wiederkommen nach der Zeit, welche die Bleichgesichter eine Stunde nennen. Dann sollt ihr mir Antwort geben. Geht ihr dann, so sind wir Brüder; geht ihr nicht, so wird das Kriegsbeil ausgegraben zwischen uns und euch. Ich bin Intschu tschuna, der Häuptling aller Apachen. Ich habe gesprochen. Howgh!«

Dietmar
6. April, 2021 05:52
Reply to  DJ Doena

Das ist ja ein Hammer! Ich habe Winnetou gelesen, aber diese Schreibweise komplett vergessen.

bartdude
bartdude
4. April, 2021 13:55

Ich glaube, es ist ganz gut, dass der Herr Röhlig noch nicht entdeckt hat, was da in den Archiven seines Arbeitgebers, so völlig ohne Disclaimer, Distanzierung, oder ähnliches, noch heute abrufbar ist (Triggerwarnung für die, die es brauchen: ziemlich viele Worte, die mit N anfangen): https://www.spiegel.de/politik/der-haessliche-neger-a-34be420a-0002-0001-0000-000046273856

AlphaOrange
AlphaOrange
4. April, 2021 14:14

Jo, das waren auch so meine Gedanken als ich den Kommentar las.

“Darsteller spielen Figuren.”
Scheinen mir heutzutage viele Menschen nicht mehr zu verstehen. Schwule sollen nur noch von Schwulen gespielt werden, für Transgender sucht man händeringend in der verschwindend geringen Anzahl Transgender-Schauspielern, schwarze Trickfiguren wegen nur noch von Schwarzen gesprochen – immer mit der Begründung, es sei sonst diskriminierend und vor allem, nur diejenigen hätten den Hintergrund, die Figur zu verstehen.
Es wäre zu wünschen, dass mal prominente Schauspieler den Mund aufmachen und erklären, was eigentlich ihr Job ist. Dass es ihr gelernte Expertise ist, Rollen zu verkörpern, die sich von ihrer eigenen Persönlichkeit und ihren Erfahrungen unterscheiden. Dass sie dafür bezahlt werden, jemand zu sein, der sie im wahren Leben nicht sind. Dass ein Heterosexueller sehr wohl einen Homosexuellen spielen kann und umgekehrt. Und das das Absprechen dieser Fähigkeit im Grunde ein massiver Angriff auf den Beruf und die Leistungsfähigkeit der Schauspieler ist.

Nummer Neun
4. April, 2021 14:37
Reply to  AlphaOrange

Das passiert aber tatsächlich ab und an. Auftritt Lars Eidinger:

“Ich spiele einen Behinderten, feiere damit Erfolge; und das darf ich nicht. Weil – ich bin ja gar nicht behindert. Wo ist da die Grenze?”, fragte Eidinger in dem Interview. “Wenn ich jemanden spiele, der traurig ist, und es selbst gar nicht bin – erhebe ich mich dann nicht über alle, die wirklich traurig sind?”

Quelle: https://www.spiegel.de/kultur/lars-eidinger-wundert-sich-ueber-diskurs-und-dann-sind-die-debatten-so-moralisch-a-539c927b-e823-457c-8ae4-d6ded89a9a4f

Lars Eidinger hat auch schon Nazis gespielt. Dabei ist er wahrscheinlich gar kein Nazi!

AlphaOrange
AlphaOrange
4. April, 2021 17:07
Reply to  Nummer Neun

Sehr schön, danke für den Link!
Genau, Behinderung ist auch so ein Fall. Es gehört für mich einfach zum Handwerk eines guten Schauspielers, das zu können und hat einfach gar nichts mit Marginalisierung oder Verächtlichmachung zu tun sondern oftmals mit einer sehr intensiven und respektvollen Auseinandersetzung mit dem Thema.

Ist die Darstellung klischeehaft oder abwertend, dann ist sie es auch, wenn ein Behinderter, Schwarzer oder Transsexueller sie spielt. Womit wir auch wieder bei Röhligs unsinnigem Vorschlag wären, in dem Beitrag, den er für rassistisch hält, hätte ein schwarzer Darsteller eingesetzt werden sollen.

Tante Jay
5. April, 2021 11:43
Reply to  Torsten Dewi

Nein, wahrscheinlich nicht. Rainman hat mich damals zutiefst beeindruckt – eben WEIL Hoffmann das so intensiv gespielt hat.

Ja, ich kenne die Kritik zu den “Inselbegabungen” – und teile sie nicht. Aus guten Gründen.

Stefan
4. April, 2021 20:36
Reply to  Nummer Neun

Ich frage mich ja, wie die Karriere von Leonardo diCaprio verlaufen wäre, hätte er 1993 nicht einen Behinderten gespielt. https://de.wikipedia.org/wiki/Gilbert_Grape_%E2%80%93_Irgendwo_in_Iowa

Dietmar
5. April, 2021 13:02
Reply to  AlphaOrange

Ich sage nur “The Birdcage”! Entzückender kann man die Szene doch nicht liebevoll auf die Schippe nehmen.

Tante Jay
5. April, 2021 11:31

“pearl clutch comments” 😉

Dietmar
5. April, 2021 12:31

“bento hat auch gerne nachträglich einen “Meinung”-Button über einen Beitrag montiert, wenn der Gegenwind zu heftig wurde. In der Welt des SPIEGEL ist das so eine Art selbst geschriebene Entschuldigung.” Und wieder greift das Mantra meines alten Geschichts-Lehrers: Es gibt auch falsche Meinungen.

Sigur Ros
Sigur Ros
10. April, 2021 09:00
Reply to  Dietmar

Zumal “Meinung” halt immer auch von der Pflicht zur guten Recherche und Argumentation befreit – wenn man in die Enge getrieben wird, kann man sich ja immer auf die Meinungsfreiheit berufen, um jeden noch so unsachlichen Rotz zu rechtfertigen.

Dietmar
5. April, 2021 12:45

Darf Othello jetzt nur noch von schwarzen Tenören gesungen werden?

Mencken
Mencken
5. April, 2021 18:20
Reply to  Dietmar

Das wird tatsächlich schon vielfach gefordert. Zumindest soll auf Blackface verzichtet werden.
Bin mal gespannt, wie das bei Wagner künftig laufen wird.

Dietmar
5. April, 2021 20:58
Reply to  Mencken

Ich weiß, deshalb schrieb ich das. Für die Oper “Porgy and Bess” gibt es diese Anweisung von Gershwin, die ja aber auch vollständig in einer afroamerikanischen Gesellschaft spielt. Dass diese Anweisung von Gershwin existiert, finde ich auch deshalb bemerkenswert, weil zur Zeit der Komposition nicht genügend klassisch geschulte Solosänger in afroamerikanischen Kreisen da waren; die klassische Schule braucht man, um dieses Riesenwerk als künstlerischer Gesamtapparat zu bewältigen.

Mir geht jetzt zu “Othello” und “schwarzer” Musik in der “Kunstmusik” einiges durch den Kopf, das ich mir jetzt aber verkneife.

Gawrilow
Gawrilow
6. April, 2021 23:59
Reply to  Dietmar

“Mir geht jetzt zu “Othello” und “schwarzer” Musik in der “Kunstmusik” einiges durch den Kopf, das ich mir jetzt aber verkneife.”

Da mir ernsthaft nicht klar ist, in welche Richtung es geht: Was z.B.?

Dietmar
7. April, 2021 03:53
Reply to  Gawrilow

Zum Beispiel, dass die erste “schwarze” Oper von Scott Joplin gut 20 Jahre vor Gershwins “Porgy and Bess” komponiert worden war, aber zu seinen Lebzeiten nie komplett aufgeführt worden ist. Dies ist ein frühes Zeichen dafür, dass “schwarze” Musik erfolgreich war, wenn sie von “weißen” Musikern adaptiert wurde. Selbst die so uramerikanische Country-Musik hat dort ihre Wurzeln und die “Ursinfonie Amerikas”, Antonin Dvoraks 9. (“Aus der neuen Welt”), in der er Einflüsse indianischer Musik verarbeiten wollte, nutzt Muster von Worksongs und Gospel der afroamerikanischen Sklaven, um sich dieser anzunähern.

Als Musiker finde ich so etwas spannend und würde gerne mehr darüber und ähnliche Gelagertes schreiben, aber das ist eben alles off topic. Deshalb verkneife ich mir das. Das ist zwar nicht das, was Du hören wolltest, weil Du hier mit einer Agenda aufschlägst, aber, nicht dass es mir leid täte, ich sage Dir: Deinen anderen Kommentar gelesen und Deinen fake outrage wahrgenommen habend würdige ich Deinen Einlassungen keiner weiteren Aufmerksamkeit.

EDIT: Damit Du dich nicht aufregst, dass ich mich um “Othello” gedrückt hätte: Othello ist mit gutem Grund schwarz! Es würde die Aussage der Oper unterlaufen, wenn er nicht als Schwarzer auf der Bühne stünde. Es würde sogar dem Antirassismus zuwider laufen. Um das zu erkennen, müsste man sich aber mit Inhalten (gleiches gilt für die angeblich “gendergerechte” Sprache) tief auseinandersetzen. Die Outrage-Kultur, die nichts anderes ist als schablonenhaftes Abnudeln von Oberflächlichkeiten, der Du anhängst, erlaubt Dir das aber nicht. Ich stehe aber täglich vor Klassen, um so etwas zu vermitteln – jetzt sind aber Ferien, Dir ist nicht zu helfen; ist letztlich auch nicht meine Aufgabe, Dir Inhalte zu vermitteln, die Du in Deiner Schulzeit nicht vermittelt bekamst bzw. nicht aufgegriffen hast. Arrogant? Richtig. Aber nicht so arrogant wie Deine Attitüde.

Last edited 3 Jahre zuvor by Dietmar
Gawrilow
Gawrilow
7. April, 2021 15:35
Reply to  Dietmar

Ich finde das eigentlich interessant; meine Vermutung war, dass es eher um den Widerspruch zwischen dem Anspruch der Vorlagen und der Umsetzbarkeit in der (damaligen) politischen und kulturellen Wirklichkeit gehen könnte. Sprich: Wer hat das Umfeld, die Kraft und finanziellen Mittel, den sehr riskanten Weg einer künstlerischen Ausbildung zu gehen? Und wie wurde/wird mit diesem Konflikt umgegangen? Die persönlichen Diffamierungen schmälern leider die Lektüre ein wenig.

Dietmar
7. April, 2021 19:00
Reply to  Gawrilow

Das tun sie wohl, leuchtet mir ein. Ich habe ja mitgelesen und gesehen, wie Du Stellung nimmst. Also bin ich auch für Schwamm drüber und nehme meine in diesem Licht übertriebenen Angriffe zurück.

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
6. April, 2021 03:12
Reply to  Dietmar

Ich sehe jetzt keinen Grund, wieso man diese Rollen nicht an schwarze Tenöre geben sollte? Ich kann mir vorstellen, dass Tenöre an sich schon ein übersichtliches Berufsfeld ist, aber ich sehe keinen Grund, wieso schwarze Menschen nicht genau so gerne Tenöre werden wollen wie weiße, außer, dass sie vielleicht keinen Job finden, weil sie seltenst gebucht werden.

Dietmar
6. April, 2021 05:56

Wo sage ich, dass man diese Rolle nicht an schwarze Tenöre geben sollte? Nur gibt es die nicht wie Sand am Meer, nicht jeder kann diese Rolle bewältigen, sie müssen buchbar sein etc. pp…. Außerdem: Ja, man kann in dem Beruf “klassisch ausgebildeter Musiker” kaum existieren. Profis halten, so weit ich das in meinem direkten Umfeld beobachten konnte, selten 10 Jahre durch, um sich zu etablieren. Hat man den Durchbruch mit Anfang bis Mitte 20 nicht geschafft, ist man erledigt. Das gilt für den gesamten Bereich der darstellenden Kunst. Da ist es nicht so einfach, auf solche Äußerlichkeiten Wert zu legen und einen “passenden” Tenor in seinem richtigen Leistungsfenster abzugreifen.

Last edited 3 Jahre zuvor by Dietmar
Gawrilow
Gawrilow
5. April, 2021 15:31

Der Röhlig ist eher Fremdscham. Point taken. Aber lauter Kommentatoren, die sich “jetzt endlich mal wieder” schwarz anmalen können dürfen (oder dürfen können?), hmmm, naja, irgendwie auch…

Last edited 3 Jahre zuvor by Gawrilow
Dizoneros
Dizoneros
6. April, 2021 18:13
Reply to  Gawrilow

An dem “Was Sie damit eigentlich meinen, ist doch, dass…” wird diese Generation scheitern. Es ist auffällig, dass sich insbesondere “SJWs” dieser Taktik bedienen. Null Interesse. Nur eigene Meinung und… Wut.

Die da: https://www.youtube.com/watch?v=SOmDBmd-Xk4

Macht mich allerdings auch lachen.

Dizoneros
Dizoneros
6. April, 2021 22:08
Reply to  Torsten Dewi

Die Frage ist, ob das darauffolgende It-Ding noch radikaler wird. Mein Kopf fabuliert da tolle Erler-eske Entwicklungen. Junge Generation erklärt in Global-Streich über Nacht jeden Ü40 zur “GenReparation”, der im Interesse der Gerechtigkeit alles genommen wird, inklusive Rückstufung zu Aufbauarbeit bis Tod oder 75, anschließend Rentenlager.

Ich freue mich auf die Volten, die uns in den nächsten 20, 30 Jahren noch erwarten mögen.

Dinozeros
Dinozeros
7. April, 2021 05:32
Reply to  Torsten Dewi

Herrlich!

Dinozeros
Dinozeros
7. April, 2021 06:33
Reply to  Dinozeros

Es wird vermutlich “Operation Clean Slate” heißen. Den Film als gute 70er- oder eben 80er-SF würde ich nennen “Aufgewacht in Ketten”.

takeshi
takeshi
7. April, 2021 08:54
Reply to  Dinozeros

Mit kleinen “Korrekturen” des O-Tons und des Deutschdubs könnte man dann eigentlich auch Logans Run neu auflegen.
Michael York jagt dann eben alle Ü30, weil sie keine Gendersprache sprechen.

Dietmar
7. April, 2021 09:55
Reply to  takeshi

Großartig! 😀

Dinozeros
Dinozeros
7. April, 2021 16:50
Reply to  takeshi

Geht in eine ähnliche Richtung. Mir aber (noch) zu weit weg. Ich würde lebensnah spiegeln wollen, dass Unterdrückte und Sich-So -Empfindende dazu neigen, selbst mit großer Leidenschaft zu unterdrücken. Die Peitsche, die wandert…

Greta auf böse gespielt. Produzenten zu mir;-).

Gawrilow
Gawrilow
6. April, 2021 23:44
Reply to  Torsten Dewi

Bzgl. der verorteten “Generation” bzw. “radikale[n] Bewegungen” muss ich jetzt schon schmunzeln. Bin zwar noch nicht Generation-Wortvogel, aber schon eher solide mittlerweile. Und “Wut” ist nicht der Anlass, sondern eher Müdigkeit und Resignation. Mir ist bewusst, dass diskriminierungsarmen Sprache hier (Blog) eher nicht so wohl gelitten ist. Deal bisher für mich: Ich komme (und bleibe) wegen der Reviews und ignoriere den Rest. Hatte auf C.L.E.A.N. gehofft; leider war Blackface oben. Da mich ein ordentlicher Verriss zu Schleich auch amüsiert hätte, hab ich reingelesen. Um wieder bei der Frage zu landen, warum es den old white liberals offensichtlich so wichtig ist, abgeschmackte Begriffe/Handlungen zu verwenden bzw. die Verwendung einzufordern: Blackfacing, bestimmte Küsse, Schnitzel und Saucen. Why? Denn: Es gibt so viele schlechte Spiegel (und Bento undundund…) Artikel. Und es gibt gute zu Blackfacing. Die Wahl des Gegenstands erfolgt ja gerade bei erfahrenen Autoren nicht rein zufällig. Und nur weil Röhlig Mist schreibt, bleibt das Schleich Ding doch trotzdem eher so “freches” Anti-Establishment aus dem abbezahlten Eigenheim.

Meine Abneigung ist da auch wenig akademisch, sondern schmerzhaft konkret: Früher (TM) aufm Dorfe waren die Hi-hi-Blackfacing+N-Kuss Leute die, die dann zu später Stunde immer “Ausländer klatschen” gegangen sind. (Mangels Auffindbarkeit und je nach Pegel auch alle irgendwie nicht-rechten Jugendlichen.) Die finden das heute vermutlich auch noch lustig. Ich halt weiterhin nicht.

Dinozeros
Dinozeros
7. April, 2021 05:38
Reply to  Gawrilow

Mag alles sein. Aber mit deinem Ding da oben hast du dich nicht mit Ruhm bekleckert.

“Aber lauter Kommentatoren, die sich “jetzt endlich mal wieder” schwarz anmalen können dürfen (oder dürfen können?), hmmm, naja, irgendwie auch…”

Oi, oi. Kamm on.

Gawrilow
Gawrilow
7. April, 2021 15:05
Reply to  Dinozeros

Ok, nehm ich einerseits an. Hatte zuvor ziemlich viele ziemlich eklige Kommentare gelesen und dann gab es den Bitte-nicht-jetzt-hier-auch-noch-das-Thema Effekt. Andererseits wird ja im Artikel, sowie grundsätzlich hier, gern sehr pointiert formuliert. Daher hat der Kommentar jetzt vermutlich auch niemandem schlaflose Nächte bereitet.

takeshi
takeshi
5. April, 2021 16:03

Aus irgend einem Grund hat mich dein heutiger Blogbeitrag animiert, mir heute Abend nach längerer Abstinenz mal wieder Walter Wippersbergs 1992er Mockumentary “Das Fest des Huhns” zu gönnen.
Ein Klassiker, wenn es um das Thema “Satire und Ethnien” geht.

comicfreak
comicfreak
7. April, 2021 11:15
Reply to  takeshi

Grandios!