Zwerg Nase: Operation Wortvogel
Themen: Neues |Eigentlich bin ich total gesund, meine Blutwerte, Lunge & Herz, Stoffwechsel: prima Klima im Hause Wortvogel. Aber ich habe diese Neigung, mir immer mal wieder Kuriositäten einzufangen. Über die Jahre habt ihr ein paar meiner Malaisen miterlebt – Vergiftung durch Kaktussaft, Zahnwurzel-Entzündung, Talgknoten, Campylobacter-Infektion.
Einiges davon war von langer Hand vorbereitet.
Reden wir zum Beispiel mal von einer Nase. Es ist keine schöne Nase (etwas knubbelig), aber es ist meine Nase. Bis ich ungefähr 13 war, hatte ich mit ihr auch keine nennenswerten Probleme. Dann drehte sich ein Klassenkamerad bei einer vergleichsweise banalen Konfrontation um und schlug saftig zu.
Für alle, die das selber nie erlebt haben: man hört sehr deutlich, wie der Knochen bricht. Ich wusste gar nicht, dass man aus der Nase derart bluten kann. Anfang der 80er war so etwas für die Ärzte eine Banalität, noch dazu, wenn man von der Gesetzlichen Krankenkasse kam. Die Nase wurde grob wieder gerade gesetzt, mit Tamponade vollgestopft und mit einer Gips-Maske fixiert:
Nun ist es unschön, die Nase gebrochen zu bekommen. Vergleichbar unschön ist es, eine Woche lang mit Tamponade in der Nase rumzulaufen, die dafür sorgt, dass man obenrum überhaupt keine Luft mehr bekommt. Das Highlight ist aber zweifellos die Entfernung der Tamponade. Der Arzt meinte nicht grundlos "machen Sie besser die Augen zu, viele Leute müssen sich dabei übergeben". Zuerst einmal ist die Tamponade vollgesogen mit Blut, Rotz und Eiter, die eine Woche lang vor sich hin gefault haben. Und das Gefühl, diese Baumwollstricke von den Nebenhöhlen durch die Nasenhöhlen heraus gezerrt zu bekommen, lässt sich schwer beschreiben. Allenfalls als unschön.
Dass ich seither eine krumme Nase habe und bei einer Erkältung das rechte Nasenloch sofort dicht ist, habe ich über die Jahre als Kollateralschaden hinzunehmen gelernt. Für eine ästhetische OP mangelte es mir immer an Geld und Eitelkeit. Die Nase gibt Charakter.
Vor ungefähr 15 Jahren war der krumme Zinken in meinem Gesicht allerdings behilflich, mich in eine extrem unangenehme Abhängigkeit von Nasenspray zu treiben. Ich bin stolz darauf, generell nur sehr wenige Abhängigkeiten bedienen zu müssen – und seither weiss ich auch warum. Nur wenn man mal des nachts eine leere Flasche Nasenspray aus dem Müll gefischt und aufgebrochen hat, um sich die Restfeuchte mit dem kleinen Finger in die Nase zu reiben, weiß man den Begriff "Junkieglück" wirklich mit Inhalt zu füllen. Meine Nasenscheidewände haben es mir auch nie verziehen und sind seither chronisch trocken.
Als Bonus bekomme ich mitunter massive Probleme, wenn mein Reiseflieger landet. Dann fühlt es sich an, als würde jemand meine Stirnhöhlen mit Nadeln perforieren. Damit kann man leben, möchte man aber nicht.
So passe ich mittlerweile relativ gut auf meine Nase auf, was unterstützt wird durch die Tatsache, dass ich extrem selten erkältet bin und meines Wissens nach noch nie eine Grippe hatte (auch wenn die Suchfunktion dieses Blogs mich dahingegen Lügen straft).
Vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich dann mal wieder eine Erkältung mit allem drum und dran. Gelber Sabber in Litermengen, Kopfschmerzen, zue Nase, Erschöpfung. Ich kam nicht drum herum und nahm Nasenspray, um wenigstens in der Nacht atmen zu können. Es wird ja auch nicht besser, weil ich in so einem Fall schnarche wie ein Ochse und die resultierende Trockenheit im Hals noch für Husten und Heiserkeit sorgen.
Das Problem: Als die Erkältung gefühlt vorbei war, kam ich vom Nasenspray nicht runter. Schlimmer: das Nasenspray half nicht mehr. Die Nase blieb penetrant und dauerhaft geschlossen, besonders auf der rechten Seite. Irgendwann dämmerte auch mir, dass es nichts mehr mit der Erkältung zu tun hatte.
Schon mal von Nasenpolypen gehört? Ich bis dahin nicht. Aber eine Google-Suche später war ich schlauer. Tatsächlich war die Antwort auf meine Frage näher als das Keyboard: ich konnte die Polypen in meiner Nasenhöhle fühlen. Und mit dem Handy konnte ich sie sogar fotografieren – ihr solltet an dieser Stelle froh sein, dass ich das Bild nicht mehr finde. Alien-Eier. Alien-Eier in meiner Nase.
Das war also kein Fall mehr für das Nasenspray, sondern für die Schulmedizin. Es traf sich praktisch, dass wir in der Zwischenzeit nach München gezogen waren und in der Nähe eine sehr gute HNO-Praxis zu finden war. Ich ließ mir einen Termin geben und sagte der jungen Ärztin im Rahmen des Vorabgesprächs, dass ich eine massive Polypisierung meiner Nasen vermutete. Nun können studierte Mediziner Google-Experten nicht leiden – sie schüttelte den Kopf und murmelte, dass sie das für eher unwahrscheinlich halte. Einen Blick mit der kleinen Leuchte in meine Nase später war sie schlauer: "Sie haben Recht, das ist wirklich massiv zugewachsen."
Wir vereinbarten, dass ich ein paar Wochen mit einem Kortison-Nasenspray für Abschwellung sorgen sollte und dann eine OP ins Auge gefasst würde.
Ein Plan, der wie so viele durch Corona zunichte gemacht wurde.
Wenigstens half das Spray und im Laufe des Sommers 2020 konnte ich wieder halbwegs atmen. Ich drohte schon das Problem zu vergessen, als Weihnachten 2020 eine erneute Erkältung meine Nebenhöhlen heimsuchte – und das Problem der Polypen explosionsartig zurück in mein Bewusstsein drängte.
Vor zwei Wochen war ich wieder in der HNO-Praxis. Diesmal wurde ich zur Radiologie geschickt, wo man meinen Schädel erstmal mit Strahlung bombardierte. Wer also immer schon mal in meinen Kopf schauen wollte – bitteschön:
Wenn ich den Experten richtig verstehe, können wir hier drei Probleme identifizieren:
- Die Zugänge zu den Stirn- und Nasennebenhöhlen sind von Polypen komplett blockiert
- Die Nasenscheidewand hat nicht nur einen Knick nach außen, sondern auch einen Sporn, der in den Nasenraum drückt
- Eine Nasenmuschel ist so verwachsen, dass eine Luftblase gefangen wurde und das ganze Gedöns auf die Nasenscheidewand drückt
Das erklärt nicht nur die Atemprobleme, sondern auch die Schmerzen beim Landeanflug – die komprimierte Luft in den Stirnhöhlen dehnt sich aus, findet aber keinen Weg nach draußen. Ich verwende den Begriff inflationär, aber: unschön.
Es kommt der Tag, da will die Säge sägen. Wortwörtlich in diesem Fall. Meine Nase muss kernsaniert werden, morgen früh fahre ich in die Klinik. Erfreulicherweise wurde mir vorab erklärt, dass die Prozeduren nicht mehr so schmerzhaft, blutig und ergebnisoffen sind wie in den 80ern. Mit ziemlicher Sicherheit braucht es nicht mal Tamponade.
Es sind insgesamt drei Eingriffe, die zu einem zusammengefasst werden:
- Die Nasenmuschel wird aufgeschnitten und verkleinert
- Die Nasenscheidewand wird gebrochen, entfernt, begradigt und neu zusammen gepuzzelt
- Der Zugang zu den Nebenhöhlen wird freigebohrt
Ungefährer Aufwand für den Profi am Skalpell: eine gute Stunde. Danach noch zwei Tage in der Klinik. Die OP selber kann ich nicht live streamen, aber man hat mir ein sehr gutes WLAN für mein Einzelzimmer versprochen.
Die LvA ist ziemlich in Sorge, weil Gattinnen üblicherweise in Sorge sind (und sein sollen), wenn der Gatte ins Krankenhaus muss. Auch, weil sie mich wegen Corona nicht besuchen darf. Ich selber sehe das mal wieder sehr entspannt. Muss ja nun sein. Als Trypanophobiker ist mir die Kanüle in der Hand zum Zwecke der Narkose deutlich unangenehmer als der Gedanke, dass man mir die Nase aufschneiden und Knorpel brechen wird.
Abgesehen davon freue ich mich auf das Erlebnis, endlich wieder mal störungsfrei atmen zu können – und bin gespannt, ob das meine Schnarcherei beeinflusst.
Ob die OP den generellen Knick in der Nase beeinflusst, den ich seit 13 mit mir herum trage, konnte der Arzt nicht abschließend beantworten. Es wird sich zeigen.
Auf dass die Menschheit sagen möge:
Und jetzt wünscht mir gefälligst gutes Gelingen und gute Besserung, Pack!
Ich wünsche dir gutes Gelingen und freue mich auf den ausführlichen Bericht
Viel Erfolg und gute Besserung
Ich wünsche dem Arzt ein ruhiges Händchen und dir gute Besserung!
Gute Besserung & viel Erfolg! Kenn das Problem mit dem Nasenspray und hatte die OP 2017. Das erste halbe Jahr danach hab ich immer gesagt, ich würde das nie wieder machen! Fast vier Jahre später bin ich wirklich froh, dass ich es durchgezogen hab! Seitdem brauch ich auch keine Nasentropfen mehr!
Gute Besserung, gutes Gelingen, problemlosen Verlauf und schnelle Heilung!!
Sämtliche Daumen sind gedrückt…
Alles Gute für die OP und die anschließende Heilung.
Und lass dir die Zeit der Rekonvaleszenz nicht zu lang werden.
Zwei Tage im Krankenhausbett: das schreit nach einem guten Mehrteiler am Laptop.
Zum Beispiel eine meiner Lieblings-Manga-Realverfilmungen:
https://ssl.ofdb.de/film/161912,20th-Century-Boys
Und natürlich OmU.
Viel Erfolg und beste Gesundheit!
Bleiben Sie gesund.
Viel Glück, Großer…
Toi, toi, toi!
Ich drücke die Daumen!
Ich wünsche Dir und vor allem dem Chirurgen gutes Gelingen. Ich möchte keinen Vergleich anstellen, aber William Hurt hatte nur einen Löffel zwischen den Lippen und sicherlich auch kein WLAN. :o) Alles Gute
…Notiz an mich selbst, William Hurt – Soft, Gorki Park – John Hurt, etwas robuster, Alien, 1984 usw. – an meine Rechtschreibprüfung – mach mal Namen
Update: alles gut gelaufen – eigentlich frustirerend unspektkulär.
Schön. Gute Genesung. Ich hätte mir gewünscht, dass man die Nase noch mehr in Richtung John Wesley Shipp modelliert… bin gespannt.
Gute Genesung!!!
Auch von mir gute Besserung!
Das freut mich das alles gut geklappt hat und Du in guten Händen bist. Leider muss ich aus eigener Erfahrung sagen ein guter Arzt ist eine menge wert. Da meine Operation (vor ca.20 Jahren) damals voll in die Hose ging und ich bis heute darunter leiden muss. Müsste eigentlich ein Buch darüber schreiben aber ich glaube das glaubt mir keiner. 🙂 Aber das sieht ja jetzt schon sehr gut aus! Top!
Super! Glückwunsch! Und wann erfahren wir, ob das Schnarchen ein Ende hat? 🙂
Wenn ich es selber weiß.
There’s an app for that: SnoreLab
Werde ich mal probieren, danke für den Tipp.
Ach herrje, was für ein Anblick. Hoffentlich konnte die Operation da noch etwas retten.
Aber im ernst: Erstaunlich, dass da noch nicht mal etwas blau ist.
Bei mir war es ähnlich wie bei dir, aber diese Nasenspraysucht bin ich bis heute nicht los.

1987 hatte ich mit einen Bauchwegtrainer trainiert.
So ein teil übrigens.
Das Teil ist abgerutscht und mir voll in die Fresse geflogen.
Mein HNO Arzt hat mir ebenfalls ein ca 10 KM langes Band in die Nase geschoben.
Genützt hat es nichts, die Nasenscheidewand war nach dem entfernen des Bandes immer noch krumm.
Erst bei der Bundeswehr wurde diese begradigt, aber da war es schon zu spät.
Ich bin bis heute süchtig nach Nasenspray.
Ungefähr 4 mal am Tag brauche ich 2 oder 3 Sprühstöße in jedes Nasenloch.
Es gibt Trainingsgeräte, die mir nie eingeleuchtet sind. Dieses gehört dazu: Die Bauchmuskeln arbeiten so, dass sie Ober- und Unterkörper gerade zueinander bewegen (obere und untere Bauchmuskeln), Ober- und Unterkörper quer zueinander bewegen (schräge Bauchmuskeln) und einfach kontrahieren (untere Bauchmuskeln/Lendenmuskeln). Wenn ich die trainieren will, muss ich einen Widerstand in Verlaufsform des Muskels aufbauen. Also immer aus der Streckung in die gerade oder quere Beugung gehen. Dieses Teil übt einen Widerstand gegen die Streckung aus. Also kann das Ding nur den Rücken ansprechen. Für den Bauch so nötig wie ein Kropf.
Noch lächerlicher ist dieses Teil:
https://www.asviva.de/bauchtrainer-rueckentrainer-asviva-a3?gclid=CjwKCAiAsOmABhAwEiwAEBR0Zuvy1UP924imGQ7uCNWJLBu67aUduYbJt7cUgVZV-fLjkfn4UP-nPBoCSkoQAvD_BwE
Die Bauch-/Rückentrainer ist eventuell für Leute, die noch keine echten Situps/Crunches machen können, da zu untrainiert….
Allerdings würde ich dann einen Schaukelstuhl vorziehen.
Ich weiß nicht. Um dieses Teil zu nutzen, muss man sich ja aufsetzen. Das ist ja Bauchmuskelaktivität. Um das Teil zu bedienen, muss man aber Zug aufbauen. Na gut, wenn man nur mit den Armen zieht und sitzen bleibt, dann belastet man die Bauchmuskeln statisch. Um Muskeln aufzubauen, ist es aber wichtig, den vollen Bewegungsbereich zu trainieren, sonst erreicht man nichts. Ein komplett unnötiges "Trainings"-Gerät in meinen Augen.
Hättest du mir das nicht vor 32 jahren sagen können, dann wäre ich jetzt nicht süchtig nach Nasensprays.